Nichtsdestotrotz
ist er derjenige, der Narthan zu Seite steht seit Jahren.
„Ich
seh ihn“ wispert die Frau, die den Namen Silbermond trägt
schließlich.
Beide
Wesenheiten verstärken ihre Kräfte, als Narthan sich ohne
Vorwarnung aufbäumt.
Doch
gelingt, was beide bezwecken ~ sie erreichen ihn in der
Vergangenheit, um ihm dort zu helfen.
Ihn
dort von einem Fluch befreien wollend, der ihm das Leben in der
Gegenwart verwehren soll, wie es ihm an sich bestimmt war.
~
Aus seiner Dunkelheit ~
Eben
noch war er mit seinem Meister unterwegs, erkundete eine alte Ruine.
…die dann doch keine war…?
~Warum
nur fühl ich mich anders~ geht es ihm durch den Sinn, als er
halbwegs wieder klar denken kann. ~ Wo bin ich. Warum kann ich mich
nicht bewegen? ~
Der
Albtraum wird immer schlimmer. Er muss träumen, denn wieso ist
sein Körper zum einen der eines… Kindes. Und…warum liegt er
, gekettet an allen Gliedmaßen ..
Kalter
Untergrund. Unruhig werdend versucht er sein Umfeld auszumachen.
Er
liegt...sein Atem wird schneller, als das Adrenalin seinen Körper
durchflutet.
Ein
Altar. Warum auf einem Altar?
Um
sich herum erkennt er vage dunkle Kerzen, die in schweren, ebenso
schwarzen Halterungen an der Wand flackern.
Dumpfer
Gesang, dazu dieser merkwürdige, betäubende Geruch, der
schwer in der Luft liegt und ihm das Atmen kaum noch möglich
macht.
Die
Augen des Elfen weiten sich, als die Gesänge, ein tiefes,
dissonantes Auf- und Abschwellen von Tönen, die absolut
unharmonisch, düster und geheimnisvoll, aber auch beängstigend
auf gewisse Weise, näher kommen. Alles hier wirkt mehr als
beklemmend und selbst Narthan, so schnell durch nichts zu
erschrecken, verharrt sich versteifend.
Eine
schwere Steinplatte wird zur Seite geschoben, kurz darauf betreten
mehrer Gestalten, in tiefroten Kutten mit merkwürdigen Runen
versehen, den Raum.
Narthan’s
Atem rasselt, erst jetzt stellt er fest, dass er bis auf einen
Lendenschurz nichts am Leibe trägt. Er zuckt zusammen, das
Schlucken fällt ihm schwer, in der Kehle brennt es fürchterlich.
~Unbemerkt
leuchten in einer Nische abseits des Altars zwei Paar
Bernsteinfarbener Augen im Dunkel auf.~
Narthan
stockt der Atem, als er diese unheimliche Prozession auf sich
zukommen fühlen kann.
Alles
an diesem Ort strahlt das reine Böse aus.
Schweigend
gruppieren sich die vermummten Gestalten um den Altar, auf welchem
der Elf liegt.
Nichts
von und an ihnen lässt ihm einen Rückschluss zu, wo er ist,
noch weniger warum.
Das
Herz des Elfen rast förmlich.
Sein
Körper, eh angespannt bis auf den letzten Muskel, wird von einem
weiteren Adrenalinschub durchflutet, als die neben seinem Kopf
stehende Person in einem kalt klingenden, grausamen Kauderwelsch
anhebt zu intonieren.
Es
geht Narthan durch und durch, regelrecht zuckt er zusammen, aber kann
er sich nicht weiter rühren , als die Ketten es zulassen, mit
ansieht, wie eine der anderen Gestalten in einer plötzlichen
Bewegung den rechten Arm hochreißt und etwas langes,
unübersehbares scharfes in der zur Klaue geformten Hand
aufblitzt.
~Ihr
Götter. Hört mein Flehen~ bittet er mit vor Schrecken
geweiteten Augen innerlich ~lasst nicht zu…~
Ein
schriller Schrei voll der Pein gellt durch das Gewölbe, mit
einer schnellen, geübten Bewegung wird über Narthan’s
Leib die Kehle einer kleinen Kreatur, welche panisch zappelt in einem
unbarmherzigem Griff, durchtrennt.
Angewidert
kämpft der Elf gegen den folgenden Brechreiz an, als er spürt,
wie sein Leib von dem Blut des Wesens ~lass es ein Tier gewesen sein…
lass es ein Tier gewesen sein~ benetzt wird.
Wo
nur ist er hier. Und warum? Die Gedanken rasen durch seinen Kopf und
verzweifelt windet er sich in den Ketten.
//Narthan//
Dieser
erstarrt, als er in sich - seinen Gedanken - eine Stimme vermeit zu
hören.
Fremd
und doch vertraut.
//Narthan.
Halte durch.// Nein. Zwei Stimmen. Eine weibliche. Eine männliche.
Was
ist das nur. Hat man ihm einen Trank verabreicht, der ihm etwas
vorgaukelte?
Der
andauernde Singsang der in Kutten verhüllten Gestalten schwillt
an und wird schier unerträglich.
„Höre
uns an,Dämon, Du Herrscher allen Übels. Wir weihen Dir
heute ein besonderes Opfer. Nimm an unsere Gabe. Das Erzeugnis der
Hohen aus dem Tempel. Einen des einzigen Lichtkriegers. Deines
verhassten Feindes.“
Zynisch
presst er jedes Wort hervor, ja voller Hass mustern ihn die
Gestalten, deren Gesichter er nur schemenhaft unter den Kapuzen zu
erkennen vermag.
Erst
jetzt wird er sich des grausamen Schmerzes wieder bewußt, der
ihn aus seiner Bewustlosigkeit geholt hatte. Seine Kehle schmerzt,
als hätte er zuvor geschrien, wie noch nie in seinem Leben.
Etwas an ihm fühlt sich fremd. an..
Wieder
blitzt der Opferdolch auf, als der Arm, diesesmal langsam, gehoben
wird.
Sich
langsam seinem Oberkörper nähert.
In
diesem Moment sirrt es leise, ein dumpfer Laut und die Gestalt,
welche den Dolch hält, kippt vorn über. Der Dolch verfehlt
sein eigentliches Ziel, doch die Klinge fährt bist tief über
der linken Augenbraue in die Haut hinein, gleitet,als die Gestalt
stumm über Narthan zusammensackt, über das Lid, fällt
erst zu Boden,als sich die Klinge noch den Weg bis zu seinen
Wangenknochen herab gebahnt hat.
Der
Elf würde jetzt schreien wollen, doch außer einem
gurgelndem Laut kommt nichts aus seiner Kehle. Um ihn herum bricht
nun die Hölle aus.
Die
düsteren Gestalten stieben auseinander, als einer der ihren zu
Boden geht.
„
Eindrrrringliiiing“ gellt es und
„Faßt ihn“, davon ausgehend, dasß nur ein Fremder
sich eingeschlichen hatte. Ein tödlicher Irrtum.
Aus
der dunklen Nische hinter dem Altar schnellen zwei Schatten mit
glühenden Augen hervor.Einer gefährlicher als der andere.
Ungleich
die Fronten an Anzahl der Gegner, aber das war es auch schn.
Lautlos
die beiden Gestalten, doch mit einer tödlichen Präzision in
allem, was sie tun.
Vier
glühende Klingen, umgeben von einem merkwürdigem blauen
Feuer, singen ein tödliches Lied. Die Vermummten waren viel zu
überrascht.
Der
Abtist, gerade noch die Gefahr erkennend, sucht sich, an die Wand
gedrängt, unauffällig aus dem Raum schleichen zu wollen.
Ein hämisches Grinsen,als er den Flur erreicht.
„WA...“
Ein verblüffter, fragender Ton ist noch, was über seine
Lippen kam, dann rutscht er an der Wand herab, sein gebrochener Blick
immer noch wie erstaunt auf den Dolch in seiner Brust gerichtet.
Ein
abfälliger Knurrlaut ist alles, dann sprintet eine schlanke,
hochgewachsene Frau zum Altar, den jetzt übrigen Überlebenden
Sektenmitgliedern keinen Blick mehr würdigend, diese würden
genug zu tun haben, erst einmal zu überlegen, wie sie weiter
vorgehen sollen. Oder ob sie es wohl tun sollen. Feige Sippe scheint
ihr Knurren wohl aussagen zu wollen.
„ Silber.
Weiter!“ Beinah gleichzeitig rennen die beiden zum Altar. Kurz nur
tauschen der Dunkelelf und die zierliche Frau einen Blick aus, als
sie die Person auf dem Altar betrachten, dann nickt der Mann leicht
und wispert „Wir sind rechtzeitig gekommen“
„ Das
wird sich erst zeigen“ So leise sie spricht, sind ihre Worte
eindeutig skeptisch.
„ Wie
auch immer“ erwidert der weißhaarige. „Wird Zeit, hier
wieder zu verschwinden“
„Mmmh“
Mit einer merkwürdigen Mischung aus Freude, aber auch Trauer
nähert sich diese so zerbrechlich wirkende Frau, allein die
durchscheinend helle Haut bestärkt diesen Eindruck noch, dem
jungen Mann auf dem Altar.
Ein
unendlich sanfter Zug liegt auf ihrem Gesicht, als sie in einer kaum
merklichen Bewegung ihre Hand ausstreckt und mit einer noch
schnelleren Geste, zwei leise gesprochenen Worten den Hals des jungen
Mannes dort berührt.
Die
Augen unter den geschlosssenen Lidern zucken, doch weiter rührt
er sich nicht,auch als sie leise flüstertt: „Deine Mutter vom
Volk der Sternenkinder hat Dich nie vergessen, mein Sohn“
Zögerlich
ein Blick zu ihrem Begleiter und Gefährten. Der nickt
nur,flüstert jedoch: „Eil Dich. Die Sanduhr der Gegenwart hat
begonnen...“
Eine
einzelne Träne läuft der schmalen Frau über das
Gesicht, als sich Silbermond nochmals über ihren Sohn beugt.
Entschlossen
greift die jugendlich wirkende Frau zu, mit einem kurzen Ruck reißt
sie dem regungslosem einige Medaillons und Amulette ab, murmelt, als
sie dann zurücktritt:
„ Die
Schuld des dunklen Vaters von der Mutter auf sich genommen, auf dass
die Saat des Lichts aufgehe. Eine verlorene Tochter gibt zurück
das wohin es soll. Bereit die Last zu tragen für das Wohl des
Lebens aller und den Weg ins Licht zu bereiten“
Noch
während die sanfte Stimme Silbermond's durch die Stille des
Tempels wispert, verändert sich etwas.
Sie
selber scheint nicht mehr in der Lage zu sein, sich auf ihren Beinen
zu halten.
Mit
einem leisen, schmerzunterdrücktem Laut geht die junge Frau auf
die Knie.