Warten vor Mc Donalds
Hier sitzen und warten. Warten auf einen Tag meines Lebens.
Es ist noch so früh.
Warten auf Erlebnisse, auf die ich zurückschauen werde. Um mich zu erinnern, oder auch nur um zu glauben, wie schön das Leben ist.
Es ist noch so früh.
Aber es wird später, mit jeder Minute die ich hier vor Mc Donalds sitze. Und mein Hass auf Kapitalismus wächst pro Sekunde. Mir wird kalt und es ist auch schon später, als du mir begegnen solltest, um zu teilen, diesen Tag.
Und ich warte.
Und frage mich, was oder wer dich aufhält hier zu sein. Vieles kan einen aufhalten. Vieles lässt einen anhalten. Vielleicht deine Bahn, weil heute der erster Schneetag ist. Wie schön die weißen Flocken leuchteten. Draußen.
Hier werden nur die Scherben einer zerbrochenen Bierflasche weggefegt.. Die letzte Erinnerung an die Ausgehgewohnheiten der nun endenden Nacht.
Aber was hat dich nun aufgehalten?
Vielleicht das Nichtklingeln deines Weckers, um dich nicht aus deinen Träumen zu reißen. Um dir nicht die Chance zu nehmen, deinen Traum zu deuten. Um dir das innere zerissene Gefühl, dich nicht ordnen zu können zu ersparren.
Ich werd traurig und hoffe, dass du gleich "Hallo" sagst.
Hast du dich einem Menschen hingegeben der dich brauchte? Weil wir alle aufeinander angewiesen sind? Vielleicht einer Frau, weil der Typ der sie belästigt, ein "nein" nicht verstehen will. Diese Macker. Diese Objektivierung des Menschen. Oder ein Mensch ohne Fahrausweiß, anscheinend auch ohne Wohnsitz, der nun vom Bahnpersonal bewacht wird, bis ihn die Polizei wer weiß wohin bringt.
Die Welt ist böse und ich wünschte mir, ich würde gerne wild und gefährlich leben.
Was ist wenn du selbst der Mensch bist, der auf andere Menschen hoffen muss, weil Nazis dich bedrohen. Ich höre nicht zu selten die Worte "Abschaum der Gesellschaft".
Meine Gedanken springen.
Ich trinke den ersten Schluck meines nun endlich abgekühlten schwarzen Tees vom Bäcker, für 1,50 Euro. Scheiß Kapitalismus.
Ich warte und male mir aus, was noch passiert, stehst du gleich da, oder fahr ich gleich zu dir und leg mich dann doch in dein Bett.
Es ist ja noch so früh.
Mein Handy vibriert, du fragst wo ich bin. Ich bin hier, wo bist du?
Du stehst auf einem anderen Bahnhof vor einem anderen Mc Donalds. So stehen wir beide am selben Ort und können uns doch nicht sehen.
Und denkst du dir, während du dort deine Zeit verbrigst `Fleisch ist Mord`?
Das werd ich dich als erstes fragen. |