Hans Pürstner
Fernsehköche
Geht es Ihnen auch so wie mir? Kaum hat man die Programmtaste der Fernbedienung gedrückt, sieht man schon wieder einen bekannten Küchenchef beim Vorführen eines seiner neuesten Rezepte.
Waren es vor einigen Jahren noch Talkshows oder Ärzteserien, die einen manchmal schon etwas den Nerv raubten, so ist es jetzt das Kochen im TV.
Dabei bin ich selbst gelernter Koch. Keine Frage, ich übe meinen Beruf auch nach über dreißig Jahren noch immer mit Leidenschaft aus, aber so langsam kann ich einen guten Freund, einen Kripobeamten, verstehen, der sich immer wunderte über dieses immense Interesse der Fernsehzuschauer an der Verbrechensaufklärung via TV. So wie ihm geht es jetzt mir beim Kochen im Fernsehen.
Da werden in Windeseile Schälchen um Schälchen in die Pfanne gekippt, die Herstellung der vorbereiteten Zutaten und die verwendeten Fachbegriffe aber werden, wenn überhaupt, nur kurz erklärt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein durchschnittlich begabter Hobbykoch allzu viel mit diesen Rezepten anfangen kann.
Manchmal scheint es mir, diese Häufung der Kochsendungen besonders im Rahmen von Nachmittagsmagazinen der dritten Programme dient eher der besseren kulinarischen Versorgung von Fernsehredakteuren und Moderatoren, die der hauseigenen Kantine langsam überdrüssig sind.
Und all die Mälzers, Lafers und Bioleks haben, fürchte ich, wohl mehr die Auflagezahlen ihrer Kochbücher im Kopf als die tatsächliche Verbesserung des kulinarischen Allgemeinwissens.
Einerseits freut es mich als Koch und Feinschmecker natürlich, wenn durch diese Sendungen die Lust am guten Essen geweckt wird, aber andererseits würde ich mir manchmal wünschen, und gute Freunde stimmen mir da zu, dass statt allzu vieler kurzer Sendungen mal lieber einige wenige, dafür ausführlicher präsentierte Kochshows gezeigt würden. Und zwar nicht im Sinne der „Born to cook Show“ mit ihren lustigen Spielchen.
In der heutigen Zeit mit ihrer unseligen „Geiz ist geil“ Mentalität wäre es viel schöner, wenn die Zuschauer einmal in Ruhe die Herstellung traditioneller Gerichte gezeigt bekämen, in Verbindung mit fachlichen Tipps für den richtigen Einkauf der dazu nötigen Grundprodukte.
Selbst begeisterte Hobbyköche, die komplizierteste asiatische Schickimicki-Rezepte aus dem zu Weihnachten erhaltenen Kochbuch nachkochen, haben ja kaum noch Ahnung, wie man simple Frikadellen oder Rinderrouladen ohne Hilfe diverser „Fix für...“ Produkte fachgerecht herstellt. Aber genau dies wäre nötig, um den normalen Konsumenten endlich wieder von der immensen Wichtigkeit des Einkaufs bester Grundprodukte zu überzeugen.
Wir alle, egal ob wir zu Hause oder im Restaurant, Kantine etc. essen oder ob wir dort als Köche tätig sind, leiden ja seit langem unter der ständigen Verschlechterung der Qualität von Fleisch, Obst und Gemüse.
Und deshalb wünsche ich mir einen Fernsehkoch, der einmal ohne die gnadenlose Hetze der Sendezeitbeschränkung zuerst auf den Wochenmarkt geht, saisongerechte Grundprodukte fachgerecht auswählt und Profi - Tipps für deren Einkauf gibt, bevor er in der Studioküche in Echtzeit Schritt für Schritt gute Hausmannskost kocht.
Das würde mehr bringen, als die ganzen noch so gut gemeinten raffinierten Kreationen der Starköche!
mein Buch, aus dem die Geschichte stammt:
"Chef special-Der Küchenchef empfiehlt" gibt es bei Buchhandel.de und amazon ISBN 978-3-8442-3525-8 Hans Pürstner, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.09.2007.
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