Emily White

Vampire Heart 4

 
      
Carpe Noctem /Wie Tag und Nacht...

Normalerweise hielt sich ein Vampir nicht bei Menschen auf,doch heute war es anders.Und als wäre es nicht schon schlimm genug,war es auch noch ausgerechnet ein Ball wo ich mich in dieser Nacht befand.
Ich betrat den weiten Saal und im ersten Augenblick dachte ich,ich wäre im Himmel.Mit meinem bleichen Gesicht und den dunklen,fast rot leuchtenden Augen passte ich so garnicht in diese Szene rein.Ich kam mir so unglaublich fehl am Platz vor.Ich gehörte nicht hierher,das wusste ich,doch um zu gehen war es nun zu spät.
Der Boden war aus reinsten Marmor und die Decke behängt mit schimmernden Kerzenleuchtern.Eine zauberhaft Musik hallte durch Raum,die mein Herz erstrahlen ließ.Eine Wand des Saals bestand aus einem goldumramten Spiegel und es gab eine Seite die nach außen hin offen war und zu einem Balkon hinausführte.Wie geschmolzenes Gold spiegelte sich das Kerzenlich auf dem glatten Boden wieder.Als eine neue Melodie begann kam eine junge Frau auf mich zu,oder besser gesagt ein Mädchen.Sie hatte ihr gelocktes,braunes Haar zu einer kunstfollen Frisur hochgesteckt und trug ein bodenlanges,weißes Kleid,das aus reinster Seid war und in einem zarten Goldton schimmerte.Noch wärend ich wie gebannt auf das Mädchen starrte stand sie vor mir und sah mir in die Augen.Ein etwas schüchternes Lächeln umspielte ihr Lippen als sie mich mit einer angedeuteten Geste zum Tanz aufforderte und ich,wie sollte ich auch anders,etwas irritiert einwilligte.Eigendlich konnte ich gar nicht tanzen und als ich an den Spiegel dachte in den man uns vielleicht sehen könnte,oder bessergesagt sie,denn Vampire haben ja kein Spiegelbild,wurde ich auch nicht gerade überzeugt von meiner Entscheidung.Doch nun war es so wie so zu spät,der Tanz begann und mit jeden Schritt,jeder Bewegung die ich tat,bekam ich ein Gefühl für die Melodie im Saal und allmählich vergass ich alles um mich herrum und tanzte einfach.Ich war der Unbekannten dankbar für diesen schönen Moment.Dem schönsten den ich wahrscheinlich jemals erleben werde. Es fühlte sich an als würde man schweben.Wie im Traum glitten wir über den Pakettboden,die berauschende Musik in den Ohren.Es war der glücklichste Moment in meinem Leben.Mein Herz öffnete sich in dieser Nacht,es war einfach ein unbeschreibliches Gefühl.Ein Gefühl voller Freude und Zuversicht.Ein Gefühl als wäre ich frei wie ein Vogel,der das erste mal seine Schwingen ausbreitete und sich in die Lüfte erhob.Sie war von solch einer bizarren Schönheit,als wäre sie nicht aus dieser Welt.Als der Tanz sich allmählich zu Ende neigte,begann mein Herz sich mit Trauer zu füllen.Ich wollte das diese Nacht niemals endetet.Ich wollte dieses bezaubernde Mädchen nicht gehen lassen.Ich wollte sie nie wieder los lassen und würde am liebsten für immer bei ihr bleiben.Ich wollte ihr ins Licht folgen,auch wenn es mich töten würde.Ich würde alles tun,nur damit sie bei mir blieb.Ich wollte ihr den Weg in die Dunkelheit weisen,doch dafür müsste sie einer von uns werden und das konnte ich ihr nicht antun.Ich wusste das ich in die ewige Kälte der Nacht gehörte und sie für immer die unbeschreibliche Wärme des Tages spüren sollte.Ich wollte das sie mich liebte,wie sie die Sonne liebt und sich nicht mehr an dieses Leben festhält.
Doch ich konnte dem kein Ende setzten.Ich konnte einfach nicht.Sie würde es mir niemals verzeihen.Und vielleicht versteht sie meine Gründe auch nicht.Was würde sie tun wenn sie erfuhr was ich war?Was würde sie tun wenn sie merkte das ich ein ...ein Vampir war?

Eine letzte Drehung,ein letzter Schritt,eine letzte Verbeugung,dann war es zu Ende.Als die Übrigen die Tanzfläche verließen,nahm ich das Mädchen an der Hand und führte es zum Balkon hinnaus in die klare Nacht.Der Mond stand wie eine große,flache Scheibe am Firmament und milliarden winziger Sterne leuchteten am tiefschwarzen Himmelszelt.
“Wie ist dein Name?”,fragt ich sie. “Ich heiße Sarah...und du?”,erwiederte sie mit einer freundlichen Stimme. Mein Name...Was sollte ich nur sagen?Ich hatte keinen Namen.Oder zumindest wusste ich ihn nicht.Natürlich nicht.Denn wie sollte ich auch,wenn ich mich nicht an mein früheres Leben erinnerte?Mein Gesicht wurde noch bleicher als sonst. “Ich weis es nicht...”,flüsterte ich schließlich.
Dann ergriff ich die überraschte Sarah an der Schulter. “Sarah,ich glaub ich muss dir etwas sagen.Ich bin...”.
Eins...zwei...drei...
Die Turmuhr!Entsetzt starrte ich auf die weit entfernte Kirche.Mitternacht war vorbei.Es war kurz vor der Dämmerung.Ich musste weg.Sofort.Sonst würde die Sonne aufgehen und es wäre aus mit mir.
Ich ließ Sarah los und rannte von dem Balkon herrunter und in Richtung Treppe. “Warte!”,rief sie mir hinterher und kam mir einige Schritte nach“Wohin gehst du?”.Kurz vor dem Ansatz der marmoren Wendeltreppe blieb ich stehen,drehte mich um. “Wir werden uns wieder sehen,Sarah.Glaub mir,wir werden uns wieder sehen.”.

Ich lief die Wendeltrppe hinunter und rannte weiter,bis ich das rießige Gebäude hinter mir gelassen hatte und blieb erst stehen,als sich die vertraute Umgebung meines Grundstücks um mich befand.
Die Villa erhob sich dunkel und bedrohlich auf einem kleinen Hügel.Rings herum standen einige Bäume,die dem ganzen einen finsternen Aussehen verliehen.Ich eilte durch düstere Gänge,eine breite Treppe hinauf und schließlich ging es über einen weiteren Flur zu meinen Gemächern.Ich stieß die schwere Holztür auf und stand endlich in einem äußerst altmodisch eingerichteten Raum,dessen Fenster mit langen schwarzen Tüchern bedeckt waren und es gerade mal ein Dämmerlicht herschte.Ein mit roter Seide ausgerichteter Sarg stand direkt vor einer alten Wand und zu dessen Füßen war ein einfacher Podest errichtet.Erschöpft ließ ich mich in den Sarg niedersinken.Ich konnte nicht schlafen.Wie denn auch?Ich musste immerzu an Sarah denken.Würde ich sie wiedersehen?Würde ich ihr jemals wieder begegnen?Ich wusste es nicht.Ich wusste nur das ich sie niemals vergessen wollte und die wunderschöne Erinnerung an diese Nacht auch nicht.Dann schloss ich die Augen und noch bevor der Morgen graute,wusste ich das ich das Sarah wiedersehen würde.

Ich schlief die restliche Nacht und den ganzen nächsten Tag durch.Als ich am Abend wieder erwachte,war die Sonne bereits untergegangen.
Ich erhob mich langsam und verließ in Gedanken versunken die Villa.
Zielsicher spatzierte ich durch einsamen Straßen.
Ich durchquerte die nächtliche Stadt,begutachtete jedes einzelne Haus,denn ich wusste nicht wo Sarah wohnte und musste mich ganz auf mein Gefühl und meine geschärften Instinkte verlassen.
Irgendwann kam ich an einem Gebäude an,wo ich mir sicher war das es das Gesuchte war.Von jedem Mensch ging ein Gewisser Geruch aus,eine Aura umgab ihn,und das war es was mich den richtigen Ort finden ließ.Nun spürte ich Sarah`s Nähe.Ich stand unten im Garten und blickte sehnsüchtig zu ihrem Fenster.
“Sarah,bist du wach?”,rief ich in die kalte Nacht hinein.
Jemand öffnete das Fenster und Sarah stand am Fenster,gekleidet in ein blutrotes Kleid.
Sie sah einfach wunderschön aus,wie eine einsame Rose in einem Meer aus Dunkelheit.
“Komm runter!Ich muss mit dir sprechen!”,sagte ich dann etwas leiser.
“Warte.Ich komme gleich.”,antwortete sie erfreut.
Ich sah ihr nach,wie sie das Fenster wieder schloss und sich hinter dem Vorhang ein Schatten fortbewegte.Vollkommene Stille herschte für diesen Moment und langsam zweifelte ich an ihrem erscheinen.In diesem Augenblick kam sie um die Ecke.Sie war in einen Mantel gehüllt und lief auf mich zu.“Ich habe nicht gedacht das ich dich jemals wiedersehen werde.”,sagte sie zu mir.
“Ich auch nicht.”,entgegnete ich “Aber ich bin froh das es nicht so ist.”.
Ich fasste sie an der Hand und führte sie aus den Garten,durch die dunklen Straßen und in Richtung Park.Funkelnde Sterne strahlten vom klaren Nachthimmel und einzig mein geliebter Mond sah uns heute Abend zu.Einige Bäume umgaben uns als wir endlich stehen blieben und eine weite Wiese erstreckte sich Hangabwärts.Nicht weit von und war das azurblaue Meer zu sehen und vor ihm der weißliche Strand.Wie eine verschwommene Kopie des Nachthimmels spiegelten sich all die Sterne und der rießige Mond im Wasser wieder und wenn man die leicht verzerrte Abbildung genauer betrachtete,vermittelten sie einen das Gefühl in eine andere Galaxie zu blicken.Überall um ums herrum herrschte volkommene Finsternis und nur ein kleiner Teil des Parks wurde vom matten Mondlicht beleuchtet.Das sanfte Rauschen des Meeres und das leise Wispern einer sachten Briese waren zu vernehmen,ansonsten war es still.
Das erste mal war ich mir sicher,das ich hier hin gehörte,das ich willkommen war und einfach sein konnte wie ich bin,mit all meinen Fehlern und Leidenschaften.
Es war wie im Traum.Oder vielleicht sogar noch besser.Ich nahm Sarah's Hände in die meinen und flüsterte:“Ich liebe dich,Sarah.Ich liebe dich!Und ich will das es die ganze Welt erfährt!”Sie schaute mich mit ihrem wunderschönen,mandelbraunen Augen an. “Ich auch...”,murmelte sie leise.
Dann legte ich ihr einen Finger unter das Kinn,hob ihren Kopf leicht an und drückte ihr meine Lippen auf den Mund.Ein Schaudern überkam mich,unter der ungewöhnlich zärtlichen Berührung und mein Gesicht wurde ganz heiß.Mein Herz schlug schneller und mir wurde bewusst wie viel mir diese Person bedeutete.Wie viel mir dieser Mensch bedeutete.Als wir aufhörten uns zu küssen und ich wieder von ihr abließ,streiften meine spitzen Fangzähne ihre blutroten Lippen und ich fuhr entsetzt zurück. “Nein!Das kann ich nicht tun!”.Schockiert über mich selbst zog ich mich tiefer in den Schatten zurück.Ich musste es ihr sagen.Sie musste von meiner wahren Identität erfahren.Das wusste ich,so sehr es mich auch schmerzte.Was hatte ich nur getan?Zitternd schaute ich zu Sarah.
Sie sah mich fragend an. “Ich muss dir etwas sagen.”,gestand ich schweren Herzens “Bitte haß mich nicht deswegen.Wenn du willst werde ich dich verlassen.Du wirst mich nie wieder sehen.
Weist du,ich bin nicht...menschlich.”
Ein überraschter Gesichtsausdruck spiegelte sich in Sarah wieder,aber dennoch hörte sie mir zu.
“Ich bin ein...ich bin ein Vampir.”
“Ein Vampir?”,entfuhr es ihr.Sie starrte mich ungläubig an und ging unsicher einige Schritte zurück “Du bist ein...Vampir?”.Zögernd nickte ich.Der ängstliche und entsetzte Tonfall traf mich wie ein Schlag,denn auch wenn sie versuchte ruhig zu bleiben,merkte ich wie sehr sie sich zusammenriss.
Sarah sah mich mit ihrem wunderschönen Augen an und eine schimmernde Träne rann ihr die blasse Wange hinunter,wie eine Perle aus Silber.
“Es ist mir egal ob du ein Vampir bist,oder nicht.Ich will für immer bei dir bleiben.”,entgegnete sie entschlossen,aber in ihren Augen stand tiefe Trauer und Verzweiflung.
“Verstehst du denn nicht?”,fragte ich sie verzweifelt “Ich danke dir für die Zeit die ich mit dir verbringen durfte.Dafür das du meinen Leben einen Sinn gegeben hast,aber ich kann einfach nicht bei dir bleiben.Ich werde ewig leben,du nicht.Es gibt mich schon lange vor deiner Zeit.Und es es wird mich auch lange Zeit danach geben.”Danach drehte ich mich um,nur um ihr nicht mehr in die Augen sehen zu müssen. “Bitte.”,flüsterte ich auch schon den Tränen nah “Mach es mir nicht noch schwerer als es schon ist.Du wirst einen anderen finden,mich vergessen und ein besseres Leben führen.”Es fiel mir schwer das zu sagen und ich bemühte mich wenigstens einigermaßen die Ruhe zu bewahren.
“Aber ich liebe dich!”,rief Sarah unter Tränen.Sie rannte mir nach und zog mich wieder zurück in das Licht des Mondes. “Ich liebe dich.”,wiederholte sie noch einmal etwas leiser und eine weitere Träne lief ihr das Gesich runter“Und ich werde niemals einen anderen lieben.Niemals...”.Dann strich sie mit ihrer weichen Hand über meine kalte Wange und schluchzte leise. “Ich will nicht das du mich verläst...”.Einen kurzen Augenblick später lagen wir uns in den Armen.Sarah fing an zu weinen und zitterte am ganzen Körper. “Ich liebe dich.Und ich werde dich für immer lieben.”,wisperte sie mir zu,und noch wären sie sprach erstarb ihre Stimme.
Am Ende umarmten wir uns immer noch,aber Sarah weinte nur noch leise.Doch für mich war es schlimmer,als jegliche Anschuldigungen.

Unsanft wurde ich weggreissen.Meine Arme wurden auf den Rücken verkreuzt und ich sah gerade noch wie zwei dunkle Gestalten Sarah von mir wegzogen.Einer legt ihr die Hand auf den Mund,so das sie nichts mehr sagen konnte und während er sie immer weiter und weiter von mir wegbrachten,bemerkte ich wie zwei spitze Eckzähne im fahlen Licht einer Laterne aufblitzten.
Es ging alles so schnell.Meine Reaktion kam viel zu spät.Ich konnte mich nicht mehr von dem eisernen Griff der mich hielt befreien.An mir wurde gezerrt und ich wurde weggeschleppt.Dann legte jemand seinen Arm um meinen Hals und zwang mich ihm zu folgen.Ich wusste nicht wer es war,aber die Person zog mich näher zu sich herran und legte ihre Hand unter meinen Kiefer,so das ich ihn oder sie nicht hätte beißen können.Vier Vampire tauchten aus der Finsternis auf und bildeten einen Kreis um mich.“Was ist nur los mit dir? Normalerweise bist du doch ganz anders.So kalt.So gefühllos.”,zischte mir eine eiskalte Stimme zu.
“Ci...Citran?”,stieß ich ungläubig hervor.Eigendlich haben Vampire keinen Namen,doch diejenigen,die unter den Menschen lebten,hatten sich welche zugelegt.Es waren nur wenige,doch die,die es gab waren allerseits unter uns bekannt.
“Erkannt.”,raunte er mir ins Ohr. “Aber nun zu dir.Dieses Mädchen...sie ist eine Sterbliche.Warum lässt du dir nicht ihr Blut schmecken?Es ist frisch,rein....Du hast doch bestimmt durst?Die anderen sagten du hast schon mehrere Nächte nichts mehr getrunken.Sehnst du dich nicht nach frischen Blut? Nach ihrem Blut?”Er lockerte seinen Griff ein bisschen.
“Ja.”,antwortete ich trocken “Die anderen haben recht.”
Ich konnte zwar Citrans Gesicht nicht sehen,doch ich war mir sicher,das er gerade grinste.Er hatte erreicht was er wollte. “Habe ich mir schon gedacht.Und? Wie lange schon?Zwei Nächte?
Drei?” ,fragte der Vampir weiter.
“Sieben.”,murmelte ich schwach.Er hatte recht mit dem was er sagte.Ich sehnte mich nach frischen,warmen Blut.Doch unter keinem Umständen nach dem von Sarah.
“Sieben?!”,fauchte er.Für einen kurzen Moment schien er die Fassung verloren zu haben.
“Das ist...sehr lange.Ein Wunder das du nicht schon längst tod bist.Die Menschen sind kein guter Umgang für dich.Du weist,wir sind nicht gerade Freunde,aber mir ist das Wohl aller Vampire wichtig.Du solltest an diesem Abend etwas trinken,sonst erlebst du die nächste Nacht nicht mehr.
Wirklich,was ist nur aus dir geworden.Vergess das Mädchen,folge uns lieber.Wir gehen heute wieder jagen,warum kommst du nicht mit?Die Welt im Tageslicht hat noch niemanden glücklich gemacht.”
Was sollte ich nur machen?Langsam ging ich in die Knie.Wie ein Schatten legten sich Erschöpfung und Müdigkeit über mich.Ich war verloren.Es war der reinste Albtraum.Wenn ich nicht einwilligte,
würde ich sterben.Ich fühlte mich so schwach.So leer.So...durstig.
“Blut...”,murmelte ich benommen.Ich konnte mich kaum noch kontrollieren. “Siehst du?”,fragte Citran mit genugtuung.Er ließ den Arm sinken,den er um meinen Hals gelegt hatte und zog mich anstatt dessen wieder hoch.Ich schwankte leicht und mein Gegenüber sah sich gezwungen mich weiterhin fest zu halten.Einer der Vampire trat vor und nahm mich an Citran's Stelle an der Schulter.Dann begaben wir uns auf den Weg zu einem Nachtclub.Ich machte das alles nicht freiwillig.Im endefeckt war ich ein Gefangener.

Blicke verfolgten uns,sobald wir den Raum betraten.Wir zogen uns erst einmal in die Ecke zurück,in der sich die Bar befindet.Ein weißharriger Vampire namens Kanor hatte mich die halbe Strecke vom Park,bis hier her geschleppt und hielt mich immer noch möglichst unauffällig fest.“Bald hast du wieder was zum beißen.”,raunte er mir zu.Wir blieben in einer beschatteten Ecke und der Rest von uns begab sich zu der Tanzfläche,auf der Suche nach einem Opfer.
Ich dagegen wurde immer schwächer,konnte mich kaum noch aufrecht halten.Der Vampir neben mir versicherte mir das es bald so weit sei,doch ich begann langsam daran zu zweifeln.Und sogar wenn sie einen passenden Menschen ausfindig machen konnten,würde ich kaum noch die Kraft aufbringen in zu beißen.Aber das war mir egal.Ich dachte an Sarah.Sie war in Sicherheit,doch wer wusste was die Vampire mit ihr gemacht hatten?Ich verfluchte Citran für seine Hartherzigkeit.Warum hatte er das nur getan?Ich hätte mir diese Nacht schon einen passenden Menschen besorgt.Ich wusste,wenn ich heute kein Blut zu mir nehmen würde,würde ich sterben.Doch das war mein Problem und nicht Citran's.Dafür beschloss ich Sarah so bald wie möglich zu besuchen.Bis dahin versuchte ich möglichst gelassen zu bleiben und das beste aus dieser Lage zu machen.Für's erste brauchte ich wieder Blut,denn sonst würde ich Sarah und keinen anderen jemals wieder sehen.Endlich,nach einer halben Ewigkeit,erschien Citran.Eine Jugendliche lief neben ihm her und sie begaben sich in ein Nebenzimmer,das eigendlich für Bedienstete da war. “Los.Komm mit.”,flüsterte Kanor und half mir vom Stuhl hoch.Er führte mich durch das Zimmer,immer auf die kleine Kammer zu.Für alle anderen Anwesenden musste es aussehen,als würde ein junger Mann einen sehr blassen,betrunkenen Jungen von der Bar weg führen und nach drausen bringen.
Citran hatte den Menschen derweil in das Nebenzimmer gebracht und als wir den Raum betreteten und die Tür hinter uns schlossen,drückte er sie gegen die Wand.Er nickte mir zu und Kanor brachte mich zu der Frau.Sie war wohl nicht ganz nüchtern doch das war mir egal.
Citran trat einen Schritt auf die Seite und überließ sie mir.
Mir war schon schlecht und ich zitterte.Ein unendlich großes Hungergefühl machte sich in mir breit.
Ich beugte mich über die Frau,suchte ihren Hals.Dann biss ich zu.Ich machte mir garnicht erst die Mühe meine Fangzähne wieder zurück zu ziehen,wie ich es sonst machte,ich wollte nur noch trinken.Hinter mir hörte ich ein amüsiertes Lachen,aber ich beachtete es nicht,sondern
fing an zu trinken und das warme,befreiende Gefühl von Blut erfüllte meinen Mund.Es machte mich immer gieriger,immer durstiger.Ich konnte garnicht genug kriegen.Meine kalkweißen Eckzähne behinderten mich irgendwann beim trinken und legte meinen Kopf schief,so das mein Mund quer über ihrem Hals lag und die langen Fangzähne vorne rausragten.
Die Frau war fast tod und imso mehr ihr Leben schwand,desto stärker fühlte ich mich.Sie würde diesen Abend nicht überleben.
Aufeinmal begann meine Fantasy mich mit grausamen Bildern zu quälen.
Anstatt der Fremden stand Sarah vor mir und hauchte in diesen Minuten ihr Leben aus...
Ich hatte ihr lebenswichtiges Blut genommen...
Ihr lebloser Körper sank zu Boden und ich,ein blutgieriges Monster,hatte sie umgebracht.Nicht einmal Schuldgefühle fingen an mich zu plagen.Ich ging einfach fort...
Das konnte ich nicht tun!Jedesmal wenn ich mein Opfer anschaute oder die Augen schloss,sah ich Sarah vor mir,wie sie mich mit ihren traurigen Augen anstarrte.Erschrocken lies ich die Frau los und trat einige Schritte zurück.Mir wurde wieder schwindelig.Die berauschende Stimmung hatte nachgelassen und die Übelkeit,so wie der Hunger waren wieder zurückgekehrt.Dann würde ich wohl sterben...Denn ich konnte keinen Menschen mehr töten.
Ich wünschte mir,ich wäre wieder ein Mensch.

Ich drehte mich um und schaute zu den zwei weiteren Vampiren.
Blut lief mir den Hals hinunter und bei den Gedanken wie es jetzt weitergehen würde wurde mir schlecht. Kanor sah zur Sterblichen. “Bist du schon satt?”,fragte er verwundert.
Ich schüttelte den Kopf und sagte gleichzeitig “Nein.”.Das wenige Blut was ich heute zu mir genommen hatte würde mich noch einige Stunden am Leben halten,aber es war nur eine Frage der Zeit. “Warum trinkst du dann nicht?”,fuhr der Vampir verwirrt fort. “Ich kann nicht.”.Meine Stimme klang bereits ganz schwach.
“Aber du wirst sonst sterben!Du musst etwas trinken.Wenn nicht,wirst du diese Sarah nie wieder sehen.”,sagte Kanor.In seiner Stimme lag Entsetzen.Er hatte recht.Ich musste,so schwer es auch war.Sonst war alles aus.Mit jedem Schritt den ich auf den halbtoten Menschen zukam,wuchs meine Abneigung.Dort angekommen hob ich sie hoch und schloss die Augen.Augenblicklich erschienen wieder die furchtbaren Szenen und tief in mir streubte ich mich gegen diese Tat.
Wie ich es hasste das zu tun.Ich versuchte zu vergessen.Ich versuchte die Bilder und Gedanken zu verdrängen und wollte mich zwingen wie früher gefallen am Leid der Menschen zu finden und mich in ihrem Schmerz zu laben.Doch ich konnte nicht.Ich legte den Mund auf die offene Wunde am Hals der Frau und trank.Mit jedem Schluck wurde die Übelkeit größer und es fiel mir immer schwerer es nicht zu beenden.Ich durfte nicht aufhören,bevor ich satt war.Diesmal nicht.
Es kam mir vor als würde es Jahre dauern,anstatt Minuten.Es kam mir vor,als wäre es Sarah die ich gerade tötete und der seelische Schmerz in mir wurde immer stärker.Es kam mir vor,als würde ich den größten Fehler meines Leben machen.
Als ich fertig war entglitt ihr Körper meinen Händen und ich drehte mich um.Citran stand da,beobachtete mich wie schon die ganze Zeit,aber sein Gesicht verriet keine Gedanken.Es war vollkommen ausdruckslos.Kanor dagegen musterte mich mit einem abschätzenden Blick.
Als wollte er mich etwas fragen.
Ich schwankte leicht.Mir war schwindelig und im nächsten Moment wurde mir schwarz vor Augen.Ich spürte noch den schmerzhaften Aufprall und hörte auch weit entfernte Stimmen,aber ich konnte nichts sehen.
Vergebens versuchte ich wieder auf zu stehen.Dann merkte ich wie jemand die Tür öffnete und ungefähr drei Personen auf mich zu gingen. “Was habt ihr mit ihm gemacht?!”,zischte einer und irgendwer packte mich am Arm und zog mich hoch. “Gar nichts.”,erklang die eisige Stimme Citrans “Das war er selbst.”. “Man.Du siehst vielleicht übel aus.”,murmelte mir jemand ins Ohr und die Hand die mich festhielt wurde sachte weggezogen.Im ersten Augenblick wäre ich beinahe wieder hingefallen,fing mich dann aber wieder.Ich riss die Augen auf,aber immernoch konnte ich nichts erkennen.Ich wusste nicht was mit mir los war. “K...Kanor?”,murmelte ich leicht benommen und versuchte ihn mit meinen Händen zu ertasten.Und ich traf auch auf Wiederstand.Ich wusste zwar nicht wer es war,aber wenigstens ein Vampir,so viel war klar. “Was ist denn?”,fragte Kanor.Allerdings kam die Stimme aus dem anderen Ende des Zimmers.Wer war dann vor mir?,dachte ich verwirrt. “Was soll das?!”,fuhr mich aufeinmal jemand wütend an.
Eine Hand riss mich herrum und schleppte mich etwas weiter weg. “Was hast du denn?”.Kanor klang leicht besorgt und er sprach sehr leise,so das es mir schwer viel in zu verstehen. “Ich kann nichts sehen.”,flüsterte ich ihm zu “Was ist hier los,Kanor?”.
“Keine Ahnung”,antwortete dieser “Aber sag den anderen nicht was mit dir los ist.Das klären wir später mit Citran.Hast du noch durst?”,fügte er dann hinzu.
“Ja...”,sagte ich “Aber ich will nichts mehr.Mir ist jetzt schon schlecht.”. “Nur ein bisschen.Ich will nicht das du heute Nacht wegtretest.Tais hat noch bestimmt noch eine Blutkonserve.Du musst niemanden beißen.Ich frage ihn gleich.Bleib du derweil hier.”Damit lies er mich los und ich hörte wie sich Schritte entfernten.
Was war nur los mit mir?Warum konnte ich nicht sehen?
Für kurze Zeit vernahm ich Stimmen,dan näherten sich mir wieder Schritte.
Kanor schob mir einen leichten Gegenstand in die Manteltasche und sagte zu mir: “Wir gehen wieder.Tu einfach so als wäre nichts,ich bleib bei dir.Die anderen haben die L...ich meine die Frau weggebracht.Ich glaube niemand hat das mit deinen Augen bemerkt,aber das ist nur eine Frage der Zeit.Sie sehen merkwürdig aus.Sie sind nicht mehr rot,sondern schwarz.”
Danach griff er mich am Arm und führte mich aus dem Raum.Zwei Personen gingen hinter uns,
zwei davor.
Wir gingen durch einen Raum,wo die Luft warm und stickig war.Es war sehr laut,beinahe unerträglich laut für mich,doch dann wurde eine weitere Tür aufgerissen und schöne,kühle Luft schlug mir entgegen.Ich atmete tief durch.Die klare Nachtluft tat gut,aber wie lange war es noch Nacht?Wie viel Zeit blieb ihnen aus der Stadt zu verschwinden ehe die Sonne aufging?
Ich kannte den Weg ab der Kneipe zwar nich sehr gut,aber ich wusste das er durch eine unebene,gepflasterte Straße führte,Wie sollte ich es da schaffen,das niemand von meiner vorübergehenden Blindheit erfuhr?Es war schon auffällig genug das ich so nah bei Kanor war...
Aufeinmal tritt ich ins Leere.Eine Treppe.Von einem Augenblick auf den nächsten hatte ich keinen Boden mehr unter den Füßen,doch noch bevor ich irgendwo aufkam,spürte ich plötzlich wie mich jemand am Kragen nach hinten riss.Erschrocken schnappte ich nach Luft,es schnürte mir beinahe die Kehle zu. “Was ist nur los mit dir?”,zischte mir einer der mir unbekannten Vampire zu.
Aber er hatte offensichtlich keine Antwort erwartet und ließ mich einfach los.
Plötzlich spüre ich,wie sich ein Körper auf mich zu bewegte. “Wir sind gleich da.”.
Es war Kanor.Er war wohl weg gewesen und hatte den Sturtz nicht bemerkt.Doch ich fand das es nicht nötig war ihm davon zu erzählen.
Wenig später erreichten wir das Haus.Ich war früher einige Male vorbeigelaufen,war aber noch nie drinnen gewesen.Es war schon etwas herruntergekommen und alle Fenster und andere Lichtquellen waren abgedichtet.Ein normaler Mensch konnte nichts erkennen wenn er sich im Inneren befand und falls er versuchte von außen durch die Fenster zu spähen,würde er im wahrsten Sinne des Wortes schwarz sehen.
Wir gelangten durch eine enge Treppe in den Keller.Er bestand aus zwei Zimmern.Einen großen zum schlafen mit vielen Feldbetten und einen etwas kleineren,der eingerichtet war wie eine Kneipe.So eine Art Aufenthaltsraum.
Kanor brachte mich in das größere Zimmer,wies mir eine der Pritsche zu und verschwand dann wieder um Citran zu hohlen.
Ich zog die Blutkonserve aus meiner Tasche und riss sie auf.
Es schmeckte etwas abgestanden und nicht so wie frisches Blut,aber dadurch blieben mir wenigstens die Bilder erspahrt.
Dann hörte ich wie die Tür geöffnet wurde und zwei Personen hastig auf mich zu gingen.
Jemand legte mir die Hand auf die Schulter und beugte sich zu mir runter. “Citran ist da.Ich habe es ihm schon gesagt.”,sagte Kanor.
“Und?Weis er was mit mir ist?”,fragte ich hoffnungsvoll. “Nicht genau.”,antwortete Citran für Kanor. “Aber ich habe eine Vermutung.Allerdings wird sie dir nicht gefallen.Hast du Sonnenlicht gesehen?Das kann vorübergehende Blindheit hervorrufen.”
“Ich glaube nicht...”,sagte ich nachdenklich.Oder vielleicht doch?Am letzten Tag.War da nicht ein Sonnenstrahl durch die Vorhänge gedrungen?Hab ich nicht das brennende Sonnenlicht gesehen?
“Doch,gestern.Aber warum konnte ich nicht gleich nichts mehr sehen?”. “Es reichte nicht aus.”. Citran's Stimme klang so als hätte er es geahnt “Und dieses grelle Licht in der Bar war dann zu viel.Aber mach dir keine Sorgen.Es wird bald vorbei sein.”Mit diesen Worten entfernte er sich wieder und schloss die Tür.Nur Karnor blieb zurück.
“Schlaf ein bisschen.”,schlug er vor “Es ist schon Tag.Die anderen werden auch bald kommen.”
Er setzte sich auf ein Feldbett und legte sich hin.Auch ich lehnte mich zurück,schloss die Augen und hoffte das ich das nächste Mal wenn ich sie öffnete wieder etwas sehen konnte.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.03.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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