Gaby Schumacher

Ein überirdischer Schock (Teil 1)


Oben im Himmel war, ähnlich wie so oft auf Erden, wieder einmal die Hölle los und das sogar ohne Beteiligung des Teufels. Der versuchte nämlich währenddessen in den unteren Gefilden des Universums verzweifelt, seine Unterteufel bei ihrer Arbeit bei Laune zu halten.

Die meinten neuerdings, da sie ja letztendlich dem Schöpfer allen Seins doch beträchtliche Arbeit abnähmen, indem sie die Sünder der ganzen Welt ohne Unterlass in ihren riesigen Kochkübeln sammelten und dann in alle Ewigkeit garten, hätten auch sie endlich mal ein Anrecht auf Entspannung und etwas himmlischen Frohsinn. In der Hölle herrschten ja ausschließlich Gebrüll sowie Mord- und Totschlag.

Bei einem seiner verständlicherweise relativ seltenen Besuche im Himmel hatte der Höllenchef seinem obersten Vorgesetzten sein Leid geklagt:
„Herr, drunten ist die Stimmung mittlerweile auf dem unterteuflischsten Nullpunkt angelangt. Das geht selbst uns Teufeln auf den Wecker. Überall auf Erden und in sämtlichen Galaxien wird von Zeit zu Zeit ´Erholung` gewährt. Weshalb denn bei uns nicht?“

„Hm!“, äußerte sich Gott dazu dann so enorm aussagekräftig und nochmals: „Hm!“
Er wiegte sein weises Haupt erstaunlich lange hin und her. Der Teufel wunderte sich beträchtlich, wie lange der Herrgott da vor sich hin grübelte. Eigentlich hätte er vermutet, dass der zu den extrem fixen Denkern zählte.
„Wie man sich doch täuschen kann ... !“, murmelte er enttäuscht.

„Wiiee?“, schrak sein Schöpfer aus dessen tiefsinnigen Überlegungen auf und blickte den Teufel ziemlich irritiert an. „Was sagtest du da so richtig?“
´Noch nicht wieder ganz da!`, konstatierte der Teufel.
Laut erklärte er:
„Meine Unterteufel fluchen nur noch rum, dass sich die Mistgabeln biegen!“
Gott setzte eine strenge Miene auf.
„Das wenigstens hat er gottlob geschnallt“, dachte Belzebub.
„Fluchen ist eine Todsünde!“, brauste da der Himmelschef auf und blickte seinem höllischen Diener vorwurfsvoll direkt in dessen schwarze Seele. Dass er da ins Schwarze sah, zeugte von dessen astreinem Höllenstammbaum.

Gott verbiss sich die Frage, was die denn unten in der Hölle an Unverfrorenheiten von sich gäben. Schließlich wollte er um Himmelswillen nicht wegen einer solchen Bemerkung von dem Teufel seine Allwissenheit in Zweifel gezogen wissen. Dies war ihm Ichgottswichtig. Wie stünde er sonst da, als nur halbwissender Schöpfer?

„Wahrscheinlich nähmen meine Geschöpfe mir dann meine Allmächtigkeit gleichfalls nicht mehr ab. Ich könnte einpacken und wäre eventuell sogar gezwungen, Belzebub mein ganzes Werk zu überlassen!“

Bei diesem gruseligen Gedanken grauste es dem Schöpfer beträchtlich und arge Übelkeit begann seinen Magen zu quälen.
„Ruhig!“, redete Gott auf denselbigen und damit auf sich selber ein. „Nooch ist es nicht so weit!“

Allein - stellte er sich die dann unvermeidbare Konsequenz vor - teuflische Kochkessel in der Himmelsbackstube ...“
„Oh Gott!“, stöhnte er darob entsetzt und schenkte sich dann selber auch prompt die erbetene, göttliche Aufmerksamkeit.

Dummerweise ließ ihm seine überirdische Fantasie keine Ruhe. Von der hatte er ja bekanntlich eine ganze Menge, wie er es eindrücklichst sowie nachhaltigst bei der Erschaffung seiner Geschöpfe bewiesen hatte. Nun schlug sie regelrechte Purzelbäume.

Immer noch saß da sein oberster Teufel vor ihm und forderte eine Antwort. Gott sei Dank versagte in diesem entscheidenden Augenblick des Meisters Allmächtigkeit nicht.

So gebot er all den ihn heimsuchenden Horrorvorstellungen schleunigst Einhalt und konzentrierte sich schnellstens wieder auf das zugegebenermaßen mehr als unangenehme Gespräch.

„Ääh!“, versuchte er, noch etwas Zeit zum Nachdenken heraus zu schinden.
Überdachte er die Dauer der Ewigkeit und die dauerte bekanntlich ewig, so hatte er für diese Verzögerungstaktik sofort die passende Ausrede parat:

„Was bedeuten da schon ein paar Minuten länger Geduld?“
Schließlich war Gott nicht mehr einer der Jüngsten und brauchte halt etwas länger, um sich passende Argumente zusammen zu suchen.

„Jaah!?“, hakte Belzebub nach.
Eindeutig hatte der Teufel weder an die doch ewige Ewigkeit noch über die Möglichkeit, Geduld walten zu lassen, auch nur einen einzigen Gedanken verschwendet. Im Gegenteil machte er auf den Herrgott einen inzwischen ausgesprochen ungeduldigen Eindruck:
„Wie ist das denn nun mit ´nem Quantum himmlischen Frohsinns für uns?“

„Warum hab` ich dem denn nur soviel Hartnäckigkeit verliehen? Muss in einem unbedachten Moment geschehen sein“, warf der Schöpfer allen Seins ärgerlich sich selber vor.
Jedoch war daran nichts mehr zu ändern und er hatte damit nun fertig zu werden. Schließlich war er der allmächtige Gott und es galt, unbedingt seinen diesbezüglichen Ruf zu verteidigen.

„Bist du dir denn überhaupt über die euch gegebenenfalls erwartenden Konsequenzen im Klaren?“
Nervös kratzte sich Gott die heilige Stirn, hinter der sich zum Glück bereits so einiges tat.
´Hoffentlich ... auch genug!`, beschwor er sein göttliches Gehirn.
Dies wollte unter keinen Umständen die Blamage riskieren, eventuell Schwächen eingestehen zu müssen und arbeitete auf Hochtouren.

„Konsequenzen?“, hakte der Teufel misstrauisch nach. „Welche Konsequenzen denn?“
Die dürften seiner Meinung nach doch höchstens Erholung sprich Faulsein pur bedeuten. Keine grölenden Unterteufel, keine schreienden Sünderseelen und auch endlich mal keine verbogenen Mistgabeln mehr.

Stattdessen Amüsement im Überfluss plus einer total anderen, eben himmlischen Speisekarte, deren Menüs garantiert verteufelt überirdisch gut schmeckten. Ja, er hätte Obacht zu geben, dass seine höllischen Diener ihm deshalb nicht etwa untreu und - welch ein entsetzlicher Gedanke - vielleicht sogar zu Engeln mutierten.

All dies ging dem Fürsten der Unterwelt durch den Kopf. Es war geradezu erschreckend, ja, fast ´höllisch` zu nennen, wie sehr konträr doch die Überlegungen dieser beiden Regenten liefen.

Zu seinem Glück erahnte der Teufel da noch nicht, welcher Art die göttlichen Eröffnungen waren, die ihm dann nach Ende der angestrengten, herrgöttlichen Grübelpause den größten Schock seines bisherigen, teuflischen Lebens versetzen sollten.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.11.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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