Manfred Bieschke-Behm

AUS MEINER BIOGRAFIE: Der Herbst ist Ende und Anfang....

...zugleich" oder "Mutter, wie war das früher?"

„Mutter, wie war das früher?“ fragte ich wiederholte Male aus Neugierde. Ich hatte stets den Wunsch mehr und viel zu erfahren. „Anders eben, anders als heute“, lautetet häufig die Antwort. „Wir leben heute, und was gestern war, ist ohne Bedeutung“, auch das war eine immer wieder gerne gewählte Aussage meiner Mutter.
 
„Mutter, und was wird morgen sein?“ „Warte es ab. Bald ist Morgen, und dann weißt Du mehr als heute!“ Auch mit dieser Antwort konnte ich nichts anfangen. Aber, weil diese Aussage keine weiteren Fragen zuließ, blieb mir nichts anderes übrig, als meinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Ich versuchte mir vorzustellen, wie vieles was mir heute wichtig ist, wohl früher war. War früher alles besser oder nur anders? Oder war vieles doch nicht so anders beziehungsweise schlechter als heute? Wie immer, wenn ich mich mit diesen Fragen beschäftigte, fand ich keine Antworten. Nicht selten bin ich mit vielen Fragezeichen im Kopf eingeschlafen.  
 
Jetzt, kurz vor der Schwelle zum sechsten Lebensjahrzehnt, muss ich häufig nach dem Aufwachen an die für mich damals so wichtigen Fragen denken. Längst ist mir die Chance genommen von meiner Mutter zu erfahren, wie es damals war. Manches, was ich wissen wollte, hat an Wichtigkeit verloren. Heute weiß ich sehr viel mehr um die Bedeutung von Anfang und Ende. Ich weiß, dass es manchmal besser ist, das Ende ohne den Anfang zu reflektieren. Manchmal ist es noch besser, selbst das Ende einer Episode zu vergessen.
 
Das Ende, so begreife ich es, ist nicht das Endgültige, jedenfalls nicht für das Kommende. Der Herbst zeigt es mir anschaulich, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben. Immer wieder kann ich feststellen, dass der Herbst es schafft sich gegen den Frühling und den Sommer zu behaupten, sich durchzusetzen. Der Herbst trotzt der Zeit, die sich nicht aufhalten lässt und vielleicht auch nicht gewollt ist. Alle Farben, Formen und Gerüche des Jahres bündelt der Herbst auf angenehmster Weise und lässt mich spüren und fühlen wie schön Momente der Wahrnehmungen sein können, obwohl sie vergänglich sind, und dennoch festgehalten werden können. Der Herbst hat die wunderbare Gabe vergessen zu lassen was kommt und im Jetzt und Heute zu leben. Der Herbst ist nicht das Ende, sondern die Bilanz für das Gewesene und der Beginn für Neues, Bekanntes und gleichzeitig Ungekanntes.
 
Mutter, ich weiß jetzt wie es früher war. Nicht viel anders, als heute. Eigentlich müsste ich Dir dankbar dafür sein, dass Du mir meine Fragen damals nicht zufrieden stellend beantwortet hast. Durch Dein Verhalten war ich angetrieben vorbehaltlos selbst Erfahrungen zu sammeln.
 
Wenn ich heute gefragt werde: „Wie war das damals“, dann antworte ich mit einem milden Lächeln: „Ähnlich wie heute. Vielleicht ein bisschen anders, weil das Leben die Geschichten schreibt“.   
 

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