Michaela Rogge

Halterlos




 
 Mein Name ist Karin. Ich bin knapp 40 Jahre alt, berufstätig, Mutter von 3 Kindern, Lebensabschnittsgefährtin, Ex-Frau und „Chatterin“ von derzeit 4 festen „Chat-Partnern“.
 
Wenn Sie das schockt, empfehle ich Ihnen auf keinen Fall weiter zu lesen.
 
Wenn Sie denken, das könnte interessant werden, auf jeden Fall weiter lesen.
 

 
An einem langweiligen Tag im Januar hab’ ich mich aus reinem Spaß an der Freude bei einem „Freund-Späher“ angemeldet.
 
Bei der Anmeldung nach einem Pseudonym gefragt (also, nicht richtig gefragt, online eben…). Und nun? Woher soll man (Frau) so schnell ein Pseudonym nehmen?
 
Achtung! Für diejenigen unter Ihnen, die ebensolches beabsichtigen: Das Pseudonym will wohl überlegt sein. Auf jeden Fall darüber nachdenken, was dieser „nick“ beim Gegenüber auslösen wird. Ich rate ab von: „Pferdenärrin“, „Gut_zu_vögeln“, „Geierwally“. Mal davon abgesehen, dass man (und hier ist auf keinen Fall MANN gemeint) hier unterstellen könnte, dass es sich um wahrhaftige Tierliebhaberinnen handelt, finde ich diese „nick’s“ nicht besonders originell. Und Achtung: MANN wird hier eindeutige Angebote vermuten. Also, sollten Sie nicht an derartigen Angeboten interessiert sein….
 
Nachdem ich ein für mich akzeptables Pseudonym gefunden hatte, machte ich mich an das Ausfüllen meines Profils. Auch hierbei sollte Frau ruhig etwas Fantasie ins Spiel bringen und mehr als einen Satz finden (das soll uns ja bekanntlich nicht schwer fallen…). Die Männer dieses Späher-Vereins sind durchaus kreativ und verstehen mit der deutschen Sprache in Wort und Schrift um zu gehen.
 Bei der Recherche auf den Profilen meiner Geschlechtsgenossinnen fiel mir auf, dass Frauen eindeutig weniger Fotos eingestellt haben. Na, Frauen? Ich vermute mehr von meiner Sorte in dem Forum….Unnötig zu erwähnen, dass ich ebenfalls KEIN Foto eingestellt habe, oder?
 
Ich denke, ich war noch nicht mal 5 Minuten online, da bekam ich das erste Chat-Angebot. Ein 26-jähriger Student. Huch! Was will der denn? Unsere „Unterhaltung“ lief in etwa wie folgt:
 
Student: Hi
 
ich: Hi! was willst du von mir? bin zu alt für dich!
 
Student: steh auf ältere. hatte gerade 2 dates mit älteren
 
ich: aha – und wie war’s?
 
Student: heiss ;-) was hast du an?
 
DA WAR ES - MEIN ERSTES PROBLEM!
 
Ja, was hatte ich an? Jeans, Puschen, Labberpullover. Das konnte ich doch unmöglich ehrlich beantworten, oder? Das Problem zu der Zeit: Ich war nicht einmal im Besitz von eindeutig „heißem“ Fummel! Also, schrieb ich:
 
ich: Na, was wohl? Kurzer Rock, halterlose Strümpfe, kein Slip und ein durchsichtiges Oberteil J
 
Hatte ich das wirklich geschrieben? Ich war entsetzt – aber Spaß machte es ;-)
 
Student: hört sich lecker an. Können wir uns treffen?
 
DA WAR ES - MEIN ZWEITES PROBLEM!
 
Wo sollte ich mich mit jemandem treffen, der selber kein Single war (oder noch schlimmer Student – in ‚ner Studentenbude? Neeee, in höherem Alter stellt man auch höhere Ansprüche). Es war Januar!
 
ich: Ja klar, wo?
 
Student: ich könnte dich besuchen
 
Ha – genau. Er könnte mich besuchen. Prima, ich bekomme STÄNDIG Besuche von 26-jährigen Männern ;-) – meine Nachbarn würden sich überhaupt nicht wundern…
 
Diese Unterhaltung lief ungefähr 2 Stunden so weiter, ohne dass wir uns auf einen Treffpunkt einigen konnten.
 
Es tut hier wohl auch nichts zur Sache, ob wir uns jemals trafen. Ich will nur von einer sehr lustigen Geschichte in diesem Zusammenhang berichten:
 
Auf Anregung meines kleinen Studenten hin, habe ich mir selbstverständlich heiße Höschen, Spitzen-BH’s uuuuund halterlose Strümpfe besorgt. Nun habe ich nicht wirklich viel Erfahrung sammeln können und dachte mir, dass es die zwei Paar für 7 Euro auch tun sollten. Weit gefehlt!
 
Nach einem unserer täglichen Flirt-Chats war ich willens und in der Lage mein Outfit der Öffentlichkeit zu präsentieren. Jeans, Puschen und Labberpullover aus – heißes Höschen, Spitzen-BH, halterlose Strümpfe und kurzen Rock an (durchsichtiges Oberteil brauchte ich nicht – Mantel sollte ja an bleiben – Januar eben…). Wohin? Ich musste sowieso noch einkaufen – passte doch gut.
Auf zum nächsten Supermarkt also.
 
Bereits beim Betreten des Supermarktes musste ich bemerken, dass sich einer der Halterlosen von meinem Bein verabschiedete und langsam richtig Stiefelansatz glitt…. Mein Mantel endete ungefähr dort…..
Contenance…Kein WC in der Nähe….Meine Rettung –der Getränkemarkt.
Ich konnte mich dann hinter einem Stapel Selterkisten retten, um meinen Strumpf wieder hinauf zu befördern. Gut.
Es hielt genau bis zur Wursttheke!
 
Dieses Spiel musste ich dann noch ungefähr 5 Mal während meiner 30-minütigen Einkauftour wiederholen. Im Nachhinein hätte es mehr Stil gehabt mitten im Supermarkt den Rock zu heben, den Strumpf hoch zu ziehen, allen Anwesenden ein kesses Lachen ins Gesicht zu schicken und weiter ein zu kaufen.
Ich übe – sollten Sie während Ihres Einkaufs eine weibliche Person hektisch zwischen den Regalen rumspringen sehen – rufen Sie ihr ein herzliches Hallo zu!
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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