Norbert Wittke

Sprache der Jugend übernehmen

 
Manchmal hat man Bekannte einfach aus den Augen verloren,
dann laufen sie einem unverhofft über den Weg. Mir ging es
so mit einem netten älteren Ehepaar, dass bei uns in der Nähe
wohnte.
 
Lange hatten wir sie nicht mehr gesehen, dann liefen sie uns
weiter entfernt beim Wandern über den Weg. Natürlich
wurden die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit ausge-
tauscht. Die ältere Dame von 81 Jahren berichtete uns,
dass sie umgezogen seien.Ihre Wortwahl war so jugendnah,
dass ich sie wörtlich wiederhole:
 
"Mit dem Haus ging es nicht mehr so recht. Wir haben es  ver-
kauft und sind in den Nachbarort in eine Zweizimmerwohnung
von 60 qm gezogen. Wir wohnen jetzt in so einem Gruftibunker
wo man Friedhofsgemüse unterbringt."
 
"Was meinen Sie damit?" fragte ich neugierig.
 
"Na, ich meine so einen Bau für seniorengerechtes Wohnen.
So heißt es doch im allgemeinen Volksmund."
 
Nun hatte auch ich es begriffen. Es ist eben manchmal schwer
zu begreifen, wenn ältere Leute die Sprache der Jugend an-
nehmen. Aber man sieht dann auch, dass sie die Jugend noch
in sich haben können mit all ihren Begriffen, die bei älteren
Leuten normalerweise nicht zur Umgangssprache gehören.
 
Wir wünschten ihnen in ihrer neuen Umgebung noch viel
Glück und einen erfreulichen Lebensabend, auf dass ein
neuerlicher Umzug in das letzte Heim nicht so schnell
eintrete.
 
04.10.2007                          Norbert Wittke

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