Michael Dissieux

Der Duft der Toten

 

Owens Stimme war keifend und hörte sich an wie die Stimme einer alten Frau, die ihr Leben lang geraucht und zuviel Alkohol genossen hat. Wie immer sprach er viel zu schnell, so daß Fox Probleme hatte, jedes Wort zu verstehen.

"Du mußt mehr Fett in die Pfanne tun, du Dummkopf", röchelte Owen, als wäre jeder Atemzug sein letzter.

"Willst du, daß das schöne Fleisch eine schwarze Kruste bekommt ? Willst du das ?"

Fox schüttelte den Kopf, griff fast automatisch nach der Flasche mit dem Pflanzenöl und goß so lange davon in die Pfanne, bis das Fleisch zischend zu brutzeln begann.

"Daß man dir auch alles sagen muß. Man könnte gerade meinen, du hättest noch nie Fleisch in der Pfanne gebraten."

Fox schaute über seine Schulter, dorthin, wo er Owen vermutete. Für ihn befand sich Owen immer hinter seiner rechten Schulter.

"Wie das duftet", flüsterte Owen jetzt leise. Seine Stimme hatte sich plötzlich in das heisere Raunen eines wahnsinnigen Psychopathen aus einer jener Mysterythriller verwandelt, die Fox so liebte, und die meistens nur spät in der Nacht im Fernsehen liefen. Dann, wenn die normalen Menschen lange schon in ihren Betten lagen und von ihren Erfolgen und Mißerfolgen des vergangenen Tages träumten.

Aber Fox war nicht normal. Deshalb konnte er sich solche Filme mit ruhigem Gewissen und diebischem Vergnügen anschauen.

"Diesmal hast du dich selbst übertroffen, Dummkopf."

Fox glaubte einen leichten Schlag auf der Schulter zu spüren.

"Laß es nur nicht anbrennen, hörst du ? Immer genug Fett in die Pfanne. Ohne Fett kannst du das Fleisch gleich in den Garten werfen, damit sich der Köter der alten Murphy darüber hermachen kann. Hörst du, Dummkopf ? Immer genug Fett."

Mit diesen letzten weisen Worten zog sich Owen in seine stille Ecke zurück.

Fox stach mit der Gabel in das Fleisch, zog es aus dem knisternden Fett und wendete es. Er mußte einen Schritt zurücktreten, um nicht von spritzenden Fetttropfen verbrannt zu werden.

"Laß dir nichts einreden, Großer."

Das war Mark. Nach Owens krächzender Frauenstimme tat es gut, Marks warme und ruhige Stimme zu hören.

"Du kennst Owen. Er würde dich selbst dann noch verspotten, wenn du im Lotto den großen Jackpot ziehen würdest. Nur um dich dann noch zusätzlich übers Ohr zu hauen und dir die Kohle aus der Tasche zu ziehen."

Mark lachte sein junges, einnehmendes Lachen, mit dem er sich aus so manch brenzliger Situation befreit hatte, in die er und Fox ohne Owen nie geraten wären.

"Aber in einem Punkt hat er Recht. Es duftet wirklich köstlich. Was ist das ?"

Fox griff nach der Bierflasche, die, wie immer, neben dem Herd auf einer Ablage aus Holz stand. Bevor er sie zum Mund führte sagte er "Hase".

Dann leerte er die Flasche bis zur Hälfte.

"Hase", wiederholte Mark begeistert. "Du kannst wirklich stolz auf dich sein."

Damit zog sich auch Mark zurück in die Dunkelheit.

Fox prostete ihm stumm mit der halbleeren Flasche zu und stellte sie auf die Ablage zurück.

"Hase", flüsterte er mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht.

Er wendete das Fleisch erneut und drückte es dann mit der Gabel tief ins Fett hinein. Nur ein Stück Fleisch lag in der Pfanne. Das reichte auch an diesem Abend.

Denn Owen und Mark würden ganz sicher nicht zum Essen kommen.

Fox war alleine.

**

 

Als das Fleisch endlich gut durch gebraten war, hatte es Fox auf einen Teller gelegt, die Pfanne direkt unter heißes Wasser gehalten, ganz so, wie Owen es ihm beigebracht hatte, damit das angebrannte Fett später leichter zu lösen war, und hatte es sich mit dem Fleisch, einer neuen Flasche Bier und der Fernbedienung des Fernsehers im Wohnzimmer gemütlich gemacht.

Bevor Fox das Fleisch probierte, leerte er die Flasche wiederum bis zur Hälfte, rülpste laut und schaltete dabei den Fernseher ein.

Er suchte nach etwas anspruchslosem. Etwas, was seinen Verstand nicht allzu sehr forderte. Er hatte einen langen Tag hinter sich und wollte einfach nur entspannen. Auf keinen Fall einen Film oder eine Dokumentation, bei der man auf die Zusammenhänge und das `Warum´ und `Aber´ achten mußte.

Einfach nur das zarte Hasenfleisch, ein kühles Bier, vielleicht auch noch ein zweites, und etwas bescheidenes im Fernsehen.

Fox fand einen Film mit Leslie Nielsen, einer der wenigen Schauspieler, über die er ohne nachzudenken lachen konnte. Er fragte sich zum wiederholten Male, wo die Zeiten der großen Komiker wie Chevy Chase oder John Candy geblieben waren. Leute, über die man lachen konnte, ohne daß man den Verstand einschalten mußte. Chase und Candy waren einfach nur amüsant, und Fox freute sich am meisten darüber, daß all die Mißgeschicke seiner Filmhelden nicht ihn selbst betrafen.

In der heutigen, für Fox viel zu schnellebigen Zeit waren Actionfilme angesagt, in denen die Helden selbst nukleare Explosionen mit einem arroganten Grinsen überlebten und anschließend keine größeren Sorgen hatten, ob denn ihr Anzug eine Falte abbekommen hatte oder die Frisur noch tadellos saß.

Fox mochte solche Filme nicht, denn sie entsprachen nicht im geringsten der Realität. In der Wirklichkeit konnte schon der Blick eines Mitmenschen katastrophale Folgen haben. Dann lieber die Mißgeschicke von Chase oder Candy. Oder jene von Nielsen, wie an diesem Abend.

Fox probierte das Fleisch und schloß im nächsten Moment genüßlich die Augen.

Mark hatte Recht gehabt. Hasenfleisch war das beste. Und der Geschmack stand dem verführerischen Duft in nichts nach.

Wenn Fox eines im Leben verstand dann war es die Kunst, wie man Fleisch perfekt zubereitete.

Das Fleisch lag zart und dampfend auf seiner Zunge und liebkoste sie mit einem würzigen, fast andächtigen Geschmack, der Fox sogar den Griff nach der Bierflasche vergessen ließ. Er saß fast eine ganze Minute mit geschlossenen Augen da und zelebrierte den ersten Bissen seiner Abendmahlzeit. Als er sie schließlich wieder öffnete, blickte er mit einer Mischung aus Bewunderung und Eigenstolz auf seinen Teller und stach die Gabel erneut in das Fleisch.

Er wünschte sich, Mark wäre hier.

Aber Mark ließ sich beim Essen nur selten blicken. Ebenso Owen.

Daß Owen ihn bei der heiligen Zeremonie des Abendessens alleine ließ war Fox recht, denn Owen hätte selbst noch am überirdischen Geschmack des Hasen etwas auszusetzen gehabt.

Aber Mark war da anders. Er würde ihn loben, so wie er es beim Braten in der Küche getan hatte, und das Fleisch würde direkt doppelt so gut schmecken.

Mark kam jedoch meistens nur dann, wenn Owen auftauchte. Fox wußte, daß Mark stets versuchte Fox vor den Gemeinheiten Owens zu beschützen. Und tatsächlich mäßigte Owen auch seine Sticheleien wenn Mark in der Nähe war.

Mark war Fox´ bester Freund. Das war er auch damals schon gewesen.

Obwohl er eigentlich sein Bruder war.

Fox griff nach der Bierflasche, hielt dann aber inne. Er starrte auf den Fernseher, ohne zu sehen, was sich dort gerade abspielte.

Nielsen saß in einem Fahrschulwagen und forderte die ängstliche Fahrschülerin auf einem flüchtenden Gangsterwagen zu folgen.

Mark war sein jüngerer Bruder. Ebenso wie es Owen war.

Fox überlegte. Mittlerweile war es so, daß die beiden tatsächlich zu seinen jüngeren Brüdern geworden waren. Das war nicht immer so gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, da war Fox der jüngere Bruder gewesen.

Aber das war, bevor ....

Fox setzte die Flasche an den Mund und trank in hastigen Schlucken. Er dachte an Mark. Und wie immer, wenn er das tat, spürte er eine große Traurigkeit in ihm aufsteigen. Nicht nur deshalb, weil Mark nicht mehr da war. Da war etwas anderes, das Fox schier verzweifeln ließ, aber so sehr er sich auch anstrengte, er schaffte es nicht, es zu ändern.

Denn immer, wenn Fox an seinen – inzwischen – jüngeren Bruder dachte, besaß Mark ein schwarzes Gesicht. Nicht das Schwarz, wie es die vielen farbigen Menschen besaßen, denen Fox auf der Straße begegnete. Oder dieses Tiefschwarz, wie der alte Mann am Ende der Straße, den die Kinder nur den `Afrikaner´ nannten.

Marks Schwarz war vielmehr ein fürchterliches Schwarz. Ein Schwarz, das Fox immer noch, nach all den Jahren, Angst bereitete.

Es war das Schwarz eines verbrannten Menschen.

Durchzogen von roten Schlieren aus gekochtem Blut und den gelblich weißen Flecken verkohltem Gewebes.

Fox liebte Mark. Er liebte ihn abgöttisch, so wie er es damals schon getan hatte, als Mark noch nicht sein jüngerer Bruder gewesen war. Aber immer, wenn er an ihn dachte, grinste Mark sein einnehmendes, herzerweichendes Lachen mit seinem schwarzen Gesicht.

Owens Gesicht war weiß. Keine Blutschlieren und kein verkohltes Gewebe, das an abgestorbenen Eiter erinnerte.

Owen sah aus, wie Owen immer ausgesehen hatte. Obwohl seine Seele im Grunde rabenschwarz war, besaß er nicht das schwarze Gesicht von Mark.

Das ärgerte Fox, denn nur zu gerne hätte er sich Owen in diesem schwarzen, dampfenden Gesicht vorgestellt, und nicht Mark. Fox wußte nicht einmal mehr, wie Mark in Wirklichkeit ausgesehen hatte. Selbst Marks Haare waren verschwunden. Nur noch einige gekräuselte, dunkle Härchen standen wirr von seinem schwarzen Kopf ab. Nichts erinnerte mehr daran, daß er einmal blonde Locken gehabt hatte.

`Haare wie ein Engel´, hatte ihre Mutter immer gesagt, als sie noch lebte.

Doch das war lange her. Zu lange für Fox´ Erinnerungsvermögen. Manchmal mußte er mehrere Minuten lang überlegen, wann Mark sein Engelshaar verloren und sein schwarzes Gesicht bekommen hatte.

Er steckte sich ein weiteres Stück des köstlichen Hasenfleisches in den Mund und kaute es genüßlich.

Das muß damals gewesen sein, in einem Sommer, der sehr heiß und trocken gewesen war. In jenem Jahr explodierte dieses Raumschiff am Himmel, erinnerte sich Fox. Den Namen des Raumschiffes kannte er nicht, aber er kannte die spektakulären Bilder der Katastrophe im Fernsehen.

Es war im Sommer jenen Jahres ...

* *

... als Fox elf Jahre alt gewesen war.

Es war eine Nacht im August, als er wieder einmal nicht einschlafen konnte. Zum einen hinderte ihn die Aufregung des vergangenen Tages daran, denn sein Vater hatte eine seine unvergleichlichen und weltbewegenden BBQ-Abende veranstaltet, bei denen sich die halbe Nachbarschaft und zahlreiche Arbeitskollegen seines Vaters im viel zu kleinen Garten tummelten, schwatzend und mit Gläsern in der Hand in kleinen Grüppchen zusammenstanden oder freudestrahlend von einem Tisch zum nächsten schlenderten, immer auf der Suche nach einen neuen Witz, der erzählt wurde, oder in der vagen Hoffnung sich der schönen Nachbarin mehr als nur ein paar Schritte nähern zu können.

Fox hatte diese Abende geliebt, denn er mochte es, wenn die Leute ihn bei seinem Vater lobten, wie groß er doch geworden sei und wie stolz er auf seinen Sohn sein könne, wie überhaupt auf alle drei.

Ebenso mochte Fox das üppige Essen, das an diesen Abenden aufgetischt wurde. Wenn sein Vater eines im Leben gut konnte – und nach Fox´ Meinung war diese Liste, was sein Vater wirklich gut beherrschte, sehr schnell aufgezählt – dann war es, wie man Fleisch über offenem Feuer zubereitete, so daß man das Gefühl hatte seine Zunge während des Essens auf direktem Wege ins Paradies zu schicken.

Fox war wichtig zwischen den Gästen umher geschlendert, hatte sich hier ein Lob und dort einige gut gemeinte Ratschläge angehört, die er nie in seinem Leben befolgen würde, und hatte es vor allen Dingen genossen, Owen aus dem Weg zu gehen. Denn Owen haßte diese Abende, die er verächtlich `Rentner- und Säuferabende´ nannte. Er saß dann immer in seinem Zimmer, hörte diese Musik, die seine Mutter oft zur Weißglut brachte und seinen Vater Worte gebrauchen ließ, deren Bedeutung Fox zu damaliger Zeit nicht verstand, und starrte mit verbitterter Miene aus seinem Fenster in den Garten hinaus, in dem die `Rentner und Säufer´ sich einen wundervollen Abend gestalteten.

Fox wußte der übellaunigen Blicke seines Bruders, und er und Mark nutzten diesen Umstand, um noch wichtiger und mit hoch erhobenem Haupt und glücklichem Grinsen im Gesicht zwischen den Gästen zu patrouillieren.

Dieses Fest war einer der Gründe, warum Fox in dieser Nacht nicht schlafen konnte, denn noch immer hatte er die Stimmen der Männer und das Gelächter der Frauen im Kopf. Vor allem aber wehte ihm noch der betäubende Duft gebratenen Fleisches durch die Nase und versetzte seine Gedanken in ein Hochgefühl, wie es nur wenige Dinge auf der Welt zu schaffen vermochten.

Zum anderen war da die Hitze. Es war ein sehr heißer Sommer gewesen in jenem Jahr, in dem im Frühjahr dieses Raumschiff, an dessen Namen sich Fox nicht mehr erinnern konnte, am Himmel explodiert war.

Fox war sich sicher, daß sein Vater mit seiner Party und dem Feuer, über dem er den ganzen Abend sein Fleisch mit dieser köstlichen Kruste gebraten hatte, die Hitze der Nacht noch zusätzlich angefacht hatte, so wie man Glut durchaus zu einem ausgewachsenen Feuer anspornen konnte.

Die Luft schien zu brennen. Sie stand still über Fox´ Bett und drückte seinen nur mit einer kurzen Hose bekleideten Leib auf die feuchten Laken seines Bettes nieder.

Mal lag er auf dem Rücken, dann drehte er sich auf die linke Seite, dann auf die rechte, bis er keuchend und schwitzend auf dem Bauch zu liegen kam. Schweiß stand auf seiner Stirn, verklebte seine Haare und färbte sein Bettlaken dunkel.

Fox fragte sich, wie er in dieser verdammten Nacht jemals Schlaf finden konnte. Sie hatten zwar Ferien, und es könnte ihm egal sein, um welche Zeit er morgen aufwachte. Doch Onkel Danny wollte schon früh am Morgen vorbeikommen und die `Jungs zu einer verdammt gepflegten Angelpartie´ mitnehmen, wie sich Onkel Danny in seinem Gassenjargon gerne auszudrücken pflegte.

Fox mochte Onkel Danny, der gerne derbe Witze und unzivilisierte Ausdrücke benutzte und dadurch ein Held für Fox in der steifen Welt der Erwachsenen war.

Aus diesem Grund erhob sich Fox so gegen drei Uhr in der Nacht von seinem Bett, um sich mit irgend etwas die Zeit zu vertreiben, bis ihn endlich die Müdigkeit übermannen konnte. Vielleicht konnte er einige Comics durchblättern.

Doch anstatt seine Füße aus dem Bett zu schwingen, blieb Fox in aufrechter Haltung auf seinem feuchten Laken sitzen.

Irgend etwas stimmte nicht.

Der Geruch von gebratenem Fleisch, das ihm in den letzten Minuten wie eine wundervolle Erinnerung an den BBQ-Abend in der Nase gehangen hatte – er schien nicht ausschließlich in seinem Kopf zu existieren.

Vielmehr wurde dieser Gestank plötzlich so intensiv, daß Fox´ Magen augenblicklich zu rebellieren begann.

Und dann hörte er es. Und sah es.

Das schreckliche Geräusch von knisterndem, hungrigem Feuer, das er die ganze Zeit über bei seiner Suche nach wohlverdientem Schlaf ausgeblendet hatte.

Und ein Hauch von schwarzem Qualm, der sich wie ein Schleier über die Nacht gezogen und sie noch ein klein wenig dunkler gemacht hatte. Der beißende Gestank schnürte ihm die Kehle zu, und für einen kurzen Augenblick fragte er sich, wie er all das die ganze Zeit über so erfolgreich hatte ignorieren können.

Dann aber sprang Fox auf, ohne zu wissen, was er zu tun hatte, rannte zur Tür seines Zimmers und riß sie mit einem energischen Ziehen auf.

Im nächsten Moment sah er sich einen dunklen Nebelwand gegenüber, die wallend und erstickend durch den Korridor zog. Der unheimliche Schein ferner Flammen verwandelte den Qualm in tanzende, bizarre Figuren, die Fox fortan nie mehr vergessen sollte.

Plötzlich war die Stille der Nacht verschwunden und das Haus erfüllt von panischem Leben.

Fox hörte seine Mutter schreien, ein helles, infernalisches Kreischen, das er schon so oft in diesen schlimmen Filmen gehört hatte, die er im Grunde gar nicht sehen durfte, es aber dennoch heimlich bei seinem besten Freund Aaron Whitman tat. Die Stimme seines Vaters konnte Fox nicht hören. Dazwischen das lachende Festmahl des Feuers.

In Fox´ Gedanken überschlugen sich die Ereignisse. Sein Verstand gaukelte ihm unzählige Szenarien vor, was er als nächstes tun sollte. Alle Bilder erschienen ihm gleichzeitig logisch, erschreckend und sinnlos.

Schließlich rannte er, ohne weiter über sein Handeln nachzudenken, den Korridor entlang in Richtung Marks Zimmer, wobei ihm der heiße Qualm wie eine Faust ins Gesicht schlug.

Fox öffnete den Mund, in der irrwitzigen Absicht, nach Luft zu schnappen, schloß ihn jedoch sofort wieder und preßte noch zusätzlich die Fläche seiner linken Hand auf die Lippen.

Auf halbem Weg kam ihm Owen entgegen gerannt. Fox bemerkte, daß sein Haar rauchte und seine Schlafanzughose zerrissen war.

Ihre Mutter würde darüber überhaupt nicht erfreut sein, formulierte sein Verstand den mit Abstand dämlichsten Gedanken seines elfjährigen Lebens.

"Los komm,", brüllte Owen und griff seinen Bruder am Arm, so daß es schmerzte und Fox später die Abdrücke von drei Fingern am Unterarm vorfand.

"Ich muß zu Mark", schrie Fox zurück und stemmte sich mit aller Macht gegen Owens Umklammerung. Der sah ihn nur mit dem gehetzten Blick eines Tieres an und schüttelte wild den Kopf. Dabei stoben Dampfwölkchen wie Zuckerwatte aus seinen zerzausten Haaren.

"Mark kannst du nicht mehr helfen", antworte Owen mit leiser Stimme, die durch das Feixen des Feuers kaum zu verstehen war.

"Los komm, Dummkopf."

Doch Fox riß sich mit einer vehementen Geste aus Owens Griff, daß er nach hinten gegen die Wand prallte.

"Ich laß Mark nicht allein", schrie Fox seinem Bruder entgegen. Doch dieser war schon weiter gerannt und um die Ecke verschwunden, wo eine Treppe hinunter ins Erdgeschoß führte. Fox sah ihm nach, mit einer Mischung aus Unverständnis und aufkeimendem Haß. Im nächsten Augenblick hörte er das erschreckende Bersten von Holz und sah gleich darauf eine helle Wolke aus Glut und schwarzem Qualm von dorther kommen, wo sich die Treppe befand.

Owen schrie nicht. Dazu schien er keine Gelegenheit zu haben. Doch Fox sah seinen Bruder nie wieder, auch nicht, als er im offenen Sarg in der Kapelle aufgebahrt lag. Onkel Danny wartete mit Fox in der hintersten Bankreihe der kleinen Kirche, um seinem Neffen den Anblick des toten Bruders zu ersparen.

Doch all das wußte Fox zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ohne länger nachzudenken rannte er weiter in Richtung Marks Zimmer. Die Tür zu seinem Zimmer stand offen, und Fox konnte das Tosen von Feuer dahinter erkennen, das gleichmäßige und schreckliche Pulsieren von Glut und dichtem Qualm.

Fox preßte beide Hände auf den Mund, verharrte kurz im Türrahmen und trat dann soweit in Marks Zimmer, wie er es sich zutraute.

Im Unterbewußtsein konnte er die Poster von Sweet und Garry Glitter an der Wand wie brennende Fahnen wehen sehen. Marks Schreibtisch mit den Schulbüchern und Comicheften war ein flammendes Inferno und wirkte wie ein glühender Backofen, aus dem jeden Moment das köstlichste Brot zum Vorschein kam. Die Gardinen vor den jetzt schwarzen Scheiben waren nicht mehr als verkohlte Fetzen mit rotglühenden Rändern.

Das alles erfaßte Fox mit der grausamen Gleichgültigkeit eines Menschen, dessen Blick sich an einem Alptraum geheftet hatte.

Er stand starr und steif inmitten einer beißenden Spirale aus stobender Glut, züngelnden Flammen und tanzendem Qualms, unfähig, auch nur einen Schritt aus diesem Zimmer zu machen, das einmal Marks Zimmer gewesen war.

Das Zimmer, in dem Fox und sein Bruder so oft auf dem Boden gesessen und über die Mädchen in der Schule mit ihren kurzen Röcken und langen Beinen geredet hatten, mit breitem Grinsen und nervös bebenden Händen. Wo sie ihre geheimen Pläne gegen Owen geschmiedet hatten, wenn er einen von beiden mal wieder übel mitgespielt hatte. Die verlockendsten und schönsten Pläne hatten sie ersonnen, während auf dem alten Plattenspieler Sweet gerockt hatten. Doch nie hatten sie einen ihrer Rachepläne in die Tat umgesetzt.

Jetzt war es dafür zu spät. Denn Mark lag starr auf seinem Bett, ein glühender Balken des Daches quer über seiner stillen Brust, sein Gesicht schwarz und aufgerissen, als hätte ihn ein Raubtier mit seinen Krallen zerfetzt. Etwas Rotes kochte auf dem schwarzen Gesicht und verdampfte in weißen Wölkchen. Marks Engelshaar war verschwunden.

Fox konnte später nicht mehr sagen, wie er aus dem Haus gekommen war.

Manchmal glaubte er sich daran zu erinnern, wie ihn kräftige Hände gepackt hatten. Dann wiederum dachte er, daß er in seiner unvorstellbaren Panik gedankenlos aus dem Fenster von Marks Zimmer gesprungen war.

In seinen bizarrsten Träumen glaubte Fox, daß ihn ein Engel aus der Flammenhölle gerettet hatte. Wenn er ehrlich war, gefiel ihm diese letzte Erklärung für sein Überleben am besten.

Alles, was er noch genau von jener Nacht nach der BBQ-Party seines Vaters wußte war, daß sein Vater nie wieder einen BBQ-Abend veranstalten würde. Ebenso wenig würde Owen mit verhaßtem Blick aus seinem Fenster auf die Partygäste herabsehen können.

Und ebenso wenig würde Fox jemals in seinem Leben den Anblick in Marks Zimmer vergessen.

Fortan lebte Fox mit seiner Mutter und einem monströsen Brandmal im Gesicht in einer kleinen Wohnung in einem ebenso kleinen Ort, der ungefähr zwanzig Meilen von seiner Heimatstadt entfernt lag.

* *

Jener Tag vor fast 21 Jahren hatte Fox´ Leben von Grund auf verändert.

Nicht nur weil er in dieser Nacht seinen Vater und seine beiden Brüder verloren hatte. Auch nicht der Tatsache wegen, daß er in den nächsten 21 Jahren ein etwa faustgroßes Brandmal auf der linken Wange trug, das im ersten Jahr hellrot, fast leuchtend Fox´ Gesicht verunstaltete und im Laufe der Zeit zu einem schwachen, faltigen Rosa abgeebbt war.

Vielmehr veränderte sich sein Leben dahingehend, daß man ihn von jener Nacht an Fox nannte.

Fox war nicht sein richtiger Name. Im Grunde mochte er den Namen nicht einmal.

Doch es war Aaron Whitman gewesen, der ihn als erstes so nannte. Und da Aaron sein bester Freund gewesen war, störte sich Fox nicht weiter daran, daß ihn schon bald alle Kinder in der Schule so riefen.

Warum sie das taten, wußten die meisten nicht. Sie taten es einfach, weil alle es taten.

Diejenigen, die den Grund wußten, warum Aaron seinen Freund so nannte – und das waren nicht mehr als eine Handvoll – die benutzten den Namen mit einem gewissen Respekt, aber auch einer Furcht, die mit dem Namen einher ging.

Fox´ richtiger Name war Brian Pierce.

Doch fast schon hatte er seinen richtigen Namen vergessen. Wenn er in irgendwelchen Amtsstuben danach gefragt wurde, mußte Fox tatsächlich überlegen, wie er bis zu seinem elften Lebensjahr genannt worden war.

Er war einfach nur Fox, und er war zufrieden damit.

**

 

Am nächsten Morgen machte sich Fox auf den Weg, sobald sich das erste Tageslicht als grauer Streifen am Horizont zeigte.

Es wurde Zeit, seine Vorräte wieder aufzufüllen.

Er fuhr mit seinem alten, verrosteten Ford Pick-up durch die stillen leblos wirkenden Straßen des kleinen Ortes, in dem er immer noch lebte, nachdem seine Mutter ihn vor fast fünf Jahren verlassen hatte.

Die Ärzte hatten damals gesagt, sie sei an einer Lungenentzündung gestorben. Doch Fox war sich sicher, daß es der Kummer um ihre verlorenen Söhne und die Gewißheit, sich den Rest ihres Lebens um den einzigen schwachsinnigen Sohn kümmern zu müssen, gewesen waren, die ihr letztendlich die wenigen Kräfte geraubt hatten, die sie noch besessen hatte.

Sie war nie eine starke Frau gewesen. Nicht seit jener Nacht vor 21 Jahren.

Und wäre da nicht Onkel Danny gewesen, der ihr und Fox so oft und gut es ging unter die Arme gegriffen hatte, dann hätte sie ihren Sohn schon früher alleine in dieser seltsamen Welt zurück gelassen.

Die Straßen des Ortes schienen sich im grauen Morgennebel zu strecken, als würden sie gerade erwachen. Der helle Streifen am Horizont, der Fox jedesmal an den Schmutz auf alten Fenstern erinnerte, begann sich schnell zu vergrößern und wurde zu einem unansehnlichen Flecken.

Fox liebte diese Zeit des Tages. Für ihn war die Geburt eines jeden neuen Tages immer wieder faszinierend. Er dachte dann daran, daß dieser Tag nur für ihn geboren wurde und er der einige Mensch in dieser Welt sei, die sich so gegen ihn gewandt hatte. Solange er alleine war, konnte ihm niemand etwas anhaben. Da waren keine Kinder, die lachend hinter ihm herliefen und ihn wegen der trockenen Brandnarbe an der Wange verspotteten. Und es gab auch keine Erwachsenen, die ihn teils belustigt, teils erschrocken anstarrten und zu tuscheln begannen, sobald Fox ihnen den Rücken zuwandte. In diesen ersten Minuten im Leben des neuen Tages war Fox alleine, und er war der Vater des neugeborenen Tages.

Er fuhr mit knatterndem Motor über die schmale Hauptstraße des Ortes in Richtung Wald. Er wollte die letzten Häuser hinter sich gelassen haben, sobald sich erstes, widerwärtiges Leben hinter den Fenstern regte.

Hinter einem großen, mit flüsternden Grasstauden übersäten Feld, das den Wald von den Straßen des Ortes trennte, parkte er den Pick-up und stieg aus.

Es war kühl an diesem Morgen, und Fox schloß den Reißverschluß seiner Jacke bis zum Kinn. Die Luft war frisch und unverbraucht. Er blieb einige Sekunden neben dem alten Wagen stehen, die Hände tief in den Taschen der Jacke vergraben, und sog die feuchte Waldluft tief in seine Lungen ein. Sie roch nach Tannen und Moos und faulen Blättern, die den Waldboden wie einen Teppich säumten.

Und da war noch ein anderer Geruch ...

Fox blickte zu dem schmalen Weg hin, der sich durch den gesamten Wald schlängelte und an den ersten Häusern des nächsten Ortes endete. Fox war einmal dort gewesen, am anderen Ende des Waldes. Doch sobald er den duftenden Mantel der Baumreihen verlassen und die Ausdünstungen der Menschen von jenseits des Waldweges wahrgenommen hatte, war er sofort wieder umgekehrt und im Schutz der hohen Bäume verschwunden.

Aber Fox brauchte diesen Weg an diesem Morgen nicht.

Er ging auf zwei mächtige Kiefern zu und tauchte zwischen ihren vernarbten Stämmen in die feuchte und frische Dunkelheit des Waldes ein.

Unbeirrt fand er seinen Weg, wobei er über knorrige Wurzeln und stille Gräser stieg und mit seinen Händen Ranken und Geflecht zur Seite stieß. Seine schweren Stiefel versanken tief auf dem Nadelteppich. Fox mochte diese Art durch den Wald zu laufen, denn dann stellte er sich immer vor, er würde über Wolken laufen, die ihn zu sich heranzogen und dann wieder abfederten.

Manchmal blieb er stehen und blickte in alle Richtungen.

Einem zufälligen Beobachter wäre es erschienen, als hätte sich der Mann verlaufen und versuchte nun durch Riechen den richtigen Weg wiederzufinden.

Doch Fox brauchte nicht zu riechen, um zu wissen, wohin er gehen mußte.

Er besaß eine Gabe. Etwas, das ihn zu dem Außenseiter gemacht hatte, der er heute war.

Zudem war er nie alleine im Wald. Owen ging hinter seiner rechten Schulter, und Mark hinter der linken.

Sie kamen immer, sobald er sich auf die Suche machte. Fox hörte immer auf sie, und oft fragte er sich, ob er wirklich diese Gabe besaß, auf die ihn Aaron als erster Mensch aufmerksam gemacht hatte, oder ob sie eher die Befähigung von Owen und Mark war.

Diese Gabe ...

* *

 

... die Fox das erste Mal drei Monate nach dem fürchterlichen Feuer spürte.

Er lebte mit seiner Mutter zusammen in einer winzigen Wohnung, die für sie beide zu klein war. Sie waren in einen kleinen Ort gezogen, der weit genug von dem Haus entfernt lag, in dem sein Vater und seine beiden Brüder ums Leben gekommen waren.

Doch Fox schien es, als sei kein Ort der Welt weit genug von ihrem alten Haus entfernt.

Sie waren eine stille Gemeinschaft geworden, er und seine Mutter. Sie redeten wenig. Theresa Pierce zog sich tief in ihr Innerstes zurück und schien nicht zulassen zu wollen, daß ihr einzig überlebender Sohn sie dorthin begleitete. Fox wußte, wie sehr seine Mutter an seinen Brüdern gehangen hatte. Besonders Mark war stets ihr Liebling gewesen, auch wenn sie dies nie öffentlich bekannt gemacht hätte. Doch ein jeder, selbst Fox – damals noch Brian – fiel die intensive Zuneigung auf, mit der sie Mark umgab und ihn vor all den Gemeinheiten und Ungerechtigkeiten der Welt zu schützen versuchte. Daß sie mit dieser Art Liebe ihren beiden anderen Kindern, insbesondere Fox, genau diese Schmerzen bereitete, vor denen sie Mark zu schützen versuchte, das sah Theresa nicht. Und falls sie es sah, versuchte sie die Tatsache einfach zu verdrängen, wie es alle Erwachsenen mit lästigen Problemen taten, wie Fox schon früh festgestellt hatte.

Sie redete nicht viel mit Fox. Sie fragte nicht danach wie er sich nach dem Feuer fühlte. Es interessierte sie nicht, wie es in Fox´ Innern und in seinem Denken aussah.

Fast hätte man den Anschein haben können, Theresa Pierce war es egal, wie es um ihren jetzt einzigen Sohn stand.

Vielleicht wünschte sie sich, Fox könnte mit einem seiner Brüder – am besten natürlich mit Mark – die Plätze tauschen.

Vielleicht aber gab sie insgeheim Fox die Schuld, daß man Marks Leiche verkohlt und auf die Hälfte seiner Körpergröße reduziert in den Überresten seines Bettes gefunden hatte, während Fox fast unversehrt – bis auf eine Wunde an der Wange – und mit einer Rauchvergiftung an der Schwelle zu Marks Zimmer gefunden wurde.

Fox vermutete, daß von beidem etwas der Wahrheit entsprach.

Und wenn er ehrlich war, interessierte es ihn auch nicht sonderlich, was seine Mutter über ihn dachte, und was sie ihm an den Hals wünschte und was nicht.

Manchmal fragte er sich, wie sein Leben in den darauffolgenden Jahren seiner Pubertät verlaufen wäre, wenn es nicht Onkel Danny gegeben hätte.

Der Bruder seines Vaters mit seiner derben Ausdrucksweise und den Scherzen, die Theresa die Schamesröte ins Gesicht trieben und Fox vor Vergnügen quietschen ließen, kümmerte sich so oft er konnte um seine Mutter und ihn, auch was finanzielle Dinge betraf.

In der Schule sagten sie, Onkel Danny kümmere sich `ganz intensiv´ um seine Mutter. Fox reagierte nicht einmal wütend oder beleidigt auf diese Äußerungen.

Denn er wußte ja, daß diese Jungs Recht hatten, obwohl sie es eigentlich gar nicht wissen konnten.

Aber Fox konnte es. Die Wohnung hatte dünne Wände, und Fox gute Ohren.

Onkel Danny war es auch gewesen, der Fox eines Tages einen Hamster geschenkt hatte. Er war der Ansicht gewesen, ein kleines Haustier würde Fox schnell auf andere Gedanken bringen und ihm dabei helfen die schreckliche Feuernacht vergessen zu können.

Fox hatte Onkel Danny nie gesagt, daß er den Hamster, den er insgeheim `Mark´ genannt hatte, im Grunde nicht leiden konnte. So klein das Tier auch war, bedeutete es doch eine Menge Arbeit, eine Menge Dreck und eine Menge Lärm, den Mark am liebsten in der Nacht veranstaltete.

Und so war Fox auch nicht sonderlich traurig, als Mark eines Tages plötzlich verschwunden war.

Es war ihm noch nicht einmal aufgefallen, wenn ihn Aaron nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, daß der Käfig mit dem kleinen Plastikhäuschen und dem Plastiklaufrad leer und die Käfigtür, die sich auf dem Dach des Käfigs befand, nur angelehnt war.

Aaron machte sich augenblicklich auf die Suche nach dem Hamster. Er suchte unter Fox´ Bett und hinter dem Schrank und unter einem alten Sessel, der in einer Ecke von Fox´ Zimmer stand und eigentlich nur als Kleiderablage diente.

Fox hingegen stand in der Mitte des Zimmers, und plötzlich waren da Owen und Mark.

Er war nicht überrascht darüber, daß er die Stimmen seiner Brüder hören konnte.

Owen zu seiner rechten, Mark zu seiner linken Seite, so, wie es fortan immer sein sollte.

Er hatte schon oft mit ihnen gesprochen. Meistens in der Nacht, wenn Fox einen besonders traurigen Tag hinter sich hatte und seine Mutter ihn wieder mal spüren ließ, wie sehr sie sich einen anderen Verlauf der Dinge gewünscht hätte.

Owen sagte etwas mit seiner krächzenden Stimme, die nicht mehr als ein heißeres Flüstern war.

Fox hörte ihm zu. Dann ging er unbeirrt auf die Heizung unter dem Fenster zu, ließ sich auf die Knie nieder und spähte zwischen den Lamellen hindurch.

Und tatsächlich fand er den flauschigen, kalten Körper seines toten Hamsters eingeklemmt zwischen Wand und Heizung, allen Blicken verborgen.

Aaron betrachtete die Szenerie mit großen Augen. Er konnte Owen und Mark weder sehen noch hören. Doch er wußte, daß Fox auf irgend etwas lauschte, das nur sein Freund hören konnte. Er hatte mit angesehen, wie Fox in der Mitte des Zimmers gestanden und den Kopf wie hypnotisiert zur Seite geneigt hatte, wobei seine Augen halb geschlossen gewesen waren.

Mit einem Schlag fürchtete sich Aaron vor Fox, denn sein Verhalten machte auf ihn den Eindruck eines Besessenen, wie er sie schon in Filmen gesehen hatte.

Als würde etwas – oder jemand – Fox an unsichtbaren Fäden bewegen.

Von dem Moment an, als Fox mit sicherem Griff hinter die Heizung faste und den steifen Körper des Hamsters zum Vorschein brachte, nannte Aaron seinen Freund Brian Pierce nur noch Fox, auch wenn er ihm dies erst Tage später offenbarte.

Fox ... wie Fox Mulder aus der `Akte X´- Serie, die Aaron sich so gerne ansah.

* *

 

Fox blieb immer wieder stehen. Dann stand er still zwischen Gräsern und schwarzen Baumstämmen, neigte den Kopf zur Seite, während der kühle Morgenwind ihm das Haar aus der Stirn wehte, und lauschte.

Wenn er auf der Suche war, dann war es meistens Owens Stimme, die ihn leitete. Die keifende, viel zu hohe Stimme seines Bruders, die ihn immer an das Geschrei von Weibern erinnerte, die untereinander in Streit geraten waren.

Nur selten mischte sich Mark ein. Dessen ruhige und besonnene Stimme war nur zu hören, wenn sich Owen in der Richtung geirrt hatte, denn Owen hatte schon als Kind damit Schwierigkeiten gehabt, links und rechts voneinander zu unterscheiden.

Dann war es an Mark, Owens Krächzen zu korrigieren.

Was diesen Punkt anbelangte, ergänzten sich die beiden unterschiedlichen Brüder nahezu perfekt.

So war es nicht verwunderlich, wenn Fox manchmal einen Schritt nach rechts ging, um dann sofort umzukehren und zielstrebig in die entgegengesetzte Richtung weiterzugehen.

An diesem Morgen jedoch brauchte Mark seinen Bruder nicht zu überstimmen.

Fox befand sich keine fünf Minuten im Wald, als er zum ersten Mal fündig wurde.

* *

 

"Warum nennst du mich Fox?" hatte er einmal seinen besten Freund Aaron Whitman gefragt. Das war ungefähr einen Monat, nachdem er Mark, den Hamster, leblos und kalt hinter der Heizung gefunden hatte.

"Gefällt´s dir nicht?" fragte Aaron und grinste.

"Doch", antwortete Fox. "Ich will nur wissen, wieso du mich so nennst. Hast du doch früher nicht getan."

"Wegen Fox Mulder", sagte Aaron, und seine Augen bekamen diesen Glanz, den sie immer bekamen, wenn er an seine Lieblingsserie dachte.

"Fox Mulder von Mulder und Scully. Kennst du doch. Wir haben´s mal zusammen gesehen, als du bei mir übernachtet hast. Weißt du nicht mehr ? Vor drei Wochen."

Fox starrte seinen Freund einige fürchterliche Augenblicke verständnislos an. Dann zog sich ein breites Grinsen über sein Gesicht.

"Oh, du meinst `Akte X´."

Aaron nickte.

"Genau. Und du bist wie Mulder. Der scheint auch irgend welche telepatischen Fähigkeiten zu besitzen. Ständig sieht er irgend welche Aliens oder so."

Fox grinste breit.

"Und Scully denkt, Mulder ist ein Irrer", lachte er und schlug sich in die Hände.

"Und du meinst, ich hab solche Fähigkeiten?"

Aaron zuckte mit den Schultern.

"Ich weiß nicht. Aber die Sache mit dem Hamster war schon seltsam, das mußt du zugeben."

Fox dachte über die Worte seines Freundes nach und zuckte dann seinerseits mit den Schultern.

"Kann sein. Denkst du, ich bin genauso irre wie dieser Fox Mulder?"

"Nein, du bist nicht irre. Auf jeden Fall nicht irrer als sonst."

Aaron lachte.

"Du bist nur etwas anders."

Damit wußte Fox, wieso sein bester Freund ihn so nannte. Und da es ihn nicht störte – immerhin war Aaron nicht nur sein bester, sondern auch sein einziger Freund – nannten ihn schon bald alle in der Schule nur noch Fox.

* *

 

Er lenkte zielstrebig auf einen Busch zu, dessen Blätter trocken raschelten, als Fox ihn mit seinen grobschlächtigen Händen zur Seite neigte.

"Na also. Was hab ich gesagt", flüsterte Owen zu seiner rechten. Seine Stimme erinnerte Fox an den Klang von Sandpapier auf verrostetem Stahl.

Er nickte nur, während sich ein zufriedenes Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Als er in die Innentasche seiner Jacke griff und einen braunen Jutesack zum Vorschein brachte, sah Fox seinen aufgeregten Atem als weiße Wölkchen seinen Mund verlassen. Nachdem er die rote Kordel gelockert hatte, hielt er den Sack mit der linken Hand fest, während er in die Hocke ging und mit der rechten nach dem weißen Fellbündel griff, das zwischen Ästen und Laub lag.

Wieder ein Hase, dachte Fox zufrieden und erinnerte sich augenblicklich an das zarte Fleisch vom Vorabend.

Der Tierkadaver ließ sich nur widerspenstig von der Erde lösen. Es hatte den Anschein, als würde er schon einige Tage hier liegen. Eine der Pfoten war angenagt und nicht mehr als ein mit dunklem Blut verkrusteter Stumpf.

Es gab ein häßliches, schmatzendes Geräusch, als Fox den leblosen Körper vom Boden riß. Blätter und kleine Äste regneten herab, nachdem er den Hasen wie einen schmutzigen Teppich gegen einen Baumstamm geschlagen hatte. Dann verstaute er seine Beute in dem Jutesack, zog die Kordel zusammen und warf sich das Säckel über die Schulter.

"Gut so, Dummkopf", sagte Owen anerkennend, und Fox hatte im gleichen Moment das unheimliche Gefühl, als würde sich eine kalte Hand auf seine Oberarm legen.

"Weiter. Es gibt noch mehr zu holen im Wald."

Fox nickte. Dann machte er einen Schritt nach links, um gleich darauf umzukehren und in die andere Richtung weiterzulaufen.

Er war zufrieden mit sich und der stillen, morgendlichen Welt, die seine Welt war.

Niemand war da, der ihn hänselte oder anstarrte. Niemand, der in ihm einen Schwachsinnigen sah, so wie es seine Mutter so oft getan hatte.

Niemand, der sich wünschte, er wäre vor 21 Jahren anstelle seines Bruders in seinem Bett verbrannt.

Fox liebte diesen Morgen, und während er weiter unbeirrt seinen Weg durch das dichte Unterholz schlug, begann er mit leuchtenden Augen einen kleine Melodie zu pfeifen, deren Namen er nicht kannte.

Als er am frühen Nachmittag zu seinem alten Pick-up zurückkehrte, befanden sich drei Hasen, eine schwarze Krähe und ein Waschbär in Fox´ Beutel.

Hase war gut. Aber Waschbär war mit Abstand das beste Fleisch ...

* *

 

Am Abend saß Fox im Wohnzimmer, eine Flasche Bier auf dem Tisch und die Fernbedienung des Fernsehers daneben. Auf einem Teller dampfte das zarte Fleisch, eine helle Fettlache hatte sich auf dem Teller gebildet.

Fox war zufrieden mit sich und dieser Welt, die leider nur allzu oft und gerne ihre Maske des Schreckens überzog, um Fox üble Streiche damit zu spielen.

Als er am Morgen aus dem Wald zurückgekehrt war, hatte er seinen Fang auf dem Küchenboden ausgebreitet und ihn mit dem stolzen Blick eines Jägers begutachtet.

Nur daß er das Fleisch gar nicht zu jagen brauchte. Er hatte es nur finden müssen. Dennoch war es seine Beute, und er war der Jäger.

Diesmal war es nicht umgekehrt ...

Er hatte den Kadaver des Waschbären sorgsam auf seinen `Kuscheltier-Rahmen´ gespannt, wie Fox die Konstruktion aus Holz nannte, die er selbst angefertigt hatte.

Als die Läufe des Tieres und sein Kopf fixiert waren, hatte er damit begonnen mit vorsichtigen, fast liebevollen Strichen dem Tier das Fell abzuziehen. Er hatte es zu den vielen anderen Fellen in die kleine Kammer neben der Küche gelegt, denn Owen hatte ihm einmal ins Ohr geflüstert, daß die Felle gewisser Kreaturen durchaus ihren Wert besaßen, wenn man darauf achtete, dieses Fell beim Häuten nicht zu zerstören.

Fox war ein Meister im Häuten. Mit zärtlicher Leichtigkeit trennte er das Fell von Sehnen, Muskeln und Fleisch, ohne auch nur ein Haar auf den Boden fallen zu lassen.

Schließlich hatte er mit einem Tranchiermesser die saftigsten und vielversprechendsten Fleischlappen vom Kadaver abgetrennt und den kläglichen Rest des Tieres in den Müllzerkleinerer geworfen.

Als Fox nun vor dem Fernseher saß und sich die Nachrichten ansah, spürte er das zarte Fleisch des Waschbären auf seiner Zunge vergehen und fühlte sich so wohl, wie schon lange nicht mehr.

Doch dann an diesem Abend kam Owen plötzlich aus dem Dunkeln und leistete Fox Gesellschaft. Etwas, das er sonst nie tat, wenn Fox am Essen saß.

"Na, Dummkopf. Bist wohl nervös, was?"

Fox hielt inne, als hätte er einen Peitschenhieb verabreicht bekommen. Und tatsächlich spürte er fast augenblicklich körperliche Schmerzen in sich aufsteigen.

Er blickte über seine rechte Schulter, doch dort war niemand.

Dennoch nickte er kaum merklich, denn Owen war da, auch wenn Fox ihn nicht sehen konnte.

"Das mußt du nicht", flüsterte Owen fast fürsorglich, wobei sich seine Stimme wie das Zischen einer in die Enge getriebenen Schlange anhörte.

"Mark und ich sind bei dir. Was soll also schon schief gehen?"

Fox kaute weiter, wobei er aus den Augenwinkeln über seine Schulter spähte. Er dachte über Owens Worte nach.

Er hatte Recht. Was sollte schief laufen? Mark und Owen waren immer bei ihm gewesen, sobald sich Fox auf die Suche begab. Das war schon seit seiner Kindheit so gewesen. Seit jenem Tag, an dem er seinen toten Hamster hinter dem Heizkörper gefunden hatte und Aaron ihn seither Fox nannte.

Und noch nie war etwas schief gegangen. Wieso also morgen?

Trotz all der Argumente spürte Fox eine kalte Furcht in sich aufsteigen. Fast wie die Angst, die man verspürt, wenn man eine Rede vor einer größeren Menschenmenge halten sollte.

Fox dachte darüber nach, was ihn am nächsten Tag erwartete. Und die Gedanken gefielen ihm gar nicht.

In den Nachrichten kam eine Meldung über Vince Morton.

Fox legte sein Eßbesteck neben den Teller und starrte auf das Foto des Mannes.

Vince Morton ...

Irgend jemand hatte ihnen einen Tip gegeben. Fox würde es nicht wundern, wenn dieser `irgend jemand´ sogar Owen selbst gewesen wäre.

Irgend jemand hatte über Fox´ Begabung geplaudert.

Und dann standen eines Tages zwei Herren von der Staatspolizei und der Ortsvorsteher seines Dorfes vor der Tür.

Fox hatte in den Augen der beiden Polizisten lesen können, daß sie ihn von der ersten Sekunde an für einen Schwachsinnigen hielten. So, wie es alle Menschen taten, denen Fox in seinem Leben begegnete.

Ungeniert hatten sie auf sein Brandmal auf der Wange gestarrt.

Dennoch hatte sich Fox angehört, was ihm die Herren in ihren grauen Anzügen zu erzählen hatten. Und die Worte, die er gehört hatte, war mit Abstand das Schrecklichste gewesen, das er je in seinem Leben nach dem Brand gehört hatte.

Sie hatten in seinem Wohnzimmer gesessen, und die Polizisten hatten da gesessen, wo er immer saß, wenn er sein Fleisch aß.

Und sie hatten ihm von Vince Morton erzählt.

Die beiden Polizisten der Staatspolizei hatten mit gleichgültiger Routine von dem Mann erzählt, über den Fox gerade in den Nachrichten hörte.

Von Vince Morton ... dem Kindermörder ...

* *

 

"Unserer Abteilung ist zu Ohren gekommen, daß sie über ... sagen wir ... außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen sollen, Mr. Pierce."

Die vier Männer saßen in dem kleinen Wohnzimmer von Fox. Die Staatspolizisten auf der Couch, auf der Fox am Abend immer saß, Greg Daniels, der Ortsvorsteher und gleichzeitige Inhaber des einzigen Lebensmittelladens im Ort, auf einem Sessel, der weder farblich noch vom Stil her zur Couch paßte, und Fox auf einem harten Stuhl, den er aus der Küche geholt hatte.

Eigentlich waren sie zu sechst. Jedoch zwei von den Anwesenden konnte nur Fox sehen. Doch Owen und Mark schwiegen und hörten aufmerksam zu.

"Woher wollen sie so etwas wissen?" fragte Fox, doch Daniels brachte ihn mit einer knappen Handbewegung und einem aufgesetzten Lächeln zum Schweigen.

"Das ist doch unerheblich, Fox. Diese Herren sind den weiten Weg aus Darcon Falls gekommen um dich zu sprechen."

Als würde diese Erklärung jede Einmischung in Fox´ Privatleben erklären schwieg und nickte er. So, wie er es immer tat.

Doch konnte er sich nicht daran erinnern, Daniels das `Du´ angeboten zu haben.

"Wir würden uns ihre Fähigkeiten gerne zu nutzen machen", fuhr der Beamte fort. Ein stämmiger Bursche mit Kurzhaarschnitt und Augen, die keinen Widerspruch zu dulden schienen. Sein Auftreten schüchterte Fox ein.

Ohne eine Reaktion seines Gegenübers abzuwarten kramte der Beamte eine Akte aus seiner Ledertasche hervor und blätterte darin herum.

"Es geht um einen Mann namens Vince Morton. Offiziell ist dieser Name der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich gemacht worden. Doch handelt es sich bei Morton um den mutmaßlichen Kinderheimmörder."

Der Beamte sprach mit gleichgültiger Gelassenheit über Morton.

"Sie haben es sicher in den Nachrichten verfolgt, Mr. Pierce", fuhr der Mann fort und richtete seine Augen starr auf Fox.

"In einem Kinderheim in Darcon Falls sind innerhalb von zwei Wochen drei Kinder verschwunden. Anfangs ist man davon ausgegangen, daß die beiden Jungen und ein Mädchen weggelaufen seien. Doch im Laufe der Ermittlungen der Polizei, die hinzu gezogen worden war, hatte sich der Verdacht erhärtet, daß sich jemand gewaltsam Zutritt zu den Zimmern der Kinder verschafft und sie des nachts verschleppt hatte."

Der Beamte zuckte mit der gleichen Belanglosigkeit die Schultern mit der er sprach.

"Fragen Sie mich nicht, wie er es schaffen konnte, unbemerkt in das Haus zu kommen und ebenso unbemerkt mit seinem Opfer wieder hinauszugelangen. Und das gleich drei mal. Aber er hat es geschafft."

Daniels lachte kurz, doch ein eisiger Blick des zweiten Beamten, der bislang geschwiegen hatte, ließ ihn wieder verstummen.

"Im Zuge der Ermittlungen haben wir Vince Morton über am Tatort gefundene DNA-Spuren verhaften können, einen vorbestraften Kinderschänder. Zu Beginn hat er alles geleugnet. Doch nach zahlreichen Verhören hat er zumindest gestanden einen der Jungen, den neunjährigen Antonio Castellano aus dem Heim entführt, sich an ihm vergangen und getötet zu haben. Über die anderen beiden hatte er keine Aussagen gemacht."

Der Blick des Beamten blieb starr auf Fox fixiert, als erwarte er eine Reaktion.

Fox sah sich nach Mark um. Dessen Stimme blieb ruhig. Doch Fox spürte die Anwesenheit seiner Brüder.

"Morton weigerte sich uns zu verraten, wo er die Leiche des Jungen abgelegt hat. Und genau an dem Punkt kommen Sie ins Spiel, Mr. Pierce."

Der Beamte warf Daniels einen kurz Blick zu, ehe er sich wieder auf Fox konzentrierte. Er beugte sich vor, als gelte es Geheimnisse nicht preis zu geben.

"Man sagt, Sie haben die Fähigkeit, tote Körper aufzuspüren."

Fox spürte, wie er sich in seiner Haut unwohl zu fühlen begann. Die Blicke aller waren auf ihn gerichtet. Unruhig rutschte er auf dem Stuhl herum, verschränkte die Hände ineinander, damit man das Zittern nicht erkennen konnte, das ihn plötzlich befallen hatte. Er wünschte sich, Owen mit seiner rabiaten Art würde eingreifen.

Vorsichtig nickte Fox, was dem Staatspolizisten ein zufriedenes Lächeln abverlangte.

"Wären Sie denn dazu bereit, ihre Begabung für diesen einen Fall in den Dienst unserer Behörde zu stellen, Mr. Pierce? Natürlich würden Sie das nicht umsonst tun müssen."

Fox starrte auf den Boden. Vor seinen Augen entstand das Bild eines hochgewachsenen Mannes mit einem kleinen Jungen an der Hand, der unbarmherzig von dem Mann hinter sich hergezogen wurde.

"Was Sie tun müßten ist, mit uns nach Darcon Falls zu kommen und dort in einem Waldgebiet, das wir als höchst verdächtig einstufen, nach der Leiche des kleinen Antonio zu suchen. Würden Sie das für uns tun, Mr. Pierce?"

Fox nickte stumm.

* *

 

Sie hatten ihn in einem kleinen, unauffälligen Hotel im Zentrum von Darcon Falls untergebracht. Fox wußte, daß sich im Zimmer nebenan zwei Beamte der Staatspolizei aufhielten, wahrscheinlich Karten spielten, jedoch stets ein wachsames Ohr auf etwaige Geräusche aus dem Nebenzimmer hatten.

Dieser Umstand ließ Fox sich ein wenig sicher fühlen. Dennoch war er in der Nacht sehr aufgewühlt. Sein ganzer Leib zitterte, und seine Lippen formten tonlose Worte.

Er sprach mit Mark und Owen, die ihn beide zu beruhigen versuchten. Selbst Owen mit seiner krächzenden Weiberstimme sprach beschwichtigend auf ihn ein.

Während Fox den Worten seiner verstorbenen Brüder lauschte und er sich tatsächlich ein klein wenig zu beruhigen begann, tauchte vor seinem Auge immer wieder das Bild des hochgewachsenen Mannes auf, der ein Kind an der Hand hinter sich herzog. Das Kind weinte, zerrte mit letzten, verzweifelten Kräften am eisernen Griff seines Peinigers. Die Füße des Kindes rutschten haltlos über den Boden, die flehenden Worte klangen wie das Schreien einer Möwe.

Fox spürte, wie sein Leib in eisigen Schauern gebadet wurde.

Langsam begann er einzuschlafen. Seine Lider wurden schwer und konnten sich gegen die Müdigkeit nicht mehr erwehren. Selbst die Stimmen von Mark und Owen wurden leiser.

Das letzte, was Fox sah, war die Gestalt des hochgewachsenen Mannes. Von Vince Morton, dem Kindermörder ...

... und einem kleinen Mädchen an seiner Hand ...

* *

 

Am nächsten Tag, einem wolkenverhangenen, tristen Mittwoch, hatten sie Fox in einem unauffälligen, schmucklosen Wagen zum nahen Wald gebracht, der Darcon Falls im Norden wie einen Schutzwall umschloß.

Außer den beiden Staatspolizisten, die Fox schon in dessen Wohnung aufgesucht hatten, befanden sich noch zwei uniformierte Beamte einer Spezialeinheit mit ihren Spürhunden dabei.

Fox hatte große Angst vor den Hunden, die zwar Maulkörbe trugen, dennoch gefräßiger aussahen als alle Hunde, die Fox je in seinem Leben gesehen hatte.

Vor vielen Jahren hatte er einmal einen toten Schäferhund im Wald gefunden. Daher wußte er, wie zart das Fleisch dieser rauhen Tiere sein konnte.

Der Fahrer des Lieferwagens, ein farbiger Bursche, der während des ganzen Unternehmens kein Wort redete, parkte den Wagen auf einem abgelegenen, kleinen, von Bäumen und Büschen befreiten Platz inmitten des Waldes und blieb dann still hinter dem Steuer sitzen, als er den Motor abgestellt hatte.

Plötzlich konnte Fox in der Stille das Atmen der Männer und Hecheln der Hunde so deutlich hören, als wären die Geräusche direkt in seinem Kopf.

Am lautesten schlug jedoch sein Herz.

Als die seitlichen Türen des Wagens geöffnet und Fox ins Freie geführt wurde, traf ihn der Duft wie einen Schwall heißer Luft an einem kühlen Wintertag.

Da waren der frische, von der Nacht noch angefeuchtete Duft des Waldes, der Geruch von Moos an den Bäumen und Moder im Unterholz. Dazwischen der Duft toter Waldtiere, die überall verdeckt unter Büschen und in Mulden lagen.

Dazu ein Duft, der Fox fast die Besinnung raubte ...

Marks feine Stimme meldete sich wie das Flüstern eines Geistes.

Doch an diesem Morgen brauchte Fox nicht auf die Worte seines Bruders zu achten.

Es galt nicht die Körper toter und oftmals der Verwesung preisgegebener Tiere aufzustöbern.

Das Odeur des Waldes wurde infiltriert von einem Geruch, der so intensiv war, das er Fox´ Verstand wie eine Droge erfüllte. Plötzlich befürchtete er, daß seine Beine unter ihm nachgaben, sein Kopf ruckte in die Richtung des Duftes und seine Augen schlossen sich in stiller, fast anmutiger Begierde.

"Geht es Ihnen nicht gut, Mr. Pierce?" hörte Fox die Stimme des Beamten, der auch in seinem Wohnzimmer mit ihm gesprochen hatte. Doch er blendete sie aus, sie erschien ihm von weit her zu kommen, zu fern, um ihn erreichen zu können.

Er ging einige Schritte in die Richtung des Duftes und blieb dann stehen. Einige Zeit stand er still da, dann neigte er den Kopf zur Seite. Die Stimmen in seinem Kopf redeten pausenlos auf ihn, doch Fox verstand ihre Worte nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben brauchte er die Hilfe seiner Brüder nicht.

Ihre Worte waren nicht mehr in seinem Verstand wie das stete Rauschen der Blätter hoch über ihm.

"Dort", flüsterte Fox heiser und deutete auf ein unwegsames Geländer, das von Dorngestrüpp und dichten Hecken bedeckt war.

"Nicht weit."

Fox stapfte zielsicher zwischen Bäumen hindurch und über Wurzelwerk, das sich tückisch unter einem Teppich aus Moder und Laub versteckt hielt. In Ungedanken schlug er Zweige und Ranken zur Seite, während ihm die Staatspolizisten und die Beamten der Sonderkommission mit Mühen folgten.

Fox interessierte es nicht, ob die Männer mit ihm mit halten konnten.

In seinen Gedanken war er schon lange alleine im Wald. Selbst das Hecheln und gelegentliche Knurren der Hunde und das helle Rasseln ihrer Ketten registrierte Fox nicht.

Dieser Duft ...

Er erfüllte sein Denken und ließ die Gedanken taumeln. Sein gesamter Leib zitterte und erbebte in wohligen Schauern. Die Gier trieb ihn voran, das Verlangen nach diesem neuen, jungen und unverbrauchten Geruch.

Fox begann zu rennen. Er stolperte über Äste und knorrige Wurzeln, schlug mit der Schulter hart gegen einen Baumstamm und strauchelte. Doch er fing seinen Sturz mit dem Knie und beiden Händen ab, raffte sich auf und rannte weiter durch das dichte, düstere Unterholz.

Der Duft wurde intensiver ... lebendig ... und trieb Fox voran wie ein ausgehungertes Tier bei Nacht.

Er schlug einen dornigen Busch zur Seite, spürte die Schmerzen in seiner blutigen Hand nicht, und blieb stehen.

Schwer atmend starrte er auf den Waldboden und deutete mit ausgestrecktem Arm auf eine Stelle, die von Ästen und abgebrochenen Zweigen befreit war und nur aus braunem und schwarzem Laub bestand.

Hinter sich hörte er die raschelnden Schritte und das aufgeregte Keuchen der Polizisten, die sich an einem nahen Baum festhalten mußten, als sie Fox erreichten.

Erwartungsvoll sahen sie ihn an.

Dieser deutete unaufhörlich auf den Waldboden hinter der Dornenhecke, seine Augen weit aufgerissen, von seinen Lippen tropfte Schweiß und Speichel.

"Hier unten", sagte er nur, während er den Duft wie den Geruch bratenden Fleisches in seiner Pfanne in sich aufnahm.

Dann versagten seine Beine, Fox stürzte auf den weichen Laubteppich, während besorgte Hände nach ihm griffen.

Die Welt um ihn herum blendete sich aus. Das aufgeregte Stimmengewirr der Polizisten, die laut gebrüllten Befehle des Staatsbeamten, das Bellen der aufgeregten Hunde.

Zurück blieb nur der Duft, der aus der Erde wie Dampf aufstieg ...

* *

 

Am Abend des nächsten Tages saß Fox in seinem Wohnzimmer auf der Couch, wo er immer saß, hielt eine Flasche Bier in der Hand und starrte auf den Fernseher.

Die Abfolge bunter Bilder und Stimmen, die sinnloses Zeug erzählten, registrierte Fox kaum. In Gedanken weilte er immer noch in Darcon Falls.

Die Ereignisse des vergangenen Tages zogen immer und immer wieder wie ein nie enden wollender Film vor seinen Augen vorbei.

Er hatte es tatsächlich geschafft, die Staatsbeamten zu einer Stelle im Wald zu führen, wo in der weichen Walderde, eingehüllt in einen schwarzen Plastiksack, die sterblichen Überreste eines kleinen Jungen lagen.

Sie hatten Antonio Castellanos Leichnam aus dem Boden geholt, während Fox zeitgleich von einem Arzt der Bundespolizei untersucht wurde, den man angefordert hatte, nachdem Fox die Besinnung verlor.

Fox hatte den Jungen nicht sehen können, denn die Polizisten hatten den Leichnam sofort in einen Holzsarg gelegt, nachdem man ihn aus der Erde geholt hatte.

Aber ein Blick in die Gesichter der Beamten hatte Fox genügt, um zu wissen, daß der kleine Antonio kein schöner Anblick geboten haben konnte.

Während er nun in seinem Wohnzimmer saß, mit sich und dieser seltsamen Welt zufrieden, erinnerte sich Fox an das unbeschreibliche Gefühl zurück, das er empfand, als er die Witterung des toten Jungen aufgenommen hatte.

Es war ein fast zügelloses Verlangen, das von Fox Besitz ergriffen hatte. Jede Faser seines Körpers hatte vibriert und den Takt der Begierde gesungen. Nie zuvor hatte Fox sich einer Mischung so zahlreicher und widersprüchlicher Gefühle ausgesetzt gesehen. Die Furcht vor dem, was er entdecken würde, gepaart mit der Begierde nach dem betäubenden Geruch und dem, was ihn verströmte. Fox hatte seinen Körper und seine Sinne neu erfahren, und dieses Gefühl nach purer Lust hatte ihn von Darcon Falls bis nach Hause in sein Wohnzimmer begleitet.

Die Stimme des Nachrichtensprechers riß Fox in die Wirklichkeit zurück.

Das idiotische Lächeln, das sein Gesicht zierte, wich angespannter Neugierde.

Der Sprecher berichtete von Vince Morton.

Während eine Aufnahme der Fundstelle im Wald gezeigt wurde, abgesichert mit Absperrband und kleinen Täfelchen, auf denen Nummern standen, sagte der Sprecher, daß die örtliche Polizeibehörde in einem Waldstück nahe Darcon Falls die Leiche des seit vier Wochen vermißten Antonio Castellano gefunden hatte. Der Leichnam wies Spuren sexuellen Mißbrauchs auf.

Über Fox wurde kein Wort verloren. Dies war seine einzige Bedingung gewesen.

Er wollte seinen Namen nicht in einem Zeitungsartikel lesen oder einer Nachrichtensendung hören müssen.

Als die Wetterkarte gezeigt wurde, lehnte sich Fox zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schloß die Augen.

Ein seltsames Lächeln zierte sein Gesicht, verträumt und erschreckend zugleich, als er an Aaron Whitman dachte ...

* *

 

"Funktioniert das auch bei Menschen?"

Fox war zwölf Jahre alt gewesen, als er mit seinem besten Freund Aaron Whitman auf der alten Steinmauer am Rande des Fußballplatzes saß.

Zu ihren Füßen lag ein toter Vogel mit verdrehtem Genick. Seine leblosen Augen wirkten wie glitzernde Knöpfe, die ins Leere starrten.

"Ich glaube schon", antwortete Fox und stieß den Vogel mit der Schuhspitze an.

Sie hatten den Vogel in einem Busch neben dem Sportplatz gefunden. Aaron mochte es, wenn Fox ihm seine außergewöhnliche Fähigkeit vorführte. Wann immer es ging und die beiden Jungen alleine waren, bat er Fox um eine `Kostprobe seines Könnens´, wie es Aaron immer nannte. Und Fox hatte den Wunsch seines Freundes noch nie abgeschlagen. Er sah es als Ehre an, wenn er etwas präsentieren konnte, was sonst niemand anderes zu können schien. Und die Aussicht auf Aarons funkelnde Augen trieben Fox mit Leichtigkeit zu Höchstleistungen an.

"Hast du es mal probiert?" fragte Aaron.

Fox schüttelte den Kopf.

"Es gibt keine Toten in unserem Dorf", antwortete er. "Da kann man auch keine finden."

"Ich meine ja nur", sagte Aaron und ließ Fox nicht aus den Augen.

"Wenn es hier einen Toten geben würde. Würdest du ihn finden können?"

Fox betrachtete sich nachdenklich das tote Tier zu seinen Füßen. Dann zuckte er fast beiläufig mit den Schultern.

"Ich glaube schon. Ist egal, ob Tier oder Mensch."

Er sah Aaron an und grinste.

"Menschen riechen anders als Tiere. Sie sind einfacher zu finden."

Aarons Mund blieb offen stehen.

"Wie riechen tote Menschen denn?"

Fox legte den Kopf zur Seite und schien nach etwas zu lauschen. Doch da war nur das Rauschen der Blätter einiger Eichen, die den Sportplatz säumten und leiser Vogelgesang, der von weit her zu ihnen herüber wehte.

"Na, irgendwie anders ... sie riechen süß. Fast wie Pudding."

Fox´ Blick wanderte zu Aaron zurück.

"Ich war auf dem Friedhof, wo mein Vater und Mark und Owen liegen. Da hab ich es gerochen. Es kam direkt aus der Erde. Manche, die schon lange in ihrem Grab liegen, riechen kaum noch. Aber die anderen, die man erst beerdigt hat, die riechen süß wie Pudding."

Sein Gesicht wurde ernst, als er weitersprach.

"Man bekommt einen Riesenhunger, wenn man die Toten riecht."

Aaron spürte einen kalten Schauder über seinen Körper wandern. Zum ersten Mal fürchtete er sich richtig vor Fox.

* *

 

Fox erinnerte sich gerne an jenen Nachmittag zurück, als ihn Aaron zum ersten Mal nach toten Menschen gefragt hatte. Ihm einen toten Vogel im Gebüsch oder einen toten Hamster hinter der Heizung zu finden war eine Sache. Aber einen toten Menschen, das erschien den Jungen damals als etwas ganz Besonderes.

Seine Gedanken schweiften zu dem toten Kind, das er in der Erde gefunden hatte.

Antonio Castellano. Eines der drei vermißten Kinder aus dem Waisenhaus.

Wie süß und verlockend sein lebloser Leib gerochen hatte ...

Fox stand auf, ging in die Küche und nahm sich ein weiteres Bier aus dem Kühlschrank. Vor dem Fenster blieb er stehen. Er öffnete die Flasche mit seinen Zähnen und blickte dann in die Abenddämmerung hinaus. Sein eigenes Gesicht konnte er schwach auf der Scheibe erkennen.

Er würde noch einmal zurückfahren müssen nach Darcon Falls ...

Langsam hob er die Flasche und prostete seinem Spiegelbild zu.

Mit dem Geld, das ihm die Staatsbeamten zugesteckt hatten – ein ansehnliches Sümmchen, das Fox beschämt hatte – würde er sich ein Taxi leisten können, das ihn nach Darcon Falls brachte. Er wollte nicht mit dem alten Pick-up fahren, das wäre zu auffällig.

Zurück in den Wald, in dem Antonio Castellano gelegen hatte.

Fox leerte die Flasche und rülpste.

Die Staatsbeamten hatten ihre Meinung über Fox und seine Begabung gründlich geändert, nachdem ihnen bewußt geworden war, daß sie endlich mit handfesten Beweisen an die Öffentlichkeit treten konnten.

Sie hatten Fox gebeten auch die anderen beiden Kinder zu finden. Gerade so, als gelte es einen verlegten Autoschlüssel aufzuspüren.

Fox hatte die Polizisten lange angesehen, während die keifende Stimme von Owen ihn schier um den Verstand gebracht hatte.

Owen war außer sich vor Enthusiasmus. Owen, der schon immer gerne im Mittelpunkt gestanden hatte, schrie Fox an, er solle weitersuchen.

Die beiden vermißten Kinder könnten nicht weit sein. Er sollte ... `diese verdammten arroganten Staatspolizisten mit seiner gottverdammten Begabung dermaßen beeindrucken, daß sie vor Fox auf die Knie fallen würden´...

Fox ging ins Wohnzimmer zurück und ließ sich stöhnend auf der Couch nieder.

Er hatte den Kopf geschüttelt. Dabei war sein Blick stur zur Erde gesenkt.

Im Wald gab es nur ein Kind, hatte er den Beamten gesagt. Wenn Morton wirklich auch die anderen beiden Kinder ermordet hatte, dann lägen sie nicht hier in Darcon Falls.

Die Beamten hatten Fox angestarrt, als hätte er ihnen gerade einen Lottoschein vor der Nase zerrissen. Lange Zeit hatte niemand von ihnen etwas gesagt. Nur Owen hatte in Fox´ Gedanken getobt und gewütet und seinen Bruder mit den übelsten Beleidigungen tituliert.

Dann, als sich die Beamten zur Beratung zurückzogen und Fox für sie scheinbar das Interesse verloren hatte, hatte Fox gelächelt.

Dabei war sein Blick immer noch starr zur Erde gerichtet, so, daß niemand sein Lächeln sehen konnte.

Er leerte die Bierflasche und betrachtete sich die Schaumtropfen, die an der Innenseite der leeren Flasche hinabliefen.

Die Beamten hatten ihn für schwachsinnig gehalten. Von der ersten Sekunde an. Wie so viele Menschen vor ihnen in Fox´ Leben.

Wieder lächelte er. Das gleiche selbstgerechte Lächeln wie im Wald von Darcon Falls.

Antonio war nicht der einzige gewesen, der verscharrt und weggeworfen in der kalten Erde gelegen hatte ...

Da war noch ein anderer Duft gewesen. Noch intensiver, noch frischer.

Er hatte Fox´ Sinne betäubt, als gäbe es nichts sinnlicheres auf der Welt.

Der Duft des kleinen Mädchens ...

Fox schloß die Augen und lächelte, als er Morton vor sich sah. An seiner Hand führte er das Mädchen, hübsch und weinend und mit der freien Hand auf die große, kräftige Pranke von Morton schlagend. Ihre Füße rutschten über den weichen Waldboden, sie stolperte. Ihre Schreie konnte Fox selbst in seinen Gedanken hören.

Oh, wie süß ist der Duft der Toten ...

... wie zart ihr Fleisch ...

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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