Thomas Frank

Datura stramonium

 

Mein Name ist Earl und die nun folgende Geschichte ist wahr. Sie ereignete sich an einem ganz gewöhnlichen Donnerstag.

Es fing alles damit an, dass mein Kumpel Biff zirka zwei Wochen zuvor im Garten seiner Eltern diese Stechapfel Blüten sah. Wir hatten von dieser Pflanze schon viel gehört. Sie soll angeblich unkontrollierbare Halluzinationen herbeiführen und sehr giftig sein. Viele Leute, die wir kannten hatten es schon in geringen Mengen ausprobiert. Manche waren begeistert, andere für immer verändert.

Biff erzählte uns von seiner Entdeckung und eines war sofort klar, wir würden dieses Zeug probieren, früher oder später. In unserem Fall eher später. Denn wir wollten nicht einfach planlos drauflos fressen, nein, wir wollten diesen Abend sorgfältig auswählen. Wir waren ja schließlich keine durchgeknallten Acid-Heads, die sich alles einbauen, was sie in die Hände bekommen. Wir waren nur ein Haufen von Kiffern, die immer zusammen abchillten und scheiße laberten. Wir waren fünf Freunde, die alles teilten und zusammenhielten wie Pech und Schwefel. Das lag vielleicht auch daran, dass wir alle in der selben Straße wohnten, von klein auf. Wir waren alle gleich alt, besuchten alle die gleichen Schulen und waren auch immer in der selben Klasse.

Da waren Biff der Chaot, Simon das Genie, Jam der Künstler, Stan der Psycho und ich, Earl der Geschichtenerzähler.

Für den Verzehr der Pflanze planten wir das kommende Wochenende ein. Biff's Eltern würden dann nämlich wie jedes Jahr für zwei Wochen verreisen und somit hätten wir ein komplettes Einfamilienhaus nur für uns alleine. Leider kam an jenem besagten Wochenende die erste Staffel von Knight Rider in die Läden und so verschoben wir es erstmal.

Vor lauter Verplantheit hatten wir dann fast unser Vorhaben komplett vergessen.

Doch an einem ganz gewöhnlichen Donnerstag, ein Tag, den wir immer damit verbrachten uns die Birne wegzuknallen und Frauentausch zu kucken, passierte es dann.

Ich glaube es war Simon. Er ging nach draußen zum schiffen, da ich gerade auf dem Klo saß und da sah er sie, von den Laternen der Straße bestrahlt hing sie da. In ihrer vollen Pracht lächelte sie ihm zu, so als wolle sie sagen, "Fick mich, komm und fick mich“.

Ich war längst wieder bei den anderen im Zimmer, als Simon hereinplatzte und sagte:

"Leute, was haltet ihr davon wenn wir morgen die Schule schwänzen?".

Da wir das eh vorhatten lachten wir ihn extrem aus. So war das immer mit Simon, trotz seines Erfindergeistes und seiner Intelligenz kam er immer mit Sachen an die für uns eh klar waren.

Doch diesmal war es anders, in seinen Augen konnte ich ein seltsames Glänzen sehen, so, als hätte er etwas ganz bestimmtes vor. Und das hatte er auch, denn diesmal würde seine Idee unser aller Leben für immer verändern.

"Hey, hey.... Leute, hört auf zu lachen, . ... ich sag nur ein Wort.......STECHAPFEL!!!", schrie er.

Sofort stellte sich unser Lachen ein und wir sahen alle einander an. Ich dachte mir so: "Stechapfel, ...stimmt, da war doch irgendwas".

"Scheiße ja!!!" brüllte Stan.

Im nächsten Augenblick waren wir alle auf dem Weg in den Garten. Es war ein komisches Gefühl dort hin zulaufen. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das den entscheidenden Elfmeter verwandeln muss. Es war so eine innere Aufregung. Vielleicht wollte mir eine höhere Macht auch einfach nur sagen: „Lass es sein, mach es nicht!!“.

Doch ich wollte es, genauso wie die anderen. Ihre Augen glänzten, als würden sie zu einer Schatzkiste laufen. Keiner sagte auch nur ein Wort.

Endlich kamen wir an. Wir starrten alle erstmal eine halbe Minute dieses giftige Zeug an.

Dann riss sich Stan eine Blüte ab und kaute darauf herum.

Warte, warte Mann........nicht so schnell, ... wieviel von dem Zeug braucht man überhaupt, damit es wirkt??“ fragte Biff.

Ich denke so ne Hand voll oder so“, erwiderte Jam.

Ne Hand voll, unglaublich, dass wir auf ihn hörten. Heute weiß ich, dass eine Hand voll von dem Zeug einfach zu krass ist. Es ist praktisch eine Überdosis von nem Horrortrip mal Tausend. Ein Erlebnis, dass so brutal und echt ist, dass ich mir wirklich in die Hose geschissen hab vor Paranoia, aber liest selbst.

Wie bereits erwähnt hörten wir auf Jam und jeder von uns stopfte sich so ca. 7-8 komplette Blüten in die Fresse. Jeden von uns würgte es, so verdammt bitter war dieses Zeug. Als wir endlich fertig waren, rannten wir in die Küche, um irgendetwas süßes, flüssiges nachzuspühlen. Danach chillten wir wieder in Biff's Zimmer. Es schien alles normal, wir rauchten ein paar Joints und lachten über das trashige Fernsehprogramm. Es war keinerlei Wirkung zu spüren, wir waren alle wie immer, einfach nur übelst geplättet.

Doch irgendwann fing es an. Ich denke es war so 23:05 Uhr. Stan stand auf und sprach: „Ich geh jetz mal aufs Klo“, während er nach draußen lief konnte ich noch Simon hören wie er sagte: „Interessant, wirklich sehr sehr interessant“.

Grinsend schaute ich zu Jam, da aus seiner Richtung seltsame Geräusche kamen. Ich konnte mich vor Lachen fast nicht mehr einkriegen, als ich sah, dass er auf der Couch saß und Schlagzeug spielte. Ich meine, die Geräusche kamen aus seinem Mund und die Füße und die Hände bewegten sich so als würde er tatsächlich Schlagzeug spielen. Es sah so witzig aus. Biff und Simon fingen auch sofort lauthals an zu lachen, als sie es bemerkten.

Wir lachten so laut und so lange, dass ich auf einmal unglaubliche Angst davor bekam.

Mein Lachen wurde immer leiser, während die anderen erst so richtig in Fahrt kamen. Wie ein Massenmörder auf dem elektrischen Stuhl sah ich ihnen dabei zu. Ihr Lachen klang für mich nicht wie ein Lachen. Es klang nach digitalen, ächzenden, verzerrten, lauten Geräuschen. Sie machten mir Angst. Ich fing so laut an zu schreien, dass selbst ein Toter es hätte hören müssen. Als ich aufhörte schauten mich alle an.

Was geht bei dir ab, Mann???“, fragte Biff.

Was soll bei mir abgehn? ....Ich pack euer Lachen einfach nicht, ....ok, ...hört auf damit“,

Alle drei warfen mir einen höchst merkwürdigen Blick zu.

Aber sonst ist alles klar bei dir?“, sprach Simon mich an.

Natürlich Mann, ...bei mir sowieso,.... aber ihr,...... ihr solltet langsam mal wieder klar werden“. Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen fingen sie wieder laut an zu lachen und ich wieder an zu schreien. Ab diesem Zeitpunkt muss ich wohl irgendwie weggetreten sein, denn das nächste, an das ich mich erinnere, war, dass ich die Augen öffnete und verwirrt im Zimmer herumblickte, es kam mir so vor als wären ein paar Stunden vergangen. Ich schaute mich um.

Wo sind denn bloß die anderen alle hin?

Hey Mann! Ich hab dich gerade was gefragt“, ertönte es auf einmal.

Ich schaute mich weiter um. Wo kam das bloß her?

Hallo??? ....Ist da jemand?“, fragte ich schüchtern.

Ja mann, hier, hier drüben, .... wo kuckst du denn hin? ....Hier sind wir“.

Ich drehte meinen Kopf nach links und tatsächlich, da waren sie und immer noch warfen sie mir diesen seltsamen Blick zu.

Alles in Ordnung Mann“, fragte Biff.

Jaja,.....wa wa warum denn?“, babbelte ich leise.

Du bist doch völlig weg Alter“, sprach Jam mich an. Da fing ich wie ein geistesgestörter an zu lachen. Die anderen zögerten kurz, doch dann lachten auch sie mit.

Diese Stechapfelblüten waren bis dahin auch wirklich der absolute Hammer. Ich hatte jeglichen Bezug zur Zeit verloren. Mein Körper war so dermaßen betäubt, ich hatte das Gefühl mein Kopf würde ein Paar Zentimeter über meinen Schultern schweben. Es war herrlich, wir saßen einfach nur da und lachten. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht mehr worüber ich überhaupt lachte, ich tat es einfach. Wie eine lachende Maschine saß ich da und verlor mich vollkommen in diesem wunderschönen Gefühl.

Doch dieser Moment sollte nicht für lange anhalten, denn im nächsten Augenblick platzte Stan mit blutigen Händen und einer offenen Hose ins Zimmer.

Scheiße,......verdammte Scheiße,.....helft mir,.....mein Schwanz,....mein verdammter Schwanz“, brüllte er,ohne einzuatmen.

Es war grauenhaft. Über unseren schönen lachenden Moment brach auf einmal ein kaltes, blutiges Gewitter herein. So etwas habe ich noch nie gesehen. Stan stand weinend vor uns und hielt seinen Schwanz in der Hand. Aus seiner Hose sowie von seiner Hand tropfte ununterbrochen Blut. Keiner von uns wusste was er sagen sollte. Ich saß da wie eingefroren.

SCHEIßE!!!!“, schrie Biff los.

Jam sprang auf und verschloß die Zimmertür.

Was ist passiert?“, fragte ich. Doch Stan gab keine Antwort. Er stand einfach nur da und schaute seinen abgetrennten blutigen Schwanz an, während Simon ohne zu bremsen hinter Biff's Couch kotzte.

Bist du verrückt, ...wie soll ich das jemals wieder rauskriegen“, rief Biff.

Ich , ...ich muß ihn wieder hinnähen. . .. bevor es zu spät ist.“ Stan hatte in seinem Leben schon viele verrückte Ideen, aber diese übertrifft wirklich alles. Ich meine, ich war ja auch total geplättet von diesen Blüten, aber ich konnte irgendwie noch einigermaßen klar denken.

Hinnähen? Den kannst du nicht einfach so hinnähen, .... du mußt ihn auf Eis legen und damit ins Krankenhaus.“

Krankenhaus? , ..keiner von uns kann noch Autofahren“, sagte Simon, während er weiterhin hinter die Couch kotzte.

SCHEIßE!!!“, schrie Biff zum wiederholten Male.

Da, ..da draußen ist irgendwas, ....... ich ,....ich muss es vernichten.“ entgegnete Jam und verschwand durch die Tür.

Halt warte!!“, brüllte ich durch den Raum. Doch es war zu spät. Jam war weg.

Ich starrte noch ein paar Sekunden die Türe an, bevor ich bemerkte, dass ich mir in die Hose geschissen hatte.

Oh mein Gott, .....fuck fuck fuck!!! Ich , ....ich hab mir in die Hosen gemacht.“

Biff starrte mich entsetzt an, dann sprang er auf, packte sich Stans Schwanz und warf diesen schreiend aus dem Fenster.

Was hast du gemacht??? Was verdammt noch mal hast du gemacht??? Wo ist mein Schwanz?“, schrie Stan ohne Atempause.

Ich konnte nicht fassen, dass Biff das getan hatte. Was zur Hölle geht hier ab?.

Simon ist anscheinend eingeschlafen, denn ich hörte keine Kotzgeräusche mehr. Er hing mit dem Oberkörper hinter der Couch und gab keinen Laut von sich.

Biff schaute uns alle mit einem irren Blick an.

Der Schwanz ist das Böse, .....versteht ihr nicht,...... dieser Schwanz ist das absolut Böse, wir müssen ihn vernichten, ...nur so können wir unsere Stadt verteidigen.“

In diesem Augenblick wurde mir klar, dass jeder von uns auf einem total üblen Trip war.

Es war die Nacht der Nächte, wir befanden uns im Krieg gegen die Halluzinationen.

 Mein Gefühl sagte mir, dass wir diesen Kampf nicht gewinnen würden. Doch wir mussten da durch, egal ob mit oder ohne Schwanz.

Langsam erhebte ich mich mit vollgeschissener Unterhose von meinem Platz. Es fühlte sich so ekelhaft an, als würde ich Aliens an meinem Arsch züchten.

Biff riss die Türe auf und rannte schreiend weg. Simon hing immer noch halb hinter der Couch und Stan fing an zu randalieren. Er schlug den Fernseher vom Regal und warf ihn nach mir. Ich konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen.

Spinnst du oder was???“, motzte ich ihn an.

Wo ist mein Schwanz, ...... wo ist mein Schwanz?“, waren die einzigen Worte die er herausbekam.

Beruhige dich,.....komm runter Mann!“

Ich schaffte es immerhin, dass er sich ruhig auf die Couch saß. Mit seinen Fingern puhlte er in seiner offenen Wunde herum und fing dabei laut an zu weinen.

Hey Stan!! .... ich bin gleich wieder da, ...ok?, ..... bleib ruhig,...... ich hol jetzt deinen Schwanz, ... zieh meine Unterhose aus und dann fahren wir ins Krankenhaus. OK?. ... also bleib einfach hier sitzen, ..... ich beeile mich.“

Panisch lief ich zur Türe. Meine Unterhose klebte mir am Arsch.

Bevor ich den Raum verließ drehte ich mich noch einmal um.

Ich bin gleich wieder da.“

Als ich durch die Türschwelle ging, kam es mir vor als würde ich in ein anderes Reich, eine andere Dimension eintreten. Es war unheimlich. Ich fühlte mich als würde ich die Event Horizon betreten. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, als ich versuchte den Lichtschalter zu finden. Ich hörte seltsame Geräusche, die aus der Küche kamen und langsam drang der Gestank meiner Unterhose an die Oberfläche. Der Schalter war unauffindbar, ich musste mit dem Licht zurecht kommen, das aus Biff's Zimmer strahlte.

Ich lief langsam durch den Korridor.

Das Haus war ziemlich groß und so musste ich am Ende des Ganges nach rechts in ein unbeleuchtetes Terrain abbiegen. Es kam mir vor als würde es Stunden dauern bis ich mein Ziel erreiche. Jeder Schatten und jedes dunkle Eck raubten mir fast den Verstand. Dieses seltsame Geräusch war aber das schlimmste, es kam genau aus dem Raum vor mir und hörte sich an als würde jemand versuchen nach Luft zu schnappen.

Langsam berührte ich mit meiner Hand den Türgriff. Es war so kalt, ich kam mir vor als würde ich mit meinen Fingern in eine Leiche eindringen. Nachdem ich kurz zögerte, öffnete ich diese Türe. Ich war sofort geschockt von dem was ich sah. Was zur Hölle geht hier ab?

Ich könnte nun an dieser Stelle alles und jede Einzelheit bis ins kleinste Detail erwähnen, aber dazu hab ich ehrlich gesagt keinen Bock. Es geht auch alles mit drei Worten.

Biff fickte Jam.

Ich stand direkt daneben. Keinem von beiden bin ich aufgefallen. Biff fickte einfach weiter. Jam hing mit dem Oberkörper über dem Küchenstuhl und bei jedem Stoß hechelte er nach Luft. Ich fühlte mich bei diesem Anblick noch seltsamer als ich mich eh schon fühlte. Kein Worte brachte ich heraus. Ich kam mir vor wie damals, als ich 5 Jahre alt war und meine Eltern beim Sex erwischte.

Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!“, brüllte plötzlich jemand aus Biff's Zimmer. Ich bin so erschrocken, dass ich selber anfing zu schreien.

Waaaahhhhh!!!“, doch im selben Moment war ich auch schon wieder leise. Hatte Biff mich bemerkt? Es sah nicht so aus. Er fickte fröhlich weiter.

Langsam drehte er dann doch seinen Kopf in meine Richtung. Er starrte mich an und fing dann mit einer hellen, seltsam piepsenden Stimme an zu sprechen.

Hey, Earl!...Komm her, .. willst du auch mal?“, fragte er, immer noch fickend.

Ich blickte ihm lautlos in die Augen. Seine Pupillen waren so erweitert, ich wunderte mich, dass er in diesem Zustand überhaupt einen hoch bekam.

Nein danke“, ich ..... ich bin nicht schwul.

Wieso schwul?“, entgegnete er.

Na weil du gerade, ...ähm,...........du fickst im Augenblick,....Jam.“

Er schaute nach unten, dann fing er Lauthals an zu lachen.

Hahahaha,.......das ist doch nicht Jam, ..........das ist Britney Spears.“

Ich schüttelte den Kopf.

Nein Biff, dass ist Jam. . . . ..........Jam sag doch was!!!“

Jam drehte seinen Kopf in meine Richtung und fing laut an zu singen: „Ups i did it again“, usw.

Siehst du, es ist Britney und ich ficke sie gerade.“

Tja, was soll man da machen. Ich hatte zwar keinen Plan auf was für nem Film die beiden waren, aber sie waren wirklich authentisch.

Mit einem Blick, den ich zuletzt bei der Niederlage vom FC Augsburg aufgesetzt hatte, blickte ich quer durch den Raum.

Ok, ............Britney und Kevin, .......... dann geh ich mal.“

Ich drehte mich um und lief gerade los, als ich zum zweiten Male ein lautes Schreien wahrnahm.

Aaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhh!!!!“, schallte es aus Biff's Zimmer.

Ich wollt zurück, schauen was los ist, doch meine vollgeschissene Unterhose und der Druck in meinem Abdomen brachten mich von diesem Gedanken ab. Mit Glück und einem Gespür wie Kommissar Rex schaffte ich es die Toilette zu finden. Es befand sich zwar direkt neben der Küche, aber in meinem Zustand war selbst das zuviel. Nachdem ich die Türe hinter mir abgesperrt hatte, betrachtete ich erstmal diesen grellen schönen Ort. So muss es im Himmel sein, dachte ich , während ich langsam meine Hose öffnete.

Kurz darauf bemerkte ich, dass auf dem Fensterbrett ein Teppichmesser lag und der Boden voller Blut war. Hier hatte Stan sich seinen Schwanz abgeschnitten.

Bevor ich weitererzähle, möchte ich mich an dieser Stelle bei den Eltern von Biff entschuldigen. Sorry, aber ich war auf Drogen.

Das die Drogen eigentlich aus eurem Garten entsprungen sind, spielt für mich keine Rolle, denn ich hätte sie ja nicht nehmen müssen. Also, um es offiziell zu machen: „SORRY!.

Ich zog langsam meine Hose runter. Die Scheiße klebte schon an mir fest. Ich war so geflashed, dass ich statt ins Klo zu machen in die Badewanne geschissen hab. Zwar nicht viel aber doch etwas. Ich wischte meinen Hintern mit dem Bademantel der Mutter ab und versteckte meine braun-weiß gestreifte Unterhose im Kulturbeutel des Vaters. Ich weiß nicht was ich mir dabei gedacht habe. Es passierte halt einfach.

Mittlerweile hatte ich meine Baggy wieder an und meine Hände gewaschen. Nach meiner Zeitrechnung müssten es bloß ein Paar Minuten gewesen sein die ich auf dem Klo verbrachte, doch die Realität war eine andere. Ich war sage und schreibe 2 Stunden und 48 Minuten auf diesem Klo. Alles woran ich mich bis heute erinnere, sind diese Paar Minuten, die bereits schilderte. Was war passiert? Auf diese Frage habe ich leider keine Antwort. Ich nehme an ich bin wohl irgendwann dazwischen eingepennt, aber genau weiß ich das nicht.

Als ich aus dem Klo heraustrat brannte in der Küche noch Licht. Biff war verschwunden, aber Jam hing immer noch halbnackt über dem Stuhl. Ich versuchte ihn anzusprechen, aber bekam keine Antwort. Er hing einfach da.

Hey, Mann!!!“, schrie ich noch einmal. Doch er blieb weiterhin stumm und regungslos. Ich knipste das Licht aus und wendete mich ab in Richtung Biff's Zimmer. Wo sind denn bloß alle? Es war absolut nichts zu hören, ich kam mir vor wie in einem David Lynch Film. Meine Gedanken drehten sich ununterbrochen um die anderen. Wo sind sie? Wie geht es ihnen? Was machen sie? In meinem Zustand war eine Antwort auf diese Fragen genauso schwer zu finden wie der abgetrennte Zipfel von Stan.

Die Türe quietschte, als ich sie leise aufschuppste. Es roch noch übler als auf einem McDonalds Klo. Der Gestank drang tief in meinen Kopf ein, ich konnte nicht anders als mir die Nase zuzuhalten. Mit jedem Zentimeter, der die Türe weiter aufging, bekam ich einen weiteren Einblick auf dieses Schlachtfeld, auch bekannt unter dem Namen Biff's Zimmer.

Es sah alles so unecht aus, so als würde gleich Frank Elstner hinter dem Schrank hervorspringen und laut „Verstehn sie Spaß“ rufen.

Umso mehr ich mir dieses Zimmer ansah, umso mehr versuchte ich mir vorzustellen was hier passiert ist. Doch dafür gab es keine Antwort, nicht für mich, in meinem Zustand. Mein Bauch fühlte sich an als würde darin gerade ein neues Universum entstehen. Meine Hände bewegten sich nur noch in Zeitlupe und meine Beine spürte ich überhaupt nicht mehr. In diesem Zustand stand ich da und blickte in Biff's Zimmer. Der Anblick war ekelhaft und bedrückend.

Das ganze Zimmer war kurz und klein geschlagen. Stan saß auf der Couch, Simon direkt daneben. Als ich im Schneckentempo auf sie zulief, bemerkte ich irgendwann, dass Simon keine Hose anhatte und er vom Bauchnabel abwärts voller Blut war. Es sah so surreal aus.

Mit jedem Meter den ich näher kam wurde mir schlechter.

Hey, .....hey Leute!!..... wa was i i ist lo lo los?.“

Ich stand direkt vor ihnen, keiner gab mir eine Antwort. Stan schien irgendetwas in seiner rechten Hand zu halten. Alles war voller Blut. Mir wurde klar, dass sie tot sein müssen.

HEY!!!..... Scheiße Mann, ....hey Leute!!! kommt schon, ......wacht auf.“

Ich konnte nicht weinen, es ging einfach nicht. Das Gefühl, welches mich schon seit ein paar Stunden begleitete ließ es nicht zu. Ich war wie Charles Bronson, gefühlslos und eiskalt. Hätte ich nicht diese Blüten gefressen, dann würde ich jetzt wohl weinend die 112 wählen. Ich würde irgendwie versuchen sie wiederzubeleben. Aber in diesem Zustand war einfach alles unmöglich.

Ich setzte mich neben Stan auf die blutverschmierte Couch und starrte auf das Ding in seinen Händen. Dann warf ich einen Blick auf den blutigen Fleck an Simons Genitalien. Mir wurde sofort klar was sich hier abgespielt hatte.

Stan hatte Simon's Zipfel herausgerissen und Simon ist daran verblutet. Stan muß auch verblutet sein, denn auch seinen Schwanz hat er sich vor ein paar Stunden abgesebelt.

Blieb nur noch eine Frage, welche ich mir schon, seit dem ich die Toilette verlassen hatte, stellte. Wo ist Biff?

Die Antwort auf diese Frage bekam ich gestern, 1,5 Jahre nach diesem Vorfall.

Ich liege immer noch im Krankenhaus. Nachdem ich über 1 Jahr im Koma lag, bin ich vor ein paar Wochen aufgewacht. Die Eltern fanden uns damals, als sie etwas früher aus dem Urlaub zurück kamen. Da lag ich bereits seit mehreren Tagen halbtot in Biff's Zimmer. Sie haben sofort Polizei und Krankenwagen gerufen. Es muss schrecklich für sie gewesen sein. Vor allem auch deswegen, weil ihr Sohn unauffindbar war.

Als ich aus dem Koma erwachte, waren meine Eltern bei mir. Ich fragte sofort nach meinen Freunden. Sie erzählten mir, dass Simon und Stan tot sind. Biff wäre immer noch verschwunden und Jam liege ein Raum weiter, ebenfalls im Koma.

Die Wochen verstrichen und ich lag weiterhin im Krankenhaus.

Gestern besuchten mich dann Biff's Eltern. Mit Tränen in den Augen erzählte mir die Mutter, dass man Biff gefunden hatte. Er lag total verwest am Grunde des Autobahnsees. Zwei Hobbytaucher fanden ihn gestern. Die Eltern mussten ihn am selben Tag noch identifizieren. Es war einfach nur traurig.

In diesem Augenblick sitze ich an Jam's Bett. Er ist bis heute nicht aus dem Koma erwacht. Ich besuche in jeden Tag und erzähle ihm Geschichten. Die Ärzte meinten ich dürfe morgen gehen. Ich sitze an seinem Bett und versuche ein Ende für diese Geschichte zu finden. Doch mir fällt keiner ein.

Da ertönt plötzlich ein Lied aus dem Radio. Es ist Britney Spears mit “Ups i did it again”. Nennt mich krank, aber trotz all dieser schrecklichen und schockierenden Umstände schafft es dieses Lied mir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Ich drehte die Lautstärke bis zum Anschlag auf und verließ den Raum.

Ende der Geschichte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.10.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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