Marie-Luise Ortega

Der blaue Stein - Erstes Kapitel

(Das ist die erste Geschichte die veröffentlicht. Ich hoffe es ist nicht allzu schlecht) 
 
Es wurde kräftig getanzt. Rauf und runter, zur Seite hin und im Kreis. Wäre jedes Staubkorn ein inniges Paar gewesen, das zu den Klängen eines flotten Walzers getanzt hätte, wäre es ein prächtiger Ball gewesen.
So war es aber nur ein aufgewirbelter Staub, der in den ersten Sonnenstrahlen, die durch das schmutzige Fenster fielen, umherschwebte.
Wenn man genau hinhörte, konnte man auch den Takt und die Melodie des vermeintlichen Walters hören. Der etwas entfernte Bach rauschte in die Landschaft hinein. Und auch die Vögel hatten schon längst mit ihren Liedern begonnen und versuchten einander zu übertrumpfen.
Der Takt kam von dem Knattern, Krachen und Klopfen der alten Wassermühle, die am Bach stand, her.
Ismael, der noch in seinem unbequemen und einfach gezimmerten Bett lag den Kopf unter der kratzigen Decke versteckt, bekam von all dem nichts mit. Dieser Tanz hätte ihn auch nicht im Geringsten interessiert.
Plötzlich wurde der Ball gestört.
"Gott verdamme mich!! Kann der Bube nicht einmal pünktlich zu seiner Arbeit kommen?!" Noch hörte man das Geschrei dumpf durch die Tür, doch es kam immer näher und die Stimme wurde immer wütender.
Mit voller Kraft flogen Fäuste gegen das dicke Holz der Tür.
Ismael drehte sich einmal in seinem Bett und schob sein Kopf unter der Decke hervor. 
"Ismael! Steh sofort auf! Oder muss ich erst rein kommen?"
"Hmm, jahh ich komm ja schon" Ismael erhob sich, lies  sich aber sofort wieder in das Kissen fallen.
Als aber noch einmal lautes Klopfen zuhören war, wusste Ismael, dass er doch aufstehen musste, wenn er nicht noch mehr Ärger bekommen wollte. Träge kroch er aus dem Bett und zog sich sein weites Hemd über, das auf dem Stuhl lag. Dann schlüpfte er mit den Beinen in seine grobe Leinenhosen.
"Bist du aufgestanden?", schrie draussen die tiefe und raue Männerstimme.
"Ja, ja. ich komme schon." Auf den Weg zur Tür rieb sich Ismael noch schnell den Schlaf aus den Augen.
Schon war er angekommen und schob den Riegel zurück.
Der Junge musste schnell zurückspringen, weil die Tür in dem Moment, als sie entriegelt war, aufgestossen wurde. Noch bevor  Ismael den  hereinkommenden Mann ansehen könnte,  verpasste dieser dem Jungen einen Schlag mit der flachen Hand auf den Kopf.
"Komm jetzt. Das mir das nicht noch mal passiert." Der vollbärtige Mann drehte sich sofort um und lief die Strasse entlang. Ismael rannte ihm gleich, nachdem er die Tür schloss, hinterher und rieb sich dabei den Kopf. Er und auch sein Meister Petzig wussten genau, dass das nicht das letzte Mal gewesen war, aber das war nun bis morgen früh egal.
Ismael und sein Meister waren sich überhaupt nicht ähnlich. Der Meister war ein wohlbeleibter Mann von etwa 45 Jahren, der unter seinem dunklen Haaren meist grimmig dreinschaute. Ismael hingegen wirkte mit seinem jungen Gesicht und seinem hellbraunen Schopf freundlich und frech. Er war hoch gewachsen, aber hatte ein breites Kreuz. Mit seinen 20 Jahren war er nicht mal halb so alt wie sein Meister.
Er lief sicherheitshalber ein paar Schritte hinter Petzig hinterher um nicht vielleicht doch noch eine einzufangen.
Auf der Strasse war schon einiges los. Frauen liefen mit ihren gefüllten Körben hin und her und tratschten miteinander 
Die meisten Handwerker arbeiteten schon vor ihren Hütten und schickten ihre Lehrlinge umher um sie zu schikanieren.
Langsam ließen sie das Dorf hinter sich und näherten sich der Mühle.
Ismael hasste diese Mühle. Er arbeitete dort nicht gerne.
Er hoffte auch oft, dass die Mühle in die Luft gehen würde.
Da wusste er Bescheid, denn das war das erste was ihn sein Meister beigebracht hatte. Wenn nur ein kleiner Funke in der Mühle entstehen würde, dann würde die ganze Mühle wegen dem feinem Mehlstaub in die Luft gehen.
Er ertappte sich oft bei dem Gedanken die Mühle einfach selber anzuzünden.
Der Meister war schon an der Mühlen Tür angekommen, öffnete sie und rief ohne nach Ismael zurück zuschauen, dass er etwas schnell laufen sollte.
Ismael bewegte sich widerwillig schneller.
Noch drei Schritte und schon war er im dunkleren Inneren der Mühle, wo sich schon die Mühlsteine bewegten. 
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Marie-Luise Ortega).
Der Beitrag wurde von Marie-Luise Ortega auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.12.2007. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Marie-Luise Ortega als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Die Giftmischerin von Bettina Szrama



Die Hansestadt Bremen im frühen 19. Jahrhundert. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, intelligent und schön, sehnt sich die junge Gesche nach Glanz und Reichtum. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ihr jedes Mittel recht. Skrupellos und heimtückisch tötet sie alle, die ihrem Erfolg im Weg stehen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Fantasy" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Marie-Luise Ortega

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Halloween von Rüdiger Nazar (Fantasy)
Der (T)Raumbaum . von Silvana Hoffmann (Zauberhafte Geschichten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen