Renate E. Richardt

Auf den Spuren Eric des Roten


5000
Jahre grönländische Geschichte


 

 

 
Grönlands Geologie lässt sich
ca. 3,8 Milliarden Jahre zurückdatieren, das Land ist jedoch erst seit ca. 5000
Jahren von Menschen bewohnt  und das auch
nur zeitweise.


 
Grönlands Bevölkerung,
Kalallit, stammt ursprünglich aus Zentralasien. Von dort sind Stämme über
Alaska und Kanada in Richtung Norden und Osten nach Grönland gewandert. Die
Menschen folgten dabei ihren Beutetieren und passten sich konstant dem Leben in
den arktischen Gebieten an. Die ersten Einwanderungen in Grönland haben
vermutlich etwa 3000 v. Chr. stattgefunden; diese Kultur heißt heute
Independence-Kultur, nach dem Ort, an dem die ersten archäologischen Funde
gemacht wurden. Zu diesem Zeitpunkt kannte man noch keine Kajaks oder Umiaks,
d. h. die Menschen lebten von der Jagd auf Landtiere und vom Fischfang.


 

 
Saqqaq-kultur heißt die
Einwanderung die ca. 1000 n. Chr. stattfand, und im Gegensatz zu früheren Einwanderungen siedelte sich das
Saqqaq-Volk entlang der grönländischen Westküste an. Man kannte schon Boote aus
Leder. Die Saqqaq-Kultur überlebte in Grönland ca. 1000 Jahre lang, sie ging
vermutlich aufgrund klimatischer Veränderungen zugrunde.


 

 
Ihr folgten noch mehrere
Einwanderungswellen,  wie die
Dorset-Kulturen.


 
Die letzte große Einwanderung
fand um das Jahr 1200 n. Chr. statt, und von dieser Einwanderung stammt die
heutige grönländische Bevölkerung ab. Sie waren Jäger, und ihr Leben richtete
sich danach, wo und wann Beutetiere vorhanden waren. Im Sommer verließen sie
die Wintersiedlung und reisten mit einem Lederzelt umher, auf der Jagd nach
Forellen, Ammassat, Robben, Vögeln, Walen und was man sonst noch als Vorrat für
den kommenden langen Winter würde gebrauchen können.


 
In dieser Zeit entwickelten
sich hoch komplizierte Jagd- und Gerätetechniken.


 
Etwa um das Jahr 985 n. Chr.
erfolgte auch eine Einwanderung von Osten her,


 
985
Erik der Rote entdeckt und
besiedelt Grönland


Im Jahr 985 zog der Wikinger Erik der Rote von Island nach Grönland, siedelte
sich dort an und gründete die erste dauerhafte nordische Kolonie. Er kehrte im
Jahre 986 nach Island zurück und erzählte von dem Land, das er Grænland (Grünes
Land) nannte, um es begehrenswerter in den Augen der zukünftigen Siedler zu
machen. 25 Schiffe mit Auswanderern verließen Island mit ihm und segelten nach
Grönland. Davon erreichten nur 14 Grönland. Die Besiedlung war in zwei Gebiete
aufgeteilt, Eystri Byggð (Ost-Siedlung), die Erik gründete und Vestri Byggð
(West-Siedlung), die sich in der Nähe von dem heutigen Nuuk befindet, ungefähr
200 km nördlich von Eriks Hof. Beide Siedlungen befinden sich an der Westküste
Grönlands. Die nördliche Siedlung zählte 300 Höfe mit ungefähr 5000 Bewohnern,
die von Rinderzucht, Landwirtschaft und Seehundjagd lebten. Die Siedler
überlebten die schwierigen Bedingungen dank harter Arbeit.

Im Jahre 1000 segelte von
dieser Kolonie Eriks Sohn, Leif der Glückliche nach Westen und entdeckte
Nordamerika, und nannte das Land Vinland (Weinland). Jedoch berichtet eine der
vertrauenswürdigeren Sagas davon, dass Leif Erikson von einem anderen Isländer,
Bjarni Herjolfsson von diesem Land erfuhr. Vierzehn Jahre soll er es gesichtet
haben. Wie es auch immer gewesen sein mag, so wurden diese Entdeckungsreisen
die Quellen einer der wichtigsten Blütezeiten europäischer Literatur.

1000
Friedliche Übernahme des Christentums in Þingvellir


Im Jahre 1000 wurde das Christentum auf dem Alþing friedlich eingeführt. Das
Alþing kam in jedem Sommer vierzehn Tage zusammen. Es war zugleich ein Anlaß zu
dem sich ein wesentlicher Teil der Bevölkerung traf. Der erste Bischhofssitz
wurde im Jahre 1056 in Skálholt in Südisland gegründet und im Jahre 1106 ein
zweiter in Hólar in Nordisland. Beide wurden die wichtigsten Ausbildungszentren
des Landes. Auf einem dieser Alpings wird der Bischofssitz Gardar gegründet.

 

Im Jahre 985 zog der Wikinger Erik der Rote von Island nach Grönland und
gründete dort die erste dauerhafte nordische Kolonie. Er kehrte im Jahre 986
nach Island zurück und erzählte von dem Land, das er Grænland (Grünes Land)
nannte um es begehrenswerter in den Augen der zukünftigen Siedler zu machen.
Von dieser neuen Kolonie aus segelte Eriks Sohn, Leif der Glückliche im Jahre
1000 und entdeckte Nordamerika das er Vínland hið góða (das gute Weinland)
nannte. Jedoch berichtet eine der vertrauenswürdigeren Sagas davon, daß Leif
Eriksson von einem anderen Isländer, Bjarni Herjólfsson, von diesem Land
erfuhr. Vierzehn Jahre davor soll er es gesichtet haben. Wie es auch immer
gewesen sein mag so wurden diese Entdeckungsreisen die Quelle einer der
wichtigsten Blütezeiten europäischer Literatur.
13.
Jh. „Goldenes Zeitalter" und das Schreiben der isländischen Sagas


Die Sagas zählen zu den Klassikern der mittelalterlichen Literatur. Sie sind in
der alten Sprache der Wikinger geschrieben, die heute noch in Island gesprochen
wird. In der Zeitspanne von 1120 bis 1230 wurden die alt-skandinavischen Sagen
in Island niedergeschrieben. Am Anfang entwickelte sich die literarische
Tradition der Dichtung vorherrschend aus heroischen Themen. Die Dichtung wurde
während des Sagazeitalters, das vom Ende des 12. Jahrhunderts bis spät ins 13.
Jahrhundert andauerte, als epische und dramatische Erzählungen geschrieben und
handelt von der Anfangszeit der Besiedlung Islands, Liebesaffären und
Sippenstreitigkeiten. Sie trugen zum Bewußtsein des kulturellen Erbe des
isländischen Volkes bei und zur Unterhaltung in den bitterkalten Winternächten.
Der Stammeshäuptling, Historiker und Dichter Snorri Sturluson schrieb
wahrscheinlich die Prosa-Edda, Heimskringla und die Geschichte der norwegischen
Könige nieder.
1262
Island gerät unter norwegische Herrschaft


Im Jahr 1244 fand die erste Seeschlacht an der isländischen Küste im Húnaflói
statt. Diese Schlacht war eine der letzten in einer Reihe von Kämpfen und
mörderischen Überfällen, die mehr oder weniger seit dem Jahr 1208 bis 1258
wüteten. Anfang des 13. Jahrhunderts nahm die Friedensperiode, die 200 Jahre
andauerte, ihr Ende. Das verrufene Zeitalter der Sturlungar begann, eine
turbulente Periode von politischem Verrat und Gewalttätigkeiten. Der
norwegische König und Opportunist Hákon Hákonarsson nahm sich Island an

 
1380 Island gerät mit Norwegen unter dänische Herrschaft
und damit wird auch Grönland dänisch.


 

 
Diese Nordländer siedelten in
den südgrönländischen Fjorden und im Fjordsystem hinter Nuuk, das zu dieser
Zeit Gothab hieß und zum Teil auch heute noch so in den Landkarten aufgeführt
wird, und 

wo sie von Landwirtschaft,
kombiniert mit Jagd/Fischfang lebten.


 
Um die Jahrtausendwende wurde
das Christentum eingeführt, die Nordländer bauten einen Dom und Kirchen, deren
Ruinen heute noch an mehreren Orten zu sehen sind.


 
Die
Nordländer waren jedoch auch Entdeckungsreisende. Sie gelangten um das Jahr
1000 nach Nordamerika, 500 Jahre bevor Kolumbus glaubte, einen direkten Weg nach
Indien gefunden zu haben.


 

 

 
1721 kam der norwegische
Pastor Hans Egede nach Grönland, um die Nordländer zu besuchen, mit denen man
mehrere Jahrhunderte lang keinen Kontakt gehabt hatte, aber sie waren
verschwunden! Schriftliche Quellen erwähnen die Nordbewohner zum letzten Mal


 
1408 in einem Bericht über
eine Hochzeit in Hvalsey


 

 
Was danach passierte, bleibt
rätselhaft. Einiges deutet darauf hin, dass das Klima sich änderte, und in
arktischen Gegenden haben selbst kleine Temperaturschwankungen schwerwiegende
Konsequenzen für das Leben. Da Hans Egede die wahren Nordländer nicht finden
konnte, entschloss er sich, unter der grönländischen Bevölkerung zu
missionieren.


 
Erst 1953 wurde Grönlands
Status einer Kolonie aufgehoben. Grönland wurde per Gesetz ein
gleichberechtigter Teil Dänemarks.


 

 
9.. Juli  2005 spätabends! Mit über 57 Jahren trete ich
heute eine Reise an, von der ich seit meinem 15. Lebensjahr träumte. Bereits
vor 40 Jahren  las ich nachts   mit der Taschenlampe unter der Bettdecke
verbotenerweise einen Roman über das Leben Erics des Roten. 


 

 
Ich steige in den
Nachtexpress nach Kopenhagen und Grönland ist in Sicht. Durch das Gerattere des
Zuges schlafe ich schnell ein und als mich die Schaffnerin weckt, bin ich schon
fast in Kopenhagen. Hier warten Katharina und Michael auf mich und wir checken
in einem einfachen Hotel fast direkt am Bahnhof ein und erkunden dann  ein in strahlendem Sonnenschein glitzerndes fast tropenheißes Kopenhagen. Wir
lassen uns treiben,  essen bei einem
Inder für 55 Kronen soviel Salat und Pizzen , wie wir wollen und trinken dazu
wunderbares eiskaltes Bier. Nach einem Moquito machen wir uns auf zu unserer
letzten Nacht in der Zivilisation.


 

 
11.7.  Ein letztes üppiges Frühstück und wir schultern die
fertig gepackten, ca. 18 kg schweren Rucksäcke, Darin, darauf oder darunter ist
alles was wir in den nächsten 3 Wochen, zum Essen, Schlafen, Leben bzw.
Überleben abseits menschlicher Anwesenheit benötigen. Beim Einchecken am
Flughafen gibt es etwas Ärger wegen Übergepäcks, Angeln, Stöcken etc. Als das
alles geregelt ist, ist es schon so spät, dass wir alle drei nur noch
auseinander liegende Plätze bekommen, ein Platz ist aber ein 1. Klasse Ticket,
das Katharina großzügig an mich abtritt


 

 

 
11.8.   Der Flug ist
atemberaubend. Das Inlandeis glitzert und fast zu früh für diesen
überwältigenden Anblick landen wir in Narsassuak.


 

 
11.9.   Nach kurzem
Aufenthalt fliegen wir mit einem sehr großen Hubschrauber weiter nach Narsaq.
Vom Hubschrauber aus erblicken wir das erste Mal den Eriks-Fjord, wir fliegen
den Fjord entlang über kleine und kleinste Inselchen und eine bizarr
zerklüftete Küste.


 

 
11.10.  Auf dem
Landeplatz in Narsaq treffen wir auf einen deutsch sprechenden Koch. Durch
seine Vermittlung ergattern wir einen Platz in einer Art Jugendherberge, in der
wir mit Schlafsäcken übernachten können. Es gibt eine Dusche und eine Küche.
Als erstes suchen wir aber nach  dem
Hafen und einem geeigneten Zeltplatz für díe nächsten Nächte. Zurück in der
Herberge  kocht uns Michael ein richtig
schönes Dinner mit Wein, Kerzen etc.


 

 
Vorher aber erkunden wir die
wirklich nur 500 m entfernte liegende Wikingersiedlung, eine der größten und
frühesten Siedlungen  in Grönland
überhaupt.


 
Müde fallen wir auf unser
Lager, obwohl es draußen um 23 Uhr noch immer taghell ist.


 
12.7 Nach einer belebenden
Dusche, vor allem, da wir wissen, das es unsere letzte für lange Zeit mit
heißem Wasser ist, frühstücken wir mit Tisch und Stühlen und besprechen, was
wir die nächsten Tage alles besichtigen wollen. Eigentlich wollten wir eine Schiffstour
nach Brattahlid und Gardar, dem heutigen Igaliku machen, aber es gab
Sturmwarnung und unserem Skipper war die Sache zu gefährlich, also planen wir
die Schiffstour zu den Gestaden, an denen Eric der Rote wohnte, erst für  morgen. So packen wir alles zusammen, daß wir
am Abend nur mehr an den vorher ausgekundschafteten Zeltplatz gehen müssen und
machen uns auf zu einem weiteren Wikingerhof hier in der Nähe, außerdem wollen
wir eine aufgelassene Uranmine besichtigen. Wir wandern vorbei an kleinen Vorgärten,
in denen zahlreiche Blumen im Schein der arktischen Sonne blühen, die aufs
ganze Jahr bezogen länger scheint als in Südeuropa. Oberhalb der Stadt krallen
sich bunte Häuser in den nackten Fels, Am Rande des Ortes schrecken
verwahrloste Wohnblöcke, die in den 60er Jahren erbaut wurden. Damals siedelte
die dänische Regierung die Inuit genannten Ureinwohner in wenigen Städten an,
um deren Versorgung zu verbessern. „Das war gut gemeint“, sagen die Ureinwohner
heute. Der Übergang

von der Jägergesellschaft in
die moderne Zeit hat jedoch nicht funktioniert. Der Verlust alter Lebensweise
ging einher mit Alkoholismus und Gewalt. Leider wussten wir heute noch nicht , wie wunderbar eine Wanderung ohne
Rucksack ist, wenn ich damals schon gewusst hätte, was mir – uns bevorstand,
hätte ich alles noch viel mehr genossen. Der Weg zu Uranmine ist lang und teils
sehr steil und danach klettern wir noch auf einen Bergkamm, stehen staunend vor
einem Hochtal mit mehreren Seen und dahinter das strahlend Inlandeis, auf der anderen
Seite der Atlantik mit unzähligen abenteuerlich geformten Eisbergen, die
praktisch stündlich manchmal von einem Moment zum anderen ihr überseeisches
Aussehen verändern.


 
Die Uranmine ist
verschlossen, so nehmen wir nur ein paar Steine mit.


 
Leider wird der Rückweg  für mich beschwerlich, weil ich mir an der
Ferse eine Blase gelaufen habe. Aber der Besuch der alten Wikingersiedlung
Dyrnes ließ mich wieder aufleben.  Nach
längerem Suchen und Befragen von 2 „Eingeborenen“ finden wir das Ruinenfeld.
Leider kann ich mir nur noch vorstellen wie das alles vor über 900 Jahren
ausgesehen hat. „Die Häuser waren aus Steinblöcken erbaut, mit Grassoden auf
dem Dach. Fenster in unserem Sinne gab es nicht. Der Eingang war schmal und
zwischen den rauen, dicken Steinwänden gewinkelt, um Schnee und Wind
abzuhalten. Wenn man sich aber drinnen Fellteppiche  und  helle Glut im Kamin vorstellt, dann war es sicher
sehr gemütlich. Es gab bunte Wollteppiche und Felle an den Wänden und auf den
Borden Schalen und Geräte aus Speckstein und Horn, aber auch aus Zinn, Messing
und sogar aus Gold. Zu essen gab es Wild, Dörrfisch und gesäuerte Schafsmilch,
hin und wieder auch  Brot aus
Strandhafer.


 

 
Im 15. Jahrhundert war die
Kirche von Skrälingern (so wurden die Eskimos von den Norwegern genannt)
niedergebrannt und Ingvar, der damalige Bauer, zu Tode gehetzt worden.


 
Eine Schiffsbesatzung aus
England erwählte sich diesen Hof als Winterquartier. Niemand hatte bis dahin
auf dem „verfluchten“ Hof wohnen wollen. Aber die Fremden wussten das nicht.
Der Hof war gut geschützt, geräumig, mit vielen Gebäuden und einem Steinwall,
der leicht zur Verteidigung ausgebaut werden konnte. Ganz nahe lag,  vor Sturm und Treibeis, geschützt, aber mit
vielen großen und kleinen Eisbergen bestückt, eine gut geschützte Bucht,

in der das Schiff ungefährdet
überwintern konnte. 


 

 
Zurück in Narsaq schleppen
wir unsere Sachen auf einen einigermaßen ebenen Platz, bauen das Zelt auf, bzw.
Michael baut das Zelt, und wir machen Handlangerdienste, danach gibt es eine
sehr gute Kürbiscremesuppe und Kartoffelpüree. Da wir den Wein sowieso nicht
weit tragen wollen, trinken wir ihn lieber gleich aus. Katharina und ich,
glaube ich wenigstens, wären mit ein paar Müsliriegel in den Schlafsack
gekrochen. .Alles wäre wunderbar, wenn nur nicht diese entsetzliche  Mückenplage wäre.  . Essen spielt sich so ab: Löffel voll
machen, Mückennetz anheben, - Löffel schnell in den Mund stecken – Mückennetz
ganz schnell wieder herunterziehen. In den ersten Tagen, passiert uns dreien
immer wieder, dass wir das Mückennetz vergessen. Mein Netz ist nach ein paar
Tagen voller Essen- und was sonst noch alles an -Resten.


 

 
Vom Wein leicht angedudelt,
satt und todmüde schlafe ich ein.


 
13.7 Bei strahlendem
Sonnenschein, umschwirrt von Mücken wachen wir auf. Alle Sachen, die wir außen
ans Zelt gebunden haben, sind getrocknet, Michael macht Kaffee und wir waschen
uns an einem Bach und dann geht’s in den Ort, zu einem kleinen Kiosk, und
kaufen dort ein paar Kleinigkeiten für die Schiffstour. Bei einem einfachen
Frühstück  genießen wir den wunderschönen
Blick auf den  Hafen. 


 
Und endlich geht’s auf nach
Brattahlid.


 

 
Eisberge kreuzen unseren Weg,
wie Sahnehäubchen dümpeln sie im türkisblauen Wasser.  und manchmal fahren wir ganz dicht daran
vorbei.


 

 
aber
wie unser Skipper sagt: Man muss Respekt vor der  Natur haben“ bleiben wir in gebührendem
Abstand. Eisberge, die völlig stabil erscheinen, können sich von einer Sekunde
zur anderen drehen. Auf einigen, der türkis schimmernden Eisgebilden, sitzen schwarze
Möwen. Der Eriksfjord benannt nach Erik dem Roten) ist der einzige Platz der
Welt, auf dem es schwarze Möwen gibt.


 
Wir
haben eine sehr genaue Karte und können vom Schiff aus die Plätze erkennen, die
vor ca.  1000 Jahren bewohnt waren; das
Gras ist grüner, die Hügel sind meist sanfter und es gibt gute Anlandeplätze.
Heute stehen an einigen dieser aufgelassenen Wikingersiedlungen Schafsfarmen.
Alles andere ist im Dunkel der Geschichte verschwunden. Die Küste ist
wildromantisch und immer wieder  mit kleinen
Sommerhäuschen gesprenkelt, in denen Eskimofamilien die warmen Monate mit
Fischen und Jagen verbringen; auch größtenteils auf den alten, einst von den
Wikingern besiedelten Plätzen, Leider haben die Eskimos die Ruinen zerstört und die Steine zum Bau ihrer Häuschen
verwandt. Gelegentlich fahren wir an Schafzuchtstationen vorbei. Der Himmel ist
fast wolkenlos blau, das Thermometer misst über 20 Grad.  Grüne kleine Wiesen wechseln sich ab mit
Geröllhalden, kleinen Wasserfällen, die von den Bergen herabstürzen über
vielfarbiges Gestein und  plätschern in
den Fjord. Hinter einer Felsspitze – die Bergen treten zurück -  endlich - Brattahlid  liegt vor uns,  in gleißendem Sonnenschein. Die weite Bucht
liegt von grünen Wiesen umsäumt, die sich weit an den Hängen hinaufziehen.
In  meiner Vorstellung mit Höfen
bestückt, aus großen Steinen erbaut und Grassoden auf dem Dach. In der Realität
sehen wir aber nur  noch Schafherden und
Thodhilds Kirche.


 
Hier macht Grönland seinem
Namen (Grünland) alle Ehre, dies ist der fruchtbarste Teil des Landes. Ein
Großteil der grönländischen Flora findet man in dieser Gegend. Das Klima ist im
Winter relativ mild und Sommertemperaturen um 20 Grad plus sind nicht
ungewöhnlich Auch wirtschaftlich unterscheidet sich dieser Landesteil von den
anderen, denn die wichtigsten Erwerbszweige sind Schafzucht und Landwirtschaft.
Wer mit dem Schiff durch die Fjorde kommt, kann die entlegenen Schafzüchterhöhe
sehen, die teilweise über Pfade und Kieswege miteinander verbunden sind,
während bei anderen Boote und Radiosender den einzigen Kontakt zur Außenwelt
darstellen. Erik der Rote hat diesem Landesteil den Namen Grünland geben. Als
er nach seiner dreijährigen Verbannung von hier nach Island zurückkehrte,
wollte er seine Landsleute von den guten Möglichkeiten einer Existenzgründung
auf Grünland überzeugen. Das neue Gemeinwesen wuchs und wuchs, und innerhalb
einiger Jahrzehnte wurden Hunderte von Höfen, Kirchen und sogar ein
Bischofssitz gebaut.


 

 
In den Sagas ist die Rede von
Entdeckungsreisen Richtung Norden und Westen bis nach Nordamerika – lange bevor
Kolumbus dorthin gelangte. Heute können wir die Spuren der 500jährigen
Besiedlung in Form von Kirchen- und Hofruinen besichtigen, eine der wichtigsten
Attraktionen der Gegend. In Quassiarsuk sind Hofanlagen sowie die erste
christliche Kirche des nordamerikanischen Kontinents, Thjodhildes Kirche,
rekonstruiert worden.

 Leif der Glückliche (ältester Sohn Eric des
Roten) verkündete alsbald das Christentum und den katholischen Glauben im Land;
er überbrachte dem Volk die Botschaft von König Olaf Trygvason und erklärte
Ihnen, wie viel Herrlichkeit und Gnade dieser Glaube schenke. Erik ließ nur
zögernd von seinem Glauben ab,


 

 
Überliefertes Gebet von Erik
dem Roten


 
Verachte, o Thor, diese
Mannen,

bis Fluch und Hass sie
treffe.

Tapfer ging ich zur Jagd und
folgte deinem Geheiß. Doch jetzt

Wo Gnade und Wollen Du
zeigtest

Verspottet man Dich, o Thor:

Missachtet die Kraft deines
Hammers –

Und spottet den Ruhm seines
Schwunges.

Entzieht die Gunst diesem
Volke,

lass hungernd sie darben und
frieren,

und schmähe den Gott ihres
Glaubens,

der schmählich verlassen die
Christen


 

 
Doch Thjodhild war bald
bekehrt; sie ließ abseits der Häuser eine Kirche bauen, diese Haus wurde
Thjodhild Kirche genannt“ (Auszug aus der Sage von Erik dem Roten),


 
Der Geschichte zufolge war es
Leif der Glückliche, der um das Jahr 1000 das Christentum nach Grönland
brauchte. Das Jubiläum der der Entdeckung Amerikas sowie die 1000Jahr-Feier zur
Einführung des Christentums fanden Mitte Juli 2000 statt.


 
Eine naturgetreue
Rekonstruktion der Thjodhild-Kirche und des vermuteten Hofs von Erik dem Roten
befinden sich unweit der ursprünglichen Kirche, deren Reste durch einen Zufall
1961 entdeckt wurden. Die noch erhaltenen Ruinen der Nordlänger, hierunter die
Kirchenruine von Hvalsey, sind einer gründlichen Instandsetzung unterzogen
worden. Auch die Ruinen im Heimatort von Erik dem Roten in Brattahlid sind
gründlich restauriert worden, und diese Arbeiten werden in den kommenden Jahren
fortgesetzt. So sollen auch  die noch
vorhandenen Mauerreste mit Hilfe von Grassoden versiegelt werden.


 

 
Ich stehe vor den Ruinen des
Hauses Eriks des Roten und stelle mir das Leben im Winter vor – die Sonne
klettert nur mehr für wenige Stunden über die Berge. Die Schiffe sind an Land
gezogen und das Eis hat den Fjord zugedeckt, der zu einer weiten, weißen Fläche
geworden ist, aus der angefrorene Eisberge und –schollen ragen. Selten, dass
die Sonne durch die Nebelschwaden und tiefhängenden  Wolken bricht, meist herrscht graues, kaltes,
diesiges Wetter, der Wind pfeift den Fjord herunter, Die Männer und Frauen
sitzen in den Langhäusern um die Feuerstellen unter dem Windloch, durch das der
Rauch in dicken Schwaden abzieht. Sie lauschen den Erzählungen der Ältesten,
der Gäste, den Berichten der Väter und Seefahrer, die von weit her gekommen
waren und folgen der Geschichte ihres ungekrönten Königs, Leif Eriksons, der
wieder einmal von seiner Fahrt nach Vinland berichtet, die er vor 20 Jahren
unternommen und auf der er eine neue Welt entdeckt hatte.


 
Wir picknicken im Schatten
des überlebensgroßen Standbildes von Leif, dem ältesten Sohn Erics der Roten,
der auf einer seiner Fahrten, „Vinland“ das heutige Neufundland fand und
besiedelte.


 
Vinland hatte vieles, was
Grönland nicht hatte: Tee, Getreide und Wein, vor allem aber Holz und Erze.


 
Die Männer blieben für Jahre
in Vinland, um dort Holz aus den großen Wäldern zu holen. Oft fuhren sie aber
nur nach Markland (das heutige Labrador) um Holz zu holen. Sie bauten dort
Schiffe und durchforschten das Land nach neuen Schätzen. Immer aber kehrten sie
wieder heim nach Grönland, denn das „Neue Land“ war zwar reich, aber von
„fremden und bösartigen“ Menschen (Indianern) bewohnt, die keineswegs so
friedlich wie die „Eskimos“ waren.


 

 
Ehrfürchtig bestaunen wir die
Überreste  von Thorhilds Kirche, der
christlichen Frau von Eric dem Roten und genießen einfach den wunderschönen
Sommertag.


 

 
Wir befinden uns in
Ostrybyrgd, einer Ansammlung von damals mehr als 500 Höfen – das nördlichere  Westrybyrd in der Nähe des heutigen Nuuk hatte
in seiner besten Zeit ca. 2oo Höfe


 
Gegen 15 Uhr fahren wir
weiter nach Gardar, dem früheren Bischofssitz (heute Igaliku)


 

 
Ein „Eingeborener“ den wir
dort im  Hafen treffen, nimmt uns im Auto
in das ca. 5 km entfernte Gardar mit, da der Weg über eine sehr staubige
Schotterstraße über einen kleinen Bergrücken hinab zum Fjord, führt.


 
Leider haben die heutigen
Bewohner die Ruinen  zerlegt, um sich
ihre Häuser zu bauen. 2 Torbögen sind aber noch gut erhalten (sie waren einfach zu schwer zum Abbauen) und man kann sich
vorstellen wie es vor 1000 Jahren hier aussah.


 
Die wichtigsten Haustypen der
Grönländer sind der Iglu der Polareskimos, der heute kaum noch gebaut wird, das
Zelt „Sommer- und Jagdhaus“ der Grönländer, das Torfsteinhaus, auch heute noch
vorhanden das sehr beliebte Holzhaus, errichtet aus importiertem Material und
das moderne,  – oft mit allem Komfort
eingerichtete, aber bei den Ureinwohnern unge- und unbeliebte -  Etagenhaus
in den größeren Orten.


 
Die Rückfahrt nach Narsaq ist
nicht so angenehm, da wir gegen Flut und Wellen anfahren und das Boot starke
Schläge aushalten muß, wir natürlich auch, aber niemand wird seekrank. Und so
lassen wir den Tag im Zelt geruhsam ausklingen.


 
14.07. Nach dem Frühstück
machen wir uns auf zum Hafen, da wir immer noch auf der Warteliste stehen, mit
bangem Gefühl. Wir müssen unbedingt nach Sissimut zum Ausgangspunkt des Arctic
trails  Nach einer Stunde Hoffen und
Bangen (wir waren natürlich viel zu früh am Hafen, um vielleicht als erste die
besten Chancen zu haben) kommen wir problemlos aufs Schiff, aber ohne
Schlafplatz. Der Quartiermeister sagt uns, wir können im Restaurant bzw. nach 1
Uhr nachts im Kino schlafen.


 
Uner Gepäck können wir in
einem kleinen Raum verstauen nd dann machen wir es uns im Restaurant bequem.
Die Duschen und Toiletten sind sehr sauber – unentwegs sind Einheimische
unterwegs, die putzen und saubermachen. Auch im Restaurant wischen sie fast
alle halbe Stunde die Tische sauber. Das Wetter ist schön und wir sonnen uns an
Deck, lesen, erkunden das Schiff etc. Und dann haben wir so richtig Glück. An
Bord ist eine deutsche Reisegruppe und das Personal glaubt, wir gehören dazu
und so können wir 3 Tage mehr oder weniger umsonst essen und trinken.


 
Als ich mir abends einen
Schlafplatz suche, lerne ich einen sehr netten Herrn kennen, den seine Frau
wegen unerträglichen Schnarchens aus der Kabine geworfen hat. Er nimmt die Koje
neben mir und nach einer netten Abendunterhaltung schlafe ich tief und fest ein,
nachdem die Kinder auch noch neben uns einen Kojenplatz bekommen. Herr Benkert,
meine nette Bekanntschaft bietet mir auch noch für morgen sein Kabinenbett an –
falls ich nicht schnarche.


 

 
15.7. Nach einer wunderbaren
heißen Dusche frühstücken wir mit jeder Menge Fisch, Fleisch, Salaten, etc. da
es gratis war – schmeckt es noch besser.


 
Der Tag ist ein Traum – wir
fahren vorbei an kleinen unbewohnten Inselchen – das Naturschauspiel ist
spektakulär und als wir auch noch Wale sichten, ist der Tag für mich perfekt.
In der Cafeteria spielen Grönländer mit freundlichen Mandelaugen in von Sonne,
Wind und Kälte gegerbten Gesichtern, Karten etc. Der Verbrauch an Kaffee und
Zigaretten ist bei den Einheimischen enorm. 


 

 

 

 

 
Im Laufe des Tages lernen wir
die ganze Familie Benkert  kennen und mit
meiner Kabinenübernachtung wird alles klar gemacht


 
Plötzlich schlägt das Wetter
um. Ein Sturm zieht auf. Gischt spritzt über das Schiff hinweg, das ächzt und
stöhnt, als würde es unter Schmerzen leiden. Meterhohe Wellen heben den Bug
empor, der mit großem Getöse aufs Wasser kracht. Die Besatzung nimmt es
gelassen – obwohl die Häfen nicht mehr angelaufen werden können und die
Passagiere mit kleinen Booten aus- bzw. einschifft werden müssen. Vor den
Fenstern schwanken mit Schnee bedeckte Berge vorbei. Passagiere laufen wie
betrunken durch die Gänge und alle Toiletten sind  vollge…… Ich zähle leider bald auch dazu und
auch Michael meint, meine Schokolade, die ihm vorher sehr gut schmeckte, sei
schlecht gewesen!!!!!


 
Wir passieren den  Polarkreis, ertönt plötzlich eine
Lautsprecherstimme. Alle stürmen an Deck! Nördlich dieser Linie scheint im
Sommer 24 Stunden die Sonne. Und wir zur Begrüßung tauchen wieder ein paar
Buckwale steuerbords auf.


 

 
Ich lege mich auf den Boden
in den Schlafsack und schlafe und bald ist mir auch wieder besser.


 
Leider laufen wir aus diesem
Grunde 4 Stunden verspätet in Nuuk ein und ich habe keine Lust mehr dazu,  meinen wunderbaren, im Kino gelegenen  Schlafplatz aufzugeben


 
Heute  Abend werden wir in Sisimut anlanden und dann
unsere Wanderung nach Kangerlussuaq antreten. Bis dahin genießen wir staunend
die vorbeiziehende Landschaft, bei strahlendem Sonnenschein und mehr als
angenehmen Temperaturen.

Als wir das Schiff in
Sissimut, dem Ausgangspunkt des Arctic trails nach Kangerlussuak verlassen, wissen wir, dass uns jetzt härtere Tage
bevorstehen. Luftlinie zwischen den beiden Orten ist ca. 180 km und wir haben
viele hohe Pässe, Flüsse, Sumpfwiesen, Kriechweidenhänge und Fjaells zur
bewältigen und vor allem – wir müssen durchhalten – zwischen Sissimut und
Kangerlussuak gibt es keine menschlichen Ansiedlungen, wir sind vollkommen auf uns und unsere Vorräte angewiesen.


 
Nach einem „eleganten“
Abendessen in Tramperklamotten im besten Restaurant Sissimuts machen wir uns,
eingehüllt in Schlittenhundgeheul, auf den Weg zum Zeltplatz.


 

 
Kaum haben wir das Zelt
aufgeschlagen, werden wir schon von einer deutschen Reisegruppenchefin (mehrere
Zelte einer deutschen Touristengruppe standen bereits dort) ermahnt, keine so
lauten Unterhaltungen zu führen. 24 Stunden Helligkeit lassen einen Tag und
Nacht total vergessen. Brav wie wir sind, stellen wir sofort jegliche Unterhaltung ein, was die Reisegruppe aber
nicht daran hindert, am nächsten Morgen lautstarke Unterhaltungen zu führen, so
dass wir brutal aus dem Schlaf gerissen werden.


 
.


 
17. 07.  Wir schon erwähnt werden wir früh am Morgen
von den lauten Unterhaltungen der deutschen Reisegruppe geweckt, umrahmt vom
lauten Geheul der Schlittenhunde, das uns heute noch eine ganze Wegstrecke
begleiten wird.


 
Nach Kaffee  und Schokomüsli – ein Frühstück,  das mich auf dem ganzen Weg begleitet und
schon als Kind mein Albtraumfrühstück war, geht’s endlich los.


 
Wir versuchen einen Weg zur
durch Steinmännchen markierten  Polarroute
zu finden. Leider gelingt uns das nicht so richtig und wir haben enorm
zeitaufwändige Flußdurchquerungen, bei der erst Katharina bis zur Hüfte
untergeht und ich dann bis zum Hals im Wasser verschwinde, zu bewältigen.


 
Wanderstiefel
ausziehen – Badesandalen anziehen – durchs Wasser waten, springen, stolpern,
fallen, rutschen – nasse Klamotten ausziehen – abtrocknen – trockene Kleidung
anziehen – Wanderschuhe anziehen – dieses Prozedere wird uns jetzt 14 Tage lang
begleiten!!! 


 

 

 
Aber nach einigen Stunden  Geländemarsch mit den noch prall mit
Lebensmitteln, Kleidung, Waschutensilien für 3 Wochen, Isomatten, Schlafsäcken
und  Zelt bepackten Rucksäcken  erblicken wir endlich das erste Steinmännchen
und darunter gleich ein deutsches Pärchen auf seiner letzten Rast vor Sissimut.


 
Wir gehen den Arctic trail in
der „falschen Richtung“ und  sehen daher
fast jeden Tag Wanderer, während diejenigen, die in der „richtigen “ Richtung
unterwegs sind,  praktisch niemanden zu
Gesicht bekommen. Sie geben uns ein paar wertvolle Tipps und dann machen wir
uns nach einer Nudelmahlzeit – zubereitet von unserem Leibkoch Michael – auf,
um den ersten schweren und langen Anstieg zu bewältigen.


 
Katharina und ich kämpfen uns
nach oben und brauchen dann erst mal eine längere Pause. Diesen ersten Tag
empfinde ich als extrem schwer und die angegebenen 14 Kilometer haben sich
durch das ständige bergauf – bergab auf real wahrscheinlich 25, aber gefühlte 50 km verlängert.


 
Da Katharina nach
stundenlangem bergauf – bergab, durch Schneefelder stapfen, in den Schnee
einsinken, in Löcher, die im Gestrüpp nicht erkennbar waren, fallen, mindestens
genau so fertig ist wie ich, schlagen wir gegen 9 Uhr abends das Zelt auf. Wir
haben damit unsere 1. Tagesetappe zwar leider nicht annähernd erreicht, aber
wir wollen versuchen, das in den nächsten Tagen wieder aufzuholen.


 

 
Michael findet einen
einigermaßen geeigneten Zeltplatz und total erschöpft werfen wir uns in die
Schlafsäcke, umschwirrt von Milliarden von Mücken. Leider rutschten wir immer
bergab und Katharina fällt  auch noch
immer in eine große Kuhle, die zwar unserem Hund  Lady gefallen hätte, für Katharina aber eine
Tortur war.


 

 
18.07. Trotzdem brechen wir
einigermaßen ausgeruht bei gutem Wetter auf. Dieses scheint uns wirklich wohlgesonnen
zu sein. Bis auf einen Tag auf dem Schiff, hatten wir bis jetzt nur wunderbares
Wetter und das sollte auch bis zum letzten Tag so bleiben. Zu dieser Zeit
konnten wir das nur erhoffen und am Ende der Reise konnten wir es kaum fassen,
dass wir den ganzen langen Weg, durch Grönlands größte eisfreie Zone,  ohne Regen und sogar immer bei strahlendem Sonnenschein und mehr als angenehmen
Temperaturen machen konnten.


 
Kurz nach dem Abmarsch hatten
wir schon die 1. Flußdurchquerung mit dem üblichen Prozedere. Ein norwegisches
Pärchen geht die gleiche Richtung und die ersten 4 Tag sichten wir sie immer
wieder irgendwo im Gelände. Nach ein paar Stunden sehen wir die Hütte, die wir
eigentlich gestern Abend hätten erreichen sollen, wollen, müssen?!? 


 
 Immer wieder machen wir uns jetzt Sorgen, ob
wir den Weg so schaffen, dass wir auch unser Flugzeug erreichen. Wir machen
Planspiele und hoffen, dass der Wettergott und unsere Kondition (Michael
ausgenommen hat da natürlich überhaupt keine Probleme)  mitspielt! Zu dieser Zeit machen wir uns noch
große Sorge, dass wir es nicht schaffen würden. Die Rucksäcke waren für mich
und Katharina zu schwer, ich hatte an beiden Füßen große Blasen und starke
Rückenbeschwerden.


 
Jetzt aber lassen wir die
Hütte im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und stampfen weiter durch
Sumpfwiesen, was ich neben dem Flußdurchquerungen am anstrengendsten empfand.
Es ist ein ständiges, von einem Grasbüschel auf den anderen, Hüpfen  - manchmal verschätzt man sich auch, bzw. der
schwere Rucksack zieht oder schiebt zu sehr und man landet mitten im Moder. Der
Dreck spritzt bis zur Taille hoch und die Schuhe sind natürlich schnell naß.


 
Am späten Nachmittag müssen
wir zugeben, dass wir auch an diesem Tag unser Ziel nicht erreichen und suchen
deshalb beim Weitergehen nach einem geeigneten Zeltplatz. Die Landschaft ist
atemberaubend und mir fällt das alte keltische Gebet ein:


 

 
Ich hebe
meine Augen auf zu den Bergen,

von denen
mir Hilfe kommt…..


 
und kann mir gut vorstellen,
weshalb unsere Vorfahren über tausende von Jahren die Berge als Götter
anbeteten.


 
Wir wandern auf der rechten
Seite eines lang gezogenen Sees, in den ein Fluß mündet, den wir bergauf gehen
müssen. Kurz vor der Flussmündung werden wir fündig und Michael versucht unser
Abendessen zu angeln,  während wir das
Zelt aufschlagen. Fische gab’s dann leider nicht, aber wir haben unsere
Rucksäcke ja noch proppenvoll mit Essen und so tut Michael wieder sein Bestes,
um uns satt zu kriegen, was ihm wie auf der ganzen Reise ganz hervorragend
gelingt.


 
Diesmal können wir besser
schlafen, der Boden ist ziemlich gerade, obwohl mir die Aussagen eines
deutschen Ehepaares, das uns kurz vorm in den Schlafsackkriechen entgegenkam,
durch den Kopf gehen: „Gut, dass ihr hier übernachtet, vor euch liegt die
Hölle“. Na ja, mittlerweile gewöhne ich mich an Mücken, wunde Füße, schmerzende
Oberschenkel, Jucken (von den Mückenstichen) an buchstäblich jeder Stelle,
blaue Flecken an den Hüften und verkrampfte Schultern. Also – was soll uns noch
schrecken….?


 
19.07. Wieder werden wir von
der Hitze im Zelt aufgeweckt. Die Sonne stahlt heiß vom Himmel, wir wissen gar
nicht mehr was Nacht oder schlechtes Wetter ist und so machen wir uns frohgemut
auf „in die.“
Hölle“.


 
Erst Sumpfwiesen und dann
Kriechweiden, dazwischen Überquerung von Bächen. Dummerweise kann man die
Löcher, in dem von Kriechweiden bedeckten Untergrund nicht sehen und ich falle
öfter samt Rucksack hin und weiß dann  nicht, wie ich ohne fremde Hilfe wieder in die Höhe kommen soll . Aber
nach einigen Stunden Wanderung, kommen wir in ein wunderschönes Flusstal,


 
man empfindet einfach nur
freudiges Staunen, ein Bewusstsein, dass keine Schranken mehr den Weg ins
Grenzenlose verwehren.


 

 
Wir lassen den Fluß zur
Linken und haben einen wunderbaren, fast geraden Trampelpfad vor uns (diese
ständige am Hang gehen, mal links, mal rechts, hat mir ziemlich Probleme
bereitet) – so lasse ich es mir gefallen. Auch sind die Mücken nicht mehr ganz
so schlimm  und wir wandern frohgemut
durch diese Traumlandschaft. Leider verlaufen wir und ganz schön. Während
Michael  angelt, suchen wir den richtigen
Weg, enden aber dann in einer Schlucht und müssen einen sehr steilen, felsigen
Aufstieg bewältigen. Ohne Michael, der einen Rucksack nach dem anderen
hochschleppt und uns dann hochzerrt, hätten


 

 
wir zurückgehen müssen.


 
Trotzdem werden wir heute die
Hütte, an der wir eigentlich gestern Abend sein wollten, erreichen. Und
tatsächlich am Spätnachmittag sehen wir die kleine rote Holzhütte, leider am
anderen Ufer des Flusses, im Sonnenlicht erstrahlen. Auf einem
gegenüberliegenden Hügel machen wir eine letzte Pause, die Flußdurchquerung ist
ein Klacks und schon ist die Hütte unsere!!!


 
Michael brät die geangelten
Saiblinge, gefangen in einem Fluß, dessen Boden schwarz von Fischen war

– so köstlich haben wir schon
lange nicht mehr gegessen. Die Hütte ist ziemlich mückenfrei – was gibt’s
BESSERES!!!???!!!


 

 
20.07 Es ist schon toll,
aufrecht stehend einpacken zu können und einigermaßen mückenfrei zu  frühstücken. Der Planet strahlt, wie gewohnt
und auch erwartet, vom Himmel, im nahe gelegenen See tauche ich unter und dann
geht’s weiter!  Ich bin voller
Tatendrang, gehe voraus und verlaufe mich prompt!! Trotzdem verzaubern mich die
Blumen immer wieder, die in diesen nur 2 – 3 Monaten nicht unwirtlichen Gegend
so schnell und zahlreich  erblühen.


 

 
Ich falle buchstäblich durch
dieses Gelände und bin nach 1 Stunde „Kämpfen durchs Gestrüpp und gegen den
Berg“  fix und fertig, als ich mich
wieder auf dem richtigen „Weg“ bin. Meinen Reisebericht will ich


 
 „Wankend durch Grönland“


 
 nennen.


 
 Aber die atemberaubende Landschaft, die
weiterhin unbeschreiblich ist und mich demütig macht,  bringt mich schnell wieder auf Vordermann..
Demut ist das einzige Wort, um das Gefühl zu beschreiben, das diese Gegend
erzeugt. Und das
Wunderbare daran, man hat dieses Ereignis
für sich alleine!!!!


 
 Die Arbeitsteilung funktioniert mittlerweile
perfekt: Michael ist unser Skipper, Koch und Koordinator und  Helfer in der Not,  Katharina ist Erster Maat und Wasserholer,
ich bin 2. Maat und Abspülerin.


 
Allmählich werden auch unsere
Sorgen, das Flugzeug nicht zu erreichen geringer. Wir werden stärker und sind
zuversichtlich unser heutiges Tagessoll abzugehen. Der „Weg ist
auch heute nicht nur das Ziel“ – die
Landschaft ist unbeschreiblich schön. Lachtauben säumen unseren Weg – das
Lachen ist so menschenähnlich, dass man sich wirklich genarrt vorkommt und
ungewohnt früh – gegen 6 Uhr abends, erblicken wir am anderen Ufer des See, in
dem eine wunderschöne Insel liegt, die Hütte.


 

 

 

 
Sie ist die komfortabelste
auf dem ganzen Weg, hat einen eigenen Schlafraum mit Holzpritschen. Ein
Halbeskimo hat es sich schon bequem gemacht – wir unterhalten uns noch einige
Zeit und fallen dann in den wohlverdienten Schlummer.


 

 

 

 

 

 
21.07. Nach einem Bad im
sonnendurchfluteten See geht’s auf zur nächsten Etappe. Wieder wartet eine
Hütte auf uns, die ganz ordentlich sein soll.


 
Der Rucksack ist deutlich
leichter, ich habe mich heute ganz frisch eingekleidet und die alten Sachen in
einem Mülleimer auf der Hütte gelassen, außerdem haben wir schon einiges
gegessen. Also auf geht’s!. Immer haben wir noch keinen Moschusochsen
gesehen  - das ist heute, natürlich,
außer die Hütte zu erreichen, mein Tagesziel.


 
Wir gehen durch eine  zum Teil mondlandschaftartig anmutende
Gegend.


 

 
Dann zieht sich ein
Trampelpfad durch Kriechweiden kilometerweit am Hang abwärts in ein Seental.
Die Hütte ist früh zu sehen, nur  noch
eine Flußdurchquerung und wir sind da!!


 
In der Hütte befindet sich
eine ältere deutsche Frau, die ganz alleine unterwegs ist, eine riesigen
Rucksack hat und anschließend an diese Tour, wie sie uns erzählt, noch eine
weitere 5-Tages-Tour nach Igaliku machen will. Aber die Hütte ist groß genug
für 4 Personen und so schlafen wir schnell nach einem leckeren Abendessen,  ohne Mücken.


 
Das Problem bei dieser Tour
ist für mich nur der schwere Rucksack und die entsetzliche Mückeplage. Diese
Biester sind wirklich überall, stechen einen überall und man traut sich
praktisch nicht zu ::::             weil man dann doch eine große Fläche
ohne Netz diesen entsetzlichen Viechern direkt anbietet. Aber was soll man
machen!!, man hat ja keine Wahl!!!!!


 

 
22.07. Frohgemut starten wir
den neuen Tag – wieder strahlender Sonnenschein kein Mensch  kann sich vorstellen,
dass das der Polarkreis sein soll. Ich gehe voraus – und plötzlich hinter einer
Biegung steht unmittelbar ein Moschusochse vor mir – und jetzt, anstelle  frohgemut zu jauchzen und zu fotografieren  – erstarre ich vor
Schreck, traue mich kein Foto zu machen und hoffe nur, dass der Moschusochse
bald wegrennt, was er auch mit einer plötzlichen  Wendung macht. Erst jetzt ärgere ich mich
wahnsinnig und versuche  wenigstens
noch  von dem weglaufenden Ochsen ein
Foto zu machen.


 

 
Wir haben heute eine von
allen, als sehr schwierige und gefährlich beschriebene  Furt vor uns. Nachdem wir einen kleinen, ca.
3 km, nicht geplanten Umweg durch Sumpfgelände machen, treffen wir auf diese
Furt. Sie ist zwar sehr reißend, aber wir empfinden sie nicht als so gefährlich
und funktionieren sie gleich als Waschplatz um, weil wir sowie schon bis zur
Taille im Wasser waren!


 
Nach einem  steilen, langen Anstieg kommen wir wieder in
eine Art Mondlandschaft, und dort sehen wir die ersten Schneehasen


 

 
Der Weg zieht sich weiter
endlos an einen Hang mit ca. 5o cm hohen Kriechweiden entlang, gegenüber
wunderschöne Berge und dann erblicken wir den See und die angesteuerte Hütte..
Diese ist allerdings nicht so hübsch, wie die anderen. 3 Personen sind schon da
(Deutsche und 1 Schweizer). Nach einem netten Plausch  und natürlich Erfahrungsaustausch bei Mücken
und schlechter Luft (Fenster kann man wegen der Mücken nicht aufmachen)
entschließen wir uns alle spontan das Zelt aufzuschlagen, das ist mückenfrei
und die Luft ist gut  - gesagt getan –
bald haben wir alle Plätze für die Zelte gefunden.


 
23.07. Bei unserem
abonnierten schönen Wetter gehen wir los. Immer wieder treffen wir auf frisch
geschossene Hunde, was mir manchmal den Magen umdreht. Die Grönländer
erschießen ihre Hunde mit 7 Jahren, weil dann das Verhältnis der Leistung zum
Nutzen nicht mehr angemessen ist. Ich finde das einfach nur widerlich.


 
Wir wandern frohgemut, weil
alle, die uns bis jetzt begegnet sind, sagten wir würden am Kattiffik (dem
nächsten großen See) auf alle Fälle ein Kanu finden. Wir gehen ja die
Gegenrichtung und deshalb liegen mindestens 7 Kanus auf der für uns richtigen
Seite. Dadurch können wir fast 2 Tagestouren auf dem Wasser hinter uns bringen.


 
Die Landschaft verliert etwas
von dieser Urweltlichkeit und wird weicher. Leider haben wir wieder viel
Sumpfwiesen, die Mücken tun so, als wären wir die einzigen Beutetiere auf der
Welt und Steinmännchen sind sehr spärlich, so dass wir oft nicht sicher sind,
ob der Weg stimmt.


 

 
Als das Gelände immer
sumpfiger wird, es ist schon spät am Nachmittag, steht plötzlich vor uns ein
Zelt. Als wir näher kommen, empfängt uns ein deutsches Pärchen und rät uns, da
kaum Zeltplätze zu finden sind, noch ca. 1 km zum See zu gehen, dort ein Kanu
zu nehmen und dann mit dem Kanu bis zum verlassenen Kanucenter zu fahren und
dort zu schlafen.


 
Also weiter zum See. Hier
liegen auch die Kanus aufgereiht und anzusehen, wie umgedrehte silberne Fische.


 
Nach einigen Diskussionen –
nur Michael kann Kanadier fahren und hat ein paar Bedenken, ob wir so spät am
Abend, dieser Anstrengung noch gewachsen sind – suchen wir uns das
besterhaltendste Kanu aus, sie sind gerade groß genug für 3 mit Gepäck. In die
Mitte packen wir die Rucksäcke, Katharina sitzt vorne, ich zwischen und auf den
Rucksäcken (was im Übrigen äußerst unbequem war) und hinten der Steuermann
Michael: Es klappt überraschend schnell, der See ist spiegelglatt, und schon
bald sichten wir das gar nicht so verlassene Kanucenter. Wie wir schon von
einigen Wanderern erfahren haben, liegt dort ein ca. 60jähriger Däne mit einem
gebrochenen Fuß und wartet auf einen Hubschrauber, der ihn ins Krankenhaus
bringt, mittlerweile schon seit 4 Tagen.


 
Auf dem See nur ein paar
begleitende Mücken – einfach toll. Katharina kommt zu dem Schluß, dass Mücken
wirklich eine absolut überflüssige Tierspezies sind.


 
Wir legen an und nehmen
vorsichtshalber die Paddel mit. Jetzt sind wir in der Zeit und wir können
frohgemut weiter wandern – ohne Zeitproblem.


 
Im verlassenen Kanucenter
befinden sich, wie wir schon wussten, der Däne mit dem gebrochenen Bein, sein
ca. 18jähriger Sohn und ein weiteres dänisches Ehepaar. Die Frau humpelt auch
schon ein bisschen. Wir machen Abendessen und können das auch in der Hütte ohne
Mücken (auf der kleinen Halbinsel auf der die Hütte liegt, gibt es kaum Mücken)
tratschen ein bisschen, nehmen ein Bad im See und schlafen dann bald tief und
fest auf Holzpritschen.


 
24.07. Bei strahlendem
Sonnenschein nehmen wir ein Morgenbad, waschen ein paar Sachen heraus und
frühstücken dann mit den Dänen. Der angeschlagenen dänischen Frau geben wir ein
paar übrige Schmerztabletten mit und dem fußkranken Dänen geben wir ein paar
Lebensmittel, damit das Warten auf den Hubschrauber, der eigentlich heute, am
Tag 5 nach dem Unfall, kommen sollte.


 
Wir freuen uns sehr, den Tag
auf dem See verbringen zu können und uns dadurch den langgezogenen, bergauf und
bergab führenden Weg ersparen zu können.

 

Der See ist von gewaltigen
Bergen umschlossen, das Wasser aber so still wie ein leuchtendes Schild.

Bis zu einer Halbinsel,  auf der wir eine Mittagspause einlegen,
kanutet Katharina mit Michael, während ich eingequetscht zwichen den Rucksäcken
Krämpfe einmal im rechten und dann im linken Waden bzw. Oberschenkel mitmache.
Michael versucht unser Abendessen zu fischen, Katharina nimmt ein Sonnenbad und
ich erkunde die Gegend. Die erwünschten Saibling sind auch schnell den Ködern
auf den Leim gegangen und Michael bereitet sie schon zum Braten vor. Die restliche Strecke kanute ich und
Katharina nimmt meinen „bequemen“ Platz ein. . Wir fahren an einer entzückenden
kleinen Insel vorbei

die eigentlich zum Zelten
einlädt, aber dann sehen wir nicht mehr weit vor uns eine kleine rote Hütte am
anderen Ufer des See und entscheiden uns für die Bequemlichkeit der Hütte.


 
Michael brät Fische, wir
baden, lesen, pflegen unsere Füße, waschen die Haare und kommen uns vor wie im
Paradies.


 

 
25.07. Die ganze Nacht
lausche ich den Tieren, wahrscheinlich Vögel, die sich an der Hütte zu schaffen
machen und als wir aufstehen, und den im Sonnenlicht karibikblau blinkenden See
betrachten, und einen vorbeiziehenden Moschusochsen beobachten können,
entscheiden wir uns, den Tag hier zu verbringen, und abends  (es wird ja hier nie dunkel) den heutigen
Tagesmarsch in Angriff zu nehmen.


 
Mittags kommen 2 Männer den
Hang zur Hütte herunter. Sie wollen diese Nacht in der Hütte verbringen und
morgen mit „unserem Kanu“  über den See
fahren.


 
Den ganzen Tag mutmaßten wir,
ob oder wann der Rettungshubschrauber für den verletzten Dänen schon gekommen
ist, als wir plötzlich das Wummwumm eines Hubschraubers ertönt. Wir freuen uns
riesig für den Dänen, aber unsere Freude wird schnell getrübt, als wir entsetzt
feststellen müssen, dass der Hubschrauber in die falsche Richtung weiterfliegt.
Während wir noch diskutieren, was das zu bedeuten hat, kommt der Hubschrauber
zurück, landet 50 m neben der Hütte, eine Frau mit einer Landkarte klettert
heraus und fragt uns nach dem Weg zum verlassenen Kanucenter. Dies ist wohl
eines der absurdesten Erlebnisse dieser Reise!!!


 
Der Weg ist sehr einfach  zu beschreiben  und wir tragen noch
Grüße für den Dänen auf. Hinterher am Flughafen in Kangerlussuaq erfahren wir
dann, dass die verletzte dänische Frau mit ihrem Mann zurück zum Kanucenter
gegangen ist und dann auch mit dem Hubschrauber zurück zum Flughafen geflogen
ist. Aber wie auch immer der Däne mit dem gebrochenen Bein musste 6 Tage auf Rettung warten –  ich nehme mir vor, dass ich in Zukunft auf
eine solche Reise immer ein Satellitentelefon mitnehmen würde.


 
So schön der Tag auch ist,
allmählich müssen wir aufbrechen. Wir wandern an vielen Seen vorbei, sehen
Karibus, einen Moschusochen und genießen es, ohne Netz gehen zu können. Die
Mücken sind deutlich weniger und wir haben auch bald unser Ziel erreicht. Der
als Zeltplatz geeignete Platz gefällt uns gar nicht, Katharina und ich haben
auch Angst, dem Moschusochsen im Weg zu sein und so geht Michael ein bisschen
weiter und wird dann auch ein paar Hundert Meter fündig.


 

 
Zelt aufstellen, Essen
kochen, abspülen, waschen – haben wir je was anderes gemacht!!!


 
26. 07 Der letzte Tag –
leider ein sehr weiter Weg – ist angebrochen. Jetzt habe ich fast Angst davor,
wieder in die Zivilisation zurückzukehren, So sehr ich mich auf eine heiße
Dusche freue, Essen auf einem Tisch, auf Tischdecken und Servietten, auf ein
gut temperiertes Glas Weiß- oder Rotwein, irgendetwas in mir sträubt sich,
wieder dieses alltägliche Leben aufzunehmen. Dieses einfache Leben –
reduziert auf das Lebensnotwendige in dieser von Menschenhand noch nicht
verschandelten Landschaft – macht einen frei – ja das ist das beste Wort das
ich finden kann.


 

 
                        Man fühlt sich einfach frei!


 

 
Braucht man diesen ganzen Schnickschnack der heutigen
Zeit eigentlich!!!


 
Aber was soll’s, wir wandern den Weg bis zum bitteren
Ende – eine 14 km lange Schotterpiste vom amerikanischen Radarstützpunkt
Kellyville aus bis zum Flughafen.  Zum
Glück werden wir nach ca. 2 km von einer Eingeborenen  aufgegabelt.


 
Der Zeltplatz liegt direkt neben dem Flughafen – zur
Dusche ist ein kilometerlanger Weg um den Flughafen herum – im Flughafen ist
ein ausgezeichnetes Restaurant. Wir essen Moschusochsen und trinken Wein –
phantastisch – die alte – neue, fast vergessene Welt hat uns wieder.


 

 

 

 

 
Wollte sie uns eigentlich
wieder oder wollte ich sie 

 

        wieder.
Ich weiß es nicht so wirklich!


 

 

 

 

 

 

 

 
Den letzten Tag verbringen
wir mit ein bisschen wandern, Andenken kaufen, essen und die grönländische
Sonne genießen – abends geht’s zurück nach Kopenhagen!


 

 

 
Ans Haff nun fliegt die Möve,

und Dämmrung bricht herein;

über die fechten Watten spiegelt der
Abendschein.


 
Graues Geflügel huschet

Neben dem Wasser her;

Wie Träume liegen die Inseln

Im Nebel auf dem Meer.


 
Ich höre des gärenden Schlammes

Geheimnisvollen Ton,

Einsames Vogelrufen –

So war es immer schon.


 
Noch einmal schauert leise

Und schweiget dann der Wind;

Vernehmlich werden die Stimmen,

die über der Tiefe sind

                                                                       

                                                                       Thedodor
Storm


 

 

 

 

 

 

 
So komme, was da kommen mag!

So lang, du lebest, ist es Tag.


 
Und geht es in die Welt hinaus,

die Schatten der Zukunft bleiben aus.


 
                                                  Storm/Richardt


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5000
Jahre grönländische Geschichte


 

 

 
Grönlands Geologie lässt sich
ca. 3,8 Milliarden Jahre zurückdatieren, das Land ist jedoch erst seit ca. 5000
Jahren von Menschen bewohnt  und das auch
nur zeitweise.


 
Grönlands Bevölkerung,
Kalallit, stammt ursprünglich aus Zentralasien. Von dort sind Stämme über
Alaska und Kanada in Richtung Norden und Osten nach Grönland gewandert. Die
Menschen folgten dabei ihren Beutetieren und passten sich konstant dem Leben in
den arktischen Gebieten an. Die ersten Einwanderungen in Grönland haben
vermutlich etwa 3000 v. Chr. stattgefunden; diese Kultur heißt heute
Independence-Kultur, nach dem Ort, an dem die ersten archäologischen Funde
gemacht wurden. Zu diesem Zeitpunkt kannte man noch keine Kajaks oder Umiaks,
d. h. die Menschen lebten von der Jagd auf Landtiere und vom Fischfang.


 

 
Saqqaq-kultur heißt die
Einwanderung die ca. 1000 n. Chr. stattfand, und im Gegensatz zu früheren Einwanderungen siedelte sich das
Saqqaq-Volk entlang der grönländischen Westküste an. Man kannte schon Boote aus
Leder. Die Saqqaq-Kultur überlebte in Grönland ca. 1000 Jahre lang, sie ging
vermutlich aufgrund klimatischer Veränderungen zugrunde.


 

 
Ihr folgten noch mehrere
Einwanderungswellen,  wie die
Dorset-Kulturen.


 
Die letzte große Einwanderung
fand um das Jahr 1200 n. Chr. statt, und von dieser Einwanderung stammt die
heutige grönländische Bevölkerung ab. Sie waren Jäger, und ihr Leben richtete
sich danach, wo und wann Beutetiere vorhanden waren. Im Sommer verließen sie
die Wintersiedlung und reisten mit einem Lederzelt umher, auf der Jagd nach
Forellen, Ammassat, Robben, Vögeln, Walen und was man sonst noch als Vorrat für
den kommenden langen Winter würde gebrauchen können.


 
In dieser Zeit entwickelten
sich hoch komplizierte Jagd- und Gerätetechniken.


 
Etwa um das Jahr 985 n. Chr.
erfolgte auch eine Einwanderung von Osten her,


 
985
Erik der Rote entdeckt und
besiedelt Grönland


Im Jahr 985 zog der Wikinger Erik der Rote von Island nach Grönland, siedelte
sich dort an und gründete die erste dauerhafte nordische Kolonie. Er kehrte im
Jahre 986 nach Island zurück und erzählte von dem Land, das er Grænland (Grünes
Land) nannte, um es begehrenswerter in den Augen der zukünftigen Siedler zu
machen. 25 Schiffe mit Auswanderern verließen Island mit ihm und segelten nach
Grönland. Davon erreichten nur 14 Grönland. Die Besiedlung war in zwei Gebiete
aufgeteilt, Eystri Byggð (Ost-Siedlung), die Erik gründete und Vestri Byggð
(West-Siedlung), die sich in der Nähe von dem heutigen Nuuk befindet, ungefähr
200 km nördlich von Eriks Hof. Beide Siedlungen befinden sich an der Westküste
Grönlands. Die nördliche Siedlung zählte 300 Höfe mit ungefähr 5000 Bewohnern,
die von Rinderzucht, Landwirtschaft und Seehundjagd lebten. Die Siedler
überlebten die schwierigen Bedingungen dank harter Arbeit.

Im Jahre 1000 segelte von
dieser Kolonie Eriks Sohn, Leif der Glückliche nach Westen und entdeckte
Nordamerika, und nannte das Land Vinland (Weinland). Jedoch berichtet eine der
vertrauenswürdigeren Sagas davon, dass Leif Erikson von einem anderen Isländer,
Bjarni Herjolfsson von diesem Land erfuhr. Vierzehn Jahre soll er es gesichtet
haben. Wie es auch immer gewesen sein mag, so wurden diese Entdeckungsreisen
die Quellen einer der wichtigsten Blütezeiten europäischer Literatur.

1000
Friedliche Übernahme des Christentums in Þingvellir


Im Jahre 1000 wurde das Christentum auf dem Alþing friedlich eingeführt. Das
Alþing kam in jedem Sommer vierzehn Tage zusammen. Es war zugleich ein Anlaß zu
dem sich ein wesentlicher Teil der Bevölkerung traf. Der erste Bischhofssitz
wurde im Jahre 1056 in Skálholt in Südisland gegründet und im Jahre 1106 ein
zweiter in Hólar in Nordisland. Beide wurden die wichtigsten Ausbildungszentren
des Landes. Auf einem dieser Alpings wird der Bischofssitz Gardar gegründet.

 

Im Jahre 985 zog der Wikinger Erik der Rote von Island nach Grönland und
gründete dort die erste dauerhafte nordische Kolonie. Er kehrte im Jahre 986
nach Island zurück und erzählte von dem Land, das er Grænland (Grünes Land)
nannte um es begehrenswerter in den Augen der zukünftigen Siedler zu machen.
Von dieser neuen Kolonie aus segelte Eriks Sohn, Leif der Glückliche im Jahre
1000 und entdeckte Nordamerika das er Vínland hið góða (das gute Weinland)
nannte. Jedoch berichtet eine der vertrauenswürdigeren Sagas davon, daß Leif
Eriksson von einem anderen Isländer, Bjarni Herjólfsson, von diesem Land
erfuhr. Vierzehn Jahre davor soll er es gesichtet haben. Wie es auch immer
gewesen sein mag so wurden diese Entdeckungsreisen die Quelle einer der
wichtigsten Blütezeiten europäischer Literatur.
13.
Jh. „Goldenes Zeitalter" und das Schreiben der isländischen Sagas


Die Sagas zählen zu den Klassikern der mittelalterlichen Literatur. Sie sind in
der alten Sprache der Wikinger geschrieben, die heute noch in Island gesprochen
wird. In der Zeitspanne von 1120 bis 1230 wurden die alt-skandinavischen Sagen
in Island niedergeschrieben. Am Anfang entwickelte sich die literarische
Tradition der Dichtung vorherrschend aus heroischen Themen. Die Dichtung wurde
während des Sagazeitalters, das vom Ende des 12. Jahrhunderts bis spät ins 13.
Jahrhundert andauerte, als epische und dramatische Erzählungen geschrieben und
handelt von der Anfangszeit der Besiedlung Islands, Liebesaffären und
Sippenstreitigkeiten. Sie trugen zum Bewußtsein des kulturellen Erbe des
isländischen Volkes bei und zur Unterhaltung in den bitterkalten Winternächten.
Der Stammeshäuptling, Historiker und Dichter Snorri Sturluson schrieb
wahrscheinlich die Prosa-Edda, Heimskringla und die Geschichte der norwegischen
Könige nieder.
1262
Island gerät unter norwegische Herrschaft


Im Jahr 1244 fand die erste Seeschlacht an der isländischen Küste im Húnaflói
statt. Diese Schlacht war eine der letzten in einer Reihe von Kämpfen und
mörderischen Überfällen, die mehr oder weniger seit dem Jahr 1208 bis 1258
wüteten. Anfang des 13. Jahrhunderts nahm die Friedensperiode, die 200 Jahre
andauerte, ihr Ende. Das verrufene Zeitalter der Sturlungar begann, eine
turbulente Periode von politischem Verrat und Gewalttätigkeiten. Der
norwegische König und Opportunist Hákon Hákonarsson nahm sich Island an

 
1380 Island gerät mit Norwegen unter dänische Herrschaft
und damit wird auch Grönland dänisch.


 

 
Diese Nordländer siedelten in
den südgrönländischen Fjorden und im Fjordsystem hinter Nuuk, das zu dieser
Zeit Gothab hieß und zum Teil auch heute noch so in den Landkarten aufgeführt
wird, und 

wo sie von Landwirtschaft,
kombiniert mit Jagd/Fischfang lebten.


 
Um die Jahrtausendwende wurde
das Christentum eingeführt, die Nordländer bauten einen Dom und Kirchen, deren
Ruinen heute noch an mehreren Orten zu sehen sind.


 
Die
Nordländer waren jedoch auch Entdeckungsreisende. Sie gelangten um das Jahr
1000 nach Nordamerika, 500 Jahre bevor Kolumbus glaubte, einen direkten Weg nach
Indien gefunden zu haben.


 

 

 
1721 kam der norwegische
Pastor Hans Egede nach Grönland, um die Nordländer zu besuchen, mit denen man
mehrere Jahrhunderte lang keinen Kontakt gehabt hatte, aber sie waren
verschwunden! Schriftliche Quellen erwähnen die Nordbewohner zum letzten Mal


 
1408 in einem Bericht über
eine Hochzeit in Hvalsey


 

 
Was danach passierte, bleibt
rätselhaft. Einiges deutet darauf hin, dass das Klima sich änderte, und in
arktischen Gegenden haben selbst kleine Temperaturschwankungen schwerwiegende
Konsequenzen für das Leben. Da Hans Egede die wahren Nordländer nicht finden
konnte, entschloss er sich, unter der grönländischen Bevölkerung zu
missionieren.


 
Erst 1953 wurde Grönlands
Status einer Kolonie aufgehoben. Grönland wurde per Gesetz ein
gleichberechtigter Teil Dänemarks.


 

 
9.. Juli  2005 spätabends! Mit über 57 Jahren trete ich
heute eine Reise an, von der ich seit meinem 15. Lebensjahr träumte. Bereits
vor 40 Jahren  las ich nachts   mit der Taschenlampe unter der Bettdecke
verbotenerweise einen Roman über das Leben Erics des Roten. 


 

 
Ich steige in den
Nachtexpress nach Kopenhagen und Grönland ist in Sicht. Durch das Gerattere des
Zuges schlafe ich schnell ein und als mich die Schaffnerin weckt, bin ich schon
fast in Kopenhagen. Hier warten Katharina und Michael auf mich und wir checken
in einem einfachen Hotel fast direkt am Bahnhof ein und erkunden dann  ein in strahlendem Sonnenschein glitzerndes fast tropenheißes Kopenhagen. Wir
lassen uns treiben,  essen bei einem
Inder für 55 Kronen soviel Salat und Pizzen , wie wir wollen und trinken dazu
wunderbares eiskaltes Bier. Nach einem Moquito machen wir uns auf zu unserer
letzten Nacht in der Zivilisation.


 

 
11.7.  Ein letztes üppiges Frühstück und wir schultern die
fertig gepackten, ca. 18 kg schweren Rucksäcke, Darin, darauf oder darunter ist
alles was wir in den nächsten 3 Wochen, zum Essen, Schlafen, Leben bzw.
Überleben abseits menschlicher Anwesenheit benötigen. Beim Einchecken am
Flughafen gibt es etwas Ärger wegen Übergepäcks, Angeln, Stöcken etc. Als das
alles geregelt ist, ist es schon so spät, dass wir alle drei nur noch
auseinander liegende Plätze bekommen, ein Platz ist aber ein 1. Klasse Ticket,
das Katharina großzügig an mich abtritt


 

 

 
11.8.   Der Flug ist
atemberaubend. Das Inlandeis glitzert und fast zu früh für diesen
überwältigenden Anblick landen wir in Narsassuak.


 

 
11.9.   Nach kurzem
Aufenthalt fliegen wir mit einem sehr großen Hubschrauber weiter nach Narsaq.
Vom Hubschrauber aus erblicken wir das erste Mal den Eriks-Fjord, wir fliegen
den Fjord entlang über kleine und kleinste Inselchen und eine bizarr
zerklüftete Küste.


 

 
11.10.  Auf dem
Landeplatz in Narsaq treffen wir auf einen deutsch sprechenden Koch. Durch
seine Vermittlung ergattern wir einen Platz in einer Art Jugendherberge, in der
wir mit Schlafsäcken übernachten können. Es gibt eine Dusche und eine Küche.
Als erstes suchen wir aber nach  dem
Hafen und einem geeigneten Zeltplatz für díe nächsten Nächte. Zurück in der
Herberge  kocht uns Michael ein richtig
schönes Dinner mit Wein, Kerzen etc.


 

 
Vorher aber erkunden wir die
wirklich nur 500 m entfernte liegende Wikingersiedlung, eine der größten und
frühesten Siedlungen  in Grönland
überhaupt.


 
Müde fallen wir auf unser
Lager, obwohl es draußen um 23 Uhr noch immer taghell ist.


 
12.7 Nach einer belebenden
Dusche, vor allem, da wir wissen, das es unsere letzte für lange Zeit mit
heißem Wasser ist, frühstücken wir mit Tisch und Stühlen und besprechen, was
wir die nächsten Tage alles besichtigen wollen. Eigentlich wollten wir eine Schiffstour
nach Brattahlid und Gardar, dem heutigen Igaliku machen, aber es gab
Sturmwarnung und unserem Skipper war die Sache zu gefährlich, also planen wir
die Schiffstour zu den Gestaden, an denen Eric der Rote wohnte, erst für  morgen. So packen wir alles zusammen, daß wir
am Abend nur mehr an den vorher ausgekundschafteten Zeltplatz gehen müssen und
machen uns auf zu einem weiteren Wikingerhof hier in der Nähe, außerdem wollen
wir eine aufgelassene Uranmine besichtigen. Wir wandern vorbei an kleinen Vorgärten,
in denen zahlreiche Blumen im Schein der arktischen Sonne blühen, die aufs
ganze Jahr bezogen länger scheint als in Südeuropa. Oberhalb der Stadt krallen
sich bunte Häuser in den nackten Fels, Am Rande des Ortes schrecken
verwahrloste Wohnblöcke, die in den 60er Jahren erbaut wurden. Damals siedelte
die dänische Regierung die Inuit genannten Ureinwohner in wenigen Städten an,
um deren Versorgung zu verbessern. „Das war gut gemeint“, sagen die Ureinwohner
heute. Der Übergang

von der Jägergesellschaft in
die moderne Zeit hat jedoch nicht funktioniert. Der Verlust alter Lebensweise
ging einher mit Alkoholismus und Gewalt. Leider wussten wir heute noch nicht , wie wunderbar eine Wanderung ohne
Rucksack ist, wenn ich damals schon gewusst hätte, was mir – uns bevorstand,
hätte ich alles noch viel mehr genossen. Der Weg zu Uranmine ist lang und teils
sehr steil und danach klettern wir noch auf einen Bergkamm, stehen staunend vor
einem Hochtal mit mehreren Seen und dahinter das strahlend Inlandeis, auf der anderen
Seite der Atlantik mit unzähligen abenteuerlich geformten Eisbergen, die
praktisch stündlich manchmal von einem Moment zum anderen ihr überseeisches
Aussehen verändern.


 
Die Uranmine ist
verschlossen, so nehmen wir nur ein paar Steine mit.


 
Leider wird der Rückweg  für mich beschwerlich, weil ich mir an der
Ferse eine Blase gelaufen habe. Aber der Besuch der alten Wikingersiedlung
Dyrnes ließ mich wieder aufleben.  Nach
längerem Suchen und Befragen von 2 „Eingeborenen“ finden wir das Ruinenfeld.
Leider kann ich mir nur noch vorstellen wie das alles vor über 900 Jahren
ausgesehen hat. „Die Häuser waren aus Steinblöcken erbaut, mit Grassoden auf
dem Dach. Fenster in unserem Sinne gab es nicht. Der Eingang war schmal und
zwischen den rauen, dicken Steinwänden gewinkelt, um Schnee und Wind
abzuhalten. Wenn man sich aber drinnen Fellteppiche  und  helle Glut im Kamin vorstellt, dann war es sicher
sehr gemütlich. Es gab bunte Wollteppiche und Felle an den Wänden und auf den
Borden Schalen und Geräte aus Speckstein und Horn, aber auch aus Zinn, Messing
und sogar aus Gold. Zu essen gab es Wild, Dörrfisch und gesäuerte Schafsmilch,
hin und wieder auch  Brot aus
Strandhafer.


 

 
Im 15. Jahrhundert war die
Kirche von Skrälingern (so wurden die Eskimos von den Norwegern genannt)
niedergebrannt und Ingvar, der damalige Bauer, zu Tode gehetzt worden.


 
Eine Schiffsbesatzung aus
England erwählte sich diesen Hof als Winterquartier. Niemand hatte bis dahin
auf dem „verfluchten“ Hof wohnen wollen. Aber die Fremden wussten das nicht.
Der Hof war gut geschützt, geräumig, mit vielen Gebäuden und einem Steinwall,
der leicht zur Verteidigung ausgebaut werden konnte. Ganz nahe lag,  vor Sturm und Treibeis, geschützt, aber mit
vielen großen und kleinen Eisbergen bestückt, eine gut geschützte Bucht,

in der das Schiff ungefährdet
überwintern konnte. 


 

 
Zurück in Narsaq schleppen
wir unsere Sachen auf einen einigermaßen ebenen Platz, bauen das Zelt auf, bzw.
Michael baut das Zelt, und wir machen Handlangerdienste, danach gibt es eine
sehr gute Kürbiscremesuppe und Kartoffelpüree. Da wir den Wein sowieso nicht
weit tragen wollen, trinken wir ihn lieber gleich aus. Katharina und ich,
glaube ich wenigstens, wären mit ein paar Müsliriegel in den Schlafsack
gekrochen. .Alles wäre wunderbar, wenn nur nicht diese entsetzliche  Mückenplage wäre.  . Essen spielt sich so ab: Löffel voll
machen, Mückennetz anheben, - Löffel schnell in den Mund stecken – Mückennetz
ganz schnell wieder herunterziehen. In den ersten Tagen, passiert uns dreien
immer wieder, dass wir das Mückennetz vergessen. Mein Netz ist nach ein paar
Tagen voller Essen- und was sonst noch alles an -Resten.


 

 
Vom Wein leicht angedudelt,
satt und todmüde schlafe ich ein.


 
13.7 Bei strahlendem
Sonnenschein, umschwirrt von Mücken wachen wir auf. Alle Sachen, die wir außen
ans Zelt gebunden haben, sind getrocknet, Michael macht Kaffee und wir waschen
uns an einem Bach und dann geht’s in den Ort, zu einem kleinen Kiosk, und
kaufen dort ein paar Kleinigkeiten für die Schiffstour. Bei einem einfachen
Frühstück  genießen wir den wunderschönen
Blick auf den  Hafen. 


 
Und endlich geht’s auf nach
Brattahlid.


 

 
Eisberge kreuzen unseren Weg,
wie Sahnehäubchen dümpeln sie im türkisblauen Wasser.  und manchmal fahren wir ganz dicht daran
vorbei.


 

 
aber
wie unser Skipper sagt: Man muss Respekt vor der  Natur haben“ bleiben wir in gebührendem
Abstand. Eisberge, die völlig stabil erscheinen, können sich von einer Sekunde
zur anderen drehen. Auf einigen, der türkis schimmernden Eisgebilden, sitzen schwarze
Möwen. Der Eriksfjord benannt nach Erik dem Roten) ist der einzige Platz der
Welt, auf dem es schwarze Möwen gibt.


 
Wir
haben eine sehr genaue Karte und können vom Schiff aus die Plätze erkennen, die
vor ca.  1000 Jahren bewohnt waren; das
Gras ist grüner, die Hügel sind meist sanfter und es gibt gute Anlandeplätze.
Heute stehen an einigen dieser aufgelassenen Wikingersiedlungen Schafsfarmen.
Alles andere ist im Dunkel der Geschichte verschwunden. Die Küste ist
wildromantisch und immer wieder  mit kleinen
Sommerhäuschen gesprenkelt, in denen Eskimofamilien die warmen Monate mit
Fischen und Jagen verbringen; auch größtenteils auf den alten, einst von den
Wikingern besiedelten Plätzen, Leider haben die Eskimos die Ruinen zerstört und die Steine zum Bau ihrer Häuschen
verwandt. Gelegentlich fahren wir an Schafzuchtstationen vorbei. Der Himmel ist
fast wolkenlos blau, das Thermometer misst über 20 Grad.  Grüne kleine Wiesen wechseln sich ab mit
Geröllhalden, kleinen Wasserfällen, die von den Bergen herabstürzen über
vielfarbiges Gestein und  plätschern in
den Fjord. Hinter einer Felsspitze – die Bergen treten zurück -  endlich - Brattahlid  liegt vor uns,  in gleißendem Sonnenschein. Die weite Bucht
liegt von grünen Wiesen umsäumt, die sich weit an den Hängen hinaufziehen.
In  meiner Vorstellung mit Höfen
bestückt, aus großen Steinen erbaut und Grassoden auf dem Dach. In der Realität
sehen wir aber nur  noch Schafherden und
Thodhilds Kirche.


 
Hier macht Grönland seinem
Namen (Grünland) alle Ehre, dies ist der fruchtbarste Teil des Landes. Ein
Großteil der grönländischen Flora findet man in dieser Gegend. Das Klima ist im
Winter relativ mild und Sommertemperaturen um 20 Grad plus sind nicht
ungewöhnlich Auch wirtschaftlich unterscheidet sich dieser Landesteil von den
anderen, denn die wichtigsten Erwerbszweige sind Schafzucht und Landwirtschaft.
Wer mit dem Schiff durch die Fjorde kommt, kann die entlegenen Schafzüchterhöhe
sehen, die teilweise über Pfade und Kieswege miteinander verbunden sind,
während bei anderen Boote und Radiosender den einzigen Kontakt zur Außenwelt
darstellen. Erik der Rote hat diesem Landesteil den Namen Grünland geben. Als
er nach seiner dreijährigen Verbannung von hier nach Island zurückkehrte,
wollte er seine Landsleute von den guten Möglichkeiten einer Existenzgründung
auf Grünland überzeugen. Das neue Gemeinwesen wuchs und wuchs, und innerhalb
einiger Jahrzehnte wurden Hunderte von Höfen, Kirchen und sogar ein
Bischofssitz gebaut.


 

 
In den Sagas ist die Rede von
Entdeckungsreisen Richtung Norden und Westen bis nach Nordamerika – lange bevor
Kolumbus dorthin gelangte. Heute können wir die Spuren der 500jährigen
Besiedlung in Form von Kirchen- und Hofruinen besichtigen, eine der wichtigsten
Attraktionen der Gegend. In Quassiarsuk sind Hofanlagen sowie die erste
christliche Kirche des nordamerikanischen Kontinents, Thjodhildes Kirche,
rekonstruiert worden.

 Leif der Glückliche (ältester Sohn Eric des
Roten) verkündete alsbald das Christentum und den katholischen Glauben im Land;
er überbrachte dem Volk die Botschaft von König Olaf Trygvason und erklärte
Ihnen, wie viel Herrlichkeit und Gnade dieser Glaube schenke. Erik ließ nur
zögernd von seinem Glauben ab,


 

 
Überliefertes Gebet von Erik
dem Roten


 
Verachte, o Thor, diese
Mannen,

bis Fluch und Hass sie
treffe.

Tapfer ging ich zur Jagd und
folgte deinem Geheiß. Doch jetzt

Wo Gnade und Wollen Du
zeigtest

Verspottet man Dich, o Thor:

Missachtet die Kraft deines
Hammers –

Und spottet den Ruhm seines
Schwunges.

Entzieht die Gunst diesem
Volke,

lass hungernd sie darben und
frieren,

und schmähe den Gott ihres
Glaubens,

der schmählich verlassen die
Christen


 

 
Doch Thjodhild war bald
bekehrt; sie ließ abseits der Häuser eine Kirche bauen, diese Haus wurde
Thjodhild Kirche genannt“ (Auszug aus der Sage von Erik dem Roten),


 
Der Geschichte zufolge war es
Leif der Glückliche, der um das Jahr 1000 das Christentum nach Grönland
brauchte. Das Jubiläum der der Entdeckung Amerikas sowie die 1000Jahr-Feier zur
Einführung des Christentums fanden Mitte Juli 2000 statt.


 
Eine naturgetreue
Rekonstruktion der Thjodhild-Kirche und des vermuteten Hofs von Erik dem Roten
befinden sich unweit der ursprünglichen Kirche, deren Reste durch einen Zufall
1961 entdeckt wurden. Die noch erhaltenen Ruinen der Nordlänger, hierunter die
Kirchenruine von Hvalsey, sind einer gründlichen Instandsetzung unterzogen
worden. Auch die Ruinen im Heimatort von Erik dem Roten in Brattahlid sind
gründlich restauriert worden, und diese Arbeiten werden in den kommenden Jahren
fortgesetzt. So sollen auch  die noch
vorhandenen Mauerreste mit Hilfe von Grassoden versiegelt werden.


 

 
Ich stehe vor den Ruinen des
Hauses Eriks des Roten und stelle mir das Leben im Winter vor – die Sonne
klettert nur mehr für wenige Stunden über die Berge. Die Schiffe sind an Land
gezogen und das Eis hat den Fjord zugedeckt, der zu einer weiten, weißen Fläche
geworden ist, aus der angefrorene Eisberge und –schollen ragen. Selten, dass
die Sonne durch die Nebelschwaden und tiefhängenden  Wolken bricht, meist herrscht graues, kaltes,
diesiges Wetter, der Wind pfeift den Fjord herunter, Die Männer und Frauen
sitzen in den Langhäusern um die Feuerstellen unter dem Windloch, durch das der
Rauch in dicken Schwaden abzieht. Sie lauschen den Erzählungen der Ältesten,
der Gäste, den Berichten der Väter und Seefahrer, die von weit her gekommen
waren und folgen der Geschichte ihres ungekrönten Königs, Leif Eriksons, der
wieder einmal von seiner Fahrt nach Vinland berichtet, die er vor 20 Jahren
unternommen und auf der er eine neue Welt entdeckt hatte.


 
Wir picknicken im Schatten
des überlebensgroßen Standbildes von Leif, dem ältesten Sohn Erics der Roten,
der auf einer seiner Fahrten, „Vinland“ das heutige Neufundland fand und
besiedelte.


 
Vinland hatte vieles, was
Grönland nicht hatte: Tee, Getreide und Wein, vor allem aber Holz und Erze.


 
Die Männer blieben für Jahre
in Vinland, um dort Holz aus den großen Wäldern zu holen. Oft fuhren sie aber
nur nach Markland (das heutige Labrador) um Holz zu holen. Sie bauten dort
Schiffe und durchforschten das Land nach neuen Schätzen. Immer aber kehrten sie
wieder heim nach Grönland, denn das „Neue Land“ war zwar reich, aber von
„fremden und bösartigen“ Menschen (Indianern) bewohnt, die keineswegs so
friedlich wie die „Eskimos“ waren.


 

 
Ehrfürchtig bestaunen wir die
Überreste  von Thorhilds Kirche, der
christlichen Frau von Eric dem Roten und genießen einfach den wunderschönen
Sommertag.


 

 
Wir befinden uns in
Ostrybyrgd, einer Ansammlung von damals mehr als 500 Höfen – das nördlichere  Westrybyrd in der Nähe des heutigen Nuuk hatte
in seiner besten Zeit ca. 2oo Höfe


 
Gegen 15 Uhr fahren wir
weiter nach Gardar, dem früheren Bischofssitz (heute Igaliku)


 

 
Ein „Eingeborener“ den wir
dort im  Hafen treffen, nimmt uns im Auto
in das ca. 5 km entfernte Gardar mit, da der Weg über eine sehr staubige
Schotterstraße über einen kleinen Bergrücken hinab zum Fjord, führt.


 
Leider haben die heutigen
Bewohner die Ruinen  zerlegt, um sich
ihre Häuser zu bauen. 2 Torbögen sind aber noch gut erhalten (sie waren einfach zu schwer zum Abbauen) und man kann sich
vorstellen wie es vor 1000 Jahren hier aussah.


 
Die wichtigsten Haustypen der
Grönländer sind der Iglu der Polareskimos, der heute kaum noch gebaut wird, das
Zelt „Sommer- und Jagdhaus“ der Grönländer, das Torfsteinhaus, auch heute noch
vorhanden das sehr beliebte Holzhaus, errichtet aus importiertem Material und
das moderne,  – oft mit allem Komfort
eingerichtete, aber bei den Ureinwohnern unge- und unbeliebte -  Etagenhaus
in den größeren Orten.


 
Die Rückfahrt nach Narsaq ist
nicht so angenehm, da wir gegen Flut und Wellen anfahren und das Boot starke
Schläge aushalten muß, wir natürlich auch, aber niemand wird seekrank. Und so
lassen wir den Tag im Zelt geruhsam ausklingen.


 
14.07. Nach dem Frühstück
machen wir uns auf zum Hafen, da wir immer noch auf der Warteliste stehen, mit
bangem Gefühl. Wir müssen unbedingt nach Sissimut zum Ausgangspunkt des Arctic
trails  Nach einer Stunde Hoffen und
Bangen (wir waren natürlich viel zu früh am Hafen, um vielleicht als erste die
besten Chancen zu haben) kommen wir problemlos aufs Schiff, aber ohne
Schlafplatz. Der Quartiermeister sagt uns, wir können im Restaurant bzw. nach 1
Uhr nachts im Kino schlafen.


 
Uner Gepäck können wir in
einem kleinen Raum verstauen nd dann machen wir es uns im Restaurant bequem.
Die Duschen und Toiletten sind sehr sauber – unentwegs sind Einheimische
unterwegs, die putzen und saubermachen. Auch im Restaurant wischen sie fast
alle halbe Stunde die Tische sauber. Das Wetter ist schön und wir sonnen uns an
Deck, lesen, erkunden das Schiff etc. Und dann haben wir so richtig Glück. An
Bord ist eine deutsche Reisegruppe und das Personal glaubt, wir gehören dazu
und so können wir 3 Tage mehr oder weniger umsonst essen und trinken.


 
Als ich mir abends einen
Schlafplatz suche, lerne ich einen sehr netten Herrn kennen, den seine Frau
wegen unerträglichen Schnarchens aus der Kabine geworfen hat. Er nimmt die Koje
neben mir und nach einer netten Abendunterhaltung schlafe ich tief und fest ein,
nachdem die Kinder auch noch neben uns einen Kojenplatz bekommen. Herr Benkert,
meine nette Bekanntschaft bietet mir auch noch für morgen sein Kabinenbett an –
falls ich nicht schnarche.


 

 
15.7. Nach einer wunderbaren
heißen Dusche frühstücken wir mit jeder Menge Fisch, Fleisch, Salaten, etc. da
es gratis war – schmeckt es noch besser.


 
Der Tag ist ein Traum – wir
fahren vorbei an kleinen unbewohnten Inselchen – das Naturschauspiel ist
spektakulär und als wir auch noch Wale sichten, ist der Tag für mich perfekt.
In der Cafeteria spielen Grönländer mit freundlichen Mandelaugen in von Sonne,
Wind und Kälte gegerbten Gesichtern, Karten etc. Der Verbrauch an Kaffee und
Zigaretten ist bei den Einheimischen enorm. 


 

 

 

 

 
Im Laufe des Tages lernen wir
die ganze Familie Benkert  kennen und mit
meiner Kabinenübernachtung wird alles klar gemacht


 
Plötzlich schlägt das Wetter
um. Ein Sturm zieht auf. Gischt spritzt über das Schiff hinweg, das ächzt und
stöhnt, als würde es unter Schmerzen leiden. Meterhohe Wellen heben den Bug
empor, der mit großem Getöse aufs Wasser kracht. Die Besatzung nimmt es
gelassen – obwohl die Häfen nicht mehr angelaufen werden können und die
Passagiere mit kleinen Booten aus- bzw. einschifft werden müssen. Vor den
Fenstern schwanken mit Schnee bedeckte Berge vorbei. Passagiere laufen wie
betrunken durch die Gänge und alle Toiletten sind  vollge…… Ich zähle leider bald auch dazu und
auch Michael meint, meine Schokolade, die ihm vorher sehr gut schmeckte, sei
schlecht gewesen!!!!!


 
Wir passieren den  Polarkreis, ertönt plötzlich eine
Lautsprecherstimme. Alle stürmen an Deck! Nördlich dieser Linie scheint im
Sommer 24 Stunden die Sonne. Und wir zur Begrüßung tauchen wieder ein paar
Buckwale steuerbords auf.


 

 
Ich lege mich auf den Boden
in den Schlafsack und schlafe und bald ist mir auch wieder besser.


 
Leider laufen wir aus diesem
Grunde 4 Stunden verspätet in Nuuk ein und ich habe keine Lust mehr dazu,  meinen wunderbaren, im Kino gelegenen  Schlafplatz aufzugeben


 
Heute  Abend werden wir in Sisimut anlanden und dann
unsere Wanderung nach Kangerlussuaq antreten. Bis dahin genießen wir staunend
die vorbeiziehende Landschaft, bei strahlendem Sonnenschein und mehr als
angenehmen Temperaturen.

Als wir das Schiff in
Sissimut, dem Ausgangspunkt des Arctic trails nach Kangerlussuak verlassen, wissen wir, dass uns jetzt härtere Tage
bevorstehen. Luftlinie zwischen den beiden Orten ist ca. 180 km und wir haben
viele hohe Pässe, Flüsse, Sumpfwiesen, Kriechweidenhänge und Fjaells zur
bewältigen und vor allem – wir müssen durchhalten – zwischen Sissimut und
Kangerlussuak gibt es keine menschlichen Ansiedlungen, wir sind vollkommen auf uns und unsere Vorräte angewiesen.


 
Nach einem „eleganten“
Abendessen in Tramperklamotten im besten Restaurant Sissimuts machen wir uns,
eingehüllt in Schlittenhundgeheul, auf den Weg zum Zeltplatz.


 

 
Kaum haben wir das Zelt
aufgeschlagen, werden wir schon von einer deutschen Reisegruppenchefin (mehrere
Zelte einer deutschen Touristengruppe standen bereits dort) ermahnt, keine so
lauten Unterhaltungen zu führen. 24 Stunden Helligkeit lassen einen Tag und
Nacht total vergessen. Brav wie wir sind, stellen wir sofort jegliche Unterhaltung ein, was die Reisegruppe aber
nicht daran hindert, am nächsten Morgen lautstarke Unterhaltungen zu führen, so
dass wir brutal aus dem Schlaf gerissen werden.


 
.


 
17. 07.  Wir schon erwähnt werden wir früh am Morgen
von den lauten Unterhaltungen der deutschen Reisegruppe geweckt, umrahmt vom
lauten Geheul der Schlittenhunde, das uns heute noch eine ganze Wegstrecke
begleiten wird.


 
Nach Kaffee  und Schokomüsli – ein Frühstück,  das mich auf dem ganzen Weg begleitet und
schon als Kind mein Albtraumfrühstück war, geht’s endlich los.


 
Wir versuchen einen Weg zur
durch Steinmännchen markierten  Polarroute
zu finden. Leider gelingt uns das nicht so richtig und wir haben enorm
zeitaufwändige Flußdurchquerungen, bei der erst Katharina bis zur Hüfte
untergeht und ich dann bis zum Hals im Wasser verschwinde, zu bewältigen.


 
Wanderstiefel
ausziehen – Badesandalen anziehen – durchs Wasser waten, springen, stolpern,
fallen, rutschen – nasse Klamotten ausziehen – abtrocknen – trockene Kleidung
anziehen – Wanderschuhe anziehen – dieses Prozedere wird uns jetzt 14 Tage lang
begleiten!!! 


 

 

 
Aber nach einigen Stunden  Geländemarsch mit den noch prall mit
Lebensmitteln, Kleidung, Waschutensilien für 3 Wochen, Isomatten, Schlafsäcken
und  Zelt bepackten Rucksäcken  erblicken wir endlich das erste Steinmännchen
und darunter gleich ein deutsches Pärchen auf seiner letzten Rast vor Sissimut.


 
Wir gehen den Arctic trail in
der „falschen Richtung“ und  sehen daher
fast jeden Tag Wanderer, während diejenigen, die in der „richtigen “ Richtung
unterwegs sind,  praktisch niemanden zu
Gesicht bekommen. Sie geben uns ein paar wertvolle Tipps und dann machen wir
uns nach einer Nudelmahlzeit – zubereitet von unserem Leibkoch Michael – auf,
um den ersten schweren und langen Anstieg zu bewältigen.


 
Katharina und ich kämpfen uns
nach oben und brauchen dann erst mal eine längere Pause. Diesen ersten Tag
empfinde ich als extrem schwer und die angegebenen 14 Kilometer haben sich
durch das ständige bergauf – bergab auf real wahrscheinlich 25, aber gefühlte 50 km verlängert.


 
Da Katharina nach
stundenlangem bergauf – bergab, durch Schneefelder stapfen, in den Schnee
einsinken, in Löcher, die im Gestrüpp nicht erkennbar waren, fallen, mindestens
genau so fertig ist wie ich, schlagen wir gegen 9 Uhr abends das Zelt auf. Wir
haben damit unsere 1. Tagesetappe zwar leider nicht annähernd erreicht, aber
wir wollen versuchen, das in den nächsten Tagen wieder aufzuholen.


 

 
Michael findet einen
einigermaßen geeigneten Zeltplatz und total erschöpft werfen wir uns in die
Schlafsäcke, umschwirrt von Milliarden von Mücken. Leider rutschten wir immer
bergab und Katharina fällt  auch noch
immer in eine große Kuhle, die zwar unserem Hund  Lady gefallen hätte, für Katharina aber eine
Tortur war.


 

 
18.07. Trotzdem brechen wir
einigermaßen ausgeruht bei gutem Wetter auf. Dieses scheint uns wirklich wohlgesonnen
zu sein. Bis auf einen Tag auf dem Schiff, hatten wir bis jetzt nur wunderbares
Wetter und das sollte auch bis zum letzten Tag so bleiben. Zu dieser Zeit
konnten wir das nur erhoffen und am Ende der Reise konnten wir es kaum fassen,
dass wir den ganzen langen Weg, durch Grönlands größte eisfreie Zone,  ohne Regen und sogar immer bei strahlendem Sonnenschein und mehr als angenehmen
Temperaturen machen konnten.


 
Kurz nach dem Abmarsch hatten
wir schon die 1. Flußdurchquerung mit dem üblichen Prozedere. Ein norwegisches
Pärchen geht die gleiche Richtung und die ersten 4 Tag sichten wir sie immer
wieder irgendwo im Gelände. Nach ein paar Stunden sehen wir die Hütte, die wir
eigentlich gestern Abend hätten erreichen sollen, wollen, müssen?!? 


 
 Immer wieder machen wir uns jetzt Sorgen, ob
wir den Weg so schaffen, dass wir auch unser Flugzeug erreichen. Wir machen
Planspiele und hoffen, dass der Wettergott und unsere Kondition (Michael
ausgenommen hat da natürlich überhaupt keine Probleme)  mitspielt! Zu dieser Zeit machen wir uns noch
große Sorge, dass wir es nicht schaffen würden. Die Rucksäcke waren für mich
und Katharina zu schwer, ich hatte an beiden Füßen große Blasen und starke
Rückenbeschwerden.


 
Jetzt aber lassen wir die
Hütte im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und stampfen weiter durch
Sumpfwiesen, was ich neben dem Flußdurchquerungen am anstrengendsten empfand.
Es ist ein ständiges, von einem Grasbüschel auf den anderen, Hüpfen  - manchmal verschätzt man sich auch, bzw. der
schwere Rucksack zieht oder schiebt zu sehr und man landet mitten im Moder. Der
Dreck spritzt bis zur Taille hoch und die Schuhe sind natürlich schnell naß.


 
Am späten Nachmittag müssen
wir zugeben, dass wir auch an diesem Tag unser Ziel nicht erreichen und suchen
deshalb beim Weitergehen nach einem geeigneten Zeltplatz. Die Landschaft ist
atemberaubend und mir fällt das alte keltische Gebet ein:


 

 
Ich hebe
meine Augen auf zu den Bergen,

von denen
mir Hilfe kommt…..


 
und kann mir gut vorstellen,
weshalb unsere Vorfahren über tausende von Jahren die Berge als Götter
anbeteten.


 
Wir wandern auf der rechten
Seite eines lang gezogenen Sees, in den ein Fluß mündet, den wir bergauf gehen
müssen. Kurz vor der Flussmündung werden wir fündig und Michael versucht unser
Abendessen zu angeln,  während wir das
Zelt aufschlagen. Fische gab’s dann leider nicht, aber wir haben unsere
Rucksäcke ja noch proppenvoll mit Essen und so tut Michael wieder sein Bestes,
um uns satt zu kriegen, was ihm wie auf der ganzen Reise ganz hervorragend
gelingt.


 
Diesmal können wir besser
schlafen, der Boden ist ziemlich gerade, obwohl mir die Aussagen eines
deutschen Ehepaares, das uns kurz vorm in den Schlafsackkriechen entgegenkam,
durch den Kopf gehen: „Gut, dass ihr hier übernachtet, vor euch liegt die
Hölle“. Na ja, mittlerweile gewöhne ich mich an Mücken, wunde Füße, schmerzende
Oberschenkel, Jucken (von den Mückenstichen) an buchstäblich jeder Stelle,
blaue Flecken an den Hüften und verkrampfte Schultern. Also – was soll uns noch
schrecken….?


 
19.07. Wieder werden wir von
der Hitze im Zelt aufgeweckt. Die Sonne stahlt heiß vom Himmel, wir wissen gar
nicht mehr was Nacht oder schlechtes Wetter ist und so machen wir uns frohgemut
auf „in die.“
Hölle“.


 
Erst Sumpfwiesen und dann
Kriechweiden, dazwischen Überquerung von Bächen. Dummerweise kann man die
Löcher, in dem von Kriechweiden bedeckten Untergrund nicht sehen und ich falle
öfter samt Rucksack hin und weiß dann  nicht, wie ich ohne fremde Hilfe wieder in die Höhe kommen soll . Aber
nach einigen Stunden Wanderung, kommen wir in ein wunderschönes Flusstal,


 
man empfindet einfach nur
freudiges Staunen, ein Bewusstsein, dass keine Schranken mehr den Weg ins
Grenzenlose verwehren.


 

 
Wir lassen den Fluß zur
Linken und haben einen wunderbaren, fast geraden Trampelpfad vor uns (diese
ständige am Hang gehen, mal links, mal rechts, hat mir ziemlich Probleme
bereitet) – so lasse ich es mir gefallen. Auch sind die Mücken nicht mehr ganz
so schlimm  und wir wandern frohgemut
durch diese Traumlandschaft. Leider verlaufen wir und ganz schön. Während
Michael  angelt, suchen wir den richtigen
Weg, enden aber dann in einer Schlucht und müssen einen sehr steilen, felsigen
Aufstieg bewältigen. Ohne Michael, der einen Rucksack nach dem anderen
hochschleppt und uns dann hochzerrt, hätten


 

 
wir zurückgehen müssen.


 
Trotzdem werden wir heute die
Hütte, an der wir eigentlich gestern Abend sein wollten, erreichen. Und
tatsächlich am Spätnachmittag sehen wir die kleine rote Holzhütte, leider am
anderen Ufer des Flusses, im Sonnenlicht erstrahlen. Auf einem
gegenüberliegenden Hügel machen wir eine letzte Pause, die Flußdurchquerung ist
ein Klacks und schon ist die Hütte unsere!!!


 
Michael brät die geangelten
Saiblinge, gefangen in einem Fluß, dessen Boden schwarz von Fischen war

– so köstlich haben wir schon
lange nicht mehr gegessen. Die Hütte ist ziemlich mückenfrei – was gibt’s
BESSERES!!!???!!!


 

 
20.07 Es ist schon toll,
aufrecht stehend einpacken zu können und einigermaßen mückenfrei zu  frühstücken. Der Planet strahlt, wie gewohnt
und auch erwartet, vom Himmel, im nahe gelegenen See tauche ich unter und dann
geht’s weiter!  Ich bin voller
Tatendrang, gehe voraus und verlaufe mich prompt!! Trotzdem verzaubern mich die
Blumen immer wieder, die in diesen nur 2 – 3 Monaten nicht unwirtlichen Gegend
so schnell und zahlreich  erblühen.


 

 
Ich falle buchstäblich durch
dieses Gelände und bin nach 1 Stunde „Kämpfen durchs Gestrüpp und gegen den
Berg“  fix und fertig, als ich mich
wieder auf dem richtigen „Weg“ bin. Meinen Reisebericht will ich


 
 „Wankend durch Grönland“


 
 nennen.


 
 Aber die atemberaubende Landschaft, die
weiterhin unbeschreiblich ist und mich demütig macht,  bringt mich schnell wieder auf Vordermann..
Demut ist das einzige Wort, um das Gefühl zu beschreiben, das diese Gegend
erzeugt. Und das
Wunderbare daran, man hat dieses Ereignis
für sich alleine!!!!


 
 Die Arbeitsteilung funktioniert mittlerweile
perfekt: Michael ist unser Skipper, Koch und Koordinator und  Helfer in der Not,  Katharina ist Erster Maat und Wasserholer,
ich bin 2. Maat und Abspülerin.


 
Allmählich werden auch unsere
Sorgen, das Flugzeug nicht zu erreichen geringer. Wir werden stärker und sind
zuversichtlich unser heutiges Tagessoll abzugehen. Der „Weg ist
auch heute nicht nur das Ziel“ – die
Landschaft ist unbeschreiblich schön. Lachtauben säumen unseren Weg – das
Lachen ist so menschenähnlich, dass man sich wirklich genarrt vorkommt und
ungewohnt früh – gegen 6 Uhr abends, erblicken wir am anderen Ufer des See, in
dem eine wunderschöne Insel liegt, die Hütte.


 

 

 

 
Sie ist die komfortabelste
auf dem ganzen Weg, hat einen eigenen Schlafraum mit Holzpritschen. Ein
Halbeskimo hat es sich schon bequem gemacht – wir unterhalten uns noch einige
Zeit und fallen dann in den wohlverdienten Schlummer.


 

 

 

 

 

 
21.07. Nach einem Bad im
sonnendurchfluteten See geht’s auf zur nächsten Etappe. Wieder wartet eine
Hütte auf uns, die ganz ordentlich sein soll.


 
Der Rucksack ist deutlich
leichter, ich habe mich heute ganz frisch eingekleidet und die alten Sachen in
einem Mülleimer auf der Hütte gelassen, außerdem haben wir schon einiges
gegessen. Also auf geht’s!. Immer haben wir noch keinen Moschusochsen
gesehen  - das ist heute, natürlich,
außer die Hütte zu erreichen, mein Tagesziel.


 
Wir gehen durch eine  zum Teil mondlandschaftartig anmutende
Gegend.


 

 
Dann zieht sich ein
Trampelpfad durch Kriechweiden kilometerweit am Hang abwärts in ein Seental.
Die Hütte ist früh zu sehen, nur  noch
eine Flußdurchquerung und wir sind da!!


 
In der Hütte befindet sich
eine ältere deutsche Frau, die ganz alleine unterwegs ist, eine riesigen
Rucksack hat und anschließend an diese Tour, wie sie uns erzählt, noch eine
weitere 5-Tages-Tour nach Igaliku machen will. Aber die Hütte ist groß genug
für 4 Personen und so schlafen wir schnell nach einem leckeren Abendessen,  ohne Mücken.


 
Das Problem bei dieser Tour
ist für mich nur der schwere Rucksack und die entsetzliche Mückeplage. Diese
Biester sind wirklich überall, stechen einen überall und man traut sich
praktisch nicht zu ::::             weil man dann doch eine große Fläche
ohne Netz diesen entsetzlichen Viechern direkt anbietet. Aber was soll man
machen!!, man hat ja keine Wahl!!!!!


 

 
22.07. Frohgemut starten wir
den neuen Tag – wieder strahlender Sonnenschein kein Mensch  kann sich vorstellen,
dass das der Polarkreis sein soll. Ich gehe voraus – und plötzlich hinter einer
Biegung steht unmittelbar ein Moschusochse vor mir – und jetzt, anstelle  frohgemut zu jauchzen und zu fotografieren  – erstarre ich vor
Schreck, traue mich kein Foto zu machen und hoffe nur, dass der Moschusochse
bald wegrennt, was er auch mit einer plötzlichen  Wendung macht. Erst jetzt ärgere ich mich
wahnsinnig und versuche  wenigstens
noch  von dem weglaufenden Ochsen ein
Foto zu machen.


 

 
Wir haben heute eine von
allen, als sehr schwierige und gefährlich beschriebene  Furt vor uns. Nachdem wir einen kleinen, ca.
3 km, nicht geplanten Umweg durch Sumpfgelände machen, treffen wir auf diese
Furt. Sie ist zwar sehr reißend, aber wir empfinden sie nicht als so gefährlich
und funktionieren sie gleich als Waschplatz um, weil wir sowie schon bis zur
Taille im Wasser waren!


 
Nach einem  steilen, langen Anstieg kommen wir wieder in
eine Art Mondlandschaft, und dort sehen wir die ersten Schneehasen


 

 
Der Weg zieht sich weiter
endlos an einen Hang mit ca. 5o cm hohen Kriechweiden entlang, gegenüber
wunderschöne Berge und dann erblicken wir den See und die angesteuerte Hütte..
Diese ist allerdings nicht so hübsch, wie die anderen. 3 Personen sind schon da
(Deutsche und 1 Schweizer). Nach einem netten Plausch  und natürlich Erfahrungsaustausch bei Mücken
und schlechter Luft (Fenster kann man wegen der Mücken nicht aufmachen)
entschließen wir uns alle spontan das Zelt aufzuschlagen, das ist mückenfrei
und die Luft ist gut  - gesagt getan –
bald haben wir alle Plätze für die Zelte gefunden.


 
23.07. Bei unserem
abonnierten schönen Wetter gehen wir los. Immer wieder treffen wir auf frisch
geschossene Hunde, was mir manchmal den Magen umdreht. Die Grönländer
erschießen ihre Hunde mit 7 Jahren, weil dann das Verhältnis der Leistung zum
Nutzen nicht mehr angemessen ist. Ich finde das einfach nur widerlich.


 
Wir wandern frohgemut, weil
alle, die uns bis jetzt begegnet sind, sagten wir würden am Kattiffik (dem
nächsten großen See) auf alle Fälle ein Kanu finden. Wir gehen ja die
Gegenrichtung und deshalb liegen mindestens 7 Kanus auf der für uns richtigen
Seite. Dadurch können wir fast 2 Tagestouren auf dem Wasser hinter uns bringen.


 
Die Landschaft verliert etwas
von dieser Urweltlichkeit und wird weicher. Leider haben wir wieder viel
Sumpfwiesen, die Mücken tun so, als wären wir die einzigen Beutetiere auf der
Welt und Steinmännchen sind sehr spärlich, so dass wir oft nicht sicher sind,
ob der Weg stimmt.


 

 
Als das Gelände immer
sumpfiger wird, es ist schon spät am Nachmittag, steht plötzlich vor uns ein
Zelt. Als wir näher kommen, empfängt uns ein deutsches Pärchen und rät uns, da
kaum Zeltplätze zu finden sind, noch ca. 1 km zum See zu gehen, dort ein Kanu
zu nehmen und dann mit dem Kanu bis zum verlassenen Kanucenter zu fahren und
dort zu schlafen.


 
Also weiter zum See. Hier
liegen auch die Kanus aufgereiht und anzusehen, wie umgedrehte silberne Fische.


 
Nach einigen Diskussionen –
nur Michael kann Kanadier fahren und hat ein paar Bedenken, ob wir so spät am
Abend, dieser Anstrengung noch gewachsen sind – suchen wir uns das
besterhaltendste Kanu aus, sie sind gerade groß genug für 3 mit Gepäck. In die
Mitte packen wir die Rucksäcke, Katharina sitzt vorne, ich zwischen und auf den
Rucksäcken (was im Übrigen äußerst unbequem war) und hinten der Steuermann
Michael: Es klappt überraschend schnell, der See ist spiegelglatt, und schon
bald sichten wir das gar nicht so verlassene Kanucenter. Wie wir schon von
einigen Wanderern erfahren haben, liegt dort ein ca. 60jähriger Däne mit einem
gebrochenen Fuß und wartet auf einen Hubschrauber, der ihn ins Krankenhaus
bringt, mittlerweile schon seit 4 Tagen.


 
Auf dem See nur ein paar
begleitende Mücken – einfach toll. Katharina kommt zu dem Schluß, dass Mücken
wirklich eine absolut überflüssige Tierspezies sind.


 
Wir legen an und nehmen
vorsichtshalber die Paddel mit. Jetzt sind wir in der Zeit und wir können
frohgemut weiter wandern – ohne Zeitproblem.


 
Im verlassenen Kanucenter
befinden sich, wie wir schon wussten, der Däne mit dem gebrochenen Bein, sein
ca. 18jähriger Sohn und ein weiteres dänisches Ehepaar. Die Frau humpelt auch
schon ein bisschen. Wir machen Abendessen und können das auch in der Hütte ohne
Mücken (auf der kleinen Halbinsel auf der die Hütte liegt, gibt es kaum Mücken)
tratschen ein bisschen, nehmen ein Bad im See und schlafen dann bald tief und
fest auf Holzpritschen.


 
24.07. Bei strahlendem
Sonnenschein nehmen wir ein Morgenbad, waschen ein paar Sachen heraus und
frühstücken dann mit den Dänen. Der angeschlagenen dänischen Frau geben wir ein
paar übrige Schmerztabletten mit und dem fußkranken Dänen geben wir ein paar
Lebensmittel, damit das Warten auf den Hubschrauber, der eigentlich heute, am
Tag 5 nach dem Unfall, kommen sollte.


 
Wir freuen uns sehr, den Tag
auf dem See verbringen zu können und uns dadurch den langgezogenen, bergauf und
bergab führenden Weg ersparen zu können.

 

Der See ist von gewaltigen
Bergen umschlossen, das Wasser aber so still wie ein leuchtendes Schild.

Bis zu einer Halbinsel,  auf der wir eine Mittagspause einlegen,
kanutet Katharina mit Michael, während ich eingequetscht zwichen den Rucksäcken
Krämpfe einmal im rechten und dann im linken Waden bzw. Oberschenkel mitmache.
Michael versucht unser Abendessen zu fischen, Katharina nimmt ein Sonnenbad und
ich erkunde die Gegend. Die erwünschten Saibling sind auch schnell den Ködern
auf den Leim gegangen und Michael bereitet sie schon zum Braten vor. Die restliche Strecke kanute ich und
Katharina nimmt meinen „bequemen“ Platz ein. . Wir fahren an einer entzückenden
kleinen Insel vorbei

die eigentlich zum Zelten
einlädt, aber dann sehen wir nicht mehr weit vor uns eine kleine rote Hütte am
anderen Ufer des See und entscheiden uns für die Bequemlichkeit der Hütte.


 
Michael brät Fische, wir
baden, lesen, pflegen unsere Füße, waschen die Haare und kommen uns vor wie im
Paradies.


 

 
25.07. Die ganze Nacht
lausche ich den Tieren, wahrscheinlich Vögel, die sich an der Hütte zu schaffen
machen und als wir aufstehen, und den im Sonnenlicht karibikblau blinkenden See
betrachten, und einen vorbeiziehenden Moschusochsen beobachten können,
entscheiden wir uns, den Tag hier zu verbringen, und abends  (es wird ja hier nie dunkel) den heutigen
Tagesmarsch in Angriff zu nehmen.


 
Mittags kommen 2 Männer den
Hang zur Hütte herunter. Sie wollen diese Nacht in der Hütte verbringen und
morgen mit „unserem Kanu“  über den See
fahren.


 
Den ganzen Tag mutmaßten wir,
ob oder wann der Rettungshubschrauber für den verletzten Dänen schon gekommen
ist, als wir plötzlich das Wummwumm eines Hubschraubers ertönt. Wir freuen uns
riesig für den Dänen, aber unsere Freude wird schnell getrübt, als wir entsetzt
feststellen müssen, dass der Hubschrauber in die falsche Richtung weiterfliegt.
Während wir noch diskutieren, was das zu bedeuten hat, kommt der Hubschrauber
zurück, landet 50 m neben der Hütte, eine Frau mit einer Landkarte klettert
heraus und fragt uns nach dem Weg zum verlassenen Kanucenter. Dies ist wohl
eines der absurdesten Erlebnisse dieser Reise!!!


 
Der Weg ist sehr einfach  zu beschreiben  und wir tragen noch
Grüße für den Dänen auf. Hinterher am Flughafen in Kangerlussuaq erfahren wir
dann, dass die verletzte dänische Frau mit ihrem Mann zurück zum Kanucenter
gegangen ist und dann auch mit dem Hubschrauber zurück zum Flughafen geflogen
ist. Aber wie auch immer der Däne mit dem gebrochenen Bein musste 6 Tage auf Rettung warten –  ich nehme mir vor, dass ich in Zukunft auf
eine solche Reise immer ein Satellitentelefon mitnehmen würde.


 
So schön der Tag auch ist,
allmählich müssen wir aufbrechen. Wir wandern an vielen Seen vorbei, sehen
Karibus, einen Moschusochen und genießen es, ohne Netz gehen zu können. Die
Mücken sind deutlich weniger und wir haben auch bald unser Ziel erreicht. Der
als Zeltplatz geeignete Platz gefällt uns gar nicht, Katharina und ich haben
auch Angst, dem Moschusochsen im Weg zu sein und so geht Michael ein bisschen
weiter und wird dann auch ein paar Hundert Meter fündig.


 

 
Zelt aufstellen, Essen
kochen, abspülen, waschen – haben wir je was anderes gemacht!!!


 
26. 07 Der letzte Tag –
leider ein sehr weiter Weg – ist angebrochen. Jetzt habe ich fast Angst davor,
wieder in die Zivilisation zurückzukehren, So sehr ich mich auf eine heiße
Dusche freue, Essen auf einem Tisch, auf Tischdecken und Servietten, auf ein
gut temperiertes Glas Weiß- oder Rotwein, irgendetwas in mir sträubt sich,
wieder dieses alltägliche Leben aufzunehmen. Dieses einfache Leben –
reduziert auf das Lebensnotwendige in dieser von Menschenhand noch nicht
verschandelten Landschaft – macht einen frei – ja das ist das beste Wort das
ich finden kann.


 

 
                        Man fühlt sich einfach frei!


 

 
Braucht man diesen ganzen Schnickschnack der heutigen
Zeit eigentlich!!!


 
Aber was soll’s, wir wandern den Weg bis zum bitteren
Ende – eine 14 km lange Schotterpiste vom amerikanischen Radarstützpunkt
Kellyville aus bis zum Flughafen.  Zum
Glück werden wir nach ca. 2 km von einer Eingeborenen  aufgegabelt.


 
Der Zeltplatz liegt direkt neben dem Flughafen – zur
Dusche ist ein kilometerlanger Weg um den Flughafen herum – im Flughafen ist
ein ausgezeichnetes Restaurant. Wir essen Moschusochsen und trinken Wein –
phantastisch – die alte – neue, fast vergessene Welt hat uns wieder.


 

 

 

 

 
Wollte sie uns eigentlich
wieder oder wollte ich sie 

 

        wieder.
Ich weiß es nicht so wirklich!


 

 

 

 

 

 

 

 
Den letzten Tag verbringen
wir mit ein bisschen wandern, Andenken kaufen, essen und die grönländische
Sonne genießen – abends geht’s zurück nach Kopenhagen!


 

 

 
Ans Haff nun fliegt die Möve,

und Dämmrung bricht herein;

über die fechten Watten spiegelt der
Abendschein.


 
Graues Geflügel huschet

Neben dem Wasser her;

Wie Träume liegen die Inseln

Im Nebel auf dem Meer.


 
Ich höre des gärenden Schlammes

Geheimnisvollen Ton,

Einsames Vogelrufen –

So war es immer schon.


 
Noch einmal schauert leise

Und schweiget dann der Wind;

Vernehmlich werden die Stimmen,

die über der Tiefe sind

                                                                       

                                                                       Thedodor
Storm


 

 

 

 

 

 

 
So komme, was da kommen mag!

So lang, du lebest, ist es Tag.


 
Und geht es in die Welt hinaus,

die Schatten der Zukunft bleiben aus.


 
                                                  Storm/Richardt


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
5000
Jahre grönländische Geschichte


 

 

 
Grönlands Geologie lässt sich
ca. 3,8 Milliarden Jahre zurückdatieren, das Land ist jedoch erst seit ca. 5000
Jahren von Menschen bewohnt  und das auch
nur zeitweise.


 
Grönlands Bevölkerung,
Kalallit, stammt ursprünglich aus Zentralasien. Von dort sind Stämme über
Alaska und Kanada in Richtung Norden und Osten nach Grönland gewandert. Die
Menschen folgten dabei ihren Beutetieren und passten sich konstant dem Leben in
den arktischen Gebieten an. Die ersten Einwanderungen in Grönland haben
vermutlich etwa 3000 v. Chr. stattgefunden; diese Kultur heißt heute
Independence-Kultur, nach dem Ort, an dem die ersten archäologischen Funde
gemacht wurden. Zu diesem Zeitpunkt kannte man noch keine Kajaks oder Umiaks,
d. h. die Menschen lebten von der Jagd auf Landtiere und vom Fischfang.


 

 
Saqqaq-kultur heißt die
Einwanderung die ca. 1000 n. Chr. stattfand, und im Gegensatz zu früheren Einwanderungen siedelte sich das
Saqqaq-Volk entlang der grönländischen Westküste an. Man kannte schon Boote aus
Leder. Die Saqqaq-Kultur überlebte in Grönland ca. 1000 Jahre lang, sie ging
vermutlich aufgrund klimatischer Veränderungen zugrunde.


 

 
Ihr folgten noch mehrere
Einwanderungswellen,  wie die
Dorset-Kulturen.


 
Die letzte große Einwanderung
fand um das Jahr 1200 n. Chr. statt, und von dieser Einwanderung stammt die
heutige grönländische Bevölkerung ab. Sie waren Jäger, und ihr Leben richtete
sich danach, wo und wann Beutetiere vorhanden waren. Im Sommer verließen sie
die Wintersiedlung und reisten mit einem Lederzelt umher, auf der Jagd nach
Forellen, Ammassat, Robben, Vögeln, Walen und was man sonst noch als Vorrat für
den kommenden langen Winter würde gebrauchen können.


 
In dieser Zeit entwickelten
sich hoch komplizierte Jagd- und Gerätetechniken.


 
Etwa um das Jahr 985 n. Chr.
erfolgte auch eine Einwanderung von Osten her,


 
985
Erik der Rote entdeckt und
besiedelt Grönland


Im Jahr 985 zog der Wikinger Erik der Rote von Island nach Grönland, siedelte
sich dort an und gründete die erste dauerhafte nordische Kolonie. Er kehrte im
Jahre 986 nach Island zurück und erzählte von dem Land, das er Grænland (Grünes
Land) nannte, um es begehrenswerter in den Augen der zukünftigen Siedler zu
machen. 25 Schiffe mit Auswanderern verließen Island mit ihm und segelten nach
Grönland. Davon erreichten nur 14 Grönland. Die Besiedlung war in zwei Gebiete
aufgeteilt, Eystri Byggð (Ost-Siedlung), die Erik gründete und Vestri Byggð
(West-Siedlung), die sich in der Nähe von dem heutigen Nuuk befindet, ungefähr
200 km nördlich von Eriks Hof. Beide Siedlungen befinden sich an der Westküste
Grönlands. Die nördliche Siedlung zählte 300 Höfe mit ungefähr 5000 Bewohnern,
die von Rinderzucht, Landwirtschaft und Seehundjagd lebten. Die Siedler
überlebten die schwierigen Bedingungen dank harter Arbeit.

Im Jahre 1000 segelte von
dieser Kolonie Eriks Sohn, Leif der Glückliche nach Westen und entdeckte
Nordamerika, und nannte das Land Vinland (Weinland). Jedoch berichtet eine der
vertrauenswürdigeren Sagas davon, dass Leif Erikson von einem anderen Isländer,
Bjarni Herjolfsson von diesem Land erfuhr. Vierzehn Jahre soll er es gesichtet
haben. Wie es auch immer gewesen sein mag, so wurden diese Entdeckungsreisen
die Quellen einer der wichtigsten Blütezeiten europäischer Literatur.

1000
Friedliche Übernahme des Christentums in Þingvellir


Im Jahre 1000 wurde das Christentum auf dem Alþing friedlich eingeführt. Das
Alþing kam in jedem Sommer vierzehn Tage zusammen. Es war zugleich ein Anlaß zu
dem sich ein wesentlicher Teil der Bevölkerung traf. Der erste Bischhofssitz
wurde im Jahre 1056 in Skálholt in Südisland gegründet und im Jahre 1106 ein
zweiter in Hólar in Nordisland. Beide wurden die wichtigsten Ausbildungszentren
des Landes. Auf einem dieser Alpings wird der Bischofssitz Gardar gegründet.

 

Im Jahre 985 zog der Wikinger Erik der Rote von Island nach Grönland und
gründete dort die erste dauerhafte nordische Kolonie. Er kehrte im Jahre 986
nach Island zurück und erzählte von dem Land, das er Grænland (Grünes Land)
nannte um es begehrenswerter in den Augen der zukünftigen Siedler zu machen.
Von dieser neuen Kolonie aus segelte Eriks Sohn, Leif der Glückliche im Jahre
1000 und entdeckte Nordamerika das er Vínland hið góða (das gute Weinland)
nannte. Jedoch berichtet eine der vertrauenswürdigeren Sagas davon, daß Leif
Eriksson von einem anderen Isländer, Bjarni Herjólfsson, von diesem Land
erfuhr. Vierzehn Jahre davor soll er es gesichtet haben. Wie es auch immer
gewesen sein mag so wurden diese Entdeckungsreisen die Quelle einer der
wichtigsten Blütezeiten europäischer Literatur.
13.
Jh. „Goldenes Zeitalter" und das Schreiben der isländischen Sagas


Die Sagas zählen zu den Klassikern der mittelalterlichen Literatur. Sie sind in
der alten Sprache der Wikinger geschrieben, die heute noch in Island gesprochen
wird. In der Zeitspanne von 1120 bis 1230 wurden die alt-skandinavischen Sagen
in Island niedergeschrieben. Am Anfang entwickelte sich die literarische
Tradition der Dichtung vorherrschend aus heroischen Themen. Die Dichtung wurde
während des Sagazeitalters, das vom Ende des 12. Jahrhunderts bis spät ins 13.
Jahrhundert andauerte, als epische und dramatische Erzählungen geschrieben und
handelt von der Anfangszeit der Besiedlung Islands, Liebesaffären und
Sippenstreitigkeiten. Sie trugen zum Bewußtsein des kulturellen Erbe des
isländischen Volkes bei und zur Unterhaltung in den bitterkalten Winternächten.
Der Stammeshäuptling, Historiker und Dichter Snorri Sturluson schrieb
wahrscheinlich die Prosa-Edda, Heimskringla und die Geschichte der norwegischen
Könige nieder.
1262
Island gerät unter norwegische Herrschaft


Im Jahr 1244 fand die erste Seeschlacht an der isländischen Küste im Húnaflói
statt. Diese Schlacht war eine der letzten in einer Reihe von Kämpfen und
mörderischen Überfällen, die mehr oder weniger seit dem Jahr 1208 bis 1258
wüteten. Anfang des 13. Jahrhunderts nahm die Friedensperiode, die 200 Jahre
andauerte, ihr Ende. Das verrufene Zeitalter der Sturlungar begann, eine
turbulente Periode von politischem Verrat und Gewalttätigkeiten. Der
norwegische König und Opportunist Hákon Hákonarsson nahm sich Island an

 
1380 Island gerät mit Norwegen unter dänische Herrschaft
und damit wird auch Grönland dänisch.


 

 
Diese Nordländer siedelten in
den südgrönländischen Fjorden und im Fjordsystem hinter Nuuk, das zu dieser
Zeit Gothab hieß und zum Teil auch heute noch so in den Landkarten aufgeführt
wird, und 

wo sie von Landwirtschaft,
kombiniert mit Jagd/Fischfang lebten.


 
Um die Jahrtausendwende wurde
das Christentum eingeführt, die Nordländer bauten einen Dom und Kirchen, deren
Ruinen heute noch an mehreren Orten zu sehen sind.


 
Die
Nordländer waren jedoch auch Entdeckungsreisende. Sie gelangten um das Jahr
1000 nach Nordamerika, 500 Jahre bevor Kolumbus glaubte, einen direkten Weg nach
Indien gefunden zu haben.


 

 

 
1721 kam der norwegische
Pastor Hans Egede nach Grönland, um die Nordländer zu besuchen, mit denen man
mehrere Jahrhunderte lang keinen Kontakt gehabt hatte, aber sie waren
verschwunden! Schriftliche Quellen erwähnen die Nordbewohner zum letzten Mal


 
1408 in einem Bericht über
eine Hochzeit in Hvalsey


 

 
Was danach passierte, bleibt
rätselhaft. Einiges deutet darauf hin, dass das Klima sich änderte, und in
arktischen Gegenden haben selbst kleine Temperaturschwankungen schwerwiegende
Konsequenzen für das Leben. Da Hans Egede die wahren Nordländer nicht finden
konnte, entschloss er sich, unter der grönländischen Bevölkerung zu
missionieren.


 
Erst 1953 wurde Grönlands
Status einer Kolonie aufgehoben. Grönland wurde per Gesetz ein
gleichberechtigter Teil Dänemarks.


 

 
9.. Juli  2005 spätabends! Mit über 57 Jahren trete ich
heute eine Reise an, von der ich seit meinem 15. Lebensjahr träumte. Bereits
vor 40 Jahren  las ich nachts   mit der Taschenlampe unter der Bettdecke
verbotenerweise einen Roman über das Leben Erics des Roten. 


 

 
Ich steige in den
Nachtexpress nach Kopenhagen und Grönland ist in Sicht. Durch das Gerattere des
Zuges schlafe ich schnell ein und als mich die Schaffnerin weckt, bin ich schon
fast in Kopenhagen. Hier warten Katharina und Michael auf mich und wir checken
in einem einfachen Hotel fast direkt am Bahnhof ein und erkunden dann  ein in strahlendem Sonnenschein glitzerndes fast tropenheißes Kopenhagen. Wir
lassen uns treiben,  essen bei einem
Inder für 55 Kronen soviel Salat und Pizzen , wie wir wollen und trinken dazu
wunderbares eiskaltes Bier. Nach einem Moquito machen wir uns auf zu unserer
letzten Nacht in der Zivilisation.


 

 
11.7.  Ein letztes üppiges Frühstück und wir schultern die
fertig gepackten, ca. 18 kg schweren Rucksäcke, Darin, darauf oder darunter ist
alles was wir in den nächsten 3 Wochen, zum Essen, Schlafen, Leben bzw.
Überleben abseits menschlicher Anwesenheit benötigen. Beim Einchecken am
Flughafen gibt es etwas Ärger wegen Übergepäcks, Angeln, Stöcken etc. Als das
alles geregelt ist, ist es schon so spät, dass wir alle drei nur noch
auseinander liegende Plätze bekommen, ein Platz ist aber ein 1. Klasse Ticket,
das Katharina großzügig an mich abtritt


 

 

 
11.8.   Der Flug ist
atemberaubend. Das Inlandeis glitzert und fast zu früh für diesen
überwältigenden Anblick landen wir in Narsassuak.


 

 
11.9.   Nach kurzem
Aufenthalt fliegen wir mit einem sehr großen Hubschrauber weiter nach Narsaq.
Vom Hubschrauber aus erblicken wir das erste Mal den Eriks-Fjord, wir fliegen
den Fjord entlang über kleine und kleinste Inselchen und eine bizarr
zerklüftete Küste.


 

 
11.10.  Auf dem
Landeplatz in Narsaq treffen wir auf einen deutsch sprechenden Koch. Durch
seine Vermittlung ergattern wir einen Platz in einer Art Jugendherberge, in der
wir mit Schlafsäcken übernachten können. Es gibt eine Dusche und eine Küche.
Als erstes suchen wir aber nach  dem
Hafen und einem geeigneten Zeltplatz für díe nächsten Nächte. Zurück in der
Herberge  kocht uns Michael ein richtig
schönes Dinner mit Wein, Kerzen etc.


 

 
Vorher aber erkunden wir die
wirklich nur 500 m entfernte liegende Wikingersiedlung, eine der größten und
frühesten Siedlungen  in Grönland
überhaupt.


 
Müde fallen wir auf unser
Lager, obwohl es draußen um 23 Uhr noch immer taghell ist.


 
12.7 Nach einer belebenden
Dusche, vor allem, da wir wissen, das es unsere letzte für lange Zeit mit
heißem Wasser ist, frühstücken wir mit Tisch und Stühlen und besprechen, was
wir die nächsten Tage alles besichtigen wollen. Eigentlich wollten wir eine Schiffstour
nach Brattahlid und Gardar, dem heutigen Igaliku machen, aber es gab
Sturmwarnung und unserem Skipper war die Sache zu gefährlich, also planen wir
die Schiffstour zu den Gestaden, an denen Eric der Rote wohnte, erst für  morgen. So packen wir alles zusammen, daß wir
am Abend nur mehr an den vorher ausgekundschafteten Zeltplatz gehen müssen und
machen uns auf zu einem weiteren Wikingerhof hier in der Nähe, außerdem wollen
wir eine aufgelassene Uranmine besichtigen. Wir wandern vorbei an kleinen Vorgärten,
in denen zahlreiche Blumen im Schein der arktischen Sonne blühen, die aufs
ganze Jahr bezogen länger scheint als in Südeuropa. Oberhalb der Stadt krallen
sich bunte Häuser in den nackten Fels, Am Rande des Ortes schrecken
verwahrloste Wohnblöcke, die in den 60er Jahren erbaut wurden. Damals siedelte
die dänische Regierung die Inuit genannten Ureinwohner in wenigen Städten an,
um deren Versorgung zu verbessern. „Das war gut gemeint“, sagen die Ureinwohner
heute. Der Übergang

von der Jägergesellschaft in
die moderne Zeit hat jedoch nicht funktioniert. Der Verlust alter Lebensweise
ging einher mit Alkoholismus und Gewalt. Leider wussten wir heute noch nicht , wie wunderbar eine Wanderung ohne
Rucksack ist, wenn ich damals schon gewusst hätte, was mir – uns bevorstand,
hätte ich alles noch viel mehr genossen. Der Weg zu Uranmine ist lang und teils
sehr steil und danach klettern wir noch auf einen Bergkamm, stehen staunend vor
einem Hochtal mit mehreren Seen und dahinter das strahlend Inlandeis, auf der anderen
Seite der Atlantik mit unzähligen abenteuerlich geformten Eisbergen, die
praktisch stündlich manchmal von einem Moment zum anderen ihr überseeisches
Aussehen verändern.


 
Die Uranmine ist
verschlossen, so nehmen wir nur ein paar Steine mit.


 
Leider wird der Rückweg  für mich beschwerlich, weil ich mir an der
Ferse eine Blase gelaufen habe. Aber der Besuch der alten Wikingersiedlung
Dyrnes ließ mich wieder aufleben.  Nach
längerem Suchen und Befragen von 2 „Eingeborenen“ finden wir das Ruinenfeld.
Leider kann ich mir nur noch vorstellen wie das alles vor über 900 Jahren
ausgesehen hat. „Die Häuser waren aus Steinblöcken erbaut, mit Grassoden auf
dem Dach. Fenster in unserem Sinne gab es nicht. Der Eingang war schmal und
zwischen den rauen, dicken Steinwänden gewinkelt, um Schnee und Wind
abzuhalten. Wenn man sich aber drinnen Fellteppiche  und  helle Glut im Kamin vorstellt, dann war es sicher
sehr gemütlich. Es gab bunte Wollteppiche und Felle an den Wänden und auf den
Borden Schalen und Geräte aus Speckstein und Horn, aber auch aus Zinn, Messing
und sogar aus Gold. Zu essen gab es Wild, Dörrfisch und gesäuerte Schafsmilch,
hin und wieder auch  Brot aus
Strandhafer.


 

 
Im 15. Jahrhundert war die
Kirche von Skrälingern (so wurden die Eskimos von den Norwegern genannt)
niedergebrannt und Ingvar, der damalige Bauer, zu Tode gehetzt worden.


 
Eine Schiffsbesatzung aus
England erwählte sich diesen Hof als Winterquartier. Niemand hatte bis dahin
auf dem „verfluchten“ Hof wohnen wollen. Aber die Fremden wussten das nicht.
Der Hof war gut geschützt, geräumig, mit vielen Gebäuden und einem Steinwall,
der leicht zur Verteidigung ausgebaut werden konnte. Ganz nahe lag,  vor Sturm und Treibeis, geschützt, aber mit
vielen großen und kleinen Eisbergen bestückt, eine gut geschützte Bucht,

in der das Schiff ungefährdet
überwintern konnte. 


 

 
Zurück in Narsaq schleppen
wir unsere Sachen auf einen einigermaßen ebenen Platz, bauen das Zelt auf, bzw.
Michael baut das Zelt, und wir machen Handlangerdienste, danach gibt es eine
sehr gute Kürbiscremesuppe und Kartoffelpüree. Da wir den Wein sowieso nicht
weit tragen wollen, trinken wir ihn lieber gleich aus. Katharina und ich,
glaube ich wenigstens, wären mit ein paar Müsliriegel in den Schlafsack
gekrochen. .Alles wäre wunderbar, wenn nur nicht diese entsetzliche  Mückenplage wäre.  . Essen spielt sich so ab: Löffel voll
machen, Mückennetz anheben, - Löffel schnell in den Mund stecken – Mückennetz
ganz schnell wieder herunterziehen. In den ersten Tagen, passiert uns dreien
immer wieder, dass wir das Mückennetz vergessen. Mein Netz ist nach ein paar
Tagen voller Essen- und was sonst noch alles an -Resten.


 

 
Vom Wein leicht angedudelt,
satt und todmüde schlafe ich ein.


 
13.7 Bei strahlendem
Sonnenschein, umschwirrt von Mücken wachen wir auf. Alle Sachen, die wir außen
ans Zelt gebunden haben, sind getrocknet, Michael macht Kaffee und wir waschen
uns an einem Bach und dann geht’s in den Ort, zu einem kleinen Kiosk, und
kaufen dort ein paar Kleinigkeiten für die Schiffstour. Bei einem einfachen
Frühstück  genießen wir den wunderschönen
Blick auf den  Hafen. 


 
Und endlich geht’s auf nach
Brattahlid.


 

 
Eisberge kreuzen unseren Weg,
wie Sahnehäubchen dümpeln sie im türkisblauen Wasser.  und manchmal fahren wir ganz dicht daran
vorbei.


 

 
aber
wie unser Skipper sagt: Man muss Respekt vor der  Natur haben“ bleiben wir in gebührendem
Abstand. Eisberge, die völlig stabil erscheinen, können sich von einer Sekunde
zur anderen drehen. Auf einigen, der türkis schimmernden Eisgebilden, sitzen schwarze
Möwen. Der Eriksfjord benannt nach Erik dem Roten) ist der einzige Platz der
Welt, auf dem es schwarze Möwen gibt.


 
Wir
haben eine sehr genaue Karte und können vom Schiff aus die Plätze erkennen, die
vor ca.  1000 Jahren bewohnt waren; das
Gras ist grüner, die Hügel sind meist sanfter und es gibt gute Anlandeplätze.
Heute stehen an einigen dieser aufgelassenen Wikingersiedlungen Schafsfarmen.
Alles andere ist im Dunkel der Geschichte verschwunden. Die Küste ist
wildromantisch und immer wieder  mit kleinen
Sommerhäuschen gesprenkelt, in denen Eskimofamilien die warmen Monate mit
Fischen und Jagen verbringen; auch größtenteils auf den alten, einst von den
Wikingern besiedelten Plätzen, Leider haben die Eskimos die Ruinen zerstört und die Steine zum Bau ihrer Häuschen
verwandt. Gelegentlich fahren wir an Schafzuchtstationen vorbei. Der Himmel ist
fast wolkenlos blau, das Thermometer misst über 20 Grad.  Grüne kleine Wiesen wechseln sich ab mit
Geröllhalden, kleinen Wasserfällen, die von den Bergen herabstürzen über
vielfarbiges Gestein und  plätschern in
den Fjord. Hinter einer Felsspitze – die Bergen treten zurück -  endlich - Brattahlid  liegt vor uns,  in gleißendem Sonnenschein. Die weite Bucht
liegt von grünen Wiesen umsäumt, die sich weit an den Hängen hinaufziehen.
In  meiner Vorstellung mit Höfen
bestückt, aus großen Steinen erbaut und Grassoden auf dem Dach. In der Realität
sehen wir aber nur  noch Schafherden und
Thodhilds Kirche.


 
Hier macht Grönland seinem
Namen (Grünland) alle Ehre, dies ist der fruchtbarste Teil des Landes. Ein
Großteil der grönländischen Flora findet man in dieser Gegend. Das Klima ist im
Winter relativ mild und Sommertemperaturen um 20 Grad plus sind nicht
ungewöhnlich Auch wirtschaftlich unterscheidet sich dieser Landesteil von den
anderen, denn die wichtigsten Erwerbszweige sind Schafzucht und Landwirtschaft.
Wer mit dem Schiff durch die Fjorde kommt, kann die entlegenen Schafzüchterhöhe
sehen, die teilweise über Pfade und Kieswege miteinander verbunden sind,
während bei anderen Boote und Radiosender den einzigen Kontakt zur Außenwelt
darstellen. Erik der Rote hat diesem Landesteil den Namen Grünland geben. Als
er nach seiner dreijährigen Verbannung von hier nach Island zurückkehrte,
wollte er seine Landsleute von den guten Möglichkeiten einer Existenzgründung
auf Grünland überzeugen. Das neue Gemeinwesen wuchs und wuchs, und innerhalb
einiger Jahrzehnte wurden Hunderte von Höfen, Kirchen und sogar ein
Bischofssitz gebaut.


 

 
In den Sagas ist die Rede von
Entdeckungsreisen Richtung Norden und Westen bis nach Nordamerika – lange bevor
Kolumbus dorthin gelangte. Heute können wir die Spuren der 500jährigen
Besiedlung in Form von Kirchen- und Hofruinen besichtigen, eine der wichtigsten
Attraktionen der Gegend. In Quassiarsuk sind Hofanlagen sowie die erste
christliche Kirche des nordamerikanischen Kontinents, Thjodhildes Kirche,
rekonstruiert worden.

 Leif der Glückliche (ältester Sohn Eric des
Roten) verkündete alsbald das Christentum und den katholischen Glauben im Land;
er überbrachte dem Volk die Botschaft von König Olaf Trygvason und erklärte
Ihnen, wie viel Herrlichkeit und Gnade dieser Glaube schenke. Erik ließ nur
zögernd von seinem Glauben ab,


 

 
Überliefertes Gebet von Erik
dem Roten


 
Verachte, o Thor, diese
Mannen,

bis Fluch und Hass sie
treffe.

Tapfer ging ich zur Jagd und
folgte deinem Geheiß. Doch jetzt

Wo Gnade und Wollen Du
zeigtest

Verspottet man Dich, o Thor:

Missachtet die Kraft deines
Hammers –

Und spottet den Ruhm seines
Schwunges.

Entzieht die Gunst diesem
Volke,

lass hungernd sie darben und
frieren,

und schmähe den Gott ihres
Glaubens,

der schmählich verlassen die
Christen


 

 
Doch Thjodhild war bald
bekehrt; sie ließ abseits der Häuser eine Kirche bauen, diese Haus wurde
Thjodhild Kirche genannt“ (Auszug aus der Sage von Erik dem Roten),


 
Der Geschichte zufolge war es
Leif der Glückliche, der um das Jahr 1000 das Christentum nach Grönland
brauchte. Das Jubiläum der der Entdeckung Amerikas sowie die 1000Jahr-Feier zur
Einführung des Christentums fanden Mitte Juli 2000 statt.


 
Eine naturgetreue
Rekonstruktion der Thjodhild-Kirche und des vermuteten Hofs von Erik dem Roten
befinden sich unweit der ursprünglichen Kirche, deren Reste durch einen Zufall
1961 entdeckt wurden. Die noch erhaltenen Ruinen der Nordlänger, hierunter die
Kirchenruine von Hvalsey, sind einer gründlichen Instandsetzung unterzogen
worden. Auch die Ruinen im Heimatort von Erik dem Roten in Brattahlid sind
gründlich restauriert worden, und diese Arbeiten werden in den kommenden Jahren
fortgesetzt. So sollen auch  die noch
vorhandenen Mauerreste mit Hilfe von Grassoden versiegelt werden.


 

 
Ich stehe vor den Ruinen des
Hauses Eriks des Roten und stelle mir das Leben im Winter vor – die Sonne
klettert nur mehr für wenige Stunden über die Berge. Die Schiffe sind an Land
gezogen und das Eis hat den Fjord zugedeckt, der zu einer weiten, weißen Fläche
geworden ist, aus der angefrorene Eisberge und –schollen ragen. Selten, dass
die Sonne durch die Nebelschwaden und tiefhängenden  Wolken bricht, meist herrscht graues, kaltes,
diesiges Wetter, der Wind pfeift den Fjord herunter, Die Männer und Frauen
sitzen in den Langhäusern um die Feuerstellen unter dem Windloch, durch das der
Rauch in dicken Schwaden abzieht. Sie lauschen den Erzählungen der Ältesten,
der Gäste, den Berichten der Väter und Seefahrer, die von weit her gekommen
waren und folgen der Geschichte ihres ungekrönten Königs, Leif Eriksons, der
wieder einmal von seiner Fahrt nach Vinland berichtet, die er vor 20 Jahren
unternommen und auf der er eine neue Welt entdeckt hatte.


 
Wir picknicken im Schatten
des überlebensgroßen Standbildes von Leif, dem ältesten Sohn Erics der Roten,
der auf einer seiner Fahrten, „Vinland“ das heutige Neufundland fand und
besiedelte.


 
Vinland hatte vieles, was
Grönland nicht hatte: Tee, Getreide und Wein, vor allem aber Holz und Erze.


 
Die Männer blieben für Jahre
in Vinland, um dort Holz aus den großen Wäldern zu holen. Oft fuhren sie aber
nur nach Markland (das heutige Labrador) um Holz zu holen. Sie bauten dort
Schiffe und durchforschten das Land nach neuen Schätzen. Immer aber kehrten sie
wieder heim nach Grönland, denn das „Neue Land“ war zwar reich, aber von
„fremden und bösartigen“ Menschen (Indianern) bewohnt, die keineswegs so
friedlich wie die „Eskimos“ waren.


 

 
Ehrfürchtig bestaunen wir die
Überreste  von Thorhilds Kirche, der
christlichen Frau von Eric dem Roten und genießen einfach den wunderschönen
Sommertag.


 

 
Wir befinden uns in
Ostrybyrgd, einer Ansammlung von damals mehr als 500 Höfen – das nördlichere  Westrybyrd in der Nähe des heutigen Nuuk hatte
in seiner besten Zeit ca. 2oo Höfe


 
Gegen 15 Uhr fahren wir
weiter nach Gardar, dem früheren Bischofssitz (heute Igaliku)


 

 
Ein „Eingeborener“ den wir
dort im  Hafen treffen, nimmt uns im Auto
in das ca. 5 km entfernte Gardar mit, da der Weg über eine sehr staubige
Schotterstraße über einen kleinen Bergrücken hinab zum Fjord, führt.


 
Leider haben die heutigen
Bewohner die Ruinen  zerlegt, um sich
ihre Häuser zu bauen. 2 Torbögen sind aber noch gut erhalten (sie waren einfach zu schwer zum Abbauen) und man kann sich
vorstellen wie es vor 1000 Jahren hier aussah.


 
Die wichtigsten Haustypen der
Grönländer sind der Iglu der Polareskimos, der heute kaum noch gebaut wird, das
Zelt „Sommer- und Jagdhaus“ der Grönländer, das Torfsteinhaus, auch heute noch
vorhanden das sehr beliebte Holzhaus, errichtet aus importiertem Material und
das moderne,  – oft mit allem Komfort
eingerichtete, aber bei den Ureinwohnern unge- und unbeliebte -  Etagenhaus
in den größeren Orten.


 
Die Rückfahrt nach Narsaq ist
nicht so angenehm, da wir gegen Flut und Wellen anfahren und das Boot starke
Schläge aushalten muß, wir natürlich auch, aber niemand wird seekrank. Und so
lassen wir den Tag im Zelt geruhsam ausklingen.


 
14.07. Nach dem Frühstück
machen wir uns auf zum Hafen, da wir immer noch auf der Warteliste stehen, mit
bangem Gefühl. Wir müssen unbedingt nach Sissimut zum Ausgangspunkt des Arctic
trails  Nach einer Stunde Hoffen und
Bangen (wir waren natürlich viel zu früh am Hafen, um vielleicht als erste die
besten Chancen zu haben) kommen wir problemlos aufs Schiff, aber ohne
Schlafplatz. Der Quartiermeister sagt uns, wir können im Restaurant bzw. nach 1
Uhr nachts im Kino schlafen.


 
Uner Gepäck können wir in
einem kleinen Raum verstauen nd dann machen wir es uns im Restaurant bequem.
Die Duschen und Toiletten sind sehr sauber – unentwegs sind Einheimische
unterwegs, die putzen und saubermachen. Auch im Restaurant wischen sie fast
alle halbe Stunde die Tische sauber. Das Wetter ist schön und wir sonnen uns an
Deck, lesen, erkunden das Schiff etc. Und dann haben wir so richtig Glück. An
Bord ist eine deutsche Reisegruppe und das Personal glaubt, wir gehören dazu
und so können wir 3 Tage mehr oder weniger umsonst essen und trinken.


 
Als ich mir abends einen
Schlafplatz suche, lerne ich einen sehr netten Herrn kennen, den seine Frau
wegen unerträglichen Schnarchens aus der Kabine geworfen hat. Er nimmt die Koje
neben mir und nach einer netten Abendunterhaltung schlafe ich tief und fest ein,
nachdem die Kinder auch noch neben uns einen Kojenplatz bekommen. Herr Benkert,
meine nette Bekanntschaft bietet mir auch noch für morgen sein Kabinenbett an –
falls ich nicht schnarche.


 

 
15.7. Nach einer wunderbaren
heißen Dusche frühstücken wir mit jeder Menge Fisch, Fleisch, Salaten, etc. da
es gratis war – schmeckt es noch besser.


 
Der Tag ist ein Traum – wir
fahren vorbei an kleinen unbewohnten Inselchen – das Naturschauspiel ist
spektakulär und als wir auch noch Wale sichten, ist der Tag für mich perfekt.
In der Cafeteria spielen Grönländer mit freundlichen Mandelaugen in von Sonne,
Wind und Kälte gegerbten Gesichtern, Karten etc. Der Verbrauch an Kaffee und
Zigaretten ist bei den Einheimischen enorm. 


 

 

 

 

 
Im Laufe des Tages lernen wir
die ganze Familie Benkert  kennen und mit
meiner Kabinenübernachtung wird alles klar gemacht


 
Plötzlich schlägt das Wetter
um. Ein Sturm zieht auf. Gischt spritzt über das Schiff hinweg, das ächzt und
stöhnt, als würde es unter Schmerzen leiden. Meterhohe Wellen heben den Bug
empor, der mit großem Getöse aufs Wasser kracht. Die Besatzung nimmt es
gelassen – obwohl die Häfen nicht mehr angelaufen werden können und die
Passagiere mit kleinen Booten aus- bzw. einschifft werden müssen. Vor den
Fenstern schwanken mit Schnee bedeckte Berge vorbei. Passagiere laufen wie
betrunken durch die Gänge und alle Toiletten sind  vollge…… Ich zähle leider bald auch dazu und
auch Michael meint, meine Schokolade, die ihm vorher sehr gut schmeckte, sei
schlecht gewesen!!!!!


 
Wir passieren den  Polarkreis, ertönt plötzlich eine
Lautsprecherstimme. Alle stürmen an Deck! Nördlich dieser Linie scheint im
Sommer 24 Stunden die Sonne. Und wir zur Begrüßung tauchen wieder ein paar
Buckwale steuerbords auf.


 

 
Ich lege mich auf den Boden
in den Schlafsack und schlafe und bald ist mir auch wieder besser.


 
Leider laufen wir aus diesem
Grunde 4 Stunden verspätet in Nuuk ein und ich habe keine Lust mehr dazu,  meinen wunderbaren, im Kino gelegenen  Schlafplatz aufzugeben


 
Heute  Abend werden wir in Sisimut anlanden und dann
unsere Wanderung nach Kangerlussuaq antreten. Bis dahin genießen wir staunend
die vorbeiziehende Landschaft, bei strahlendem Sonnenschein und mehr als
angenehmen Temperaturen.

Als wir das Schiff in
Sissimut, dem Ausgangspunkt des Arctic trails nach Kangerlussuak verlassen, wissen wir, dass uns jetzt härtere Tage
bevorstehen. Luftlinie zwischen den beiden Orten ist ca. 180 km und wir haben
viele hohe Pässe, Flüsse, Sumpfwiesen, Kriechweidenhänge und Fjaells zur
bewältigen und vor allem – wir müssen durchhalten – zwischen Sissimut und
Kangerlussuak gibt es keine menschlichen Ansiedlungen, wir sind vollkommen auf uns und unsere Vorräte angewiesen.


 
Nach einem „eleganten“
Abendessen in Tramperklamotten im besten Restaurant Sissimuts machen wir uns,
eingehüllt in Schlittenhundgeheul, auf den Weg zum Zeltplatz.


 

 
Kaum haben wir das Zelt
aufgeschlagen, werden wir schon von einer deutschen Reisegruppenchefin (mehrere
Zelte einer deutschen Touristengruppe standen bereits dort) ermahnt, keine so
lauten Unterhaltungen zu führen. 24 Stunden Helligkeit lassen einen Tag und
Nacht total vergessen. Brav wie wir sind, stellen wir sofort jegliche Unterhaltung ein, was die Reisegruppe aber
nicht daran hindert, am nächsten Morgen lautstarke Unterhaltungen zu führen, so
dass wir brutal aus dem Schlaf gerissen werden.


 
.


 
17. 07.  Wir schon erwähnt werden wir früh am Morgen
von den lauten Unterhaltungen der deutschen Reisegruppe geweckt, umrahmt vom
lauten Geheul der Schlittenhunde, das uns heute noch eine ganze Wegstrecke
begleiten wird.


 
Nach Kaffee  und Schokomüsli – ein Frühstück,  das mich auf dem ganzen Weg begleitet und
schon als Kind mein Albtraumfrühstück war, geht’s endlich los.


 
Wir versuchen einen Weg zur
durch Steinmännchen markierten  Polarroute
zu finden. Leider gelingt uns das nicht so richtig und wir haben enorm
zeitaufwändige Flußdurchquerungen, bei der erst Katharina bis zur Hüfte
untergeht und ich dann bis zum Hals im Wasser verschwinde, zu bewältigen.


 
Wanderstiefel
ausziehen – Badesandalen anziehen – durchs Wasser waten, springen, stolpern,
fallen, rutschen – nasse Klamotten ausziehen – abtrocknen – trockene Kleidung
anziehen – Wanderschuhe anziehen – dieses Prozedere wird uns jetzt 14 Tage lang
begleiten!!! 


 

 

 
Aber nach einigen Stunden  Geländemarsch mit den noch prall mit
Lebensmitteln, Kleidung, Waschutensilien für 3 Wochen, Isomatten, Schlafsäcken
und  Zelt bepackten Rucksäcken  erblicken wir endlich das erste Steinmännchen
und darunter gleich ein deutsches Pärchen auf seiner letzten Rast vor Sissimut.


 
Wir gehen den Arctic trail in
der „falschen Richtung“ und  sehen daher
fast jeden Tag Wanderer, während diejenigen, die in der „richtigen “ Richtung
unterwegs sind,  praktisch niemanden zu
Gesicht bekommen. Sie geben uns ein paar wertvolle Tipps und dann machen wir
uns nach einer Nudelmahlzeit – zubereitet von unserem Leibkoch Michael – auf,
um den ersten schweren und langen Anstieg zu bewältigen.


 
Katharina und ich kämpfen uns
nach oben und brauchen dann erst mal eine längere Pause. Diesen ersten Tag
empfinde ich als extrem schwer und die angegebenen 14 Kilometer haben sich
durch das ständige bergauf – bergab auf real wahrscheinlich 25, aber gefühlte 50 km verlängert.


 
Da Katharina nach
stundenlangem bergauf – bergab, durch Schneefelder stapfen, in den Schnee
einsinken, in Löcher, die im Gestrüpp nicht erkennbar waren, fallen, mindestens
genau so fertig ist wie ich, schlagen wir gegen 9 Uhr abends das Zelt auf. Wir
haben damit unsere 1. Tagesetappe zwar leider nicht annähernd erreicht, aber
wir wollen versuchen, das in den nächsten Tagen wieder aufzuholen.


 

 
Michael findet einen
einigermaßen geeigneten Zeltplatz und total erschöpft werfen wir uns in die
Schlafsäcke, umschwirrt von Milliarden von Mücken. Leider rutschten wir immer
bergab und Katharina fällt  auch noch
immer in eine große Kuhle, die zwar unserem Hund  Lady gefallen hätte, für Katharina aber eine
Tortur war.


 

 
18.07. Trotzdem brechen wir
einigermaßen ausgeruht bei gutem Wetter auf. Dieses scheint uns wirklich wohlgesonnen
zu sein. Bis auf einen Tag auf dem Schiff, hatten wir bis jetzt nur wunderbares
Wetter und das sollte auch bis zum letzten Tag so bleiben. Zu dieser Zeit
konnten wir das nur erhoffen und am Ende der Reise konnten wir es kaum fassen,
dass wir den ganzen langen Weg, durch Grönlands größte eisfreie Zone,  ohne Regen und sogar immer bei strahlendem Sonnenschein und mehr als angenehmen
Temperaturen machen konnten.


 
Kurz nach dem Abmarsch hatten
wir schon die 1. Flußdurchquerung mit dem üblichen Prozedere. Ein norwegisches
Pärchen geht die gleiche Richtung und die ersten 4 Tag sichten wir sie immer
wieder irgendwo im Gelände. Nach ein paar Stunden sehen wir die Hütte, die wir
eigentlich gestern Abend hätten erreichen sollen, wollen, müssen?!? 


 
 Immer wieder machen wir uns jetzt Sorgen, ob
wir den Weg so schaffen, dass wir auch unser Flugzeug erreichen. Wir machen
Planspiele und hoffen, dass der Wettergott und unsere Kondition (Michael
ausgenommen hat da natürlich überhaupt keine Probleme)  mitspielt! Zu dieser Zeit machen wir uns noch
große Sorge, dass wir es nicht schaffen würden. Die Rucksäcke waren für mich
und Katharina zu schwer, ich hatte an beiden Füßen große Blasen und starke
Rückenbeschwerden.


 
Jetzt aber lassen wir die
Hütte im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und stampfen weiter durch
Sumpfwiesen, was ich neben dem Flußdurchquerungen am anstrengendsten empfand.
Es ist ein ständiges, von einem Grasbüschel auf den anderen, Hüpfen  - manchmal verschätzt man sich auch, bzw. der
schwere Rucksack zieht oder schiebt zu sehr und man landet mitten im Moder. Der
Dreck spritzt bis zur Taille hoch und die Schuhe sind natürlich schnell naß.


 
Am späten Nachmittag müssen
wir zugeben, dass wir auch an diesem Tag unser Ziel nicht erreichen und suchen
deshalb beim Weitergehen nach einem geeigneten Zeltplatz. Die Landschaft ist
atemberaubend und mir fällt das alte keltische Gebet ein:


 

 
Ich hebe
meine Augen auf zu den Bergen,

von denen
mir Hilfe kommt…..


 
und kann mir gut vorstellen,
weshalb unsere Vorfahren über tausende von Jahren die Berge als Götter
anbeteten.


 
Wir wandern auf der rechten
Seite eines lang gezogenen Sees, in den ein Fluß mündet, den wir bergauf gehen
müssen. Kurz vor der Flussmündung werden wir fündig und Michael versucht unser
Abendessen zu angeln,  während wir das
Zelt aufschlagen. Fische gab’s dann leider nicht, aber wir haben unsere
Rucksäcke ja noch proppenvoll mit Essen und so tut Michael wieder sein Bestes,
um uns satt zu kriegen, was ihm wie auf der ganzen Reise ganz hervorragend
gelingt.


 
Diesmal können wir besser
schlafen, der Boden ist ziemlich gerade, obwohl mir die Aussagen eines
deutschen Ehepaares, das uns kurz vorm in den Schlafsackkriechen entgegenkam,
durch den Kopf gehen: „Gut, dass ihr hier übernachtet, vor euch liegt die
Hölle“. Na ja, mittlerweile gewöhne ich mich an Mücken, wunde Füße, schmerzende
Oberschenkel, Jucken (von den Mückenstichen) an buchstäblich jeder Stelle,
blaue Flecken an den Hüften und verkrampfte Schultern. Also – was soll uns noch
schrecken….?


 
19.07. Wieder werden wir von
der Hitze im Zelt aufgeweckt. Die Sonne stahlt heiß vom Himmel, wir wissen gar
nicht mehr was Nacht oder schlechtes Wetter ist und so machen wir uns frohgemut
auf „in die.“
Hölle“.


 
Erst Sumpfwiesen und dann
Kriechweiden, dazwischen Überquerung von Bächen. Dummerweise kann man die
Löcher, in dem von Kriechweiden bedeckten Untergrund nicht sehen und ich falle
öfter samt Rucksack hin und weiß dann  nicht, wie ich ohne fremde Hilfe wieder in die Höhe kommen soll . Aber
nach einigen Stunden Wanderung, kommen wir in ein wunderschönes Flusstal,


 
man empfindet einfach nur
freudiges Staunen, ein Bewusstsein, dass keine Schranken mehr den Weg ins
Grenzenlose verwehren.


 

 
Wir lassen den Fluß zur
Linken und haben einen wunderbaren, fast geraden Trampelpfad vor uns (diese
ständige am Hang gehen, mal links, mal rechts, hat mir ziemlich Probleme
bereitet) – so lasse ich es mir gefallen. Auch sind die Mücken nicht mehr ganz
so schlimm  und wir wandern frohgemut
durch diese Traumlandschaft. Leider verlaufen wir und ganz schön. Während
Michael  angelt, suchen wir den richtigen
Weg, enden aber dann in einer Schlucht und müssen einen sehr steilen, felsigen
Aufstieg bewältigen. Ohne Michael, der einen Rucksack nach dem anderen
hochschleppt und uns dann hochzerrt, hätten


 

 
wir zurückgehen müssen.


 
Trotzdem werden wir heute die
Hütte, an der wir eigentlich gestern Abend sein wollten, erreichen. Und
tatsächlich am Spätnachmittag sehen wir die kleine rote Holzhütte, leider am
anderen Ufer des Flusses, im Sonnenlicht erstrahlen. Auf einem
gegenüberliegenden Hügel machen wir eine letzte Pause, die Flußdurchquerung ist
ein Klacks und schon ist die Hütte unsere!!!


 
Michael brät die geangelten
Saiblinge, gefangen in einem Fluß, dessen Boden schwarz von Fischen war

– so köstlich haben wir schon
lange nicht mehr gegessen. Die Hütte ist ziemlich mückenfrei – was gibt’s
BESSERES!!!???!!!


 

 
20.07 Es ist schon toll,
aufrecht stehend einpacken zu können und einigermaßen mückenfrei zu  frühstücken. Der Planet strahlt, wie gewohnt
und auch erwartet, vom Himmel, im nahe gelegenen See tauche ich unter und dann
geht’s weiter!  Ich bin voller
Tatendrang, gehe voraus und verlaufe mich prompt!! Trotzdem verzaubern mich die
Blumen immer wieder, die in diesen nur 2 – 3 Monaten nicht unwirtlichen Gegend
so schnell und zahlreich  erblühen.


 

 
Ich falle buchstäblich durch
dieses Gelände und bin nach 1 Stunde „Kämpfen durchs Gestrüpp und gegen den
Berg“  fix und fertig, als ich mich
wieder auf dem richtigen „Weg“ bin. Meinen Reisebericht will ich


 
 „Wankend durch Grönland“


 
 nennen.


 
 Aber die atemberaubende Landschaft, die
weiterhin unbeschreiblich ist und mich demütig macht,  bringt mich schnell wieder auf Vordermann..
Demut ist das einzige Wort, um das Gefühl zu beschreiben, das diese Gegend
erzeugt. Und das
Wunderbare daran, man hat dieses Ereignis
für sich alleine!!!!


 
 Die Arbeitsteilung funktioniert mittlerweile
perfekt: Michael ist unser Skipper, Koch und Koordinator und  Helfer in der Not,  Katharina ist Erster Maat und Wasserholer,
ich bin 2. Maat und Abspülerin.


 
Allmählich werden auch unsere
Sorgen, das Flugzeug nicht zu erreichen geringer. Wir werden stärker und sind
zuversichtlich unser heutiges Tagessoll abzugehen. Der „Weg ist
auch heute nicht nur das Ziel“ – die
Landschaft ist unbeschreiblich schön. Lachtauben säumen unseren Weg – das
Lachen ist so menschenähnlich, dass man sich wirklich genarrt vorkommt und
ungewohnt früh – gegen 6 Uhr abends, erblicken wir am anderen Ufer des See, in
dem eine wunderschöne Insel liegt, die Hütte.


 

 

 

 
Sie ist die komfortabelste
auf dem ganzen Weg, hat einen eigenen Schlafraum mit Holzpritschen. Ein
Halbeskimo hat es sich schon bequem gemacht – wir unterhalten uns noch einige
Zeit und fallen dann in den wohlverdienten Schlummer.


 

 

 

 

 

 
21.07. Nach einem Bad im
sonnendurchfluteten See geht’s auf zur nächsten Etappe. Wieder wartet eine
Hütte auf uns, die ganz ordentlich sein soll.


 
Der Rucksack ist deutlich
leichter, ich habe mich heute ganz frisch eingekleidet und die alten Sachen in
einem Mülleimer auf der Hütte gelassen, außerdem haben wir schon einiges
gegessen. Also auf geht’s!. Immer haben wir noch keinen Moschusochsen
gesehen  - das ist heute, natürlich,
außer die Hütte zu erreichen, mein Tagesziel.


 
Wir gehen durch eine  zum Teil mondlandschaftartig anmutende
Gegend.


 

 
Dann zieht sich ein
Trampelpfad durch Kriechweiden kilometerweit am Hang abwärts in ein Seental.
Die Hütte ist früh zu sehen, nur  noch
eine Flußdurchquerung und wir sind da!!


 
In der Hütte befindet sich
eine ältere deutsche Frau, die ganz alleine unterwegs ist, eine riesigen
Rucksack hat und anschließend an diese Tour, wie sie uns erzählt, noch eine
weitere 5-Tages-Tour nach Igaliku machen will. Aber die Hütte ist groß genug
für 4 Personen und so schlafen wir schnell nach einem leckeren Abendessen,  ohne Mücken.


 
Das Problem bei dieser Tour
ist für mich nur der schwere Rucksack und die entsetzliche Mückeplage. Diese
Biester sind wirklich überall, stechen einen überall und man traut sich
praktisch nicht zu ::::             weil man dann doch eine große Fläche
ohne Netz diesen entsetzlichen Viechern direkt anbietet. Aber was soll man
machen!!, man hat ja keine Wahl!!!!!


 

 
22.07. Frohgemut starten wir
den neuen Tag – wieder strahlender Sonnenschein kein Mensch  kann sich vorstellen,
dass das der Polarkreis sein soll. Ich gehe voraus – und plötzlich hinter einer
Biegung steht unmittelbar ein Moschusochse vor mir – und jetzt, anstelle  frohgemut zu jauchzen und zu fotografieren  – erstarre ich vor
Schreck, traue mich kein Foto zu machen und hoffe nur, dass der Moschusochse
bald wegrennt, was er auch mit einer plötzlichen  Wendung macht. Erst jetzt ärgere ich mich
wahnsinnig und versuche  wenigstens
noch  von dem weglaufenden Ochsen ein
Foto zu machen.


 

 
Wir haben heute eine von
allen, als sehr schwierige und gefährlich beschriebene  Furt vor uns. Nachdem wir einen kleinen, ca.
3 km, nicht geplanten Umweg durch Sumpfgelände machen, treffen wir auf diese
Furt. Sie ist zwar sehr reißend, aber wir empfinden sie nicht als so gefährlich
und funktionieren sie gleich als Waschplatz um, weil wir sowie schon bis zur
Taille im Wasser waren!


 
Nach einem  steilen, langen Anstieg kommen wir wieder in
eine Art Mondlandschaft, und dort sehen wir die ersten Schneehasen


 

 
Der Weg zieht sich weiter
endlos an einen Hang mit ca. 5o cm hohen Kriechweiden entlang, gegenüber
wunderschöne Berge und dann erblicken wir den See und die angesteuerte Hütte..
Diese ist allerdings nicht so hübsch, wie die anderen. 3 Personen sind schon da
(Deutsche und 1 Schweizer). Nach einem netten Plausch  und natürlich Erfahrungsaustausch bei Mücken
und schlechter Luft (Fenster kann man wegen der Mücken nicht aufmachen)
entschließen wir uns alle spontan das Zelt aufzuschlagen, das ist mückenfrei
und die Luft ist gut  - gesagt getan –
bald haben wir alle Plätze für die Zelte gefunden.


 
23.07. Bei unserem
abonnierten schönen Wetter gehen wir los. Immer wieder treffen wir auf frisch
geschossene Hunde, was mir manchmal den Magen umdreht. Die Grönländer
erschießen ihre Hunde mit 7 Jahren, weil dann das Verhältnis der Leistung zum
Nutzen nicht mehr angemessen ist. Ich finde das einfach nur widerlich.


 
Wir wandern frohgemut, weil
alle, die uns bis jetzt begegnet sind, sagten wir würden am Kattiffik (dem
nächsten großen See) auf alle Fälle ein Kanu finden. Wir gehen ja die
Gegenrichtung und deshalb liegen mindestens 7 Kanus auf der für uns richtigen
Seite. Dadurch können wir fast 2 Tagestouren auf dem Wasser hinter uns bringen.


 
Die Landschaft verliert etwas
von dieser Urweltlichkeit und wird weicher. Leider haben wir wieder viel
Sumpfwiesen, die Mücken tun so, als wären wir die einzigen Beutetiere auf der
Welt und Steinmännchen sind sehr spärlich, so dass wir oft nicht sicher sind,
ob der Weg stimmt.


 

 
Als das Gelände immer
sumpfiger wird, es ist schon spät am Nachmittag, steht plötzlich vor uns ein
Zelt. Als wir näher kommen, empfängt uns ein deutsches Pärchen und rät uns, da
kaum Zeltplätze zu finden sind, noch ca. 1 km zum See zu gehen, dort ein Kanu
zu nehmen und dann mit dem Kanu bis zum verlassenen Kanucenter zu fahren und
dort zu schlafen.


 
Also weiter zum See. Hier
liegen auch die Kanus aufgereiht und anzusehen, wie umgedrehte silberne Fische.


 
Nach einigen Diskussionen –
nur Michael kann Kanadier fahren und hat ein paar Bedenken, ob wir so spät am
Abend, dieser Anstrengung noch gewachsen sind – suchen wir uns das
besterhaltendste Kanu aus, sie sind gerade groß genug für 3 mit Gepäck. In die
Mitte packen wir die Rucksäcke, Katharina sitzt vorne, ich zwischen und auf den
Rucksäcken (was im Übrigen äußerst unbequem war) und hinten der Steuermann
Michael: Es klappt überraschend schnell, der See ist spiegelglatt, und schon
bald sichten wir das gar nicht so verlassene Kanucenter. Wie wir schon von
einigen Wanderern erfahren haben, liegt dort ein ca. 60jähriger Däne mit einem
gebrochenen Fuß und wartet auf einen Hubschrauber, der ihn ins Krankenhaus
bringt, mittlerweile schon seit 4 Tagen.


 
Auf dem See nur ein paar
begleitende Mücken – einfach toll. Katharina kommt zu dem Schluß, dass Mücken
wirklich eine absolut überflüssige Tierspezies sind.


 
Wir legen an und nehmen
vorsichtshalber die Paddel mit. Jetzt sind wir in der Zeit und wir können
frohgemut weiter wandern – ohne Zeitproblem.


 
Im verlassenen Kanucenter
befinden sich, wie wir schon wussten, der Däne mit dem gebrochenen Bein, sein
ca. 18jähriger Sohn und ein weiteres dänisches Ehepaar. Die Frau humpelt auch
schon ein bisschen. Wir machen Abendessen und können das auch in der Hütte ohne
Mücken (auf der kleinen Halbinsel auf der die Hütte liegt, gibt es kaum Mücken)
tratschen ein bisschen, nehmen ein Bad im See und schlafen dann bald tief und
fest auf Holzpritschen.


 
24.07. Bei strahlendem
Sonnenschein nehmen wir ein Morgenbad, waschen ein paar Sachen heraus und
frühstücken dann mit den Dänen. Der angeschlagenen dänischen Frau geben wir ein
paar übrige Schmerztabletten mit und dem fußkranken Dänen geben wir ein paar
Lebensmittel, damit das Warten auf den Hubschrauber, der eigentlich heute, am
Tag 5 nach dem Unfall, kommen sollte.


 
Wir freuen uns sehr, den Tag
auf dem See verbringen zu können und uns dadurch den langgezogenen, bergauf und
bergab führenden Weg ersparen zu können.

 

Der See ist von gewaltigen
Bergen umschlossen, das Wasser aber so still wie ein leuchtendes Schild.

Bis zu einer Halbinsel,  auf der wir eine Mittagspause einlegen,
kanutet Katharina mit Michael, während ich eingequetscht zwichen den Rucksäcken
Krämpfe einmal im rechten und dann im linken Waden bzw. Oberschenkel mitmache.
Michael versucht unser Abendessen zu fischen, Katharina nimmt ein Sonnenbad und
ich erkunde die Gegend. Die erwünschten Saibling sind auch schnell den Ködern
auf den Leim gegangen und Michael bereitet sie schon zum Braten vor. Die restliche Strecke kanute ich und
Katharina nimmt meinen „bequemen“ Platz ein. . Wir fahren an einer entzückenden
kleinen Insel vorbei

die eigentlich zum Zelten
einlädt, aber dann sehen wir nicht mehr weit vor uns eine kleine rote Hütte am
anderen Ufer des See und entscheiden uns für die Bequemlichkeit der Hütte.


 
Michael brät Fische, wir
baden, lesen, pflegen unsere Füße, waschen die Haare und kommen uns vor wie im
Paradies.


 

 
25.07. Die ganze Nacht
lausche ich den Tieren, wahrscheinlich Vögel, die sich an der Hütte zu schaffen
machen und als wir aufstehen, und den im Sonnenlicht karibikblau blinkenden See
betrachten, und einen vorbeiziehenden Moschusochsen beobachten können,
entscheiden wir uns, den Tag hier zu verbringen, und abends  (es wird ja hier nie dunkel) den heutigen
Tagesmarsch in Angriff zu nehmen.


 
Mittags kommen 2 Männer den
Hang zur Hütte herunter. Sie wollen diese Nacht in der Hütte verbringen und
morgen mit „unserem Kanu“  über den See
fahren.


 
Den ganzen Tag mutmaßten wir,
ob oder wann der Rettungshubschrauber für den verletzten Dänen schon gekommen
ist, als wir plötzlich das Wummwumm eines Hubschraubers ertönt. Wir freuen uns
riesig für den Dänen, aber unsere Freude wird schnell getrübt, als wir entsetzt
feststellen müssen, dass der Hubschrauber in die falsche Richtung weiterfliegt.
Während wir noch diskutieren, was das zu bedeuten hat, kommt der Hubschrauber
zurück, landet 50 m neben der Hütte, eine Frau mit einer Landkarte klettert
heraus und fragt uns nach dem Weg zum verlassenen Kanucenter. Dies ist wohl
eines der absurdesten Erlebnisse dieser Reise!!!


 
Der Weg ist sehr einfach  zu beschreiben  und wir tragen noch
Grüße für den Dänen auf. Hinterher am Flughafen in Kangerlussuaq erfahren wir
dann, dass die verletzte dänische Frau mit ihrem Mann zurück zum Kanucenter
gegangen ist und dann auch mit dem Hubschrauber zurück zum Flughafen geflogen
ist. Aber wie auch immer der Däne mit dem gebrochenen Bein musste 6 Tage auf Rettung warten –  ich nehme mir vor, dass ich in Zukunft auf
eine solche Reise immer ein Satellitentelefon mitnehmen würde.


 
So schön der Tag auch ist,
allmählich müssen wir aufbrechen. Wir wandern an vielen Seen vorbei, sehen
Karibus, einen Moschusochen und genießen es, ohne Netz gehen zu können. Die
Mücken sind deutlich weniger und wir haben auch bald unser Ziel erreicht. Der
als Zeltplatz geeignete Platz gefällt uns gar nicht, Katharina und ich haben
auch Angst, dem Moschusochsen im Weg zu sein und so geht Michael ein bisschen
weiter und wird dann auch ein paar Hundert Meter fündig.


 

 
Zelt aufstellen, Essen
kochen, abspülen, waschen – haben wir je was anderes gemacht!!!


 
26. 07 Der letzte Tag –
leider ein sehr weiter Weg – ist angebrochen. Jetzt habe ich fast Angst davor,
wieder in die Zivilisation zurückzukehren, So sehr ich mich auf eine heiße
Dusche freue, Essen auf einem Tisch, auf Tischdecken und Servietten, auf ein
gut temperiertes Glas Weiß- oder Rotwein, irgendetwas in mir sträubt sich,
wieder dieses alltägliche Leben aufzunehmen. Dieses einfache Leben –
reduziert auf das Lebensnotwendige in dieser von Menschenhand noch nicht
verschandelten Landschaft – macht einen frei – ja das ist das beste Wort das
ich finden kann.


 

 
                        Man fühlt sich einfach frei!


 

 
Braucht man diesen ganzen Schnickschnack der heutigen
Zeit eigentlich!!!


 
Aber was soll’s, wir wandern den Weg bis zum bitteren
Ende – eine 14 km lange Schotterpiste vom amerikanischen Radarstützpunkt
Kellyville aus bis zum Flughafen.  Zum
Glück werden wir nach ca. 2 km von einer Eingeborenen  aufgegabelt.


 
Der Zeltplatz liegt direkt neben dem Flughafen – zur
Dusche ist ein kilometerlanger Weg um den Flughafen herum – im Flughafen ist
ein ausgezeichnetes Restaurant. Wir essen Moschusochsen und trinken Wein –
phantastisch – die alte – neue, fast vergessene Welt hat uns wieder.


 

 

 

 

 
Wollte sie uns eigentlich
wieder oder wollte ich sie 

 

        wieder.
Ich weiß es nicht so wirklich!


 

 

 

 

 

 

 

 
Den letzten Tag verbringen
wir mit ein bisschen wandern, Andenken kaufen, essen und die grönländische
Sonne genießen – abends geht’s zurück nach Kopenhagen!


 

 

 
Ans Haff nun fliegt die Möve,

und Dämmrung bricht herein;

über die fechten Watten spiegelt der
Abendschein.


 
Graues Geflügel huschet

Neben dem Wasser her;

Wie Träume liegen die Inseln

Im Nebel auf dem Meer.


 
Ich höre des gärenden Schlammes

Geheimnisvollen Ton,

Einsames Vogelrufen –

So war es immer schon.


 
Noch einmal schauert leise

Und schweiget dann der Wind;

Vernehmlich werden die Stimmen,

die über der Tiefe sind

                                                                       

                                                                       Thedodor
Storm


 

 

 

 

 

 

 
So komme, was da kommen mag!

So lang, du lebest, ist es Tag.


 
Und geht es in die Welt hinaus,

die Schatten der Zukunft bleiben aus.


 
                                                  Storm/Richardt


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

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