Arnulf Rädecke

EPO-Alarm am Hindukusch

EPO-Alarm am Hindukusch (Satire)

 

Wie die kuwaitische Nachrichtenagentur OPIC vermeldet, sind bei einem deutschen Soldaten in Afghanistan möglicherweise Spuren des Dopingmittels EPO nachgewiesen worden.

 

Der mehrfach für nachhaltigen Brunnenbau ausgezeichnete Obergefreite hatte sich beim Gewehrreinigen im Verlaufe eines Kontrolleinsatzes im Dorfe Masri el Musri einen Finger durchschossen.
 
Im Zuge der umgehend eingeleiteten Notoperation im 300 Kilometer entfernten Krankenhaus fiel dem mit der Operation betrauten Hausmeister die verdickte Konsistenz des deutschen Blutes auf. Seine ihm bei der Operation assistierende Ehefrau Fatma sagte später aus, ihr Mann habe die Zähflüssigkeit des Blutes anfangs für eine typische deutsche Eigenheit gehalten. Sie selbst habe ihm aber unmissverständlich durch die Burka zu verstehen gegeben, dass es sich laut Al Dschasiras Coverage der Tour de France um die Wirkung des Kampfmittels EPO handeln könnte.
 

Der für die Sicherheit des Hospitals alleinzuständige Warlord Ismael Abu Abi wurde umgehend informiert. Abu Abi, ein Freund der unter seinem ausdrücklichen militärischen Schutz stehenden Deutschen („Ich habe in Heidelberg Mohnanbau studiert“) meldete den Verdacht umgehend an die im entlegenen und sicheren Kuschweg-Tal stationierten Deutschen.

 

Beiderseits wurde die höchste Geheimhaltungsstufe vereinbart.

 

Wie tags darauf die drei lokalen Zeitungen auf ihren Titelseiten vermeldeten, sei die zuständige deutsche ISAF-Dependance in höchste Alarmstufe versetzt und eine gründliche Sichtkontrolle des Urins der Zeltnachbarn des Obergefreiten eingeleitet worden, ohne positive Befunde. Die drei Zeitungen forderten eine verlässliche Analyse des Blutes, insbesondere aber die des Obergefreiten, der inzwischen unter bewaffnetem Schutz zur Kur nach Kabul geschickt wurde.

 

Wie die führende Zeitung „Dschihad Daily“ in einem Kurzinterview mit dem deutschen Soldaten bei seiner Abfahrt nach Kabul herausfand, soll der Obergefreite über den Verlust seines rechten Mittelfingers sehr betrübt gewesen sein. („Ich beherrsche die Sprache hier nicht. Wie soll ich meinen afghanischen Freunden jetzt noch das übliche Verständigungszeichen geben?“). Erfreut zeigte sich der verlässliche Schütze über den Erhalt seines rechten Zeigefingers.

 

Wie der verantwortliche Kommandeur der ISAF-Einheit, Oberst Helfeuch, im Zuge der weiteren stundenlangen Lager-Nachforschungen überraschend zugeben musste, war der betreffende Soldat, ein passionierter Hobby-Rennfahrer, auf seiner Routinefahrt zur dörflichen Brunnenkontrolle mit dem Fahrrad unterwegs gewesen, um die überall präsenten Taliban zu täuschen. Oberst Helfeuch weiter: Damit sparen wir auch Steuergelder und verteidigen das Weltklima hier am Hindukusch.

 

Er schloss aber eine Verbindung zwischen EPO-Doping in Deutschland und der Leistung der Bundeswehr am Hindukusch aus. Die Bundeswehr sei sauber und sei durchaus fähig, mit legalen Mitteln zu töten. Sollte sich der EPO-Verdacht wider Erwarten bei dem Kameraden bestätigen, sei dies mit Sicherheit ein Einzelfall. Der Oberst wörtlich: Sollte herauskommen, dass der Soldat den humanitären Dienst in Afghanistan dazu missbraucht hat, hier unter inzwischen üblichen Methoden für Zuhause zu trainieren, wird er empfindlich und nachdrücklich ermahnt werden.

 

Inzwischen ging ein handgeschriebenes Bekennerschreiben der Taliban-Nord ein, das die Urheberschaft des EPO-Anschlages auf die deutsche ISAF-Einheit übernimmt.

Danach werden die Deutschen schon monatelang mit EPO versorgt, um ihren Kampfeswillen zu steigern, sie zu Kampfhandlungen zu verleiten und vom Brunnenbau abzuhalten.

 

© 2007 arnulf rädecke

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