Annika Albe

Abschied

Die Sonne glitzert sanft auf der Pfütze vor meinen Füßen. Das reflektierende Licht blendet meine Linsen. Ich sehe dennoch hin, hindurch auf den Boden des nassen Elements. Entdecke einen toten Regenwurm, der wohl durch den plötzlichen Regenschauer zu begierig aus seinem Erdreich gekrochen war. Seine sonst so dunkle Lebensfarbe ist einer Bleichen gewichen. Regungslos schaukelt er hin und her, so als würde er doch noch einmal versuchen, wieder zurück zu kriechen. Es ist warm, ich kann Kinderstimmen wahrnehmen. Die Blätter der Bäume rauschen andächtig im weichen Atem des Windes. Ein schöner Tag im späten Mai, würde der Nachrichtensprecher verkünden. Mir ist kalt. Ich trage einen langen Pulli, lange Hose, Schuhe. Als Kind bin ich gerne Barfuss gelaufen. Lachend schieben Mütter Wagen an mir vorbei. Ein Kleines läuft vergnügt den Enten hinterher, im Glauben eine fangen zu können. Ich sehe das Glück, die Unvoreingenommenheit. Würde ich den Enten auch nacheilen. Ich wünschte ich könnte. Ich sehe Eis in der Hand einer alten Frau. Sie sitzt auf der Bank neben mir. Ihr Kopf ist an der Schulter eines Gleichaltrigen gelehnt. Ich schmecke das Desinfektionsmittel,  höre das piepende Geräusch der Maschinen. Ich rieche Flieder. Der Duft erinnert mich an Geburtstage im Garten. Apfelsaft und Kuchen. Werde ich Geburtstage feiern können. Ich öffne meine Arme, schließe die Augen. Dunkelheit umschließt mich. Es ist warm, denn es ist Mai. Ich lasse los und weiß dass du es auch tun wirst. Ich wünsche dir eine Welt in der Mai ist. Ich spüre die Schmerzen, den verlorenen Kampf. Ich sehe dich. Du drehst dich zu mir um und hebst deine Hand. Ich lasse dich los, denn es ist vorbei  

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.01.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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