Hans-Peter Zürcher

Wintermond

 
25. Dezember 2007
 
Eistage wie schon lange nicht mehr beherrschen Tage und Nächte. Trotz Sonnen -schein vermögen die Eiskristalle auf den Pflanzen nicht zu schmelzen, auch die Erde bleibt hart gefroren. Die längste Nacht gehört für diesen Winter bereits der Vergangenheit an. Die Morgen - wie auch die Abenddämmerungen mit ihrem kalten, rot verfärbten Horizont, der sich hinter den kahlen Ästen der Bäume jeweils abzeichnet, ergänzen das Winterbild.
 
Der kalte Biswind lässt die weißen Räuchlein, die aus den Kaminen entweichen, wagrecht davon ziehen wie im Wind flatternde Fähnlein, die sich alsbald auflösen. Die wenigen Menschen, die sich aus den warmen Stuben hinaus in den Wintertag wagen, sind warm angezogen, Kappe oder Hut, ein dicker Schal und warme Kleider schützen sie vor der eisigen Kälte. Nur den Vögeln scheint diese Kälte nichts anhaben zu können. Ein ganzes Volk von Saatkrähen spielt in den Böen des Biswind, ein fröhliches auf und ab, ein Schaukeln und wanken, indem sie sich in die Höhe tragen lassen und sich im Sturzflug in die Tiefe stürzen um sich dann gleich wieder aufzufangen. Eichelhäher und Elstern fliegen geschäftig hin und her und die Meisen versuchen etwas Fressbares in den Futterhäuschen und Fettkugeln zu erhaschen. Ein Duft von verbranntem Holz und gleichzeitig einen kalter Hauch von Frische liegt in der Luft. Der volle, hell leuchtende Mond verabschiedet sich im Nordwesten, begleitet vom hellen Morgenstern und übergibt sein Licht der aufgehenden Sonne  im Südosten. Das weiße Licht, das die Sonne aus dem leicht dunstverklärten blauen Himmel nun auf die Erde hinab schickt, lässt die aber tausend Eiskristalle glitzern. Glitzern wie die Sterne am blauschwarzen Firmament, das sich auch letzte Nacht so zeigte....
 
Ein fahlblaues, fast weißes Licht beleuchtete die Landschaft. Nach dem Eindunkeln zogen feinste Schleier von hauchdünnen Nebelchen über Pflanzen, Sträucher und zwischen die kahlen Äste der Bäume und überzogen diese mit einer weiteren dünnen Schicht weißer, glitzernder Eiskristalle. Ein letztes Abendrot erhellte den Horizont, eine brodelnde Schicht von Glut, während dessen der Himmel in allen Schattierungen von Blau bis hin zu Schwarz die Nacht übers Land zauberte. Groß und stolz wanderte der volle Mond zwischen all den vielen Sternen vorbei durch die Dunkelheit des Universums. Ein hell wanderndes Licht über das weite Firmament. Eine spezielle Himmelskonstellation schien in dieser Nacht zum 25. Dezember mich in eine Unruhe zu versetzen, die mich nicht einschlafen ließ. Ich zog mich warm an und ging hinaus in den Garten. Stille, nur der Biswind ließ ab und zu dem neben dem Eingang aufgehängten Windspiel zarte Glockentöne entlocken. Die Eiskristalle auf den Bodenplatten ließen jeder Schritt von mir knirschen als wäre es Schnee. Ein Käuzchen ruft vom nahen Wald sein Nachtgebet. Vom Dorf herauf erklangen in diese Stille die Kirchenglocken, die die Mitternachtsmesse einläuteten. Das Licht des Vollmondes verbreitete Zuversicht und eine friedliche Stimmung, wie auch ein Gefühl von Wärme, die versucht, traurige Herzen ein wenig aufzuwärmen, Liebe und Hoffnung einkehren zu lassen, zu erleuchten. Ein dünner Schleier ließ das Mondlicht leicht verklärt freizugeben, aber die vielen Sterne leuchteten umso mehr. Ein Wintermond, der mich in die Stille dieser Nacht zum Weihnachtstag hin begleitete mit seinem hellen Licht. Licht und Schatten, Funkeln und Glitzern, eine Landschaft wie im Märchen. Obschon es bitter kalt war, frierte es mich nicht. Ein wohliges Gefühl von Wärme kam in mir auf ob der Schönheit dieser Winternacht, die begleitet war von einem wunderschönen Wintermond, von Sternen und ebensolchen Gedanken.
 
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