Niemand war mehr auf den Straßen zu sehen. Verlassen und dunkel lag der Weg vor ihr. Es war kalt. Zitternd hüllte sie sich in den weiten Mantel, der noch an die Zeit erinnerte, als ihr Leben noch nicht so einsam schien. Spöttisch blickte sie sich um. Es war Heiligabend. Familien, Freunde trafen sich, um gemeinsam das Fest zu feiern, dass sie nie verstanden hatte. Weihnachten! Seinen eigenen Geburtstag zu feiern, o.k., aber den eines Fremden? Den eines Sohnes, dessen Vater nicht existierte? Nein! Das war nicht zu verstehen. Sie beschleunigte ihre Schritte und bog in eine kleine Gasse ein. Egoistisch hatte man sie genannt, selbstverliebt… Was wussten die schon von ihr? Sie war halt ehrlich, sie hat niemandem vorgespielt, ihn zu lieben, mehr zu lieben als sich selbst. Sie nicht. Und am Ende hatte sie doch recht behalten: Jeder ist sich selbst am nächsten. Wütend über sich selbst, bemerkte sie gar nicht, wie sie die Gasse schon wieder verlassen hatte. Sie auch nicht das Auto, das im gleichen Moment um die Ecke gebraust kam. Der Schmerz, der im nächsten Augenblick ihren Körper durchfuhr, riss sie endlich aus ihren düsteren Gedanken. Irritiert und am Boden kauernd blickte sie dem flüchtigen Wagen noch nach, dann nahmen die Schmerzen ihr das Bewusstsein. Niemand kam, niemand ging. Warum auch, es war doch schließlich Weihnachten… Doch als sie die Augen wieder aufschlug, war es plötzlich hell um sie und eine warme Welle von Liebe und Geborgenheit löste den Schmerz ab. Da wusste sie, sie hatte ihm Unrecht getan, ihm, dem Geburtstagskind. Und zum ersten Mal seit Ewigkeiten lächelnd erlag sie ihren Verletzungen. |
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.02.2008.
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Freitag Nacht
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Der Taxifahrer "Hannes" und seine Fahrgäste erzählen Schicksale, die sich bizarr und eigenwillig miteinander verknüpfen.
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