Joe R.

Letzte Worte

Auf dem Aussichtsturm warteten eine Handvoll Touristen und eine Angestellte darauf, dass sich die Türen des Lifts endlich öffneten. Ungeduldig fragte ein dicker Mann die junge Frau in der dunkelblauen Uniform: "Muss das so lange dauern?" Mit glasigen Augen schaute sie ihn an. Fast wie in Zeitlupe lief ihr eine Träne über die Wange.

Dann drehte sie sich um, ging langsam aber zielstrebig einige Schritte bis zum Geländer, stützte sich mit beiden Händen darauf, und sprang mit einem Satz darüber. Fassungslos, unfähig sich von der Stelle zu rühren, streckte der Mann die Hände in ihre Richtung, als hätte er sie zurückhalten wollen. Doch sie war bereits nicht mehr zu sehen.

Ihre letzte Reise dauerte ungefähr 17 Sekunden. Beim Aufprall zerschmetterte der Körper. Unter sich begrub sie einen sechsjährigen Jungen, der zufällig zur selben Zeit mit seinem Bruder auf dem Platz vor dem Turm herumalberte.

Der Bruder stand keine drei Meter von der Unglücksstelle entfernt. Noch immer in der Rolle des "kleinen Agenten", die Finger seiner rechten Hand eine Pistole imitierend, mit der er gerade eben auf den "feindlichen Spion" geschossen hatte. Kreidebleich, die Augen und den Mund weit aufgerissen, war er erstarrt. Und "Peng, du bist tot" waren die letzten Worte, die er in seinem Leben gesprochen hat...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.10.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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