Nee, nüch!!?
Das Hospital ´Martinshof`` hatte einen sehr engagierten und zudem fürsorglichen Chefarzt, den Gynäkologen Prof. Dr. Bremer, gleichfalls sehr hilfsbereite Schwestern und meistens recht einsichtige Patienten.
Die Sprechstundenzeit neigte sich ihrem Ende zu.
„Drinnen wartet die letzte Patientin für heute, Herr Professor!“
„Liegt irgendetwas Besonderes vor?“
„Nur eine Routine-Untersuchung!“
„Na gut.“
Professor Bremer öffnete die Türe zum Behandlungszimmer, Schwester Sabine trabte hinterher. Wie angewurzelt blieben sie stehen.
„Heiliger Bimbam!“
Professor Bremer schnappte nach Luft.
„Das gibt`s nicht!“, japste Schwester Sabine.
So etwas war hier bislang nie vorgekommen, so etwas nicht! Die noch sehr junge, offensichtlich ziemlich verwirrte Patientin stand mit weit gegrätschten Beinen vor dem Untersuchungsstuhl und hatte die Arme in die Halteschalen für die Beine gelegt. Ihre Hände umklammerten die Liege.
Dies allein war ja schon ein Anblick zum Wimmern, jedoch beileibe noch nicht alles. Den Kopf ein wenig vorgestreckt, verharrte sie in jener Pose mit zugekniffenen Augen und weit geöffnetem Mund und streckte lang die Zunge raus.
Der Chefarzt und seine Helferin zogen sich leise vor die Türe zurück. Sie rangen um Fassung.
Eine Minute später:
„So, Sabine – und jetzt erklären Sie der mal, worum es eigentlich geht!“
Professor Bremer grinste übers ganze Gesicht.
Schnell warf Sabine noch einen Blick auf die Krankenakte:
„Aah, Frau Kaspar! – Das passt!“, murmelte sie.
Verzweifelt um die angemessene, ernste Miene bemüht, betrat Sabine den Raum.
„Ja, also, Frau Kaspar, Sie haben da etwas völlig falsch verstanden!“
Dann verriet sie ihr, was denn sie total missverstanden hätte. Frau Kaspar bewies Nerven wie Drahtseile. Es schien ihr kein bisschen peinlich zu sein.
„Ick hab` mir auch schon gewundert.“
„Immerhin!“, dachte Sabine.
Zwei Minuten später lag Frau Kaspar denn endlich dort, wo sie hin gehörte und wie es sich geziemte.
„Herr Professor Bremer kommt sofort!“
„Och, eilt ja nicht!“
Anscheinend schwante ihr denn doch, was gleich auf sie zu käme ...
Professor Bremer dagegen eilte es sehr. Sein Feierabend wartete.
„Hallo, Frau Kaspar! Ich hoffe, Sie haben sich von dem Schrecken erholt!?“
„Hallo, Herr Professor! Klar, abaa wissen Se was? Sehr lange hätte ick da nich mehr so stehen können. War nämlich fein anstrengend. – So wie jetzt isset doch viel jemüütlicher ... !!“
Am nächsten Morgen wusste es das ganze Krankenhaus und lachte Tränen.