Werner Gschwandtner

Mein Gefährt´ Monsieur Baum. Prolog

1 Prolog

Monique blickte aus dem Fenster, es regnete an diesem Tag. Ein düsteres Unwetter hing über dem Nachmittagshimmel und die Sonne wurde vollständig von den schwarzen Wolken verdeckt. Monique war zehn Jahre alt. Sie lebte zusammen mit ihren Eltern nun seit exakt zwei Jahren in Wien, doch ihre eigentliche Heimat war Frankreich. Noch heute vermisste sie Paris, die Lichter der Stadt. Den Flair des Parisers Einkaufsbummels und am meisten den Klang der französischen Sprache, die Harmonie in den Worten „Je t'aime“.

Doch wie dem auch sei, Monique hatte sich mittlerweile an das Leben in Österreich angeglichen und in mehr als zwei Monaten würde ihr 11. Geburtstag sein, ein Tag der ihr allein zu Ehren war.

Monique zog leicht fröstelnd die Vorhänge zu, es war Sommer. Das Datum trug den 02. Juli und bis zur Mittagsstunde war es auch heiß gewesen. Dann, aus heiterem Himmel zogen Wolken auf und mit einemmal war der Sonnenschein und das klar- blaue Firmament entschwunden. Donner grollte zunehmend. Dämmriges Licht legte sich über Wien und schon wenige Minuten darauf, begann es zu regnen. Zuerst nur ganz sachte, dann immer stärker. Nun fiel der Niederschlag so heftig, das man nicht einmal die eigene Hand vor Augen sehen konnte. Für diesen ersten Ferientag, in diesem Sommer, war es mit dem draußen spielen vorbei.

 

2

Monique Paroi holte sich aus der Küche ein Glas Milch. Ihre Eltern waren noch beide in der Arbeit. Sie würden erst gegen 19:00 Uhr nach Hause kommen. Monique war stolz darauf dass ihre Eltern ihr so vertrauten und sie für so „Selbstständig“ hielten, das sie alleine auf sich aufpassen konnte. „Mit knapp 11. Jahren ist das aber auch selbstverständlich.“ Dachte das Mädchen bei sich und ging leichtfüßig auf ihr Zimmer.

Ihr Reich war genau so eingerichtet, wie sie es gerne wollte, die Wände und die Decke des Zimmers, waren hellblau gestrichen, die Vorhänge in einem kräftigen Gelb gehalten und der Teppich trug als Farbe ein dezentes Grün. Es war, als würde man auf einer satten Wiese stehen,  vom blauen Himmel  sanft belächelt und die Sonne schien.

Seufzend, durch das schlechte Wetter leicht verstimmt, ließ sich Monique auf ihr Bett fallen. Es war weich und sehr bequem, vier Kissen versprachen ein gemütliches Liegen und da das Mädchen ohnedies nichts anderes im Moment machen konnte, griff sie zu dem Buch, das auf dem Nachttisch neben dem Bette stand.

Es war ein Kinderroman von ihrem Vater. Robert Paroi war freiberuflicher Schriftsteller und Reporter einer Wiener Zeitung. Dieser Journalistenjob war auch der Grund für das Verlassen der Heimat gewesen. Robert fand es angebracht diesen Posten anzunehmen und so musste die Familie von Paris nach Wien ziehen. Keiner wusste für wie lange, es war auch vollkommen irrelevant. Denn, obgleich Monique ab und zu großes Heimweh ergriff, hatte sie sich an das Leben in Wien, hervorragend angepasst. Doch dies, erst in den vergangenen 18. Monaten. Das erste Halbjahr, weit ab und fern der Heimat, war für das kleine Mädchen, ein wahrer Trauerspiel gewesen. Monique fühlte sich als Außenstehende, alleine in einer fremden Stadt, ohne Freunde und vollständig auf sich selbst gestellt.

Der Roman hieß „Mein Gefährte Monsieur Baum“ und war im Grunde Moniques „Einstand“ in Wien. Ihre Geschichte und ihr Kampf für ihren Freund und auch für sich selbst.

„Monsieur Arbre“ war damals ein leidender Baum gewesen. Seine Äste hingen trübsinnig herab und nur mehr wenige Blätter zierten die einst einmal, dichte und hochgewölbte Krone. Sein angegriffenes Äußeres verriet dass „Monsieur Arbre“ bereits vieles erleiten hatte müssen. Doch durch ihre Bekanntschaft erst, erkannte das Mädchen das der Baum nur an Einsamkeit litt.

Robert und auch Perrine unterstützten ihre Tochter und ihr Erlebnis, inspirierte den Autor soweit, das Moniques Père einen zauberhaften Kinderroman verfasste.

Jetzt, wo er seine Heimat verlassen hatte, verkauften sich seine Bücher wesentlich besser. In ihrer Muttersprache, von der das Mädchen, ebenfalls ein Exemplar besaß, lautete der Titel des Romans „Mon Ami Monsieur Arbre“. Monique lächelte, obgleich ihr Vater einen Kinderroman geschaffen hatte, war es dennoch eine wahre Geschichte. Von ihr selber erlebt, doch das wussten eigentlich nur wenige Personen. Außerhalb ihrer Familie, tatsächlich nur noch drei Freunde. Michael, Claudia und Bernd.

 

 

« Mein Gefährte Monsieur Baum,

Prolog »

© Werner Gschwandtner

Veröffentlichung geplant 2008

www.litterarum.at

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 27.09.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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