14. Oktober 2007
Ein wärmender Tee im nahen Café tut mir nun gut. Ein längerer Morgenspaziergang dem Rhein entlang hat meinen Knochen ein klein wenig zugesetzt. Die feuchte, kühle Morgenluft hatte sich langsam und stetig durch meine Kleider gefressen. Ein Fensterplatz ist mir gewiss, sind doch nur wenige Gäste in diesem gemütlich warmen Raum. Die Bäume dem Rheinweg entlang erfreuen mich in all den herbstlichen Farben, die die Natur nun hervorzaubert. Ich lasse meine Gedanken in die Weite schweifen, die sich, gleich den frühen Morgennebelchen, schwebend in der Unendlichkeit verlieren.
..... Leise und sanft plätschern kleinste Wellen ans seichte Ufer der Seepromenade. Die großen und kleinen Kieselsteine am Strand werden leise überspült. Ebenso sanft schleichen dünne Morgennebelchen über die spiegelglatte Oberfläche des Sees. Stille, die sich selbst übertönt, liegt über dieser Szenerie, kein Lüftchen, nicht einmal ein sanfter Hauch stört diese Idylle. Über dem tanzenden Nebelschleier breitet sich ein dunkelblaues Himmelszelt aus, aus dessen Unendlichkeit die letzten Sterne glitzernd und funkelnd zu mir herab leuchten. Das gegenüberliegende Seeufer ist nur schemenhaft erkennbar, die Spitzen der dahinter sich dem Firmament entgegen reckenden Berggipfel mit ihren weißen Kronen heben sich aber vom Himmel ab. Es ist schon recht kalt, an diesem frühen, schönen Herbstmorgen. Vorbei die milden Spätsommermorgen, vorbei die Lieblichkeit der trocken warmen Sommerluft. Es duftet nach Seewasser, nach Nebelfeuchte und Herbstlaub, das ab und zu von den Ästen der Bäume, die entlang der weiten Seepromenade an schönster Lage verwurzelt sind, zu Boden gleitet und diesen in allen möglichen Farben des Herbst zieren. Auch von Holzfeuerduft geschwängerte Duftschwaden verirren sich zeitweilig an dieses stille Seeufer.
Im weitergehen raschelt das Kies unter meinen Schuhen, das sich zum sanft glucksenden Geräusch der leisen Wellen gesellen. Das Morgenlicht breitet sich sehr schnell aus und lässt aus der anfänglichen Düsterheit der abziehenden Nacht den Himmel nun freundlich im ersten Sonnenlicht erstrahlen. Dieses streift die weißen Bergspitzen und bringt sie zum Leuchten. Im nahen Hafen, der mittels großen Steinquadern zum See hin als Wellenschutz abgegrenzt ist, sind nur wenig Boote vertaut. Still liegen sie da. Ihre Segelmasten ragen in das Blau des Himmels. Nur auf einem Boot sind zwei Männer beschäftigt, es startklar zu machen. Da noch kein Lüftchen weht, setzen sie statt der Segel, einen kleinen Hilfsmotor ans Heck ihres Bootes. Sie sprechen nicht miteinander, jeder scheint zu wissen, welche Handriffe notwendig sind, damit ihr Schiffchen hinaus auf den See fahren kann. Es scheinen Fischer zu sein, denn sonnst fährt zu dieser Morgenstunde niemand hinaus auf den See. Dieser liegt ruhig in einem dunklen Schwarzgrün da, nur die Nebelchen verändern stetig ihr Angesicht. Ich schaue den beiden zu und erfreu mich dieser Stimmung. Während der eine den Motor befestigt, hantiert der andere mit Netzen. Je mehr nun die Sonnenstrahlen die Landschaft ausleuchten, umso mehr verdichten sich die Nebelchen über der Wasserfläche und verstricken sich zu einer zäher Nebelschicht, die sich schnell nach oben verlagert und so die Sicht auf die Berge gänzlich zum erliegen bringen. Die beiden Fischer lösen ihr Boot, das nun fast geräuschlos aus dem Hafen gleitet und sich in den Nebel über dem See verliert. Ein kleines Licht am Mast schimmert noch ein Weilchen aus dem grauen Geflecht aus Wasserdampf. Ein Schwarm kreischender Möwen begleitet das Schiffchen auf seiner Fahrt, einem Aufbruch in eine unendliche Weite von Wasser und Nebel.
So rasch sich der Nebel verdichtet hat, so rasch löst er sich wieder auf, nur noch ein zarter Hauch liegt über dem Wasser und den Bergen auf der anderen Seite des Sees und lassen nun so die herbstlich gefärbten Bäume und Wälder im Morgenlicht aufleuchten. Die Farbe des Wassers hat sich nun in ein Blaugrün verwandelt, auf dessen Oberfläche sich das gegenüberliegende Ufer und die Berge samt dem blauen Himmel abzeichnen. Weit draußen dass Fischerboot, das sich langsam über den See bewegt.
Inzwischen ist es Mittag geworden, die Sonne verbreitet eine Milde, in der man sich gerne ein wenig erwärmen lassen möchte. Ein leichter Wind lässt nun kleine Wellen, auf der inzwischen sich zu tiefen Blauen gewandelten Seeoberfläche, ans Ufer schlagen. Rein und sauber ist das Wasser, ab und zu getraut sich sogar ein Fischlein in die seichte Uferzone. Ich setzte mich auf die niedrige Hafenmauer, atme die milde, nach See duftende Luft tief in mich ein. Das Fischerboot, das heute Früh in den Nebel aufgebrochen war, kreuzt gemächlich dem Ufer entlang, den Motor immer noch gewassert, aber die Segel nun gesetzt. Diese blähen sich im leichten Wind auf und treiben so das Schiffchen langsam dem Hafen zu. Den tief blauen Himmel zieren zarteste Dunstschleier, die auch die Berge sanft einhüllen.....
Ich sitze immer noch im Café am Rhein, lasse mich von den Strahlen der wärmenden Herbstsonne, die nun zum Fenster herein scheint verwöhnen, meine Gedanken sind jedoch an den Ort zurückgekehrt, von wo sie vor einer guten Stunde aufgebrochen waren, aufgebrochen zu einem schönen Ausflug an den Vierwaldstättersee, den ich vor noch nicht allzu langer Zeit erleben dufte und dessen Bilder ich nochmals durchleben wollte.
© 2007 Alle Rechte bei Hans-Peter Zürcher