Josef G. Broßmann

Auf dem Ball

Die Beiden tanzen. Harald ist seelig. Er hält Hilde so wundervoll im Arm und kann sie nur anschauen, während sie da und dorthin blickt. Wie narrisch hat er sich auf diesen Ball gefreut, Hilde abgeholt und ist einfach glücklich, dass sie da ist, bei ihm ist.
 
Dieser Walzer ist zu Ende und die Dame entfernt sich mit dem Bemerken "ich muss mal!" Schon ist sie verschwunden und der Mann wartet am Rande der Tanzfläche. Er tut es lange, sehr lange. Mit einem süffisanten Grinsen touchiert ihn da eine Dame vom Tisch "so einsam, geehrter Herr?" "Nur vorübergehend, weil ich warte ..." lächelt er die Antwort zurück. Über die Schulter bemerkt die Andere "das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun und im linken Teil des Voyers nachsehen." Schon ist sie aus dem Blickfeld.
 
Wie wenn Harald damit ein Stachel gesetzt wurde, folgt er nach einigem Zögern dem Rat der Fremden. Er weiß nicht, wer ihn führt; jedenfalls leitet ihn sein Weg in eine Perspektive, deren Ansicht ihn wie ein Säbelhieb trifft: hingebungsvoll entrückt küsst Hilde, auf einem Sofachen dahin gegossen, einen Fremden. -
 
Es dauert eine ziemliche Weile, bis Haralds Gedanken wieder in Fluss kommen. Er wendet sich ab und kehrt zum Tisch zurück. Die Informantin ist nicht da und wohl in der laufenden Tanzrunde. Der Mann zückt ein Blöckchen aus der Jackentasche und notiert "Der Bessere ist der Feind des Guten. Zwar tut es sehr weh, der Zweite zu sein, doch wünsche ich Dir ehrlichen Herzens mit Ersterem alles erdenkliche Glück der Welt! Harald" Diskret steckt er es in Hildes Täschchen, das an der Stuhllehne baumelt.
 
Er winkt einem Kellner, zahlt für Beide und entfernt sich. Das Sofachen ist nun leer. Tiefes Einatmen erleichtert draußen Haralds Herz auch nicht sonderlich, wie er jetzt so bedrückt den Heimweg antritt.

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