Kimberly Chua

Tochter der Katzengöttin Teil 1: 4.Kapitel

Eine neue Gabe
 
Die Morgensonne Chepre stand hoch im Himmel und beleuchtete ein Teil des Hauses meiner Familie. Ich, die Tochter der Katzengöttin, brauchte mich nicht von meinen Traum zu erholen. Denn es war kein Alptraum. Ein Traum, wo Götter vorkommen, war ein ganz besonderer Traum gewesen. Außer der Traum von meinem altem Freund, als dieser von einem Gott erblindet wurde. Eine warme Temparatur herrschte im ganz Ägypten und alle bereiteten sich für das Fest des Ramses der II. vor. Sogar ich sollte mitkommen, da ich ja an dem Tag geboren wurde, wo Ramses zur Welt kam. Doch dazu hatte ich keine Lust. Ich wollte mit meiner geliebten Katze zu dem Tempel Bastets gehen und sie bitten, zu sagen, was sie mit 'Eine neue Gabe' gemeint hatte. Vielleicht würde ich es auch heute wirklich erfahren.
"Bist du sicher, dass du auch alleine zu Recht kommst?", hatte meine Mutter mich vor ein paar Stunden gefragt. Daraufhin hatte ich nur genickt. Natürlich konnte ich alleine sein. Jedoch war ich ja nicht wirklich alleine. Mytsereu und die Götter Ägyptens waren an meiner Seite. Doch am meisten war es Bastet, die mich, Emu, beschützte. "Ich komme zu Recht, Mutter. Ihr könnt ruhig nach Theben reisen. Schließlich ist Ramses Mitregent des jetzigen Pharaos. Und dieses Fest dürft ihr nicht verpassen.", antwortete ich ehrlich und man konnte in meinen Augen ein Funeln erkennen. Ein hübsches Funkeln, dass eigentlich nur bei den Katzenaugen aufblitzte. Meine Mutter wunderte sich ein wenig. Wenig später war meine Familie fort, außer ich.
 
Mytsereu schlief auf meinem weich gepolsterten Bett auf einem Podest, während ich meinen Körper schmückte. Mein weißes, enges Trägerkleid ging bis zu meinen Knöcheln und die Ärmel waren breit und dazu noch kurz. Mit geschlossenen Augen legte ich um meinen Hals ein buntes Amulett. Der Rand des Halsschmucks war gold und der Rest des Schmucks war lapizlazuliblau. Auch um meinen Armen waren Amulette, die die gleiche Farbe wie der Halsamulett hatte. Ich ließ die Beinamulette aus und schnappte mir deshalb auch Flechtsandalen aus Papyrus und zog sie an.
Meine schwarzen Haare waren gelockt und ich brauchte keine Perücke. Leise seufzte ich und strich dem heiligen Tier übers Fell. Dabei dachte ich daran, wie faszinierend und liebevoll Katzen waren. Aber auch, wie sensibel sie waren und nur das machten, was sie wollten.
"Ich werde euch vor dem schrecklichen Schakal schützen.", wisperte ich entschlossen und schon wieder funkelten meine Augen. Irgendwas stimmte nicht mit meinem Körper, doch das nahm ich vorerst gar nicht wahr. Sanft weckte ich Mytsereu und machte mich dann mit ihr auf dem Weg zum Tempel. Zum Glück hatte ich extra Wasser in einer Flasche mitgenommen und diese dann in meinem Lederbeutel getan, die um meine Schulter hing. Manchmal hielten wir an und jeder trank dann zwei Schlücke vom kalten Wasser. Es war schließlich ein langer Weg bis zum Tempel, obwohl ich genügend Zeit hatte. Zwischendurch rannte ich und meine Katze.
Später kamen wir an. Mich empfing der schöne Duft des Tempels: Öl, und ich wunderte mich, warum ich nur selten einen Ägypter im diesen Tempel traf. Auch die kühle Luft vertrieb die Wärme von meinem und Mytsereus Körper. Einfach erfrischend.
Ich näherte mich der Statur Bastets. Mytsereu stand am Eingang und beobachtete das Geschehen mit aufmerksamen Blick. Und die Freude, dass ich nun mit Katzen sprechen konnte, keimte in mir wieder auf. Sonst hatte ich nur ein wenig Angst. Warum? Ich konnte es mir selber nicht beantworten. Sofort fiel ich vor Bastet auf die Knie. Mein Blick war noch auf den Boden gerichtet. Es herrschte Stille.
Plötzlich leuchteten die goldenen Augen der Bastetstatur auf. Ich erschrak und schaute nach oben. Tatsächlich! Die Statur lebte! Bastet lebte..! Sie hatte mich erwartet und jetzt gleich wollte sie mich ansprechen. Wieder ohne den Mund zu bewegen, da es ja sehr schlecht ging. Nur ich und Mytsereu konnten Bastet hören. Kein anderer.
"Emu, ich habe dich erwartet." Die Stimme Bastets klang so beruhigend und sanft, sodass ich die Augen schließen musste, damit ich ihr ruhig lauschen konnte. Mytsereu tabste zu mir und legte sich neben meinem Körper.
"Und ich bin froh, dich als Tochter zu haben. Du bist sehr intelligent, denkst wie eine Katze, bist manchmal wie eine Katze. Verspielt und verschmust. Du liebst Katzen über alles, mehr als dein Leben und du würdest dich für sie opfern. Stimmt das?"
Ich nickte.
"Dann brauche ich, wie in deinem letzten Traum gesagt, deine Hilfe, den mächtigen Schakal zu besiegen. Er ist hinterlistig und hat nur ein Ziel: Sich an mir zu rächen, indem er die Katzen auslöscht."
"Aber wenn ihr Götter euch vereint, seid ihr alle zusammen stark, um den Schakal zu besiegen.", meinte ich schnell.
"Es ist nur meine Aufgabe, die Katzen zu beschützen, Emu.", antwortete sie.
"Stimmt. Doch du bist auch sehr stark und die Liebe zu den Katzen besitzt du auch."
"Ich brauche trotzdem deine Hilfe, Emu. Du musst ihn für mich schwächen und dann werden wir ihn zusammen besiegen. Mit der Liebe der Katzen. Verstehst du?"
In Wahrheit verstand ich sie wirklich und ich war sehr gerührt, dass sie meine Hilfe brauchte. Sie war meine Mutter. Ich würde für sie da sein und ihr helfen. Für sie, für die Katzen und für ganz Ägypten. Katzen verjagten die Mäuse, ehe diese die Ernte zerstören konnten. Die Ägypter brauchten die Katzen, sowie ich.
"Ich verstehe es.", flüsterte ich leise.
"Die Katzen und ich werden immer an deiner Seite stehen und dir helfen. Jedoch musst du auch alleine kämpfen. Aber wenn du Hilfe brauchst, dann lausche deinem Herz. Denn in deinem Herz lebe ich.", erzählte sie und ihre Augen blitzten funklend auf.
"Mutter, ich kann mit Katzen reden. Doch du hattest auch von einer zweiten Gabe geredet. Wie.." Ich schluckte. "..ist sie?"
"Ich bin stolz auf dich, Emu,.", sagte Bastet aber nur. Aber ehe ich enttäuscht aussah, geschah etwas Unglaubliches.
Goldene Stäubchen tanzten wirbelnd um mich herum. Verdutzt sah ich mich um. Die Bastetstatur lächelte. Das konnte ich deutlich erkennen, als ich zu ihr hoch blickte. Unwillkürlich schlossen sich meine Augen und ich konnte bunte Farben erkennen, während meine Augen geschlossen waren. Ich bewegte mein Kopf hin und her und hatte Angst. Was passierte nun mit meinen Augen? Nach einer Minute konnte ich sie wieder öffnen. Auf dem glatten, bronzenen Boden spiegelte ich mich und ich sah Katzenaugen. Es waren meine Katzenaugen. Trotzdem konnte ich die Welt in allen Farben sehen. Fröhlich schaute ich zu Bastet und tänzelte nervös auf der Stelle. Sonnenstrahlen legten sich um meinen Körper und verschwanden schließlich. Da trug ich einen wallenden, weißen Wickelkleid, der mit einer goldenen Schärpe gegurtet wurde. Schon spürte ich, dass sich meine Ohren veränderten. Mit einem Schlag hatte ich blauschwarze Katzenohren und danach einen schwarzen, langen Katzenschwanz, dessen Spitze die Mitte des Kleides berührte und so dann ein glänzend gelber Kristall an dieser Stelle hing. Zuletzt kamen meine Haare dran. Diese wurden heller als sonst und anschließend waren sie braun, lang und ein wenig gewellt. Um meinen Kopf legte sich eine weiße, dicke und weiche Leine, die einem Seidentuch ähnelte. Als Letztes bemerkte ich, dass ich barfuß war und ich bekam dann einen schwarzen Stab in meiner Hand. An der oberen Spitze des Stabes war ein Katzenkopf mit glänzenden, roten Augen. Mytsereu duckte sich. Ihr rechter Vorderbein streckte sie aus, ihr Schwanz war ausgestreckt und ihre Augen geschlossen. So stand sie dann vor mir.
Und Bastet flüsterte: "Du bist eine Halbgöttin."

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.03.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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