Es war an einem frühen Samstagmorgen, die Leuchtziffern meines Weckers zeigten gerade mal 4 Uhr, als ich beschloss, endlich etwas zu ändern.
Obwohl es schon Anfang Juni war, regnete es draußen in Strömen und das Thermometer zeigte kaum mehr als 8°Celsius. Mein Verlobter neben mir schlief noch fest, kein Wunder, wenn man bedenkt, wie früh es noch war.
Leise und vorsichtig schlüpfte ich aus dem Bett. Fröstelnd warf ich mir eine Strickjacke über und schlich in die Küche. Meine nackten Füße patschten auf den kalten fliesen. Die gähnende Leere im Kühlschrank war nichts Ungewöhnliches und eigentlich war mir auch gar nicht nach Essen zu Mute. Also durchquerte ich die Diele und öffnete behutsam die quietschende Tür zum Badezimmer. Im Dunkeln tappte ich rüber zum Waschbecken und knipste das kleine Licht am Spiegel an.
Ich weiß nicht, wie lange ich so da stand, die Hände auf den Beckenrand gestützt, den Blick auf mein Spiegelbild gerichtet, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor.
Doch plötzlich sah ich alles so klar. Ich wollte nicht mehr länger die brave Tochter, die hübsche Verlobte oder die erfolgreiche Geschäftsfrau sein. Ich wollte mein eigenes Leben leben. Nicht das Leben einer Tochter aus gutem Hause und auch nicht das an der Seite einer “guten Partie”, wie meine Mutter ihn oft schimpfte.
Nein. Ich würde mein eigenes Leben leben.
Ohne zu realisieren, dass ich nur ein Nachthemd und eine Strickjacke an hatte, schlich ich zurück in die Diele, nahm die Autoschlüssel und verließ das Haus, meinen Freund, mein Leben. Ich hatte weder einen Cent Geld bei mir noch einen Plan, doch zum ersten Mal vertraute ich dem Schicksal und startete den Wagen.
Ich weiß nicht mehr, was in den folgenden Stunden geschah, wohin ich fuhr oder warum. Doch die Zeit verging und irgendwann fand ich mich auf einem Rastplatz an der Autobahn wieder. Ich hatte den letzten Tropfen Sprit verbraucht und schließlich kein Geld um neuen zu kaufen. Verzweifelt und völlig erschöpft, das Lenkrad mit beiden Händen umklammert, schlief ich ein. Als ich aufwachte, wanderte mein Blick zu den vier Wohnwagen, die nur ein paar Meter weiter standen. Und plötzlich erkannte ich mein Schicksal. Es hatte mich hierhin verschlagen und irgendwie konnte ich es akzeptieren.
Dennoch blickte ich sehnsüchtig den vorbeirauschenden Wagen nach bis sie letztendlich in der Ferne verschwanden.
Wie gerne säße ich in einem dieser Autos………
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 12.12.2007.
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