Andrea Koßmann

Arachnophobie - Isabell-Schwärzenbach-Kolumne

Kurzinfo: Die Geschichten der Isabell-Schwärzenbach-Kolumne gibt es auch als Hörspiel hier bei e-stories!!

Habt Ihr Angst vor Spinnen? Nein? Dann könnt Ihr Euch glücklich schätzen, denn ICH habe absolut Panik vor diesen ekeligen Tieren.

Aus aktuellem Anlass möchte ich Euch nun mal von ein paar Erlebnissen mit Tieren dieser Art berichten. 

Wenn ich irgendwo in meiner Wohnung eine Spinne sehe, dann erstarre ich erstmal zur Salzsäure. Und dann kommen mir folgende Gedanken in den Kopf: Ich schätze die Größe des Tieres ab …. im optimalen Fall ist die Spinne nicht sooo riesig und könnte in den Staubsauger passen. Dann wird der Staubsauger rausgeholt, die Spinne weggesaugt, die ganze Bude gesaugt, der Beutel rausgenommen und direkt in die (natürlich draußen stehende) Mülltonne befördert.

Selbst wenn der Beutel eigentlich noch gar nicht voll ist. Denn es könnte sich ja um eine schwangere Spinne handeln und man mag sich gar nicht vorstellen, was in dem Beutel abgeht, wenn sie entbindet! Milliarden kleiner Spinnen würden sich dann in meinem Staubsauger befinden, sich tummeln, dort spielen und ab und zu käme eine rausgekrochen um mich zu erschrecken! Neeee! Das geht mal GAR NICHT! Also… muss der Beutel weg

DAS wäre der Optimal-Fall! ABER! Was ist, wenn die Spinne zu groß ist? Passiert ist mir das neulich morgens um 06:15 Uhr nach einem Disco-Besuch. Ich war hundemüde und gerade dabei, mir mein T-Shirt über dem Kopf auszuziehen, als ich an der Schlafzimmerwand direkt über dem Bett ne Spinne entdeckte, die definitiv nicht in den Staubsauger gepasst hätte! Sie war bestimmt 46 cm groß. So vom Umfang her. Ok… vielleicht auch ein wenig kleiner. Aber auf jeden Fall riesig!

Isabell Schwärzenbach erstarrt zur Salzsäure. Denk nach Isa, denk nach. Ich starre die Spinne an. Bloß nicht wegschauen, denn sie könnte auf einmal unters Bett krabbeln und nichts ist schlimmer, als eine Spinne, die man entdeckt und die sich dann versteckt. Ich hätte sicher nicht mehr in dieser Wohnung übernachtet. Ich wäre direkt ausgezogen und hätte mein ganzes Hab und Gut einfach da gelassen. Der Nachmieter hätte die Wohnung komplett übernehmen können. MIT Spinne versteht sich!

Ein Blick auf die Uhr. 06:15 Uhr. Gibt es einen Menschen in meinem Umfeld, den ich um diese Uhrzeit anrufen könnte “Kannst Du bitte mal ne Spinne bei mir wegmachen?” ohne, dass dieser Mensch denken würde, ich hätte n Knall? Nein… gibt es nicht.

Also weiter denken…. ich muss dieses Vieh wegmachen. Egal wie. Ich ziehe mein T-Shirt wieder an. Und krame aus dem Schrank einen dicken Winterpulli raus. Mal angenommen, ich würde die Spinne mit der Hand (die natürlich nicht nackt sein würde!!) zu fassen bekommen und sie würde mir dann doch wieder entfleuchen und es sich in dem Arm des T-Shirts gemütlich machen, um von da aus auf meinen Rücken zu wandern…. aaaah… ich darf gar nicht dran denken!

Also…. Winterpulli an…. Handschuhe rauskramen….. anziehen. Ich stehe wieder vor der Spinne. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass eine Gänsehaut noch aus der Steinzeit stammt. Da haben die Menschen sie gehabt, um sich vor Feinden größer zu machen. Deshalb stellen sich dann auch die kleinen Härchen auf. Für die Spinne muss ich in diesem Moment nicht nur ein riesiger Mensch sein, sondern Goliath. Von oben bis unten komplett behaart.

Denk nach Isa…. Schnell ab in die Küche. Die Küchenpapier-Rolle muss her. Und schnell wieder zurück ins Schlafzimmer. Puh… die Spinne hat sich nicht bewegt. Ich stehe vor ihr…. die halbe Rolle Papier inzwischen um meine Hand gewickelt. Sei ganz tapfer Isa. Es ist nur eine Spinne. Sie wird Dich nicht auffressen. Spinnen sind harmlos. Nur die ganz großen, die Vogelspinnen, die können gefährlich werden… aber diese hier doch nicht.

Obwohl - es könnte eine Mini-Vogelspinne sein. Ein Töchterchen, welches aus dem heimischen Nest ausgebüchst ist und das von seiner Mama sehnsüchtig gesucht wird. Und sie findet den Weg nicht zurück, muss also in Isas Wohnung bleiben und sich dort von Mücken ernähren um zu wachsen und zu wachsen und zu wachsen…. und eines Tages wird sie riesig sein. Riesiger als Isa mit Gänsehaut und abstehenden Haaren!

Denk nach Isa, denk nach!! Wohin mit dem Vieh, wenn ich es vielleicht in meiner Papier-Handschuh-Hand zerquetscht habe? Ins Klo? Klo!! Nix wie hin und schon mal den Klodeckel aufmachen. Gut vorbereitet sein ist schon die halbe Miete.

Meine Katze Cleo guckt mich derweil fragend an. Ich kann in ihrem Blick erkennen, dass sie gerne mit der Spinne spielen würde. Aber wie bekomme ich die Katze an die Wand? Neeee, Cleo, heute nicht. Vielleicht ein anderes mal!

Und wieder stehe ich vor der Spinne. Gut, dass mich niemand sehen kann. Mitten im Sommer stehe ich dort, als wäre ich kurz davor nach draußen zu gehen, um einen Schneemann zu bauen. Ich starre die Spinne an. Ich hypnotisiere sie förmlich. Meine Nackenhaare stellen sich auf bis sie fast an meine Zimmerdecke reichen. Meine Gänsehaut gedeiht prächtig.

Ich halte die Luft an und gehe ein Stückchen näher. Den Arm halte ich ganz weit ausgestreckt von mir weg. Ich wünsche mir gerade, ich hätte 3-m-lange Arme. Ich blicke mich nochmal um zum Klo. Ok, der Weg ist frei. Alles ist bereit. Fehlt nur noch die Spinne in meiner Hand.

Ich schlucke, obwohl ich gar keine Spucke mehr im Mund habe. Ich hole tief Luft. JETZT! Komm Isa, sei kein Feigling! Schnapp sie Dir und ab damit in die Kanalisation. MACH. SIE. WEG.

Ich bin kurz davor es zu tun. Haben Spinnen Augen? Keine Ahnung…. aber ich habe das Gefühl, sie guckt mich traurig an. Sie weiß, dass ihr letztes Stündchen geschlagen hat. Vielleicht will sie noch was sagen? Dass sie ihre Mama vermisst vielleicht? Einen kurzen Moment bekomme ich Mitleid. Aber das verwerfe ich schnell wieder, denn hat denn bittschön mal jemand Mitleid mit MIR? Ich will ins Bett, ich will schlafen, und ich will mich nicht mehr vor Spinnen ekeln!

3, 2, 1….. die Spinne ist meins! Ich quetsche das Küchen-Papier an die Wand. Drücke so fest ich kann. Ich spüre nichts, aber ich habe das Gefühl, ich kann die Beine der Spinne knacken hören. Iiiiiiiiih….. ich schaue weg…. halte den Arm weiterhin weit von mir gestreckt und renne wie verrückt zum Klo.

Ab damit in die Toilette…. und spülen… und nochmal spülen…. und nochmal und nochmal und nochmal. Ich warte ab. Schaue in die Kloschüssel. Nichts. Kein Papier, keine Spinne, nichts. Zur Vorsicht ziehe ich die Klospülung nochmal. Und weils so schön ist mach ich das weitere fünf mal. Die Leute im Haus müssen denken, ich hätte ne Dauersitzung und die Wassergesellschaft wird sich freuen. Aber das ist mir egal.

Denn! Ich bin der Isa-Nator! Ich bin die Heldin meines eigenen Lebens! Ich bin einfach toll!

Ich ziehe mich aus, lege mich ins Bett und denke an die Tierschützer in der Welt da draußen. Vielleicht sollten die ne Notfallnummer veröffentlichen. Dann hätte ich die Spinne nicht getötet, sondern die Nummer angerufen und dann wären sie schön um 06:15 Uhr zu mir gekommen und hätten Esmeralda, wie ich Spinnen manchmal taufe, die jahrelang draußen an meinem Küchenfenster leben, mitgenommen und zurück zu ihrer Mama gebracht!

A propos Mama! Meiner eigenen Mom habe ich gestern schon einen Strauß Blumen geschenkt! Meine Gartenmöbel müssen nämlich in den Keller und da sie von unten sicher voll mit ekeligen, kleinen Spinnen sind, muss Mama sie heute vorher entviechern. Das macht sie jedes Mal so, weil SIE nämlich keine Angst vor Spinnen hat. Und ich bin ihr superdankbar dafür!

Eure Isa…. wie Pisa, nur ohne P

© Andrea Koßmann, 18.08.2007

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.11.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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