Gregor Schieke

Männer und Technik - Beamen


Beam me up, Scotty. Was für ein Unsinn, insbesondere und Rauchern ist doch die kleine 5-minütige Pause, bis das Shuttel aufsetzt ganz lieb. Selbst im 10-Vorne habe ich noch nie einen Raumfahrer beim Genuss einer Zigarette oder wenigstens einer Pfeife gesehen. Wenn also nicht dort oder in der Mannschaftspause, wann sonst soll den ein Raucher seinem Laster frönen.  

Wenn ich in mich gehe muss ich zugeben, dass ich mich an keinen verfilmten Beweis erinnern kann, der den Nachweis erbringt, dass eine Kultur, die über derart fortgeschrittene Technologie verfügt ebenfalls über eine Rauchkultur verfügt.  

Im Hinblick auf die immensen Steuereinnahmen durch das Rauchen und die Lobby der Raucher, als deren Speerspitze ich mich heute sehe, scheinen sich also das Rauchen und die Beam-Technologie sowohl finanziell, als auch empirisch auszuschließen.

Das nicht mehr Energie aufgewendet wird um das Beamen zum Kulturgut zu machen ist vor diesem Hintergrund verständlich. Die von Männern gelenkte Junta der beam-unwilligen Rauchern tut das ihre um diese ansonsten sehr empfehlenswerte Technologie zu behindern und zu blockieren, so gut sie es nur kann.    

Wer erinnert sich nicht an Scotty, der in einem Shuttle nur deshalb den Ausfall der Lebenserhaltungssysteme überleben konnte, weil er für Jahre als Informationsecho im Transporterpuffer verbrachte. Für die technisch Interessierten unter ihnen; es handelt sich dabei um eine Art Cachespeicher, in dem das digitale Abbild, zumindest des Letzttransportierten enthält, aus diesen Daten wird der zu Beamende wieder hergestellt.  

In diesen Transporterpuffer kann sogar vor der Materialisierung eingegriffen werden. Wer sich also schon immer fragt, warum er oder sie nicht einmal ans Mittelmeer fahren kann ohne eine mittlere Darmverschlingung zu erleiden, während tausende von Sternenforschern auf den Schiffen der Sternenflotte Tag für Tag fremde Welten und unbekannte Lebensformen entdecken und sich nie mit etwas Infizieren, dem sei gesagt: Biofilter!  

Der Biofilter „durchsucht“ die Signale im Transportpuffer nach unerwünschten Elementen und verhindert, dass biologische „Verunreinigungen“ bei der Zusammensetzung berücksichtigt werden. Nach dem gleichen Prinzip arbeitet auch der Waffenfilter an Bord der Sternenflotten-Schiffe. Wird eine Waffe gefunden, so wird der Waffenträger im Transporterpuffer aufbewahrt und von seiner Waffe getrennt.  

Es ist sogar ein Fall bekannt, in der Dr. Krusher von der Enterprise (1701 D) von einer Krankheit geheilt werden konnte, obwohl der Krankheitsverlauf weit fortgeschritten war. Besonders beeindruckend bei diesem Fall war, dass die Krankheit zu einem schnellen Altern der Infizierten führte. Dr. Krusher lag bereits in den aller letzten Atemzügen, als sie dank der Beam-Technologie zurückverwandelt wurde zu einer Frau Mitte 40. Warum sie sich gerade für eine Frau in diesem Alter entschieden hat bleibt dem Betrachter ein Rätsel, für die Betrachterin stellt diese Tatsache sogar ein ausgewachsenes Mysterium dar.  

Da anzunehmen ist, dass eine Frau Mitte 40 sich zumindest in dem Alter wieder herstellen lässt, dass sie einem Fremden in der Bar nennt und nicht mit dem, das im Personalausweis verankert und nur den besten Freundinnen bekannt ist, können wir auch davon ausgehen, dass die Verjüngung durch das Beamen keine der zuverlässigen Anwendungen darstellen kann.  

Begeben sich Crewmitglieder der Enterprise auf eine Spionageoperation, so werden Veränderungen an der äußeren Erscheinung durch den Doktor vorgenommen, nicht einfach aufgebeamt, wie das Porto mit einer Frankiermaschine.

Für Schönheitschirurgische Eingriffe ist die Technologie demnach nicht geeignet.   

Versicherungen könnten für die Finanzierung in Frage kommen, könnten sie doch anhand der Muster in den Transporterpuffern ständig die gesundheitliche Verfassung aller ihrer Schäfchen hübsch überwachen.  

Auch das ständig der Aufenthaltsort jedes Beam-Kunden (ich schlage für den Deutschen Personennahverkehr den Namen „Deutsche Beam“ vor, einen Logoentwurf hefte ich an) bekannt ist widerspricht sicherlich allen Grundlagen des Datenschutzes. Ein weiteres Problem wäre insbesondere in Deutschland die Aufbewahrungspflicht. Während zur Dokumentation einer Zug oder Flugreise eine (oder zwei) Zeile(n) in einer schier endlosen Liste notwendig sind benötigen die Sendeprotokolle und Transportpufferdaten eine endlose Liste von Datensätzen, von denen jeder Umfänglich mit einer mittleren Bibliothek zu vergleichen sind.  

Selbst bei sehr effektiver Datenkompression besteht keine Möglichkeit die Daten auch nur über wenige Tage zu speichern. Die U-Bahnen der 2 größten Städte Deutschlands befördern Täglich an die 1.7 Mio. Fahrgäste.  

Bitte entschuldigt diese Unterbrechung. Million kürzt sich Mio. ab, das phonetisch ähnlichere Mil. ist die Abkürzung für Mille [Tausend]. Auch wenn die Worte hübsch ähnlich klingen sie haben ganz einfach unterschiedliche Werte. Zum Beweis biete ich Euch allen an mir eine Mio. € zu überweisen, ich werde postwendend [und mit einem breiten Lächeln im Gesicht] meinerseits eine Mil. € an den edlen Spender anweisen. Besondere Grüße möchte ich in dieser Angelegenheit der Eilausgabe des Handelsblattes übermitteln. Wer, wenn nicht ihr soll den neben mir die Fahne dafür hochhalten, dass eine Million sieben Stellen hat, nicht vier. Naja, der Fisch stinkt vom Kopf. 

Sollten Sie einen gewissen Nationalstolz wegen der Erwähnung zweier deutscher Städte vermuten möchte ich sie dazu ermuntern das Wort Deutschland zu streichen und an der gleichen Stelle ein beliebiges anderes Land einzusetzen. Die statistische Anzahl der Fahrgäste entstammt ohnehin nicht bestätigten Quellen in meinem Kopf. Ich glaube mal gehört zu haben, dass in Berlin täglich 1 Mio. Fahrgäste die U-Bahn besuchen, das erschien mir auch plausibel. Hamburg habe ich dann auf 2/3 geschätzt. Das macht zusammen 1.666.666 Fahrgäste, die habe ich gerundet. Ich finde die Zahl aber gut. Wenn Sie einmal in einer Unterhaltung über das Fahrgastaufkommen in der U-Bahn verschiedener Länder befragt werden, so berufen Sie sich ruhig auf mich und geben die Fahrgastzahlen für die beiden größten Städte jedes Landes mit 1.7 Mio. an. Das ist zwar leicht überprüfbar jedoch werden sich die meisten Gesprächspartner auf Ihr Urteil verlassen. Schaut ihr Gegenüber ungläubig, so können Sie die Zahl präzisieren. 1.72 Mio. z.B. wirkt gleich viel verbindlicher. Übertriebene Genauigkeit, z.B. 1.724.859 klingt dagegen weniger glaubhaft, solche exakten Angaben dürfen Sie nur bei leitgläubigem Publikum oder hervorragendem eigenem Leumund anbringen.

Eine Sinnvolle Anwendung für das Beamen kann ich doch feststellen. Dort wo Zigarettenpausen ohnehin nicht gerne gesehen werden, auf dem Fussballplatz. Was währe es doch schön, wenn ein gefoulter Simulant sich nicht Minuten lang auf dem Rasen rollt, sondern in Sekunden schnelle von eben jenem Rasen direkt auf die Krankenstation befördert wird. Selbst das obligatorische „Wie ist die Art des medizinischen Notfalles?“ kann man getrost vergessen. Der Biofilter meldet auch dieses Mal: „Simulant!“

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.01.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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