Andreas Rüdig

Besuch im Christus Centrum Ruhrgebiet

Etwas versteckt in der Hinterlandbebauung des Neudorfer Sternbuschweges liegt das "Christus - Centrum Ruhrgebiet". Bundesbahnanlagen, ein Kinderspielplatz, Sportanlagen, Wohnbebauung und ein Schrebergarten liegen in unmittelbarer Umgebung.
Betrete ich das Kirchengebäude, bin ich erst einmal überrascht. Schon der Eingangsbereich spricht von dem Reichtum der Kirche. Zwei Internetzugänge liegen hier, eine kleine Cafeteria (Sitzplätze, Küche, Toiletten) kommt hinzu. Ein Fernseher überträgt schon jetzt, eine halbe Stunde vor Gottesdienstbeginn (10 Uhr), die Geschehnisse im Gottesdienstsaal.
Meine nächste Station: der Keller. Ein Cola - Automat und ein Münztelefon hatten mich neugierig gemacht. Diverse Gruppenräume finde ich hier, vor allem aber einen gemeindeeigenen Buchladen mit christlicher Literatur. Ein Arrangement aus Blumen und Kieselsteinen verschönert das Treppenhaus.
Der Gottesdienstsaal liegt quasi auf Halbpaterre. Hell und sonnendurchflutet ist er; schließlich sind Nord- und Südseite mit Fenstern ausgestattet. Musikinstrumente sehe ich auf der Stirnseite des Raumes, Trommeln, Schlagzeug, Gitarre, eine Heimorgel und ein Klavier. Direkt dahinter: ein künstlerisch gestaltetes Kreuz ohne Jesusfigur. Eine Videowand zeigt bewegte Bilder. Die hölznerne Deckenverkleidung, die an eine Scheunendecke erinnert, sorgt für eine optimale Beleuchtung des Altarraumes, in dem auch ein Lesepult steht.
Mit Worten wie "Gott hat Jesus zum Haupt der Gemeinde gemacht. Wir sind seine Gemeinde und sein Leib. Wir wollen und sollen ihn lobpreisen," wird an diesem Morgen die Lobpreisphase eingeleitet. Musik steht hier im Vordergrund. Dieser Teil des Gottesdiestes erinnert an eine Popshow. Die Hände, die hier in den Himmel gehalten werden, erinnern mich leicht an die Anbetung von Popstars oder abgewandelte Hitlergrüße.
Ausgehend vom Gebot der christlichen Nächstenliebe ist auch eine Zeit der gegenseitigen Segnung darin eingeschlossen. Für kurze Zeit spielt auch die Musik nicht. Durch ein kurzes Gebet oder ein paar andere Worte sprechen sich die Gottesdienstbesucher gegenseitig Mut und Gottes Segen zu. Kleine Gruppen bilden sich. Trotz aller vordergründigen Freundlichkeit spüre ich, daß ich hier noch neu und Außenseiter bin. Mich spricht niemand an. Segnet mich Gott heute nicht?
"Es war wie ein Sog zum Thron Gottes. Wer sich bewegte, wurde von Gottes Geist erfüllt. Gott will nicht nur angebetet werden, er möchte uns auch was geben. Er möchte uns freisetzen, damit wir anderen Leuten etwas von ihm erzählen. Leute hier im Gottesdienst fielen auf die Kniee oder bewegten sich, um Gott anzubeten. Wer still stehen blieb, signalisierte Stillstand," berichtete ein Gottesdiensteilnehmer hinterher.
Es folgen Bilder aus einem achtteiligen Film des Evangelisten Reinhard Bonnke. Es geht um die Rettung eines Schiffes in schwerer See. Darf man ein Schiff und seine Mannschaft aus 76 Seelen retten, nur weil sie Drogen schmuggeln? Oder soll man lieber auf der sicheren Seite bleiben.
Aufgrund der Sichtverhältnisse (heller Sonnenschein draußen, dunkle Bilder im Film) ist der Film nur schwer zu sehen. Das evangelisch - landeskirchliche Kirchenlied "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt," kommt mir spontan in den Sinn. "Gott liebt uns. Diese Liebe zu kennen ist das Geheimnis aller Geheimnisse. Gottes Liebe ist wie ein Schiff. Jede Hand wird dort gebraucht," lautet die zentrale Botschaft des Films.
Die Botschaft der Predigt: "Gott ist Liebe," behauptet Prediger Hajo Klösel. Und begibt sich auf die Reise ins menschliche Herz. Er berichtet davon, wie er Großvater wurde, wie sich das neugeborene Mädchen schon veränderte und noch verändern wird. "Das Leben ist eine Reise. Unser Leben erzählt eine Geschichte, die eine Bedeutung hat. Wir befinden uns in einer göttlichen Liebesbeziehung. Einige Menschen empfinden die Liebe Gottes deutlich; es ist dann so, als ob wir Schmetterlinge im Bauch hätten. Andere Leute sind eher verstandesorientiert; sie brauchen länger, um zu Gott zu finden. Ich möchte Gott erleben und emotional beteiligt sein. Ich möchte ihn empfinden. Ich möchte keine Ersatzgötter wie Männlichkeit, Erfolg, Noten oder Leistung erleben. Gott hat das Ruder in unserem Leben in der Hand; er bestimmt, wohin es in unserem Leben geht. Unsere Geschichte ist von Gott geschrieben, der mehr ist als ein Autor. Er hat uns für sich selbst erschaffen.. Jetzt setzt er Himmel und Erde in Bewegung, um uns auf seine Seite zu ziehen. Gott verschafft uns auch eine Verschnaufpause; wir finden dann die Puste, um seine Liebe wiederzuentdecken. Der Verstand und der Intellekt reichen dafür nicht aus. Wer sich Gott nur verstandesmäßig nähert, findet keinen Zugang zu Gottes Liebe, sondern wird zu einem Gottesdienstbesucher." Unterstützt wird die Predigt durch Folien auf der Videowand.
Klösel predigt sicherlich sehr unkonventionell. Was vordergründig lebendig und lebhaft wirkt, kann auch as das Verhalten eines eitlen Gockels interpretiert werden, der lieber sich selbst produziert als die Inhalte der Bibel vermittelt. Wie heißt es so schön am Anfang des Johannes - Evangeliums? "Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das war auch gut so."
Nach dem Gottesdienst gönne ich mir ein Mittagessen. Für die lange Wartezeit (auch an der Essensausgabe) udn die jenge Menge (es gibt Fleischauflauf mit Kartoffeln) kommt mir der Preis von 2 € doch sehr hoch vor. Auch beim Essen: das Gefühl der Einsamkeit ist wieder da. Niemand fragt, wie es mir gefallen hat und ob ich noch einmal wiederkomme. Mal davon abgesehen, daß ich beide Fragen sowie verneint hätte: Als ich aufbreche nehme ich mir was von dem ausliegenden, kostenlosen Brot als Wegzehrung mit.
 
"Die CCR - Gemeinde ist eine evangelische charismatische Freikirche. Evangelisch heißt "dem Evangelium entsprechend". Es werden unter uns nur biblische Lehrinhalte vertreten und keine Sonderlehren akzeptiert. Das Bemühen um Ausgewogenheit und Genauigkeit in der Bibelauslegung, das Verständnis und der Interpretation von biblischen Texten sind kennzeichnend für unsere Lehrverkündigung.
Charismatisch kommt von dem griechischen Wort `Charisma', das die Gaben und Handreichungen des Heiligen Geistes meint, die er allen Christen anbietet. Als Teil der charismatischen Bewegung in Deutschland verstehen wir uns als Teil des weltweiten Heiligen - Geistes - Aufbruch unserer Zeit. Zu diesem geistlichen Aufbruch zählen gegenwärtig etwa 600 Millionen Christen aus allen Konfessionen.
Freikirche bedeutet, daß wir rechtlich unabhängig vom Staat und von landeskirchlichen Institutionen sind. Auf der anderen Seite ist es uns wiederum wichtig, möglichst mit allen Jesus - gläubigen Kirchen und Gemeinschaften durch gegenseitige Wertschätzung, Liebe und Vertrauen verbunden zu sein. Mittelpunkt unseres Gemeindelebens sind die Gottesdienste, die Lebenszellen und die einzelnen Dienstgruppen. Unsere Gottesdienste finden jeden Sonntag um 10 Uhr statt. Unser evangelistischer Heiligungsgottesdienst finden jeden ersten Sonntag im Monat um 18 Uhr statt, beschreibt sich die kleine Freikirche selbst. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.10.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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