Groß, dunkel und vor allem leer erscheint die mönchengladbacher katholische Citykirche, die zentral in der Innenstadt liegt.
Gotisch
ist die Hallenkirche angelegt, in dunklen Farben (grau, dunkelblau,
dunkelgrün, weinrot) die künstlerisch gestalteten gotischen Fenster
gehalten. Mehrere Standbilder sind hier zu sehen; der Altarraum enthält
einen Altartisch aus Stein, ein Doppelkreuz mit Jesusfigur und zwei
Frauenstandbildern auf dem zweiten Querbalken sowie jeweils 3 Kerzen
auf jeder Seite des Kreuzes und eine Opferkerze auf der rechten Seite.
Zwei
Beichtstühle auf der linken Seitenwand und jede Menge Ikonen auf der
rechten Seite vollenden die Inneneinrichtung. "Aber es gibt doch
bestimmt Kirchenbänke," höre ich Sie jetzt sagen. Aber nicht doch,
mitnichten. Mehrere Reihen Stühle in der Nähe der Beichtstühle sind die
einzigen Sitzgelegenheiten in der Kirche. Die traditionellen
Kirchenbänke fehlen tatsächlich völlig. Ob es daran liegt, daß die
Kirche derzeit (zumindest von außen) renoviert wird, kann ich nicht
beurteilen. Ein wenig wie Turnhalle sieht die Kirche aber trotzdem aus.
Erzbischof
Gero von Köln gründet 974 die Abtei Gladbach zu Ehren des Heiligen
Geistes, der Gottesmutter Maria und des Märtyrers Vitus. 985 wird der
heilige Sandrad erster Abt. Die erste Abteikirche wird um das Jahr 1000
vollendet. Neubauten sowie An- und Umbauten folgen bis zur Aufhebung
der Abtei am 30.5.1805. Das Münster wird der Hauptpfarre Gladbach als
Annexkirche zugewiesen. Die Erhebung zur Päpstlichen Basilica Minor
folgt 1974.
Die Entscheidung, den Bildhauer Franz Gutmann mit
einer Skulptur für die Apostelkapelle des Münsters St. Vitus zu
beauftragen, fiel den Verantwortlichen, der Hauptpfarre und dem Münster
- Bauverein, nicht schwer. Hatte der Mataré - Schüler und
Studienkollege von Joseph Beuys, Erwin Heerich und Elmar Hillebrand
doch schon das Südportal udn das bronzene Becken des romanischen
Taufsteins gestaltet. Für die Initiatoren waren zwei Dinge wichtig:
Einerseits sollten Teile des Münsterschatzes - in diesem Fall der
Apostelschrein - besser präsentiert, andererseits die Apostelkapelle
durch ein Kunstwerk bereichert werden.
Bei der Suche nach einem
geeigneten Künstler spielte unter anderem ein Gedanke, der bereits in
den 70er Jahren diskutiert worden war, eine wichtige Rolle: Der
Bildhauer Ewald Mataré hatte den Altar des Hochchores gestaltet, seine
Schüler sollten mit der weiteren Ausgestaltung beauftragt werden.
Allerdings kamen nur Elmar Hillebrand (Triumpfkreuz, Ambo und Leuchter)
und Franz Gutmann zum Zuge.
Der 69jährige hat eine 3,50 Meter hohe
Skulptur aus Eichenholz geschaffen. Die frauenähnliche Gestalt hät die
15 Zentner schwere Figur in einer Vitrine den vergoldeten
Apostelschrein, ein Geschenk des Bürgervereins "Concordia". Dieser
Schrein wurde bisher in der Münsterschatzkammer aufbewahrt, ebenso wie
ein kleines, altes und kostbares Bild der Ecclesia auf dem Tragaltar
aus dem Jahre 1160.
Franz Gutmann, der nicht nur, aber mit Vorliebe
das Material Holz bearbeitet, hat sich bei der Gestaltung der Skulptur
an der räumlichen Situation der Apostelkapelle orientiert und eine
passende Ergänzung geschaffen. Die leicht gebogene Skulptur hebt sich
bewußt von den klar gegliederten Säulen der Ostwand der Apostelkapelle
ab.
Nachdem es nach der Säkularisation Ende des 18. Jahrhundertes
gelungen war, die zum Abbruch bestimmte Abteikirche vor dem "Aus" zu
retten, bemühten sich Mönchengladbacher Bürger Mitte des 19.
Jahrhunderts um den Neuaufbau des größtenteils zerstörten
Münsterschatzes. Dank ihrer Spenden erhieten die seit 1795 nicht wieder
gefaßten Reliquiare neue kostbarer Gehäuse. Der Bürgerverein
"Concordia" stiftete zur Heiligtumsfahrt 1874 den Apostelschreib. Er
ist aus vergoldetem Messing und birgt unter anderem Reliquien der
Apostel Andreas, Jakobus dem Älteren, Simon, Matthias und Barnabas.
Ernst
Coester: Münsterschatzkammer Mönchengladbach (Reihe Kleine
Kunstführer); 19 Seiten; Verlag Schnell & Steiner München und
Zürich 1988
Unterstützt durch diverse farbige und Schwarz - Weiß
- Fotos bringt der Autor uns Leser den Münsterschatz der
Mönchengladbacher Kirche näher. Sehr umfangreich, sehr detailliert und
kenntnisreich, aber auch sehr kunstwissenschaftlich und
kunstgeschichtlich anspruchsvoll sind die Ausführungen gehalten. "Mal
eben so nebenbei" kann man sich die Texte nicht zu Gemüte führen. Ein
gewisses Basiswissen, ein gewisses Interesse an und ein
Grundverständnis für sakraler Kunst muß schon beim Leser vorhanden
sein. Ansonsten wird der Leser das eigentlich ganz interessante Heft
schnell beiseitelegen.
Sie merken es sicher, liebe Leser: Ich bin jetzt in der katholischen Hauptpfarre St. Mariä Himmelfahrt angekommen.
Schlicht
und hell - mein Eindruck der Münsterkirche ist durchaus positiv. Auch
sie ist eine gotische Hallenkirche. An der Decke hängende Lampen
erleuchten sie. Stuhlreihen füllen den Innenraum aus. Bunt leuchtende,
aber auch schlichte Glaskunst schmückt die Fenster des Gotteshauses.
Ein künstlerisch gestaltetes Kreuz hängt im Altarraum; das Triumphkreuz
aus dem Jahre 1975 stammt von Elmar Hillebrand und läßt sehr leicht den
Eindruck aufkommen, das eigentliche Kreuz sei in einer Kiste verpackt.
Auch das Sprecherpult - Ambo genannt - stammt von Elmar Hillebrand. Er
schuf es im Jahre 1991. Das Kreuz von Ingo Wegerl sei hier auch
erwähnt. Es stammt aus dem Jahre 1997, ist Blattgold auf Papier und
trotz seiner modernen Gestaltung doch sehr ansprechend gelungen. Das
Werk von Mataré erscheint da fast schon ein wenig unspektakulär.
Die
Schatzkammer wird nach Absprache mit dem Pfarrbüro geöffnet. Ihre
Öffnungszeiten sind dienstags bis samstags von 14.00 bis 18.00 und
sonntags von 12.00 bis 18. Uhr. Der Eintritt kostet 12 Euro für
Erwachsene und 15 Cent für Kinder. Wer sie sehen möchte, kann sich
unter der Nummer 02161 - 462330 anmelden. Ich komme an einem Sonntag
Mitte Januar 2008; auch wenn ich ein paar liturgische Gewänder und ein
paar Gemälde zu sehen bekomme, ist die Schatzkammer im Grunde doch
geschlossen.
Ich habe allerdings Glück. Ich treffe eine nette Dame,
die mir die Türe öffnet. Als ich die Büsten, Monstranzen, Bibel,
Ostensorien, Holzschnitte und andere Kostbarkeiten sehe, bin ich
eigentlich meinem Glück dankbar. Die Schatzkammer ist klein, aber
prächtig und auf jeden Fall einen Besuch wert. Als Besucher kann man
nur über die Fähigkeiten der Kunsthandwerker staunen.
"Was war das
doch für ein Gesindel, das den Kirchenschatz von vor der Franzosenzeit
um des schnöden Mammons willen zerstörte," schießt es mir unwillkürlich
durch den Kopf, als ich mich auf den Weg nach Hause mache.
"Das
Museum Abteiberg ist ein Museum internationaler Kunst des 20. und 21.
Jahrhunderts. Mit seiner gegenwartsbezogenen Konzeption von Sammlung
aus Ausstellungsprogramm behauptet es seit Jahrzehnten seine Position
in der Museumslandschaft, die gerade im Rheinland zu den
interessantesten und dichtesten der Welt zählt.
Wegweisend wurde
auch die mehrfach preisgekrönte Architektur von Hans Hollein, die nicht
nur intensive Raumerlebnisse und außergewöhnliche Dialoge von Kunst und
Architektur eröffnet, sondern auch selbst Geschichte ist. Das Museum
Abteiberg stand am Anfang des großen Booms neuer Museumsbauten der 80er
und 90er Jahre und setzte weltweit Maßstäbe für die Entwicklung der
Museen für Gegenwartskunst.
Expressionismus, Konstruktivismus, ZERO
und Op Art, Nouveau Réalisme, Pop Art, Neue Konkrete Kunst, Minimal und
Concept Art, Arte Povera, Künstlerräume und -konvolute der aktuellen
Gegenwartskunst seit 1980, Werkskomplexe von Man Ray, Lucio Fontana,
Joseph Beuys, Macel Broodthaers, Dieter Roth, Gerhard Richter, Sigmar
Polke, Ulrich Rückriem, Palermo, Richard Serra, Imi Knoebel, Günter
Umberg, Joseph Marioni, Allen Ruppersberg, Martin Kippenberger, Franz
West, Mike Kelley, Günther Förg, Isa Genzken, Kai Althoff, Paulina
Olowska, Rodny McMillian, Richard Wright; graphische Sammlung:
Zeichnungen, Aquarelle, Fotographien und Druckgraphik des 20. und 21.
Jahrhunderts machen die Sammlung aus.
Seit Juni 2002 besitzt das
Museum Abteiberg einen Skulpturengarten mit Werken von Larry Bell,
Giuseppe Penone, Franz West, Jorge Pardo, Dan Peterman, Mauro
Staccioli, Anaton, Berhard Luginbühl, Francois Morellet, Maria Lehnen,
Stefan Kern und Claes Oldenburg, die sich über Holleins `Rheinterassen'
bis zur alten Stadtmauer im unteren Bereich des ehemaligen
Klostergartens erstreckt," berichtet das Museum.
Hell und freundlich
ist das Museum gestaltet, großzügig und auf jeden Fall besuchenswert.
Gemälde, Fotos und Objekte sind hier zu sehen, moderne Kunst eben.
Grell und bunt sind viele Exponate. Ob sie jedermanns Geschmack sind,
sei einmal dahingestellt. Man muß allerdings einen Zugang zum aktuellen
Kunstgeschehen haben, um diese Präsentation zu mögen. Die Architektur
ist - so ganz nebenbei bemerkt - wirklich ansprechend. Die vielen
Winken und Verschachtelungen bieten diverse Möglichkeiten, Kunst
hervorzuheben (oder auch zu verstecken?)
Hier jetzt alle Exponate
vorzustellen, würde sicherlich zu weit führen. Dafür sind es zu viele
und zu unterschiedliche Ausstellungsstücke. Allein zu Joseph Beuys und
Sigmar Polke ließe sich schon viel erzählen. Wer sich für moderne Kunst
interessiert, sollte dieses Museum kennen.