Klaus-D. Heid

Purer Zufall

Der dritte Reistag. Reis in allen Variationen. Reis mit Reis. Reis mit ganz viel Reis und Reis pur. Eben Reis. Dazwischen gönne ich mir von Zeit zu Zeit einen kleinen Reissnack. Ich meine diese leckeren runden Küchlein, die aus nichts anderem bestehen, als aus Reis. Geschmacklos, versteht sich! Langsam aber sicher zerreist es mir den Magen. Meine wilden Phantasien bestehen nur noch aus lebenden Steaks, die um mich herum tanzen, immer näher zu mir kommen – bis sie sich einfach in meinen Mund werfen, um dort von mir verschlungen zu werden. Nudeln stapeln sich bis zum Himmel, fliegen durch die Luft und hüpfen vergnügt in meinen weitaufgerissenen Rachen. Meere und Seen aus Buttersoße locken mich, in ihnen zu baden, ausgelassen in ihnen zu plantschen und sie bis auf den Grund leer zu trinken. Hamburger, so groß wie Wagenräder, riesige Mayonnaisefässer, Kilometerlange Bratwürste...

...und natürlich Reis!

Krampfhaft versuche ich, den Reis aus meinen Träumen zu verbannen, aber irgendwie scheint er bereits fest mit mir verwachsen zu sein. Ich sehe klumpige Reisberge, in denen sich furchtbare mannsgroße Würmer aalen. Ich sehe dicke fette Spinnen, die aus diesen Reisbergen hervorkrabbeln, um mich mit Haut und Haaren zu verschlingen.

Und dann wieder eine Badewanne voller Schokoladeneis mit Mandelsoße. Wechselbad. Irgendjemand, dessen Gesicht ich in meiner Phantasie nicht erkennen kann, schüttet etwas in die mit Speiseeis gefüllte Wanne. Zuerst denke ich noch, dass es vielleicht ein paar Liter Vanillesoße sind – aber dann schrecke ich mit grausamer Erkenntnis aus meinen Träumen, weil sich die Erdbeersoße als Reispampe entpuppt. Es ist eine schleimige, klebrige Reispampe. Klumpige Reisbrocken platschen in die Wanne und beginnen, mir mein Eis wegzufressen. Ohne jeden Genuss verschlingen sie mein Lieblingseis, um sich anschließend über mich herzumachen.

Am Ende meiner Träume liege ich immer angefressen von gierigen Reiskörnern in meinem Bett. Ich bekomme kaum Luft, weil mein Mund mit Reis gefüllt ist. Panik überfällt mich. Ich muss mich übergeben. Und dann schießt eine Fontäne aus Reis und Eingeweiden aus mir heraus, bedeckt bald den ganzen Boden, wächst unaufhörlich an – und erstickt mich schließlich in einem matschigen Reisklops.

Der dritte Reistag soll der schlimmste sein!

Bedauerlicherweise hat er gerade erst begonnen.

Meine Sensibilität steigert sich ins Krankhafte. Als mein Nachbar klingelt und mir freudestrahlend erzählt, dass er in zwei Tagen verreist, brülle ich ihn mit Todesverachtung an, er möge mich mit seinen Reisen verschonen. Ich drohe ihm damit, ihn mit kochendem Reiswasser zu überschütten, wenn er nicht sieht, dass er Land gewinnt.

Zornbebend schlage ich ihm die Tür vor der Nase zu und setze mich frustriert und hungrig vor den Fernseher. Mir fehlt die Erfahrung, um zu wissen, dass genau vermieden werden sollte, wenn man hungert.

Auf den ersten Programm läuft gerade eine Dokumentation über den vietnamesischen Reisanbau in Kriegszeiten. Glücklicherweise gibt es Fernbedienungen, so dass ich in Windeseile den Sender wechseln kann. Im Zweiten bringen sie die achtzehnte Wiederholung von ‚Kochen mit Biolek’. In dem Moment, als ich erkenne, welche Form von Reisauflauf er seinem bescheuerten Publikum zumutet, drückt mein Finger auch schon auf die nächste Sendertaste. Ein Wunder, dass ich noch die Kraft in den Fingern habe, um sie zum Drücken zu benutzen.

RTL. Ein dicker, gemütlich aussehender Schwarzer, dessen Name Onkel Ben ist, füttert seine ganze Familie mit meinen Horrorvisionen. RTL-II. Auch Werbung. Nach Zitronen- Pfirsich- und grünem Tee gibt es nun endlich eine weitere leckere Sorte als Durstlöscher. Reistee! Gleich zerbricht die Fernbedienung zwischen meinen Fingern. Pro7. Mein Lieblingssender. Keine Werbung. Schwein gehabt. Eine Gameshow. Zu gewinnen gibt es einhunderttausend Mark, wenn die Kandidaten es schaffen, innerhalb einer Minute drei Kilo Reis zu fressen. Ich werde wahnsinnig! Noch ein letzter Versuch. Sport. Sport hat mit Reis ungefähr soviel zu tun, wie Schlagsahne mit Heringsfilets. Eurosport. Auf den ersten Blick erkenne ich keine gefährlichen Bilder. Dem Himmel sei’s gedankt! (nicht ‚reis’ gedankt – sondern sei’s gedankt!)

Ein Bericht über Bodybuilder. Das nenne ich Motivationsschub. Gestählte durchtrainierte Körper. Kein Gramm Fett. Muskel wohin das Auge schaut. Nicht so schwammige verweichlichte Typen wie ich einer bin! Ein Muskelpaket wird gebeten, etwas zu seiner Ernährung zu sagen, mit der er derartige Erfolge erzielt hat.

Ich schmeiße die Fernbedienung gegen die Wand.

Wenn es nur möglich ist, wie der Kerl im Fernsehen auszusehen, wenn man an sieben Tagen in der Woche Reis und rohen Fisch verschlingt, zweifele ich am Idealbild eines Bodybuilderkörpers. Schließlich will ich gar nicht aussehen, wie dieser Muskelprotz. Köpfchen zählt in der Zeit der Elektronik und der Computer. Mit Kraft erreicht man heutzutage überhaupt nichts mehr! Jedenfalls fast nichts. Auf jeden Fall nicht genug, um seiner Freundin damit zu imponieren.

Oder doch?

Seit geraumer Zeit sieht mich meine Freundin irgendwie anders an, als sonst. Am Anfang unserer Beziehung konnte sie noch ihren Blick über meinen Körper wandern lassen, ohne zu lange an dem Ring um meine Hüften zu verharren. Inzwischen vermeidet sie jeglichen Blickkontakt mit meinem Körper. Mehr noch. Sie will es nur noch im Dunkeln tun! Weshalb? Ist sie plötzlich prüde geworden? Oder liegt es daran, dass sie meinen Körper nicht mehr erotisch findet?

Während ich darüber nachdenke, fällt mir ein, wie ihre Augen geleuchtet haben, als uns im Schwimmbad ein junger Mann nach der Uhrzeit fragte. Meine Freundin sah nur kurz auf den Waschbrettbauch des Typen, um anschließend geschlagene drei Minuten die Uhr am falschen Handgelenk zu suchen. Natürlich habe ich sie daraufhin angesprochen und gefragt, wie sie ihr seltsames Verhalten erklären möchte. Und? Was hat sie gesagt? Hat sie vielleicht geantwortet, dass sie in dem Moment intensiv an mich gedacht hat? Hat sie von der Nacht geschwärmt, die wir davor verbracht hatten? Hat sie gesagt, dass meine körperliche Nähe sie irritiert hat?

Denkste!

„Was meinst du denn, Schatz? Mich hat gerade die Sonne fürchterlich geblendet. Bist Du wohl so lieb und reibst mir den Rücken ein, ja?“

Sie hat gelogen. Natürlich hat sie gelogen. Am selben Abend hat sie mir erzählt, dass sie am nächsten Morgen ganz, ganz früh aus dem Haus muss.

„Sei nicht böse, Liebling. Ich rufe Dich morgen an, ja?“

Das war vor zwei Wochen. Seitdem habe ich von ihr nichts gehört. Wahrscheinlich liegt sie gerade jetzt, in diesem Moment, neben dem Waschbrettbauch und erfreut sich an der Pracht gezüchteter Muskelberge.

Elf Uhr. Zeit für mein zweites Frühstück.

Ich streue etwas Trockenbrühe auf den vorgekochten Reis und verrühre die Pampe mit einem Löffel. Das Ganze garniere ich mit einem Hauch von Petersilie. Zuvor jedoch verteile ich den Reis so auf meinem Teller, dass er locker auf die Fläche einer Briefmarke passt. Fachleute meinen zwar, dass man eine Portion während der Diätzeit größer erscheinen lassen sollte, aber ich bin der festen Überzeugung, dass sie sich irren! Je schneller man den Fraß verschwinden lässt, um so schneller ist er eben weg! Basta!

Bei ‚Basta’ fallen mir sofort wieder alle Variationsmöglichkeiten ein, die man aus ‚Pasta’ produzieren kann. Pasta! Nudeln! Tortellini. Spaghetti. Lasagne. Schinken, Sahne, Tomaten, Knoblauch. Gorgonzolasoße. Überbackene Nudeln. Soße Bolognese...

Mit dem Gesichtsausdruck eines jahrelang Gefolterten ramme ich den Löffel in den Reis. Ich schließe die Augen und versuche blind, meinen Mund zu finden. Daneben. Der überhäufte Löffel scheitert an meiner Wange. Mein zweites Frühstück fällt vom Löffel, purzelt auf den Boden und verwandelt sich in einen kleinen unansehnlichen Flokatiteppich. Niemand möchte einen Flokati essen. Niemand, den ich kenne. Andererseits geht der Reisvorrat langsam zu Ende. Ich müsste morgen Nachschub kaufen. Morgen. Und bis dahin? Mein Magen gibt enttäuschte Geräusche von sich. Weshalb kennt mein Magen noch immer nicht den Unterschied zwischen Gut und Böse? Sind alle Mägen so? Ist es ihnen irgendwann egal, was man ihnen hineinstopft? Würden sie eines Tages auch Autoreifen und Nummerschilder verschlingen, wie es gefräßige Haie tun?

Na gut. Soll doch mein Magen seinen Willen haben! Mit der mir verbliebenen Kraft gehe ich in die Hocke und schabe den Reisflokati zusammen. Zum Glück habe ich erst heute morgen staubgesaugt. Immerhin! Ich bekomme noch fast einen vollen Löffel zusammen. Den Rest, der noch auf dem Boden klebt, werde ich nach meinem Festmahl mit dem Staubsauger entsorgen. Oder sollte ich besser noch einmal versuchen, auch die restlichen Reiskörner aufzusammeln? Es könnte gut und gerne noch für einen zweiten Löffel reichen.

Angewidert habe ich die schmutzigen, fusseligen und haarigen Körner in den Magen befördert. Soll der sich doch um das Aussortieren von Haaren, Staub und toten Fliegen kümmern.

Um mich ein wenig abzulenken, sehe ich mir die Fernsehzeitung an. Bereits auf der zweiten Seite fällt mir eine ganzseitige Anzeige auf.

„SIND SIE REIF FÜR DIESEN REIS?“

Wer auch immer hinter dieser Kampagne steckt; er hat seinen Job ausgezeichnet gemacht. Kann es sein, dass die chinesischen Triaden dahinter stecken? Geht es darum, den Reisumsatz in Deutschland anzukurbeln, weil die Chinesen sich so bessere Chancen bei einer Invasion ausrechnen? Geschickt sind sie allemal, die Schlitzaugen. Machen still und heimlich aus der gelben eine weiße Gefahr. Schmutzigweiß. Reisweiß. Sie überfluten uns mit ihren Reisgerichten, bis wir endlich genauso dünn und abgemagert wie sie selbst sind. Dann schicken sie ihre Reisbomber auf den Weg, um 100 Megatonnen Reisbomben über uns abzuwerfen. Ist dann endlich das ganze Land im Reis erstickt, folgt der zweite Schub. Milliarden hungernder Chinesen werden eingeflogen, um sich an uns die Bäuche vollzuschlagen. Das einzige, was von uns übrigbleibt, sind unsere Knochen, die man als Würze für eine leckere Reissuppe verwendet. Typisch Chinesen. Lassen nichts verkommen!

Ohne nachzudenken, habe ich bereits zur nächsten Seite umgeblättert. Ich überfliege oberflächlich die Programmanzeigen, ohne sie vorher einer Reiszensur zu unterziehen. Hätte ich es nur getan!

In der Spalte ‚Kinderkanal’ fällt mein Blick sofort auf eine Sendung, die in den höchsten Tönen vom Kritiker gelobt wird. ‚Lehrreich und unterhaltsam’ heißt es da. ‚Pädagogisch wichtig für Kinder bis zum achtzigsten Lebensjahr’. ‚Besonders empfehlenswert!!!’. Die Sendung heißt ‚ wie ein kleines Reiskorn die Welt erobert’. Eine lustige chinesische Zeichentrickproduktion für jedes Alter.

Mit einem Streichholz zünde ich die Fernsehzeitung an. Erst als die Flamme fast meine Finger versengt, lasse ich das brennende Etwas ins Spülbecken fallen. Auf dem Rückweg zu meinem Sessel rutsche ich auf einigen Reiskörnern aus, die ich offenbar übersehen habe. Bevor ich meinen Sturz durch eine geschickte Drehung abmildern kann, schlägt mein Kopf gegen den Fernseher. Bei dem kläglich schwächlichen Versuch mich abzustützen, muss meine Hand gegen den Einschaltknopf gekommen sein.

„Guten Tag, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Zum Thema ‚fit durch den Sommer – fit durch Reisfit’ sehen Sie nun eine Co-Produktion des bayrischen und des chinesischen Fernsehens. Anschließend berichten wir in einer Lifeschaltung aus Peking über die Tagung reisexportierender Länder. Etwa gegen 16 Uhr 10 können Sie den vietnamesischen Spielfilm ‚eine Reisliebe’ sehen, der auf dem internationalen Filmfestival mit dem goldenen Reiskorn ausgezeichnet wurde. Zunächst aber viel Spaß und viele köstliche Anregungen bei ‚fit durch den Sommer – fit durch Reisfit’.“

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich den Fernseher wieder ausschalten konnte. Von meiner Diät viel zu geschwächt, krabbelte ich anschließend auf meinen Sessel zurück. Ein blick auf mein bereits spindeldürres Handgelenk zeigte mir, dass meine Armbanduhr heruntergefallen sein musste. Einfach so! Einfach vom Handgelenk gerutscht! Konnte das sein? Nach nur zweieinhalb Tagen Reisdiät? Habe ich bereits eine Stufe erreicht, in der ich langsamer denken konnte als ich abnahm? Was würde meine Freundin jetzt wohl sagen? Ich meine, was würde meine Exfreundin dazu sagen? Gefiel ich ihr nun besser?

Unbeabsichtigt blickte ich an mir herunter. Genau hier, an dieser Stelle über meinem Gürtel, hing mein Schmierbauch! Mächtig und wabbelnd schwappte er über meinen Gürtel, um langsam den Weg zum Boden zu suchen. Selbst bei jedem Klogang pinkelte ich auf gut Glück in die Toilette, weil mir durch den Bauch die Sicht auf meinen Dödel versperrt war. Erst jetzt verstand ich, weshalb besonders fettleibige Menschen im Sitzen pinkeln sollten.

Irgendetwas störte mich.

Wo war denn mein Dödel? Auch wenn ich eine Hose trug, musste ich doch zumindest die ungefähren Bereiche erkennen können, wo er sich versteckte.

Dödel?

Er war weg! Das Einzige, was ich sehen konnte, war noch immer der kugelförmige Bauch, der dem Gesetz der Schwerkraft folgte. Ich war noch nicht spindeldürr? Nicht abgemagert wie ein indischer Fakir, dessen Nerven sich zwischen herausragenden Knochensplittern verbargen?

Das wollte ich nun genau wissen! Ich spürte ohnehin einen unangenehmen Druck auf der Blase. Zeit für den Pinkeltest!

Mehr suchend als sehend fand ich den Hosenschlitz. Zumindest der war noch immer da, wo er sich sonst befand. Meine Spannung stieg ins Unermessliche. War mein Dödel noch da? Oder hatte ich vielleicht nur an dieser einen Stelle rigoros abgenommen? Hatte ich ihn mir ‚weggehungert’?

Dankeschön, Ihr Götter der Männlichkeit. Er ist noch da! Klein und unverändert wie eh und je. Jetzt kann ich ungehemmt pinkeln, bis sich mein Körpergewicht um den Inhalt der Blase reduziert hat.

Pinkeln. PINKELN! Es kommt nichts. Aber es drückt gewaltig. Weiterdrücken. Wahrscheinlich nur die Umstellung meiner Essgewohnheiten. Liest man ja immer wieder. DRÜCKEN. PRESSEN. P R E S S E N ... P R E S S E N...

Endlich höre ich, wie etwas ins Klo fällt. Ein etwas seltsames Geräusch, wie ich es beim Pinkeln noch nie gehört habe. Eher so ein komischen ‚Plop’. Sicherheitshalber beuge ich mich weit nach vorne, um das Ergebnis meines Pinkeltests zu untersuchen. Ich kann nichts sehen. Jedenfalls sehe ich nicht das, was ich normalerweise nach dem Pinkeln sehe. Ich beuge mich trotz meiner körperlichen Schwäche noch etwas weiter über die Toilette.

Schwimmt da nicht etwas im Spülwasser? Etwas winzig kleines und weißes?

Ich spüle das ausgepinkelte Reiskorn herunter und verkneife mir weitere Versuche, meine Blase zu leeren. Das Risiko, die Toilette mit einem Berg von Reiskörnern zu verstopfen, scheint mir unangemessen. Überdies möchte ich mich nun einfach in den Sessel fallen lassen und den Hungertod sterben. Frustriert stopfe ich die Reispipeline wieder zurück in die Hose. Was wäre wohl passiert, wenn ich eine Kartoffeldiät gemacht hätte, hä? Wäre ich dann vor Schmerzen umgekommen oder hätte ich Püree gepinkelt?

Das Telefon klingelte.

„Ja?“ bringe ich mit zittriger Stimme hervor.

„Ich bin’s, Hallo! Ich wollte mich zumindest mal bei dir melden.“

Meine Ex. Welch eine Überraschung.

„Auch Hallo. Wie geht’s? Alles klar bei Dir? Ich dachte schon, dass du mich völlig vergessen hast.“

Das musste einfach mal gesagt sein. Mal hören, wie sie reagiert.

„Mir geht’s gut. Und Dir? Was rede ich denn plötzlich für einen Unsinn! Ich wollte Dir ja was ganz anderes sagen. Tja, also... Wie Du Dir denken kannst, gibt es da eine kleine Veränderung in unsrer Beziehung. Sozusagen eine grundsätzliche Veränderung. Bist Du noch dran?“

Ich war noch dran. Jetzt kommt der Spruch, dass wir Freunde bleiben können.

„Ich bin noch dran. Du willst mir bestimmt mitteilen, dass Du und dieser Typ mit dem Waschbrettbauch aus dem Schwimmbad keine Lust auf eine Dreierbeziehung habt. Stimmt’s? Es ist also aus zwischen uns?“

Sie stockte einen Moment. Aber wirklich nur einen kleinen Moment.

„Was? Wer? Schwimmbad? Blödsinn. Allerdings ist es wirklich aus zwischen uns. Es gibt da jemanden anderes, der mir echt gut gefällt. Ist eben passiert. Böse?“

Weshalb sollte ich. Weil die Liebe meines Lebens mich sitzen ließ? Weil ich noch vor ein paar Wochen dachte, dass ich mit dieser Frau alt werden wollte? Lächerlich. Ich und böse?

„Böse? Ich? Aber nicht doch! Vielleicht ein winziges bisschen überrascht. Mehr aber auch nicht. Ist schon in Ordnung. Und? Wer ist der Glückliche? Kenne ich ihn?“

Jetzt stockte sie etwas länger. Aber immer noch nicht lange genug, um mir ihr schlechtes Gewissen zu demonstrieren.

„Du kennst ihn. Es ist Jens. Erinnerst du Dich an Jens?“

Sie musste einen anderen Jens meinen, als den, den ich kenne. Der Jens, den ich kenne, ist ein dicker, fetter unansehnlicher Sack, der beinahe so breit wie hoch ist. Der konnte es nicht sein. Jeder, aber nicht dieser Jens. Wie hieß er noch gleich mit Nachnamen? Kalinke? Richtig. Jens Kalinke.

„Ich glaube nicht, dass ich diesen Jens kenne. Ich kenne nur den doofen Jens Kalinke, über den wir Beide uns immer lustig gemacht haben. Dieser Fettsack kann es ja nicht sein. Erzähl mir was von Deinem...“

Sie hatte den Hörer auf die Gabel geknallt.

Erst später sollte ich erfahren, dass es eben dieser jener Jens war, der mich verdrängt hatte. Irgendwann, als ich meine Ex zufällig auf der Straße traf, erzählte sie mir etwas über ‚wahre innere Werte’ und so. Sie berichtete mir gutgelaunt, dass Jens zwar noch etwas zugenommen hätte – aber dass er wirklich ein echter Pfundskerl sei, mit dem man Pferde stehlen konnte.

Bei unserem zufälligen Treffen fiel ihr nicht auf, dass ich fast die Hälfte meines ehemaligen Körpergewichtes abgespeckt hatte. Wir verabschiedeten uns freundlich voneinander und gingen unsrer Wege. Sie zu Jens und ich zu meiner neuen Freundin.

Ihr Name ist Hannelore. Hannelore Reis. Zufall.

Wirklich purer Zufall...

Hallo! Diese Geschichte ist all jenen gewidmet, die einfach nur Spaß am Lesen amüsanter Geschichten haben.Klaus-D. Heid, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.08.2001. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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