Andreas Gritsch

Zimmer 84

 
 
 
 
 
 
 
Der Eingang zur Villa schien angelegt wie ein Laufsteg direkt in den Ballsaal. Nichts wurde in den Jahren am Haus oder der Einrichtung verändert, dennoch verspürten die Besucher jedes mal einen neuen Aspekt, welcher sich nicht fassen ließ.
Einen Abend im Jahr musste der Hausherr laut Testament für die gehobene Gesellschaft des Ortes gestalten, um der Besitzerin, welche vor 120 Jahren eine bedeutende Ehefrau eines Direktors war, die Möglichkeit einzuräumen, ihrer im festlichen Rahmen zu gedenken.
Diesen Auflauf von Masse, welcher sich selbst in einen fiktiven Edelstand erhob, konnte der heutige Besitzer und Nachfahre jener Dame auch nur an einem einzigen Tage ertragen.
 
Die restliche Zeit des Jahres verbrachte er alleine in seiner Villa, nur unterbrochen von acht Personen die jeden dritten Montag des Monats durch alle Räume putzten und die Lebensmittel wieder aufstockten.
Es gab sehr viel zu tun, denn die Villa bestand aus einem Hauptgebäude und zwei Seitenflügeln.
Die Arbeit an diesem Ort war für die Angestellten sehr bequem, weil ihnen der Hausherr keine Vorschriften machte oder ihnen Anweisungen gab. Nur eine Sache war sowohl den Arbeitern, als auch den feinen Leuten aus der Stadt absolut verboten. Niemand durfte das kleine Zimmer in der ersten Etage im linken Seitenflügel betreten.
 
Ein solches Verbot lockt natürlich früher oder später jemanden an, der Grenzen überschreiten will. So kam es an einem sonnigen Tag dazu, dass der kleine Raum doch betreten wurde, um ein mögliches Geheimnis zu lüften. Einer ging voran, die anderen langsam hinterher. Doch zum Erstaunen aller war dieser verbotene Raum vollkommen leer, nur an der Decke hing ein alter Lampenschirm.
Die Leute sahen sich an und mussten anfangen zu lachen, während sie sich wieder um ihre eigentliche Aufgabe zu kümmern begannen. Nachdem sie ihre Pflicht getan hatten, verabschiedete sich jeder einzeln mit einem Handschlag bei dem Hausherrn der Villa.
 
Das Personal hatte für diesen Tag keine weiteren Aufträge mehr in anderen Häusern, weshalb sie noch gemeinsam bis Sonnenuntergang gemeinsam ihren Feierabend in einem schönen Biergarten verbracht haben.
Es war für allle ein schöner Ausklang eines leichten Tages, welcher sie nur einzuladen schien, den Moment ohne einen Gedanken an etwas anderes zu verschwenden. 
Eine der drei Frauen aus der Staffel fuhr mit ihrem Rad auf dem Heimweg noch einmal an der alten Villa vorbei, welche inzwischen komplett verdunkelt war, nur in diesem kleinen Zimmer brannte noch Licht.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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