Joe R.

Wieder Single

Ich bin ja jetzt wieder Single – weil meine Freundin unbedingt heiraten wollte.
Doch, das passt schon irgendwie zusammen – nicht auf ein Mal, aber nach-
einander. Wir waren ja sehr lange Zeit liiert – so lange, dass ich mir schon
gedacht hab: Verheiratet zu sein, kann sich nicht schlimmer anfühlen. Und an
einem typischen Single-Sonntagmorgen hat sie mich dann gefragt – also ein
typischer Single-Sonntagmorgen, das ist wenn zwei miteinander liierte Singles
zusammen im Bett liegen – sie in Gedanken beim Heiraten und er in Gedanken
ganz woanders – jedenfalls hat sie mich dann gefragt, ob wir nicht auch heiraten
könnten, wo wir doch jetzt schon bald zehn Jahre zusammen sind.
 
Ich habe erst mal schauen müssen, ob sie die Augen offen hat, oder zu – hätte ja
sein können, dass sie nur im Schlaf redet. Dummerweise hat sie es ernst gemeint,
und ich auch, als ich dann zurückgefragt habe: „Meinst? Ist doch schön so, wie es
ist.“ – Und ich gebe zu, an der Stelle habe ich einen großen Fehler gemacht.
Hätte ich die Frage einfach ignoriert – so wie ja sonst auch immer – wäre ich jetzt
kein Single. Das „Meinst?“ hat sie dann wohl als eine Art positive Verhandlungs-
basis betrachtet, und das Ende vom Lied war dann, dass vier Singles – sie, ich
und die beiden Trauzeugen – und eine geschiedene Standesbeamtin, zusammen
im Rathaus saßen.
 
Alles in Allem war es eine schöne „Veranstaltung“ – angenehmes Ambiente, feine
Klamotten, fünf verschiedene Parfüms in der Luft, Jeder hat gelacht – und wenn
schon nicht gelacht, dann doch wenigstens gelächelt. Für mich war dieses
„Meinst?“ ja von Anfang an ein klares „Nein!“ – also eine eher negative
Verhandlungsbasis – aber ich habe mir gedacht, dass ich sie die letzen drei,
vier Jahre wohl ein bisschen vernachlässigt habe, und dass ich wohl mal wieder
eine zeitlang auf ihre Bedürfnisse eingehen sollte. Letztendlich war wohl die
Standesbeamtin schuld an unserer Trennung. Als ich unterschreiben sollte, da
meinte sie ganz beiläufig: „Sie wissen ja, wie es dann in der Kirche heißt: Bis
dass der Tod euch scheidet.“ – ja, und da musste ich dann eine kleine Pause
machen.
 
Mitte Dreißig? Tod? Bei einer Lebenserwartung von geschätzten 80 Jahren?
So lange?“, hab’ ich die Frau dann gefragt. Die hat nur gegrinst und mir
zugezwinkert. Dann musste ich mir meine Freundin noch mal anschauen –
die hat weder gezwinkert noch gegrinst. „Meinst?“, hab’ ich sie dann noch gefragt.
Antwort bekam ich dann keine mehr – zumindest nicht in Worten. Nachdem sie
zusammen mit ihrer Freundin aus dem Raum hinausgestürmt war, hat mir mein
Trauzeuge die Hand auf die Schulter gelegt und kopfschüttelnd beigepflichtet.
 
Die Standesbeamtin wollte noch irgendwas dazu anmerken, aber ich hab’ gleich
abgewunken.
 
Jedenfalls bin ich jetzt wieder Single, weil meine Freundin unbedingt heiraten
wollte – und jetzt muss ich los: Im Kino läuft heute „Der Fischer und seine Frau“.
Bin mal gespannt worum es da geht...

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 03.02.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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