Andreas Rüdig
Besuch in Duisburg
Sie ist das Naherholungsgebiet per excellence: Die Sechs - Seen -
Platte entstand schon in der Kaiserzeit: Als nämlich im Jahre 1912 eine
große angelegte Auskiesung zur Baustoffgewinnung beginnt, entstehen bis
1930 die ersten beiden Baggerseen. In den 1930er Jahren wird das
Auskiesungsgebiet zum Schutz vor Raubbau in die Landschaftsschutzkarte
aufgenommen. Als nach dem 2. Weltkrieg wieder viel Kies gebraucht wird,
werden die beiden Seen erweitert. Nachdem in den 1950er Jahren die
ersten Vorschläge zur Verweiterung der Seen - Platte aufgekommen waren,
kauft die Stadt Duisburg 1962 ein 283 ha großes Gelände für eine Sechs
- Seen - Platte. Wolfs- und Böllertsee werden als dritter und vierter
See in den Jahren 1965 bis 1989 ausgekiest und fertiggestellt. Mit dem
Wildförstersee (5. See) geht es wesentlich schneller. Er wird in den
Jahren 1990 bis 1994 ausgekies und fertiggestellt. Der Haubachsee folgt
als sechster See. Er wird in den Jahren 1994 bis 2001 ausgekiest und
zum Naturschutzgebiet gemacht.
Eine große Fußgängerbrücke entstand
1974. Der hölzerne, 21 m hohe Aussichtsturm entstand 1994 auf dem
Wolfsberg; er wird 2002 durch Brandstiftung zerstört. Ob er inzwischen
durch einen Aussichtsturm aus Stahl ersetzt wurde, werde ich noch
herausfinden. Wann das Freibad entstand, habe ich nicht nachgeschlagen.
Sonnig
und warm ist es, als ich Ende September 2007 zur Sechs - Seen - Platte
`rausfahre. Da ich zwar einen Führerschein, aber kein Auto besitze,
reise ich mit Bus und Bahn an. Die Linie 944 schlängelt sich vom
Hauptbahnhof aus durch Hochfeld und Wanheimerort zur Sechs - Seen -
Platte. "Wolfssee" heißt die Endhaltestelle. Sie liegt immer noch auf
dem riesigen Parkplatz, den ich von früher kenne.
Meine erste
Station: das Freibad. In der Badesaison vom 6. Mai bis 16. September
hatte es täglich zwischen 10 und 20 Uhr offen. Die Eintrittspreise
lagen in diesem Jahr bei 2 € für Kinder und Jugendlich bis 16 Jahre und
3,50 € für Erwachsene; Zehnerkarten sind verbilligt. Für einen kurzen
Augenblick halte ich inne und überlege. Wie lange war ich jetzt schon
nicht mehr in dem Freibad? Unsportlich, wie ich bin, können es gut und
gerne 30 Jahre gewesen sein.
Da die Badesaison inzwischen vorbei
ist, ist das Freibad natürlich geschlossen. Genauso wie das daneben
gelegene Café Restaurant. Also mache ich mich wieder auf den Weg. Und
überquere die Fußgängerbrücke. Herrlich ist die Aussicht an diesem
Montagvormittag. Sie reicht vom nahegelegenen Yachthafen bis zur weit
entfernten Unfallklinik.
Ich brauche gut 2 Stunden, um den Wolfssee
zu umrunden. Viele Spaziergänger, Fahrradfahrer, nordische Wanderer und
Langstreckenläufer begegnen mir hier. Daß es herbstet, bemerke ich
schnell. DIe Bäume bewerfen mich mit trockenen Zweigen, verwelkten
Blättern, Eicheln und Zapfen. Es macht Spaß, diese große Runde zu
drehen. Wirklich verändert hat sich die Sechs - Seen - Platte nicht.
Trotz all' der Jahre, die ich nicht hier gewesen bin, habe ich sie
wiedererkannt.
"Der Burgplatz war seinerzeit zu klein, um das Rathaus erweitern zu
können. So wählte man in den 1920er Jahren die unmittelbare
Nachbarschaft des Stadttheaters und des damals sich im Bau befindenen
Hotels `Duisburger Hof' als städtebaulich repräsentative Möglichkeit
der Errichtung eines Stadthauses. Dabei orientierte sich das Bauamt
städtebaulich und architektonisch an den beiden benachbarten Gebäuden.
Die
ursprünglich vertikal betonte Gestaltung der Stadthausfassade wurde
durch eine horizontale Gliederung dem Bau des Duisburger Hofes
angeglichen, der Vorbau mit dem Arkadengang dem säulengestützten
Portikus des Theaters parallel gesetzt. Das aus Muschelkalk und
Tuffstein erbaute Stadthaus wurde 1926 fertiggestellt. Die funktionale
Innenausstattung entspricht dem schmucklosen äußeren Erscheinungsbild
des Bauwerks. Obgleich auf eine Erweiterung ausgerichtet, wurde das
Gebäude 1951 lediglich um ein Flachdachgeschoß ergänzt," steht in
duisburgnonstop. Nicht viel, nicht wahr?
Neugierig, wie ich bin,
mache ich mich auf den Weg, um das Gebäude für mich zu entdecken und
kennenzulernen. Und lande erst einmal auf dem Vorplatz von
Stadttheater, CityPalais und Liebfrauenkirche. Ihnen gegenüber: das
Stadthaus. Die beiden Ladenlokale, in denen sich heute nur noch ein
Tabakladen befindet, sind das erste, was der Besucher zu sehen bekommt.
Die beiden Eingangstüren am Friedrich - Albert - Lange - Platz sind
verschlossen; der Haupteingang befindet sich auf der Moselstraße. Ich
trete dort in das Gebäude ein.
Das Amt für Baurecht und Bauberatung,
InvestSupport und das Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement
sind in dem Gebäude untergebracht. Das Stadthaus ist ein reines
Bürogebäude. Stadtpläne hängen hier aus, großformatige Fotos von
Duisburg und Infotafeln, die die Dienstleistungen der Stadtverwaltung
vorstellen. Modelle - etwa des Museums der Deutschen Binnenschiffahrt -
können hier bestaunt werden. Sehenswert sind eigentlich nur die
großformatigen Kunstwerke, die im 1. Obergeschoß aushängen. Sehr modern
sind sie, überwiegend in dunklen Farben gehalten, abstrakt und
vermitteln den Eindruck, hier laufe gerade eine Ausstellung. Chemao
heißt der mir unbekannte Künstler, der hier ausstellt.
Touristisch
ist das Stadthaus sicherlich uninteressant. Wer sich aber für Duisburg
und seine Gebäude interessiert, sollte es schon kennen.
"Im
Jahre 1961 wurde die katholische Kirche an der Brüderstraße gebaut. Sie
ersetzte die alte Minoritenkirche, die hier seit 1513 stand, im Zweiten
Weltkrieg jedoch von Bomben zerstört wurde. (Architekt: H. Thoma) Nur
wenige Teile der alten Kirche konnten in den Neubau integriert werden,
so zum Beispiel der gotische Chor.
Seit dem Wiederaufbau betreuen
Karmeliterinnen die architektonisch schlichte Saalkirche mit dem
kleinen Dachreiter. Sie wurde unter dem Namen `Mutter vom guten Rat'
geweiht. Nach Vereinbarung mit der Klosterverwaltung könenn
Interessierte Ausgrabungen aus dem 12. Jahrhundert und Grabkammern aus
dem 18. Jahrhundert besichtigen."
Wenig ist es, was ich da im Internet bei
www.duisburgnonstop.de über die katholische Kirche in Duisburg zu lesen bekomme.
Etwas
verborgen zwischen dem Stadt- und Kulturhistorischen Museum und der
mächtigen Salvatorkirche liegt die Karmelkirche eigentlich ganz zentral
in Duisburg. Als ich sie betrete, fällt mir zuallererst die Architektur
auf. Schaue ich in Richtung Altarraum, liegt links eine nicht verputzte
Steinwand, an der 5 Kerzen, 1 Glocke und viel Werbung für Hilfsprojekte
angebracht ist. Die Wand rechts besteht aus ungezählten, weißen, runden
Glasfenster. Wie soll ich sagen? Es gibt zwei Schichten von
Glasscheiben; die bullaugenartigen Gläser sind so versetzt, daß man
eigentlich nur auf den dekorativen Putz der jeweils anderen Seite
schaut. So fällt genügend Licht in den Gottesdienstsaal, ohne übermäßig
hell zu sein. Die Decke ist mit Holz verkleidet; vier Lampenkränze
hängen von der Decke herab.
Und dann der Altarraum. Auf der rechten
Seite: drei Kerzen in dekorativen, langen Ständern und das Taufbecken.
Auf der linken Seite: ein Klavier (incl. Hocker), ein Lesepult, eine
Kerze (incl. dekorativem Ständer) und eine Rose. Und dann der
eigentliche Altarraum. Ein Kreuz mit Christusfigur hängt oben. Ein
Blumengebinde steht da, der Altartisch (nur mit einer Kerze versehen)
und die Stühle für die Priester. Die Orgel ist links an der Wand in
einer Höhe von schätzungsweise 3 Metern angebracht. Hinter einer
Absperrung: diverse Sitzgelegenheiten und ein Tisch mit einer Kerze.
Gelb und Blau sind die vorherrschenden Farben der farbigen Glasfenster.
Die Gotik ist hier als Architekturgattung unübersehbar. Im hinteren
Bereich der Kirche: die Beichtstühle, ein blumengeschmücktes
Marienstandbild (Jesus natürlich inklusive), ein Lampenkranz, der an
der Decke hängt und ein farbiges Glasfenster.
Diese Kirche besticht durch ihre schlichte Architektur und ihre Ruhe. Ob hier wohl am Sonntag mehr los ist?
Die Bushaltestelle liegt quasi direkt vor der Haustüre: Da das St.
Johannes - Krankenhaus ein unmittelbarer Nachbar ist, hat auch die
Abtei in Hamborn eine Bushaltestelle direkt am Eingang.
"Hamborn, an
Rhein und Emscher im nordwestlichen Ruhrgebiet am Übergang zum
Niederrhein gelegen und seit 1929 Teil der Großstadt Duisburg, lädt Sie
herzlich ein zu einer Entdeckungsreise durch seine eintausendjährige
Geschichte und Kultur.
Hamborn, das sind modernste Hochöfen in
Schwelgern, die Duisburg zum zweitbedeutendsten Standort der
Roheisenerzeugung auf der Welt und zum einzigen im Ruhrgebiet machen.
Hamborn,
das ist die tausendjährige Abteikirche Sankt Johann mit ihrem
romanischen Kreuzgang, der Keimzelle des früheren Dorfes am Beeckbach.
Hamborn,
das ist der rasante Aufstieg eines unbekannten Bauerndorfs mit 2.000
Einwohnern im Jahr 1870 durch Steinkohle, Roheisen und Stahl zu einer
Großstadt mit 130.000 Menschen im Jahr 1929. Untrennbar verbunden mit
dieser Entwicklung Hamborns zu einer Industriegroßstadt am Ende des 19.
und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist der Name August Thyssen.
Untrennbar verbunden sind damit ebenso Tausende unbekannter Männer,
Frauen und Kinder aus dem Rheinland, aus Westfalen, Deutschland, Europa
und der Welt, die mit Ihrer Arbeit Hamborn zu dem machten, was es heute
ist.
Hamborns Geschichte lässt sich „erlesen“, in den Gebäuden,
Parks und Landschaften, die Hamborn und seine Ortsteile Alsum,
Alt-Hamborn, Bruckhausen, Fahm, Marxloh, Neumühl, Obermarxloh,
Röttgersbach, Schmidthorst und Schwelgern prägen und in den Gesichtern
der Hambornerinnen und Hamborner.
Dort wo heute die Abteikirche St.
Johann steht, lag einst der Gutshof Havenburn, was übersetzt etwa
soviel wie Hamborn = Viehtränke bzw. Viehbrunnen bedeutet. Schon vor
dem Jahre 900 bauten die Gutsherren dort eine kleine Kirche. Die Kirche
auf dem Gutshof wurde schon bald zur Pfarrkirche und der Name des Hofes
ging auf die Pfarrgemeinde über.
Im Jahre 1139 wurde die Pfarrkirche
dem Kölner Erzbischof geschenkt, unter der Bedingung, hier ein
Prämonstratenserkloster zu errichten. Die Gründung erfolgte von der
Abtei Steinfeld aus.
Die Ordensleute erwarben den benachbarten
Gutshof, erweiterten die Pfarrkirche zur Klosterkirche, bauten die
Klostergebäude und ließen die gesamte Anlage im Jahre 1170 durch den
Kölner Erzbischof weihen. Schon bald darauf wurde das Kloster zur Abtei
erhoben.
In der Folgezeit führten Kriegseinwirkungen immer wieder zu
Beschädigungen von Kirche und Kloster. In den Jahren 1583-1587 wurden
Kirche und Kloster von marodierenden Soldaten so stark zerstört, dass
der Wiederaufbau der Kirche erst 1666 abgeschlossen werden konnte. Aus
dieser Zeit sind bis heute Wappenscheiben erhalten, die in die Fenster
des nördlichen Seitenschiffs der Abteikirche eingearbeitet sind.
Nach
der Besetzung des Rheinlandes durch die Truppen Napoleons liess die von
ihm eingesetzte Regierung unter der Leitung seines Schwagers Joachim
Murat im Jahre 1806 auch dieses Kloster aufheben. Während die
Klostergüter an den Staat verloren gingen, blieb die Klosterkirche der
Hamborner Bevölkerung als Pfarrkirche erhalten. Die Chorherren jedoch
mussten ihr Kloster verlassen und ihr gemeinsames Leben aufgeben: eine
670-jährige Tradition fand ein gewaltsames Ende.
Neben den Hamborner
Pfarrgemeinden Propstei St. Johann, St. Joseph, St. Franziskus und
Liebfrauen versehen die Hamborner Praemonstratenser auch die Seelsorge
in den zum Dekanat Duisburg-Ruhrort zählenden Gemein- den St. Ewaldi
und St. Antonius sowie an den Kranken im Hamborner Sankt
Johannes-Hospital.
Der heilige Norbert und die Prämonstratenser
Norbert,
geboten um das Jahr 1080 aus dem Adelsgeschlecht der Herren von Gennep,
lebte zunächst als Kleriker an der Stiftskirche St. Viktor zu Xanten.
Nach einem Bekehrungserlebnis ähnlich dem des heiligen Paulus verließ
er da ihm zu verweltlicht erscheinende Stift und wählte für sich ein
Leben der Buße und der Armut.
Angesteckt vom Geist der
gregorianischen Kirchenreform, zog er nach seiner Priesterweihe durch
der Erzbischof von Köln im Jahre 1115 als Wanderprediger annähernd fünf
Jahre durchs Land - mit erstaunlichem Erfolg: Bald folgten ihm
unzählige Männer und Frauen, um seine Predigten zu hören und ihm in
seinem Lebensstil nachzueifern.
Der Bischof von Laon (Frankreich)
nötigte ihn schließlich im Jahre 1120, mit Rücksicht auf seine
Gefolgschaft das Wanderleben aufzugeben und sich in seiner Diözese
anzusiedeln. Im unwegsamen Tal von Prémontré begann er mit der
Errichtung eines ersten Klosters für die neue Gemeinschaft, die später
von diesem Ort den latinisierten Namen Ordo Praemonstratensis
(Prämonstratenser - Orden, abgekürzt, OPraem) erhielt.
Als
Richtschnur für das gemeinsame Leben diente die Gemeinschaft von Beginn
an die Ordensregel des heiligen Augustinus (Bischof von Hippo,
Kirchenlehrer, gestorben 430 nach Christus). Im Jahre 1126 wurde
Norbert vom Papst zum Oberhirten des Erzbistums Magdeburg bestimmt.
Auch an seiner neuer Wirkungsstätte versuchte er - teils gegen heftigen
Widerstand - dem Geist der Reform in der Kirche zum Durchbruch zu
verhelfen. Hierzu wandelte er das bereits bestehende Stift `Unserer
Lieben Frauen' zu Magdeburg im Jahre 1129 in ein Prämonstratenser -
Kloster um.
Dieses Kloster entwickelte sich im Wege der
mitteldeutschen Prämonstratenser und ihrer Missin und der Slawen. Von
Magdeburg aus wurden unter anderem die Domkapitel in Ratzeburg,
Havelberg und Brandenburg als Prämonstratenser - Stiftskapitel
gegründet. Als stellvertretender Erzkanzler des Reiches für Italien
unternahm Norber 1132 / 1133 mit König Lothar einen Romzug, von dem er,
von der Malaria geschwächt, nach Magdeburg zurückkehrte.
Hier starb
Norbert am 6. Juni 1134. Im Kloster `Unser Lieben Frauen' wurde er
zunächst beigesetzt, bis seine Gebeine in den Wirren des
Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1626 erhoben und im Jahre 1627 nach
Prag überführt wurden. Hier fand er in der Kirche des Klosters Strahov
seine letzte irdische Ruhestätte. Papst Gregor XIII bestätigte 1582
offiziell die Verehrung Norberts als Heiliger, die ihm schon seit
Jahrhunderten zuteil geworden war," erahre ich im Internet bei den
Vorbereitungen.
Als ich dann Ende September 2007 in der Abtei
ankomme, ist die Anreise ganz unspektakulär verlaufen. Ich steige aus
den Bus, passiere das kleine Steingebäude mit der Gastronomie und das
Pförtnerhäuschen an der Einfahrt zum Parkplatzes des Krankenhauses und
stehe auch schon gleich vor dem Gebäude des Abteizentrums. Dies ist ein
reiner Veranstaltungsbau. Moderne Tagungstechnik, eine Bühne (inklusive
Bühnentechnik), W - Lan in allen Räumen, 5 Gruppenräumen bis 35
Personen und 8 Säle ab 20 Personen bis 340 Personen - glaubt man einem
ausliegenden Flyer, ist dies alles in dem Tagungsgebäude vorhanden.
Einkehrtage, Besinnungstage, Seminare, Tagungen, Lesungen,
Firmenpräsentationen, Hochzeiten, Jubiläen, Veranstaltungen - breit ist
das Spektrum der Angebote; wer Details erfahren möchte, sollte die
entsprechenden Daten unter
www.abteizentrum.de abrufen.
Meine
nächste Station ist der Friedhof. Schön grün ist es hier; von Tod und
Trostlosigkeit ist hier wenig zu spüren. Prominente Verstorbene liegen
hier nicht begraben. Einige Grabsteine sehen auch unter
kunsthandwerklichen Gesichtspunkten recht hübsch aus. Spektakuläre
Kunstwerke finde ich hier aber auch keine. Also mache ich mich auf den
Weg in die Abteikirche.
Wer hier Prunk und Pracht erwartet, wird
sicherlich enttäuscht. Trotz der künstlerisch sicherlich
anspruchsvollen Fensterbilder und der großformativen Ölbilder wirkt die
Abteikirche eher schlicht. Der steinerne Altartisch und die Chorstühle
beherrschen den Altarbereich. "Prämonstratenser - Abtei Hamborn" heißt
eine kleine Broschüre, die Pater Dr. Ludger Horstkötter erstellte. Sie
ist für 1,50 € in der Abteikirche erhältlich. Dem interessierten Kunst-
und Architekturliebhaber sei sie herzlich empfohlen. Diese Broschre
beschreibt die Kirche viel kompetenter, als ich es je könnte.
Schließlich gehöre ich zur evangelischen Konkurrenz, so daß mir das
erforderliche (katholische) Fachwissen fehlt, um eine solche Kirche
inhaltlich richtig zu beschreiben.
Ich nehme mir einige Minuten der
Ruhe, um hier zu verweilen und das hallenartige Kirchengebäude auf mich
wirken zu lassen. Da es draußen herbstet, ist es auch in der Kirche
nicht unbedingt übermäßig warm. Alles in allem macht die Kirche einen
hellen, freundlichen Eindruck, ohne einladend zu sein. Dies ist kein
Ort, an dem ich mich stundenlang aufhalten könnte und möchte.
Spätestens dann, wenn ich die Lust auf einen Plausch oder eine Tasse
Kaffee verspüre, bin ich ganz schnell wieder weg.
Meine letzte
Station: der Kreuzweg. Er beginnt gleich an einen Seiteneingang der
Kirche und umschließt zu drei Vierteln einen kleinen Garten (die vierte
Seite ist die Kirche). Der Kreuzweg ist nur zu zwei Dritteln
zugänglich; das letzte Drittel ist privat.
Insgesamt 14 irdene
Kreuzwegstationen aus dem Jahre 1961 zeigen biblische Motive. Sie sind
in die Wand eingelassen. Bunte Glaskunst kommt hinzu. Halte ich mich
eine Minute hier auf? Oder sind es zwei? Ich habe nicht auf die Uhr
geblickt. Der Aufenthalt war jedenfalls sehr, sehr kurz. Schließlich
ist dies - noch weniger als meine anderen Stationen - kein Ort zum
Verweilen.
Mein Ausflug in den Duisburger Norden hat sich gelohnt.
Wenn überhaupt, war ich etwa 1 Stunde in der Abtei. Ich überlege: Was
habe ich erlebt? Eine Sache habe ich hier sehr, sehr deutlich vermißt,
nämlich einen Ansprechpartner, mit dem ich mich über religiöse, auf
diesen Kirchbau bezogene oder andere Themen unterhalten kann. Das
persönliche Gespräch hätte den Besuch sicherlich abgerundet.
"Die Liebfrauenkirche ist die katholische Zentrumskirche Duisburgs. Sie
wurde 1958 bis 1960 in unmittelbarer Nachbarschaft des Landgerichts,
des Stadttheaters und der Mercatorhalle errichtet (Architekt Dr. Toni
Hermanns). Sie ist der Nachfolgebau der 1942 zerstörten alten
Liebfrauenkirche, die neben der Salvatorkirche stand. Die
Liebfrauengemeinde ist die älteste katholische Kirchengemeinde
Duisburgs, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht.
Der
außergewöhnliche und sehenswerte doppelgeschossige Stahlbetonbau wird
in die Kunstepoche des Brutalismus eingeordnet. Die Glasfenster,
Baldachin und zahlreiche andere Einrichtungsgegenstände der
Liebfrauenkirche stammen aus der Vatikankirche der Brüsseler
Weltausstellung von 1958.
Im Rahmen der schwierigen Finanzlage
des Bistums Essen und der zu erwartenden zahlreichen
Kirchenschließungen, ist es erstmalig im Bistum Essen gelungen, diese
einzige Duisburger Zentrumskirche durch eine Bürgerinitiative
langfristig durch das Errichten einer Stiftung zu sichern. Die in
Gründung befindliche Stiftung „Brennender Dornbusch" (angelehnt an das
einzigartige große Portalrelief der Kirche) möchte zukünftig zum
"Dialog der Religionen" aufrufen. Die Liebfrauenkirche soll sich neben
dem religiösen Leben zukünftig auch kulturellen Veranstaltungen öffnen.
Brutalismus
ist ein Begriff der modernen Architektur. Er wurde um 1950 von dem
schwedischen Architekten Hans Asplund geprägt und bezeichnet eine
Architektur, die durch reine geometrische Körper, durch Stahl und Glas
und vor allem durch unkaschiertes Betonmaterial mit seinen Unebenheiten
und den Abdrücken der Schalung (Béton brut) bestimmt ist. Besonders die
Architektur von Le Corbusier, vor allem seine Bauten Notre-Dame-du-Haut
in Ronchamp, das Kloster Sainte-Marie-de-la-Tourette bei
Éveux-sur-l'Arbresle und die Unité d'habitation in Marseille, Firminy,
Berlin und Nantes, war für den Brutalismus richtungweisend.
Als
erster brutalistischer Bau gilt die Schule in Hunstanton von Alison und
Peter Smithson (1949–1954). Die Blütezeit des Brutalismus lag in den
1960er Jahren. Er löste die internationale Moderne der Nachkriegszeit
ab und leitete mit seinen Tendenzen einer plastisch-körperhaften,
konstruktionsehrlichen und von ruppigem Charme geprägten Architektur
über zum in den 1960er und 1970er Jahren vorherrschenden Bauen mit
Fertigteilen," beschreibt sich die Duisburger Kirche im Internet selbst.
In
unmittelbarer Nachbarschaft zum Amtsgericht, Stadthaus, Stadttheater
und CityPalais liegt die Liebfrauenkirche am Friedrich - Albert - Lange
- Platz. Jetzt, da auch die Außenarbeiten am CityPalais beendet sind,
ist die Kirche auch wieder verkehrstechnisch günstig zu erreichen.
Ein
wenig dunkel und düster wirkt die Kirche von innen. Da Fenster fehlen
und nur die Eingangstüren aus Glas sind, ist eigentlich nur der
überdimensionierte Eingangsbereich gut beleuchtet. Als ich den
Gottesdienstraum im Erdgeschoß betrete, werde ich erst einmal unsicher.
Sieht eine katholische Kirche wirklich so kalt aus wie diese?
Die
Kirchenbänke sind aus Holz, der Boden ist hell gefliest. Auf der dem
Eingang gegenüberliegenden Seite: das einzig Helle in diesem Raum,
nämlich die Wand. Rote, weiße, blaue und gelbe Glasbausteine lassen
wenigstens etwas Licht in die Kirche kommen. Der Altartisch und die
Säule mit der Monstranz: Sie sind aus Stein. Sie werden von je 2
brennenden Kerzen und einem Heiligenbild (auf steinernen Sockeln)
flankiert. Das Kreuz, das über dem Altartisch hängt, könnte aus Bronze
sein. 4 Kugeln sind in das Kreuz integriert, an jedem Ende eine; woraus
sie bestehen, kann ich nicht erkennen. Die Lichtverhältnisse sind an
diesem Tag so katastrophal, daß die 14 Stationen des Kreuzweges
faktisch im Dunkeln liegen.
Zu abweisend ist die Kirche; ganz
schnell mache ich mich auf den Weg. Wie erste Etage ist an diesem
Freitag Anfang Oktober 2007 nicht frei zugänglich (ein Musiker und ein
Sänger proben hier gerade). Dank der eingeschalteten Beleuchtuung und
der hellen Betonfarben wirkt dieser Gottesdienstsaal, der sich über
schätzungsweise 90 Prozent der Gebäudefläche erstreckt, noch
einigermaßen freundlih. Auch hier gilt: Die Einrichtung ist sehr karg.
Bunte Glasfenster im Treppenhaus, 8 Kerzen im Altarraum und je 5 auf
beiden Seitenwändne, 2 Heiligenstatuen, ein steinerner Altartisch, ein
Rednerpult sowie die hölzerne Deckenverkleidung fallen mir als
Einrichtungsgegenstände auf.
"Eine so kalte und abweisende Kirche
habe ich ja noch nie erlebt. Im Vergleich dazu sind die evangelisch -
reformierten Kirchen ja wirklich wunderhübsch," schießt es mir durch
den Kopf, als ich endlich gehe. Wie heißt es so schön im Treppenhaus:
Oh Gott, geh` du mir unter die Haut.Wer einen Rat braucht, der geht ins Rat - Haus. Dort bekommt er ihn.
Nein, Kalauer beiseite. Rund 1,6 Kilometer vom Hauptbahnhof entfern und
direkt neben der Salvatorkirche gelegen, ist das Rathaus das politische
Zentrum der Stadt.
Wer etwas zur Geschichte und Architektur des
Gebäudes wissen möchte, dem sei ein Besuch der Duisburger Stadtbücherei
empfohlen. Zumidnest in der Zentrale an der Düsseldorfer Straße gibt es
wirklich lesenswerte Literatur.
Wer etwas zur politischen Arbeit
wissen möchte, dem sei die Broschüre "Blickpunkt Rathaus" anempfohlen.
Das Exemplar, das ich in den Händen halte, gibt den Stadt Dezember 2005
wieder. Auch wenn es hinsichtlich Zusammensetzung und Fraktionen nicht
mehr so ganz aktuell ist, beschreibt es die grundsätzliche Arbeit des
Rates doch sehr gut. Ich selbst habe das Heft schon im Rathaus, in der
Stadtbücherei und in den Bezirksämtern ausliegen sehen. Ich hoffe, ich
erzähle nichts falsches, wenn ich behaupte, daß das Heft im
Zweifelsfall beim Presseamt der Stadt am Burgplatz erhältlich ist.
Ich
sitze gerade auf einer Parkbank vor dem Rathaus, als ich dies schreibe.
Vor mir und rechts von mir liegen die (kostenpflichtigen) Parkplätze.
Hinter mir, auf einem kleinen Platz, befindet sich die Gedenkstatue für
die Verfolgten des Nazi - Regimes.
Und der Mercator - Brunnen? Nun
ja, was soll ich sagen? Eigentlich sieht er ja ganz hübsch aus, würde
er, ja würde er auch tatsächlich Brunnen - Wasser enthalten (heute ist
er - vom Regenwasser abgesehen - komplett leer) und gereinigt sein. Die
feine, grüne Moosschicht, die die Steine an vielen Stellen dezent
bedeckt, wirkt nicht gerade attraktiv.
Daß das Rathaus frei
zugänglich ist, mag sich für uns als selbstverständlich anhören. Ich
hab es aber vor Jahren in England erlebt, daß das Rathaus in dem Ort,
in dem ich mich aufhielt, eben nicht frei zugänglich war; als ich es
mir unverbindlich anschauen wollte, wurde ich prompt gefragt, was ich
dort wolle und ob man mir helfen könne.
Also mache ich mich jetzt auf den Weg und schaue mir das Rathaus von innen an.
Betritt
man das Rathaus, fällt der Blick auf das Treppenhaus, sobald man den
Vorraum durchquert hat. Doch halt! Hier gibt es nicht nur die
steinernen Treppen, die nach oben führen; auch einen funktionierenden
Paternoster auf der gegenüberliegenden Seite gibt es noch. Der
Pförtnertisch ist fast schon in der Mitte der Eingangshalle direkt vor
der Treppe angebracht. Vor hier aus starte ich meinen Rundgang durch
das Erdgeschoß, soll heißen, ich laufe durch die Flure. Auffällig für
mich an diesem Tag: Die vielen Räume, die nicht genutzt werden. Ich
entdecke zwar die Räumlichkeiten der Bürgermeister; bei vielen anderen
Räumen fehlt aber ein Namensschild. Selbst das Frauen - Büro von Doris
Freer entecke ich hier nicht mehr; es ist mir irgendwie abhanden
gekommen. Auffälligstes Zeichen dafür: Es fehlen die Infoständer mit
ihren vielen Faltblättern.
Wichtigste Station im 1. Stock: das
Zimmer 100. Hier finden die Ratssitzungen statt. Eintritt haben hier
aber nur die Ratsmitglieder. Wer einer Sitzung beiwohnen möchte, muß in
einer der oberen Emporen (Zugang über die 2. Etage) Platz nehmen.
Dekorativ ist das Treppenhaus an dieser Stelle gestaltet. Je zwei
historische Stühle des Rates stehen auf der gegenüberliegenden Seite
der beiden Treppen, die aus dem Erdgeschoß kommen; zwischen diesen
beiden Treppen liegt der Aufgang zu 2. Geschoß. Doch damit nicht genug.
Links und rechts des Treppenhauses stehen runde Holztische; um sie
herum sind diverse historische Ratsstühle gruppiert. Findet gerade eine
Ratssitzung statt, finden hier in den Pausen so manche hitzige Debatte
statt. An Tagen wie heute werden die Sitzgelegenheiten in der Regel
nicht genutzt.
Neben den Räumlichkeiten für einige Dezernate liegt
auch das Dezernat des Oberbürgermeistes im 1. Obergeschoß. Auch eine
kleine Cafeteria gibt es; zumindest an Sitzungstagen ist sie geöffnet.
Liegt
das Mercatorzimmer, in dem Repräsentationen der Stadt stattfinden,
genau gegenüber dem Ratssaal? Soweit ich mich erinnere, ist dem so;
angeschlagen ist aber nichts.
Die städtische Pressestelle und das
Repräsentationsamt dominieren das 2. Obergeschoß. Interessant wird es
eigentlich erst wieder in der 3. Etage, die quasi das Dachgeschoß
darstellt. Hier entdecke ich das Frauenreferat wieder. Und die
Ausstattung? Ein gekachelter Fußboden und weiß gestrichene Wände gibt
es - und das war's. Wer sich als Besucher dorthin verirrt, kommt meist
nicht aus Zufall, sondern hat ein konkretes Ziel vor Augen. Das
Dachgeschoß wirkt so, als sei man schon in einer anderen Welt (aber
bestimmt nicht im Himmel, dafür sehen die Flure zu karg und schlicht
aus) angekommen.
Fährt man eigentlich mit dem Kopf nach unten und
den Füßen oben an der Decke, wenn man beim Paternoster vergißt, im
obersten Stock auszusteigen? Ach nein, diesen Kalauer wollte ich ja
nicht bringen. Auf jeden Fall mache ich mich jetzt wieder auf den Weg.
Ich habe im Rathaus alles gesehen, was ich als normaler Bürger sehen
konnte. Die Architektur und Ausstattung des Duisburger Rathauses ist
sicherlich hübsch und sehenswert; ansonsten ist es ein normales
Verwaltungsgebäude. Ich staune jedenfalls immer wieder, wie sehr sich
ein scheinbar so wichtiges Gebäude selbst entzaubert und zu einem ganz
normane Gebäude wird.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.10.2007.
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