Andreas Rüdig

Der Banküberfall

Ich brauche Geld. Ich brauche es sogar dringend. Ich muß meine Miete sowie Strom und Wasser bezahlen und außerdem noch ein Geburtstagsgeschenk für meine Freundin kaufen. Woher das Geld nehmen, wenn nicht stehlen?
Auch Quatsch. Durch diese Redensart wird man auch nicht reich. Ich werde jetzt zu meiner Bank gehen. Schließlich ist die Bank Schuld, daß ich momentan so arm bin. Die Bank war es doch, die einige Honorare von mir unterschlagen und nicht auf mein Konto überwiesen hat. Also wird sie mir das Geld auch ohne Buchung herausgeben müssen.
Zum Glück besitze ich eine Pistole. Sie liegt bei mir immer griffbereit und geladen in der Schublade meines Schreibzimmertisches. Schnell stecke ich sie unter den Gürtel in den Hosenbund. Und ab geht es zur örtlichen Bank.
Es ist kurz vor Feierabend. Also kein Kunde mehr da, nur noch die Bankbeamten. "Hände hoch, dies ist ein Banküberfall," rufe ich, als ich mit gezückter Pistole in den Schalterraum stürme. "Hallo, Herr Müller - Müller, was gibt`s denn?" - "Schnauze halten und Geld her, Frau Piefenbrink! Alles Geld her, aber dalli! Das haben Sie doch gehört." - "Geht nicht so einfach. Erst einmal füllen Sie  den Scheck aus. Und dann stellen Sie sich wieder in der Reihe an." Wieso Reihe? Welche Reihe? Da waren doch tatsächlich noch Leute in die Schalterhalle gekommen. Also füllte ich brav den Scheck aus, setzte als Betrag 250.000 Mark, stellte mich in der verbliebenen Schlage an und wartete, bis ich dran war. "So, Herr Müller - Müller, wollen wir mal sehen,was ich tun kann. Ihr Konto ist ja gedeckt. Wunderbar. Die drei Honorare der Landeszeitung sind gekommen. Miete, Strom und Wasser ist bezahlt. Ihr Guthaben beträgt 2.508,92 DM. Die 250.000 Pfennige werde ich Ihnen also auszahlen können." 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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