Andreas Rüdig

Beruf: Podologe

"Das Wandern ist des Müllers Lust," berichtet ein bekanntes Volkslied. "Aber nur mit gesunden Füßen," fordert Denise Schuylen-Postonjski. Die sympathische Frau aus Rumeln ist Podologin, also medizinische Fußpflegerin und Inhaberin eines eigenen Ladens.
"Podologen sind in der nichtärztlichen Heilkunde am Fuß tätig. Sie pflegen und behandeln Füße - auch in Fällen, wo dies medizinisch geboten ist. Sie arbeiten selbstständig und auf ärztliche Verordnung.

Gut zu Fuß

Egal ob gereizte Knochenhaut im Fußgewölbe, Druckstellen oder eingerollte Nägel, Podologen und Podologinnen können helfen. Sie stabilisieren Füße mit Stützverbänden und Bandagen und behandeln Warzen und Fußpilz. Sind Nägel eingerollt oder eingewachsen, passen sie spezielle Nagelspangen an, fehlende Nagelteile ersetzen sie durch Prothesen. Ab und zu haben sie auch Babys mit deformierten Zehennägeln zu behandeln. Wenn die Fußbewegungen nicht funktionieren, fertigen sie Fußabdrücke an und passen Einlagen an. Bei schmerzhaften Zehenfehlstellungen modellieren sie Silikon-Orthosen, um die Zehen wieder einzugliedern und die Funktion des Fußes wieder herzustellen. Im Falle von Fußerkrankungen, -verletzungen oder sonstigen medizinischen Problemen arbeiten sie unter ärztlicher Anleitung oder auf Grundlage ärztlicher Verordnungen.

Ursachen-Forschung

Bevor sie zu Zange, Pinzette oder Skalpell greifen oder Lösungen auftragen, klären Podologen erst einmal die Ursache für die Beschwerden ab: Sind die Hammerzehen durch zu kurze Schuhe entstanden? Ist ein Spreiz- oder Senkfuß vorhanden? Könnte eine Diabetes-Erkrankung das Geschwür verursacht haben? Auch Personen mit Blutkrankheiten oder Rheumaerkrankungen gehören zu ihren Kunden bzw. Patienten. Während der Behandlung tragen Podologen sterile Handschuhe und Arbeitskittel. Danach desinfizieren und sterilisieren sie die verwendeten Instrumente, denn Hygiene ist oberstes Gebot.

Beauty and more

In die Praxis von Podologen kommen auch Personen mit gesunden Füßen oder rein kosmetischen Problemen. Dann geht es darum Füße zu pflegen, Krankheiten zu verhindern oder das Wohlbefinden zu steigern. So entfernen Podologen und Hühneraugen und übermäßige Hornhaut. Nagelränder reinigen sie. Sie schleifen Nägel ab und polieren und lackieren sie. Ebenso verabreichen sie Fußbäder und reiben die Haut mit ätherischen Ölen ein. Fußreflexzonenmassage gefällig? Das gehört gleichfalls zum Angebot. Auch wenn nicht alle Kunden mit wohlgestalteten Füßen erscheinen - Berührungsängste kennen Podologen und Podologinnen nicht.

Was kann man langfristig für seine Fußgesundheit tun, wenn man Diabetes hat? Welche Schuhe eignen sich für Hohl- oder Spreizfüße? Mit welchen Gymnastikübungen kann man zuhause die Fußmuskulatur kräftigen? Podologen beraten ihre Kunden und Hausbesuche sind oft selbstverständlich.

Verwalten und verkaufen

Podologen haben darüber hinaus am Computer Kunden- bzw. Patientendaten zu dokumentieren und zu verwalten, Arztberichte zu erstellen und podologische Leistungen mit den Kassen abzurechnen. Da sie auch verkaufen - von Gesundheitsschuhen über Fußsalben und Fersenkeilen bis zu Zehensocken - müssen sie zudem ihr Sortiment pflegen. Außerdem müssen sie sich um die Gestaltung von Prospekten, Praxisfenstern oder Websites kümmern," stellt BerufeNet, das berufskundliche Internetprogramm der Arbeitsverwaltung, den Beruf vor, der erst seit 2002 bundesweit einheitlich geregelt ist. "Es ist eine rein schulische Ausbildung mit schulischen und berufspraktischen Anteilen. Sie dauert 2 Jahre," berichtet Schuylen-Postonjski.
Doch es sind nicht nur Hornhäuse, Hühneraugen, eingewachsene Nägel und Risse, bei denen man zu einem Podologen gehen kann. Erkrankungen wie - beispielsweise - Rheuma, Fehlstellungen, Diabetikerfüße oder Durchblutungsstörungen an Füßen kommen hinzu.
"Diabetes ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die sich erfolgreich behandeln läßt. Chronisch heißt, daß der Diabetes ein lebenslanger Begleiter sein wird. Erfolgreich behandeln bedeutet: Bewegung, gesunde Ernährung und zeitgemäße Therapieformen und eine optimal gute Blutzuckereinstellung.
Fußkomplikationen sind ernste und teure Probleme, die der Diabetes mit sich bringt. Allein in Deutschland werden jährlich 28.000 Amputationen an unteren Extremitäten bei Diabetikern vorgenommen. Fast alle ließen sich durch tägliche Kontrolle der Füße seitens der Diabetiker selbst, dem Einsatz richtiger Strümpfe und Schuhe, gezielte ärztliche Untersuchungen, fachgerechte Fußpflege durch Podologen und spezialisierte Behandlungen in diabetischen Fußambulanzen bzw. speziellen Einrichtungen verhindern.
Ausgelöst werden die Komplikationen meist durch anfänglich unterschätzte Infektionen und unbemerkte kleine Wunden, die sich zu schwer heilbaren Wunden ausweiten. Unbemerkt deswegen, weil Diabetes zu Nervenschädigungen führen kann, die das Schmerzempfinden einschränken. Was normalerweise sofort Schmerz verursachen würde, wird vom Diabetiker nicht wahrgenommen," erklärt Schuylen-Postonjski am Beispiel des Diabetes, warum eine medizinische Fußpflege nötig sein kann. Doch Vorsicht! Eine podologische Behandlung ist in der Regel nicht umsonst: "Fußpflege (Pediküre) dient nicht der Behandlung einer Krankheit im sozialversicherungsrechtlichen Sinne und ist deswegen auch keine Kassenleistung. Fußpflege dient der Körperpflege. Kosten sind der persönlichen Lebensführung zuzuordnen.
Dagegen sind Behandlungsmaßnahmen der podologischen Therapie bei Vorliegen eines genau definierten Zustandes verordnungsfähige Heilmittel. In den `Heilmittelrichtlinien' sind die Voraussetzungen aufgelistet, unter denen der Vertragsarzt (Hausarzt) eine Verordnung zu Lasten der Gesetzlichen Krankenkasse (=Heilmittelverordnung) ausstellen darf. Ihr Hausarzt ist also nicht frei in der Entscheidung, sondern muß sich an diese engen Vorschriften halten. In der Regel wird der Arzt ein Privatrezept oder ein Grünes Rezept ausstellen, was bedeutet, daß eine podologische Behandlung ärztlich dringend angeraten ist, der Patient jedoch die Kosten für diesen Teil seiner Fußgesundheit selbst aufzubringen hat," erklärt Schuylen-Postonjski.
Viele Freizeitsportler, bei denen eine starke Belastung der Füße stattfindet, finden ihren Weg zu der Podologin im linksrheinischen Teil Duisburgs. Doch auch ganz durchschnittliche Mitmenschen kommen. Der Männeranteil liegt inzwischen bei 40 %, berichtet Schuylen-Postonjski. "Bei Männern dauert es länger, bis sie kommen. Wenn sie aber erst einmal da sind, kommen sie auch regelmäßig." Für viele Menschen ist der Fuß etwas Privates, Intimes. Es ist für sie ungewohnt, den nackten Fuß zu zeigen und dann auch noch darüber zu reden.
Ich merke es auch an mir selbst: Diverse naturgegebene Fehlstellungen sorgen bei mir dafür, daß meine Füße nach langen Tagen regelmäßig schmerzen. Doch trotz aller Salben, Fußbäder und Pflaster, die in dem Laden sehen, traue ich mich nicht so richtig, zu fragen, was ich tun soll. Warum ich nur an kleien Luftkissenschuhe, in denen ich 10 cm über dem Boden schwebe, denken muß?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.03.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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