Georg Kaiser

supernova

SUPERNOVA

Der seltsame Mann der manchmal in meinen Träumen erscheint und von mir als "der blonde Trekker" genannt wird ist mir wieder in einem Traum erschienen.Es war ein sehr plastischer Traum so reell und wirklichkeitsnah,dass ich behaupten kann,dass es nicht nur Kopfkino der besten Sorte war,sondern,dass es für mich sich wie eine andere,parallele Realität fühlte.Es ist zutreffender über solche Träume als andere Wirklichkeiten zu sprechen in welcher jeder Geruch,jedes Geräusch,jede Stimme und alle Gefühlsschwankungen genau so intensiv,unverfälscht und echt sind wie in der Dimension in welcher wir leben.Auch jede Träne,jeder Schmerz und alle Eindrücke sind in den "Luziden Träumen" (wie Tarek S.sie nennt) so lebensnah,dass sogar einige Stunden nach dem Aufwachen die Welt in welcher ich mich befinde mich wie ein billiger,müder Abklatsch vorkommt von dem was im Reich der luziden Träumen sich abspielte.

Ein bekannter von mir sagte ein Mal: "Gott gibt den alten Männer Visionen und der Jugend gibt er Träume" und in der Bibel spielen Träume (vor allem im alten Testament) eine nicht unwichtige Rolle als verschlüsselte Botschaften Gottes.

Der blonde Trekker der nicht zum ersten Mal mir im Traum begegnet ist sprach zu mir als ich auf einer Bank irgendwo in einer unbekannten Kleinstadt sass.Er stieg aus seinem Wagen und sagte kurz: "Willst du etwas ganz tolles sehen?".Ich antwortete: "Da bin ich aber ganz gespannt,was ist es diesmal?".

-"Lass dich überraschen,aber wenn du es sehen willst musst du mit mir in die Wüste fahren".

Und weil ich Wüstenlandschaften sehr mag sagte ich sofort "ja",dann fuhren wir los.

Den Weg den wir zurücklegten war kurz aber ziemlich holprig und wir sagten kein einziges Wort während unserer kurzen Reise.Es war sehr dunkel und ich vertraute den blonden Trekker obwohl ich ihn nie zu meinen Freunden machen würde,falls es ihm in der Wirklichkeit gäbe.In meinen Träumen habe ich ihm immer vertraut und war sicher,dass er mir etwas zeigen würde was bestimmt unvergesslich sein musste.

Als wir die Stadt verliessen und weit weg genug waren,konnten wir durch die Windschutzscheiben die Sternen in einem pechschwarzen Himmel sehen.Wir waren die einzigen auf der Autobahn unter diesem herrlichen Himmel aus fernen Himmelskörper,Dunkelheit und trockener Wüstenluft in welchem jeder Stern als leuchtender,scharfer Punkt erschien und uns ein vages Gefühl der fast unendlichen Weiten des Kosmos vermittelte.Der blonde Trekker bog und verliess die Autobahn und so fuhren wir mit seinem Wagen quer durch die Wüste,durch sanfte Dunen und ausgetrocknete Flüssen.Unsere Reise mutete zwar sonderbar an aber in keinem Augenblick war ich beunruhigt,denn meine Neugierde schien grösser zu werden mit jedem Kilometer den wir uns von der Autobahn entfernten die an diesem Abend phantasmagorisch einsam war.Als ich die Sternen durch die Windschutzscheiben beobachtete dachte ich,dass seit den Tagen im Land meiner Kindheit ich nicht mehr ein solches Spektakel genossen hatte.

Bald waren wir an einem Ort angekommen wo es weit und breit keine Dunen,Hügel oder Wolken gab die uns den Sicht in den Horizont oder in den Himmel versperrten,dieser Ort war vollkomen eben,platt,ich dachte,dass wir uns auf einer Salzwüste uns befanden aber das war nicht der Fall gewesen.Dann sagte der blonde Trekker: "Steigen wir aus,es ist fast so weit".

-"Du schaust die Sternen gerne,ich weiss es",fügte er hinzu,ich erweiderte,dass er eine gute Idee hatte,denn der Ort um Sternen anzuschauen nicht besser hätte sein können.Man konnte fast jeden Himmelsklörper sehr deutlich sehen und ich sah sogar 2 Sternenschuppen so klar und umrissen,dass ich mit einem Zeigefinger den Verlauf hätte verfolgen können.Aber der Trekker hatte etwas anderes im Sinne.Er sagte,dass das beste würde noch kommen und zeigte mit dem rechten Arm ausgestreckt in den Himmel auf Augenhöhe:

-"Siehst du diesen Stern gerade vor mir?". Und obwohl der Himmel über uns und vor uns regelrecht mit Sternen übersät war wusste ich sofort vom welchen Stern er sprach,das war als ob ich für einen flüchtigen Augenblick seine Gedanken lesen konnte und dieser Augenblick musste lang genug sein nur damit ich rechtzeitig erfahren konnte was für ein Stern er meinte.

-"Dieser Stern wird bald sterben,er wird zuerst in sich zusammenbrechen,dann explodieren und die Energie die der Tod des Sterns freisetzen wird werden wir spüren."

In den folgenden Minuten und wie durch ein mächtiger Zauber gezwungen hatte ich nur Augen für diesen Stern in den letzten Augenblicken seiner Existenz.Und so,vor meinen Augen die kaum glaubten was sie gerade sahen schien der Stern zu einem noch winzigeren Punkt zusammenzuschrumpfen wobei seine weiss-glühende Farbe ins gelbliche zu wechseln schien.Bald gab es kein gelber Punkt mehr,gar nichts mehr aber dann erschien an der selben Stelle noch ein Punkt und zwar ein weisser Punkt der immer grösser wurde und dessen Zentrum eine leichte blaue Färbung annahm,der Punkt wuchs zu einem kleinen Kreis und aus dem Kreis wurde ein Ring,fast so gross wie der Mond über uns und dieser Ring ebenfalls wurde immer grösser und kam auf uns direkt zu.Bald war der Ring so gross,dass ich die verschiedenen Blautöne auf seine äussere Fläche zu erkennen glaubte,der Ring sollte bald uns erreichen dachte ich nicht ohne eine gewisse Sorge.Als der Ring vor uns so gross war wie ein riesiger,nächtlicher Regenbogen aus einer anderen Welt bebte die Erde leicht unter unseren Füssen und ich sah am Horizont dieser perfekten Traumwüste wie eine sehr lange Mauer aus Sand und aufgewirbelten Staub sich auch auf uns zubewegte.Der Ring erreichte uns mit grosser Geschwindigkeit bis ich ihn zuerst als riesiger Halbkreis und schliesslich als ein unendlich langer weiss-blauer Streifen direkt über meinem Kopf erkennen konnte.Gleichzeitig spürte ich jede auch noch so leichte Zuckung des Bodens und wie ein warmer Wind mich umwehte und wie der aufgewirbelte Sand gegen mein Gesicht und Hände flog und klebte.Dann sagte der blonde Trekker:

-"Und wie war's?"
-"Unvergesslich...es war eine ausgezeichnete Idee hierher zu kommen." Antwortete ich obwohl ich mehr,viel mehr dazu sagen wollte ohne die passende Wörter dazu zu finden.

Als wir zurückfuhren fragte ich mich ob irgendwann ein anderer Stern oder Himmelskörper den Platz des Sterns einnehmen würde der vor meinen Augen starb.






 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.01.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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