Und des Tags, wenn manches drückte, weinte das Mädchen in den Teddy hinein. So fanden sich auch etliche Tränen in dem weichen Fell wieder. Ja, und wenn die Sonne schien, lagen beide auf dem weichen Gras und besahen den Himmel.
So gingen viele schöne Kinderjahre ins Land. Doch Kinder werden älter und mit der Zeit vergaß sie ihren Teddy und die Träume.
Das Mädchen wuchs zu einer jungen Frau heran. Das Leben war hart und im Laufe der Zeit hinterließ es etliche Spuren im Herzen der Frau. Manche Träne, die geweint werden wollte, vertrocknete in den Augenwinkeln und das Blau des Himmels und die Sterne verlockten nicht mehr, die Welt der Träume zu betreten. So forderte das Leben seinen Tribut. Längst war das unbeschwerte Lächeln einer Maske gewichen, die Tag für Tag den Umständen hin angepasst wurde.
Rountiniert verrichtete sie ihre Arbeit und Gewohnheiten nahmen der Wahrnehmung ab, neugierig die Welt zu entdecken. Gleichlaufend verstrich die Zeit. Sie wurde älter. Kinder kamen, Pflichten riefen und der Platz für die Sterne wurde gänzlich geräumt.
Doch auch ihre Kinder wurden älter. Sie wuchsen aus den Kleidern. Diese sollten auf dem Dachboden ihr Zwischenlager finden.
Zwischen den Holzbalken hatte die eine oder andere Spinne ihr Netz gespannt. Die kleine Lampe brachte nur spärliches Licht hervor. Im Kegel des Lichtscheines fanden sich die Zeugen vergangener Zeitabschnitte. Dort stand der Kinderwagen mit den quitschenden Rädern. In einer anderen Ecke befanden sich die alten Langspielplatten der Jugendzeit. Berge von altem Spielzeug waren neben dem Altkleiderschrank aufgetürmt.
Und aus dem Gewirr alten Spielzeugs lugte ein zerzauster, brauner Arm hervor. Der Frau kam dieser Arm seltsam bekannt vor. Sie beugte sich vor, zog an dem Arm und hielt den Teddy, und nicht nur irgendeinen, in der Hand.
In ihrem Herzen wurden all die Tränen wach, die der Teddy in sich trug. Es schien, als ob der Teddy sie aufforderte, mit ihm auf eine Traumreise zu gehen. Selbst die Sterne verlangten ihren Platz im Herzen der Frau ab.
Die Frau, und nicht irgendeine, setzte sich auf eine alte Holzkiste. Tränen liefen ihr über die Wangen. Ganz fest drückte sie den Teddy an sich. In sich bemerkte sie ein zartes Verlangen, die Unbeschwertheit der Kindertage erneut leben zu lassen. Der Wunsch nach Liebe und Wohlgefühl nahm ihre Sinne ein. Alles schien so nah, was sie über die Jahre entrückt meinte. Es war nicht nur der vergessene Teddy, es war das vergessene Leben, welches sie in den Händen hielt.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.02.2008.
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Das Licht umarmen: Gedichte
von Maria Pfanzelt
Die Nähe zu den Menschen und die Auseinandersetzung mit dem Mensch-Sein geben meinen Gedanken eine Stimme.
Die Hinwendung zum Ich und der innere Dialog haben meine Gefühle zum Klingen gebracht.
Der Poesie gelingen die Worte, den vielen Facetten, den Höhen und Tiefen unseres Seins Ausdruck zu verleihen.
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