1983 Frühsommer, Neubiberg bei Müchen
Er nestelt nervös am Schlüsselbund. Beinahe entglitt er ihm. Dann endlich hält er den richtigen in den zitternden Fingern. Verdammt, verdammt, er geht nicht rein. Ruhig, ruhig. Ruhige Finger, ruhige Finger.
Drin. Umdrehen. Die Treppe hoch, drei Stufen und noch drei und noch drei. Nächster Schlüssel, der mit dem roten Ring. Oh Gott. Auf Anhieb. Tür auf.
"Larissa !"
Keine Antwort. Der Geruch. Küche. Nein. Bad. Nichts. Wohnraum. Bett. Nadel.... ...Weite starre Augen. ......Zu spät. "Nein, nein, nein, nein........"
2006 Frühling, Osnabrück, Praxis
"Beruhigen sie sich. Atmen sie langsam. Lassen sie sich Zeit."
"Es zerreisst mich, ich kann nicht, es zerreisst mich."
"Lassen sie es zu. Unterdrücken sie die Tränen nicht. Lassen sie es zu. Es wird ihnen helfen. Ruhig. Ganz Ruhig. Wir haben Zeit."
"Sie war tot..... ich.... war.... zu spät."
"Aber sie ist noch da. Sie spüren sie noch. Hab ich Recht ? Sie ist in ihrem Herzen."
"Natürlich, ich.....ich.....konnte sie..... doch nicht gehen lassen."
"Aber sie ist nicht mehr lebendig Herr T. und sie brauchen doch lebendige Liebe."
"Liebe ist immer lebendig. Man muss sie nur spüren."
"Aber sie müssen los lassen, nur dann haben sie die Chance auf ein reales Leben. Auf ihr Leben. Selbst bestimmt. Mit Zielen, die es zu erreichen gilt."
"Ziele ?.... Loslassen ?.....Aber dann bin ich..... allein......einsam.....ich kann nicht."
"Wenn sie sie nicht loslassen, wenn sie nicht Abschied nehmen von ihr, dann werden sie ihr Lebensziel nie erreichen. Sie wissen das doch schon längst. Deshalb sind sie doch hier."
"......"
"Ja, lassen sie die Tränen zu. Keine Scham. Weinen sie. Lassen sie den Schmerz frei, lassen sie ihn raus."
"......es....tut.....so....weh....Larissa....."
2006, Frühling, Osnabrück, Diakonie
"Sie haben den entscheidenden Schritt gemacht Herr T. Wie lange sind sie jetzt spielfrei ?"
"Seit 2004, seit ich die Therapie verlassen habe."
"Seien sie doch mal stolz auf sich, das ist doch etwas wunderbares. Sie haben doch etwas erreicht. Sie sollten sich jetzt einfach mal belohnen. Etwas nur für sich tun. Was würde ihnen gefallen, jetzt in diesem Moment ?"
"Ich würde gern in einem Café sitzen, lesen, Wein trinken und in die Sonne blinzeln."
2006 Frühling, Osnabrück, "BarCelona"
Der Wein schmeckte fruchtig und rann kühl seine Kehle hinab. Er schmeckte gut. Die Sonne war schon kräftig genug. Ihre Strahlen liessen ihn Wärme spüren. Er sah sich um. Sah auf das geschäftige Treiben der anderen in der Einkaufstrasse.
Mütter mit Kindern, die die erste Eistüte schleckten. Gruppen von Geschäftsleuten auf dem Weg zu ihrem Mittagsimbiss. Offensichtlich gut situierte Menschen mit Einkaufstüten, P&K, InsideOutside, Saturn, Le Bijou, Maxner Herrenausstatter. Sie lebten und genossen das Leben. Sie flanierten, kauften ein, tranken, assen, küssten, flüsterten zärtliche Worte mit glänzenden Augen in glänzende Handys. Sie lebten.
Er lächelte.
"Ja, ich belohne mich mal."
Sein Blick blinzelte zurück in die warme Maisonne und sie schenkte ihm ihre wärmenden Strahlen.
2008 Frühling, Berlin, 20. Stock, Dachterasse,
Larissa......Conny......weg..... ihre Liebe....weg.
Seine war noch da, aber ihre nicht mehr.
´Wohin mit all meiner Liebe.´
Sie war ihm versagt. Einfach weg..... Leben ohne Zärtlickeit? Leben ohne Glück ? Leben ohne Liebe ?
Er liess das Geländer los....
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.10.2007.
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