Werner Gschwandtner

Die Kugel trug seinen Namen. Kapitel 2

« Gold »

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Anderthalb Jahre später. Das Gebiet „Amber Realm“ hatte sich um 210 Morgen, um das Stone Real „No Name“ erweitert. Insgesamt 5000 Hektar umfasste nun der Besitz von Jo Amber.
In den ersten Monaten der Erkundung schien es wirklich so, wie es Buddy Stone erklärt hatte. „No Name“ war eine Region ohne Nutzen. Eine felsige Landschaft, wo kein Rind Nahrung zu finden vermag.
Jos engster Vertrauter, Jim Wheeler war es, der die Entdeckung machte und das Geheimnis des „No Name“ Areals lüftete.
In dem felsigen Gestein, welches sich bis tief in die Erde erstreckte, gab es reichhaltige Adern von purem Gold. Eine gewaltige Mine stellte jenes Gebiet da, welches fortan den Titel „Gold Corner“ trug.
Seit einem dreiviertel Jahr erbrachte die Mine reichhaltige Erträge und die Adern des so genannten „Goldecks“ waren noch lange nicht erschöpft.
Einmal im Monat begab sich ein Treck, bestehend aus vier Planwagen, die voll Beladen mit Gold waren, nach El Dorado, wo die Reinheit und der genaue Wert des Edelmetalls festgestellt wurden.
 
5
„In solchen Nächten erkenne ich das ich Richtig getan habe“, Jo Amber stand, eine gute Zigarre im Mund, auf der Veranda seiner Ranch und Blickte leicht verträumt in den Nachthimmel.
„Mein Kind war jedes der Mühen in den vergangenen 246 Monaten wert. Es stimmt schon, ich hatte in Österreich auch ein sehr gutes Leben und war nicht gerate Arm. Aber ein derartiges Vermögen wie ich es hier nun aufbauen konnte, das hatte ich nicht mein eigen genannt.“
Es war warm. Kein Windhauch regte sich und der klare Sternenhimmel funkelte hernieder.
„Und ich habe sogar ein ganzes Stück zu deinem Besitz beigetragen“, raunte Buddy Stone schmunzelnd hinzu, „zuerst dadurch, dass du dein Handwerk bei mir gelernt hast. Und zum Abschluss noch mit dem Verkauf des „No Name“ Reals, welches sich als wahre Fundgrube entpuppt hatte.“
Buddy paffte genüsslich an seiner Pfeife. Der blaue Dunst der beiden edlen Tabakswaren stieg in die Luft und verbreitete ein rauchiges Aroma.
„Well mein Freund“, äußerte sich Jo befliesend, „du hast vollkommen recht. Ohne dich wer ich nichts und ich möchte gar nicht darüber nachdenken was gewesen wäre, wenn ich damals, 1847 nicht bei dir gelandet wäre.“
Jo nahm einen langen Zug von seiner Zigarre, dann blickte er seinen Freund von der Seite an.
„Und du nimmst mir den Abkauf des „No Name“ Reals wirklich nicht übel?“
Buddy Stone nahm bedächtig seine Pfeife aus dem Mundwinkel und richtete seinen Blick fest auf Jo Amber.
„Ich habe dieses Stück Land über zehn Jahre besäßen“, sagte er, „es erkundet, es erforscht. Doch sein Geheimnis konnte ich nicht erkennen. Das Schicksal wollte es anders. An unserer Freundschaft ändert sich dadurch nichts.“
„In etwa einem halben Jahr“, wechselte Jo nun elegant das Thema, „trifft mein Erbe in Texas ein. Ich habe viel erlebt, viel erreicht. Doch schon lange war ich nicht mehr so nervös wie jetzt eben.“
Jo hatte da vollkommen Recht. Das letzte Mal, wo er ein derartig tiefes Gefühl der Fahrigkeit erlebt hatte, war an jenen Tag gewesen, an dem Jo bei Buddy Stone in den Dienst getreten war.
„Macht dir auch diese „Gear-Brother“ Gang zu schaffen?“, fragte Buddy nun beiläufig, „ich habe schon gut 500 Rinder an diese Mistkerle verloren.“
Jo senkte den Blick. Leicht verträumt hatte Amber soeben in den nächtlichen Sternenhimmel geschaut.
„Ich habe von ihnen schon gehört“, äußerte sich Jo offen, „aber zum Glück wurde ich bisher von ihren Machenschaften verschont. Mich wundert nur“, setzte Jo seine Aussage fort, „dass Sheriff Brower in den vergangenen fünf Monaten ihrer Aktivität diese Gauner noch nicht Ausheben konnte.“
„Stimmt“, gab Buddy zu, „das verstehe ich auch nicht. Chance ist normal nicht so langsam. Wir sollten bald mal mit ihm darüber sprechen. So kann das nicht weiter gehen.“
Kurzes schweigen von beiden Seiten.
„Wenn du Unterstützung brauchst“, brach Buddy schließlich die Stille, „dann würde ich dir gerne ein paar meiner besten Männer als Treck-Begleitung überlassen.“
Jo legte seine Hand auf Buddys Schulter.
„Vielen Dank für dein Angebot mein Freund“, ein fester Händedruck bestätigte das Abkommen, „Mitte des kommenden Monats geht der nächste Treck nach El Dorado. Aber ich glaube das schaffen meine Boys auch alleine.“
„Okay Jo“, Buddy nickte, „mein Angebot steht dennoch. Wenn du mal Hilfe benötigst, dann sag es einfach.“
 
6
Im Saloon von El Dorado herrschte hoch Betreib. Ein schwarz Gekleidete Mann, den Hut tief im Gesicht sitzend, betrat in den späten Abendstunden desselben Tages jenes Etablissement und bewegte sich zielstrebig dem Hinterzimmer zu.
Vier Männer waren anwesend. Sie spielten Karten, Poker und befeuchteten ihre Kehlen mit Whiskey.
„Der Boss wird heute noch kommen“, sagte der dazukommende schroff, „Greg lass die Karten verschwinden.“
„Mach nicht so einen Wind Bruder“, Greg Gear erhob sich, „der Boss hat doch noch niemals seine Aufwartung erbracht. Normal kommen seine Anweisungen über dich.“
„Diesmal ist es anders“, antwortete Cody Gear kurz, „der Boss hat eine Information bekommen, die für unseren kommenden Coup wichtig ist.“
Knurrend warf Greg seine Spielkarten auf den Tisch und zischte. „So ein Mist“, seine Augen funkelten wild, „gerate jetzt, wo ich eine Glückssträhne hab.“
„Ich hätte sowie so wieder mal aussteigen müssen“, Gregs rechter Partner deckte seine Karten auf, „zwei Buben, eine neun und zwei zweier. Damit gewinn ich nichts.“
„Du sagst es Laster“, Gregs gegenüber warf ebenfalls seine Karten auf den Tisch, „heut ist auch nicht mein Tag.“
Cody Gear nahm neben seinen Bruder Platz. „Seit wir für den Boss arbeiten haben wir nicht schlecht verdient. Und wir stehen nicht im Schusslicht des Sheriffs.“
Laster White nickte. Er brach einer weiteren Flasche Whiskey den Hals und goss sich ein Glas ein. „Stimmt schon“, sagte er, „worum geht es bei dem neuen Job?“
„Ich weiß noch nichts genaues“, gab Cody abermals schroff von sich, „es soll nur der absolute Übercoup sein. Und deshalb“, leicht zornig nahm Cody die Whiskeyflasche auf und schleuderte sie gegen die Wand vor ihm, „bleiben eure Kehlen für die kommende Zeit trocken.“
Laster erhob sich. Er war ein dürrer Mann, unrasiert mit einem buschigen Schnauzbart. Seine Hände waren derb und sein Blick kalt. Seine Rechte zuckte nach dem Colt, doch noch bevor White den Revolver anfasste erklang eine rauchige Stimme aus der Tür zum Hinterzimmer.
„Das würde ich lassen. Cody zieht doch schneller.“
Laster entspannte sich. Langsam lies er sich wieder in seinen Stuhl gleiten. Cody nahm ebenfalls seine Hand vom Griff seines Colts. Längst hatte er den Hahn seiner Waffe gespannt gehabt.
Fünf Augenpaare richteten ihr Merk auf den Sprecher. Rasch trat der Ankömmling in das Hinterzimmer und hielt sich bedeckt, im Rücken von Lester White, Al Summers und Bill Holiday.
Nur die Gear Brüder kannten die Identität des Bosses. Doch sie hatten zu schweigen, ihr Leben hing davon ab.
„Ich habe den größten Job für euch“, raunte der Boss, „denn es für uns geben wird. Es geht um Gold.“
„Um Gold?“ Greg Gears Augen funkelten gierig auf, „um wie viel?
„Das wie viel ist unwichtig für euch“, die rauchige Stimme knurrte auf, „eure Bezahlung wurde verdoppelt. Das muss euch genügen.“
„Aber wir müssen doch wissen“, Al Summers, ein Kahlköpfiger Mann mit einer extrem hohen Stimme wollte sich erheben.
Der Boss drückte den plumpen Mann nieder. Er backte fest seine Schulter und beugte sich etwas tiefer hinab. Aus den Augenwinkeln versuchte Al das Aussehen des Bosses zu erspähen, doch es gelang nicht. Der Hut war weit in die Stirn geschoben und der Mund wurde von einem Tusch verdeckt. Nur ein Stück Narbe, auf der rechten Wange war zu erkennen. Und ein kalter Blick, der keine Gnade verdeutlichte.
„Nichts müsst ihr“, gab unmissverständlich die rauchige Stimme kund, „hört zu und handelt nach den Anweisungen.“
„Haltet alle das Maul“, fauchte Cody seine Männer an, „der Boss will uns seine Direktiven geben.“
Die Situation lockerte sich etwas. Der eigentlich unbekannte Mann im Rücken der drei Männer aus der „Gear-Brother“ Gang setzte zur Erklärung für den kommenden Coup an.
„Ich habe in Erfahrung gebracht das auf dem Land des „Amber Realms“ eine ertragreiche Goldmine liegt. Jedes Monat geht ein Wagen-Treck voll Gold nach El Dorado. Wir werden uns diese Trecks monatlich unter den Nagel reisen.“
 
 
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Werner Gschwandtner 
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.10.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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