Astrid von Spreckelsen

Der 60. Geburtstag

Olga und ihre Tochter Katrin lebten seit einigen Jahren nicht mehr in der gleichen Stadt. Zum 60. Geburtstag der Mutter fragte die Tochter: „Mom, was hältst Du davon, Deinen Geburtstag bei mir zu feiern. Es ist Sommer und wir haben Traumwetter. „Oh, eine hübsche Idee, ja gut, ich komme gern“. Olga ergatterte noch ein billiges Flugticket und flog an ihrem Ehrentag mit der ersten Maschine gen Süden. Sie freute sich auf Katrin und hielt am Ausgang nach ihr Ausschau, aber sie war nicht gekommen, um ihre Mutter abzuholen. Etwas enttäuscht, nahm sie schweren Herzens die S-Bahn, stellte ihr Handy wieder an und hörte das Signal einer SMS. „Hi Mom, habe einen Job reingekriegt, muss arbeiten, Schlüssel liegt am gewohnten Platz, versuche so schnell wie möglich zu kommen. Kuss Kind“.
 
 
In der Wohnung war es schwül und stickig. Olga öffnete die Balkontür und ließ Luft herein. Ein kühles Bier könnte mich jetzt versöhnen, dachte sie. Im Kühlschrank stand nur eine halbvolle Flasche Wasser. Die nächste Enttäuschung. Im nahegelegenen Supermarkt kaufte sie einige Flaschen Edelstoff und legte sie ins Eisfach. Warmes Bier bei 30° im Schatten, schrecklich. Olga fühlte sich unwohl. Hoffentlich kommt Katrin bald. In diesem Augenblick klingelte ihr Handy. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Mami, bist du ok? Ich stehe vor der Haustür, komm runter, wir müssen los“. Olga stand fassungslos im Flur, nahm mechanisch den Schlüssel und ihre Handtasche. ‚Ist die Jugend heute so, oder werde ich alt’. Sie bekam einen liebevollen Kuss von Ihrer Tochter und schon fuhr der Wagen los. In atemberaubendem Tempo ging es kreuz und quer durch die Stadt. Endlich hielten sie vor einem herrlich gelegenen Biergarten mit riesigen Kastanienbäumen, deren Kerzen in voller Blüte standen. Der Duft war betörend. Vielleicht wird es ja doch noch ein schöner Geburtstag, hoffte Olga.
 
 
Schon von weitem sah sie ihre Lieblingsfreundin aus der Schulzeit. Ihr Herz machte einen Freudensprung. Mein Gott, wie lange habe ich Senta nicht gesehen. Tränen der Rührung rollten beiden Frauen über die Wangen, als Katrin laut rief: „Ü b e r r a a a s c h u n g“! Olga blickte sich erstaunt um und konnte ihr Glück nicht fassen. Da standen sie, die Freunde aus der Jugendzeit und strahlten vor Wiedersehensfreude. Sogar zwei ehemalige Liebhaber hatten sich eingefunden. Das also war Katrins angeblicher Job. Die schönste Geburtstagsfeier seit langer Zeit, dachte Olga und prostete überglücklich ihrer Tochter zu.

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