„Faulenzer!“ rief der Meister seinem Lehrling zu. Der hatte sein gestriges Frustsaufen noch nicht verdaut. Viele kleine Zwerge mit kleinen Hämmerchen tobten sich in seinem Kopf aus. Dieser Kopf brachte Hammer und Ambos in seiner Ohrgegend nicht unter Kontrolle und – Kopf, Mann und Schubkarre kippten zur Seite. Der Lehm, schwer genug vom nassen Hang gestochen, von der klebrigen Schaufel in die Karre befördert, rutschte über den Rand, bildete einen großen Haufen und stoppte den Jüngling in seiner wenig kontrollierten Vorwärtsbewegung. Er fiel vornüber. Der weiche Lehm formte seine Nase in sich – und nicht nur diese. Glitschige Nässe strömte als elektrischer Impuls durch Nervenbahnen ins Gehirn und bewirkte Erstaunliches. Der Weckprozess am Morgen zu Hause, jäh gestoppt durch das Hämmern der vielen kleinen Zwerge zwischen den beiden Ohren im Kopf, kam plötzlich wieder in Gang. Noch lag er still im nassen Lehm. Doch Nervenenden sprühten quer durch ihr großes Geäst. Das zeigte Wirkung. Der Lehrling hob den Kopf. Er hörte das Schimpfen seines nachfolgenden Kollegen. Der hatte die Schubkarre abgestellt, denn die seine stand im Weg. Nein, das wollte er doch nicht: Die Kollegen hindern. Denn – das hatte er schon gelernt: Nicht wie bisher der Lehrer in der Schule ist der, nach dem er sich als Ersten richten muss. Der Kollege ist es, der seine Arbeit gut beenden will, der Freude an ihrem Gelingen hat, dem darf er keinesfalls in die Quere kommen. Denn der kennt kein Pardon, wenn er ihn am Geldverdienen hindert. So fasste er die Schubkarre wieder an den Holmen, kippte sie hoch und machte dem Kollegen Platz. Verwundert spürte er den Rückzug der vielen kleinen Zwerge. Er suchte die nächste Schaufel und lud seine Karre wieder voll. Noch einen Kollegen musste er passieren lassen. Dann konnte er sich wieder einordnen in diese endlos scheinende Reihe. Und er merkte, dass er dazu gehörte, auch – wenn ihm noch viel zu lernen blieb.
13.10.2007
Vorheriger TitelNächster TitelHerzlichen Dank, Herr oder Frau Rehmann, für das schnelle und lobende Urteil. Vielleicht lesen Sie auch andere Geschichten von mir. Übrigens: Ich vertrage und bin dankbar auch für Kritik.
Herzliche Grüße
Klaus Buschendorf
www.jukbuschendorf.de
www.artikel-eins.comKlaus Buschendorf, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.10.2007.
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von Klaus Buschendorf
Was wäre, wenn ...? Eine Frage, die oft den Menschen anfällt, wenn ihm etwas nicht gelungen ist. Sie kann selbstquälerisch sein und wird deshalb meist vermieden. Ist der Frager stark genug, sich ihr zu stellen und eventuell seelische Qualen zu ertragen, kann sie zu Erkenntnissen führen. Stellt man solche Fragen geschichtlichen Ereignissen, sind die Reaktionen vielfältiger. Was soll's, ist doch vorbei - so die am weitesten verbreitete Reaktion. Aber beim Nachdenken über geschichtliche Unfälle oder Zufälle können sich Gedanken aufdrängen, dass nicht alles genauso und nicht anders hätte passieren müssen!
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