Helga Siebecke

Bemooste Steine

Bemooste Steine liegen herum und haben schon lange vergessen, wozu Steine gut sein könnten. Auch wo sie einst herkamen ist ihnen längst entfallen. Vermutlich weiß dieses überhaupt niemand. Es interessiert auch kaum jemanden.
Sie waren auf einmal aufgetaucht und lagen blitzblank am Strand. Manchmal nahm sie einer als Andenken mit, mitunter wurden sie auch für wundervolle Gebäude verwendet, denn die Steine am Meer waren einst sehr begehrt. Man wusste, dass sie ein Leben lang halten. Sie halten einfach alles aus, auch ohne zu murren. Man kann mit ihnen etwas darstellen. Sie besitzen Charakter und Würde. Sie sind eine Zierde und darüber hinaus sehr nützlich.  Ja, man bekam sie zuweilen sogar umsonst.
Aber das ist vorbei. Die Steine hörten, dass es nun moderne Verfahren gäbe und völlig anderes Baumaterial, junges, flexibles, welches ununterbrochen hergestellt würde und leicht zu transportieren sei.
Nein, die alten bemoosten Steine, die innerlich immer noch so beschaffen waren wie früher und genauso verlässlich wären, will nun keiner mehr. Sie sind bemoost.
Manchmal setzt sich eine Möwe auf sie, um auszuruhen. Sie erleichtert sich und fliegt davon. Wer will sich schon länger als nötig bei einem bemoosten Stein aufhalten. Niemand.
Doch die Steine fühlen den Wind, hören die Wellen und auch zuweilen das dumme Geschwätz der Vorbeiwandernden.
Bemoosten Steinen kann niemand etwas antun, ihre Kraft ausnutzen oder sie einfach zerteilen. Sie dürfen mit aller Gelassenheit einfach herumliegen und ihren Gedanken freien Lauf gewähren.
 
das dazu... und dann gibt es noch ein scheinbar ganz anderes Thema:
 
Hängende Beine
 
Hängende Köpfe? Nein, wer mag sie schon. Zeigt das doch die Niedergeschlagenheit eines geprügelten Geschöpfes. Deshalb schauen wir schmunzelnd auf die hängenden Beine mit ihren bunten Socken. Rosarot und sauber aufgereiht schaukeln sie ein wenig im laschen Wind vor dem Marktstand. Schlank und makellos baumeln sie am Haken, unfähig einen Schritt zu unternehmen. So glatt können nur junge Beine ausschauen. Man gibt ihnen einen Schubs, schon schwingen sie hilflos hin und her. Die kommen niemals auf den Boden. Sie sind den Launen aller ausgeliefert. Man muss Lächeln und es ist ein wenig schadenfroh, dieses Lächeln. Sonst sind es ja immer die alten oder kranken Beine, die so willenlos am Haken hängen müssen. Hier ist alles anders. Rosige Beine zappeln lächerlich über der Erde. Sie sind absolut nutzlos, dienen nur der Schaustellung alberner Socken.
Ja, sie sind oben, doch wie wertvoll könnten sie dort eigentlich sein?
Zum Feierabend nimmt man sie ab und legt sie in die Kiste samt ihrer bunten Socken.
 
Man versuche nun den Zusammenhang zwischen bemoosten Steinen und hängenden Beinen herzustellen...
 
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.02.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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