„Die Zaffeon legt an Steuerbord an!“, meldete der junge Navigator pflichtbewusst als das 238 Meter lange Kriegsschiff der Mensun-Klasse längsseits ging.
Die Timber hatten die kleinere Flatasch mit einem Traktorstrahl an ihren Zerstörer herangezogen. Wahrscheinlich hatten sie bereits versucht, mit den Urpiden über Funk Kontakt aufzunehmen, da aber bei dem Überfall der Piraten die gesamte Kommunikation, auch die bordinterne, ausgefallen und der Frachter schwer beschädigt worden war, wollten sie sich nun wohl persönlich von dem Befinden der Besatzung überzeugen.
Dies gefiel Netsch gar nicht. Er hasste die Timber. Seine Schallblasen blähten sich in immer kürzer werdenden Intervallen auf, ein Zeichen für die steigende Gereiztheit des Kommandanten. Außerdem trocknete seine Haut durch seine Nervosität aus und wurde spröde. Er erhöhte den Grad der Luftfeuchtigkeit in der Zentrale, was aber nichts bewirkte.
Über eine der Außenkameras konnte er auf dem Hauptbildschirm der Zentrale verfolgen, wie sich der drei Meter durchmessende Ring eines Verbindungsschlauchs aus Stahlplastik von einer der Backbordschleusen der Zaffeon löste und sich zielsicher auf die Flatasch zubewegte, um dort an der gewünschten Stelle einzurasten. Der durchsichtige fünf Meter lange Schlauch verfestigte sich und in seinem Innern baute sich eine atembare Atmosphäre auf. Ein zwei Meter breiter und fünfundzwanzig Zentimeter dicker Metallsteg schoss von unterhalb der Schleuse der Zaffeon aus durch den Schlauch und rastete auf der Gegenseite ein. Kaum stand die Verbindung zwischen den beiden Schiffen betraten auch schon zwei bewaffnete Timber den Schlauch.
„Man könnte meinen, unsere Retter würden in den Krieg ziehen“, äußerte sich Slatsch gelassen über das Auftreten der Soldaten. Seine glatte, dunkelgrün gefleckte Kopfhaut glänzte im gedämpften Licht. Die waagerecht aufgestellten gelben Pupillen seiner seitlich am Haupt liegenden Augen blickten gespannt auf Netsch.
„Timber befinden sich immer im Krieg!“, knurrte Netsch, erhob sich schwerfällig aus dem Kommandosessel und machte sich auf den Weg zur Schleuse, um die unwillkommenen Gäste zu begrüßen.
Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, hatten die beiden Soldaten den Sicherungscode der Schleusentür des urpidischen Frachters schnell geknackt. Die beiden Timber traten nacheinander aus der Schleuse und reihten sich vor Netsch auf.
Mit einer durchschnittlichen Größe von zwei Meter dreißig und einer Schulterbreite von gut ein Meter vierzig waren sie imposante Erscheinungen. Dazu trugen auch die gewaltigen Muskelpakete der grau befellten, wolfsähnlichen Wesen bei, deren Uniform nur aus spärlichen, lederartigen Kleidungsstücken im Hüft- und Schulterbereich bestand. Am beeindruckendsten aber waren ihr riesiges Raubtiergebiss mit den scharfen, spitzen Zähnen und natürlich die Bewaffnung, die sich aus einem schweren Impulsstrahler, diversen Messern und einem breitem Kurzschwert zusammensetzte.
„Mein Name ist Ser-Pon-Khar! Dies ist Dov-Nun-Gloch“, stellte der Timber mit dem Rangabzeichen eines Pagagen sich und seinen Begleiter vor.
„Netsch, Kommandant der Flatasch!“, antwortete der Urpide knapp und bemühte sich, den beiden Soldaten seinen Gemütszustand nicht zu offenbaren.
„Ihr Schiff befindet sich in einem schlechten Zustand“, stellte der Timber emotionslos fest. „Laut Abkommen zwischen der Masanischen Allianz und der Malaga-Union sind wir verpflichtet, Ihnen zu helfen.“
„Ach wie nett!“, spottete Netsch, und der Pagage blickte ihn böse an.
„Wir haben bereits ihre Spedition verständigt,“ fuhr Ser-Pon-Khar fort, „und ein Bergungsschiff ist unterwegs. Es wird in neun Stunden eintreffen. Bis zum Abschluss der Bergung werden wir Ihnen Schutz geben. Außerdem kümmert sich bereits ein Team unserer Leute um Ihre verlorene Fracht. Wir werden versuchen, so viel wie möglich davon zu retten. Einige Container scheinen aber schwer beschädigt zu sein.“
„Bitte bergen Sie auch diese“, verlangte Netsch schnell, bevor der Timber etwas anderes sagen konnte. Die gespielte Freundlichkeit machte ihm schwer zu schaffen. Seinem Gegenüber erging es wahrscheinlich nicht viel besser.
Die Union war noch viel zu jung, um langjährige Vorurteile zwischen ihren zehn Mitgliedsvölkern abbauen zu können. Dafür lag eine zu unruhige Vergangenheit hinter ihnen. Eine Zeit der Kriege und des Leids. Und vor allem die Timber waren im ganzen Malona-Sektor bekannt für ihre Grausamkeiten. Ein fünf Jahre lang andauernder Frieden konnte daran nicht viel ändern.
Schon gar nicht bei Netsch, der vor seiner Zeit als Mannschaftsmitglied eines Frachters einige Jahre im aktiven Militärdienst der ehemaligen Urpiden-Garde gedient hatte und dessen rechtes Hüftgelenk bei der Verteidigung der urpidischen Kolonie Tavg von einem Timber-Schwert zertrümmert worden war.
„Ich werde sehen, was sich da machen lässt!“, fletschte Ser-Pon-Khar mit den Zähnen und wollte sich schon zum Gehen abwenden, als er noch kurz innehielt. „Ach ja!“, sagte er, und schon in den beiden Worten lag eine Abwertung, wie sie Netsch noch nie in seinem Leben gehört hatte, „nur für meinen Bericht. Haben Sie Verletzte oder Tote zu beklagen?“
„Nur ein paar Beulen und Schrammen“, teilte der Kommandant ihm mit. „Nichts, was die Bordapotheke nicht beheben könnte.“
Wortlos drehten sich die beiden Timber um und begaben sich zurück auf ihr Schiff. Netsch kehrte in die Zentrale der Flatasch zurück, von wo aus er das Abkoppeln des Verbindungsschlauches beobachten konnte. Jetzt konnte er nur noch hoffen.
Diese kleine dreiteilige Geschichte soll nur einen kurzen Einblick in ein Universum geben, mit dem ich mich schon seit einigen Jahren beschäftige und das ich ständig ausbaue. Zwei Teile eines dreiteiligen Romans sind bereits fertig, wurden aber noch nicht veröffentlicht. Weitere elf Exposés mit den Völkern aus der Malaga-Union und anderen netten und weniger netten Rassen liegen auch bereits vor. Dazu existieren Hunderte von Datenblättern. Inspiriert zu der ganzen Saga haben mich vor allem Perry Rhodan, Babylon 5 und Star Trek. Also wird das Ganze wohl eine Mischung der drei bekannten SF-Größen werden. Ich würde mich über ein paar Kommentare jeglicher Art freuen. Vielen Dank an alle Leser, die sich die Zeit genommen haben, kurz in mein Universum einzutauchen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.08.2007.
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