Fritz Rubin

Seitenschläfer schnarchen selten

  „Du hast diese Nacht aber wieder ganz laut geschnarcht“,  mit dieser liebevollen morgendlichen Begrüßung hatte mich meine Frau aus allen Träumen gerissen. 

 

  „Ich? Ich schnarche nicht, das bildest Du Dir bloß ein“, brummelte ich zurück, wobei ich genau wusste, sie hatte mal wieder Recht. 

  „Du liegst immer auf dem Rücken, und dann schnarchst Du, das ist nicht zum Aushalten! Ich bekomme kein Auge zu!“

 „Was kann ich denn für mein Schnarchen. Das ist eben meine Natur, das ist so, ich kann nichts dafür. Und Du schnarchst auch manchmal, dann kann ich nicht schlafen!“

 

 Dieses erbauend erfreuende Gespräch setzte sich dann am Frühstückstisch fort, nachdem wir gemeinsam im Bad das Thema „Schnarchen“ meiner Meinung nach ausgiebig erörtert hatten. Aber wenn meine Frau mal so richtig in ihrem Temperament ist und sich in ein Thema verbissen hat, dann wird ausdauernd und erschöpfend diskutiert.

 So stand also der heutige Frühstücksmorgen eben untern dem besagten Vorzeichen eines lebhaften leidenschaftlich geführten Gesprächs über das Schnarchen im Allgemeinen und im Besonderen. 

 

   „Wenn Du Dich doch bloß mal hören könntest, dann wüsstest Du, wie schlimm diese Schnarcherei ist“, setzte sie nach, „da werden selbst unsere Graupapageien wach!“, wobei sie ein ganz, ganz leichtes Lächeln unterdrückte. Da war ein Zucken um den Mund zu sehen, kurz, ganz kurz, so hingehaucht!

 Das hatte ich ganz genau gesehen, ganz genau.

 Aber ich tat so, als hätte ich das nicht bemerkt und blieb also cool.

 Ich bin ja nun einmal ein ganz cooler Typ, oder? Eben cool, so cool, wie ich nur eben sein kann, während ich zu einer ausführlichen Rechtfertigung meiner nächtlichen Schnarchschattenseite ausholte. 

 

  „Wenn Du schläfst, also richtig und tief und fest, dann hörst Du mein angebliches Schnarchen nicht“, fügte ich hinzu und setzte meine Erklärung fort mit dem Hinweis: „Du brauchst Dich nur auf die Seite zu legen...

 ... „genau“, unterbrach mich in diesem Moment meine Gesprächspartnerin, „das ist es, genau, das ist es, Du musst Dich nur auf die Seite legen, dann schnarchst Du nicht mehr“!

 

 Sie hatte mir den Wind aus den Segeln genommen, dagegen konnte ich ja nun wirklich nichts sagen, hilflos saß ich ihr gegenüber.

 „Ausgekontert“, dachte ich, „richtig genial ausgekontert! Mein so schönes und stichhaltiges Argument, eben weibliche Logik!“ 

 

  „Warte nur“, und ein kleiner Kobold in mir – manchmal gibt er mir Hilfestellung – flüsterte mir zu: „Lächele sie an, ganz einfach, anlächeln und nichts sagen, ganz lieb lächeln!“

 Gedacht, getan.

 

 Meine Frau schaute mich mitten in einem weiteren mündlichen Hinweis an und stoppte den gerade begonnenen Satz:  „Ich...

 

 ...als sie in ein herzhaftes Lachen ausbrach: „Denkst Du jetzt auch an Loriot und sein Vierminuten-Ei?“

 

 Ich schnarche wohl nicht mehr so oft, denn die Klagen meiner Frau sind seltener geworden. Wenn dann mal von ihrer Seite ein diskreter Hinweis kommt, dann wird das Vierminuten-Ei zitiert, das Weitere kann mich sich ja denken.

 

 Und als Alternative weiche ich auf die Seite aus, eben nach dem Motto:

 

 Seitenschläfer schnarchen selten!

 

  © Fritz Rubin, 10. Oktober 2006, Othfresen

 

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Gestatten, dass ich mich vorstelle. Ich heiße Pedro und bin ein Graupapagei, ja, genau, der mit dem schwarzen Krummschnabel, der weißen Maske, dem grauen Gefieder und den roten Schwanzfedern. Meine drei Freunde Kasimier, genannt »Karl-Karl Kasel«, Grete, genannt »Motte-Maus« oder »Prinzessin«, Peter, genannt »O«, und ich leben seit Dezember 1994 in einem schönen Einfamilienhaus in einem Dorf in der Vorharzregion. Ich habe mir vorgenommen, aus meinem Leben zu berichten, was mir alles so passiert ist, wie mein Tagesablauf ist und war und was mich alles so bewegt.

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