Heidemarie Rottermanner

Die Blumenperle

Eine bunte Blumenwiese, weitab von Städten und Dörfern, ist das Zuhause der Blumenelfen. Diese zauberhaften, sanften Wesen lieben das Summen der Bienen und die leuchtenden Blumen. Doch diese stillen, unberührten Wiesen werden immer weniger. Schwere Traktoren mit Mähbalken erfüllen die Luft mit Gestank und Lärm.
So müssen die Blumenelfen auf unzugängliche Bergwiesen ausweichen, dort sind die Blumen und Sträucher ihre Wohnstätten.
Diese Elfen können sich nach Lust und Laune kleiner oder größer zaubern.
Inmitten dieses bunten und fröhlichen Volkes lebt die Elfenkönigsfamilie.

Ramina ist das jüngste Königskind. Sie ist ein zierliches Elfenmädchen mit Gänseblümchenaugen und einem Rosenmund. Ihre Gestalt ist zart und durchsichtig, sie wird von allen Elfen geliebt.
Jetzt wissen wir, wo diese wunderbaren Geschöpfe zu Hause sind und somit möchte ich euch erzählen, was sich auf dieser Bergwiese bei den Blumenelfen ereignet hat:

Eines Nachmittags, Ramina hatte übermütig mit ihren Freundinnen gespielt, der gelbe Beinwell mit seinen saftigen, grünen Blättern war ein toller Ort zum Verstecken, passierte es:
Raminas goldene Blumenperlenkette war gerissen. Nach einiger Zeit hektischer Suche fanden sie fast alle Perlen, bis auf eine.
Ramina setzte sich traurig in die Glockenblume, schaukelte hin und her und überlegte.
Ein junger Blumenelf sauste durch die Luft und trällerte sein lustiges Lied. Da erblickte er Ramina, bremste scharf und setzte sich zu ihr: „Was ist bloß passiert, du siehst gar so traurig aus?“ „Ach“, seufzte das Elfenkönigskind: „Meine Blumenperlenkette ist gerissen. Alle Perlen, bis auf eine, haben wir gefunden.
Was wird wohl mein Vater, der König, dazu sagen?“, Silvo tröstete sie: „Komm lass uns gemeinsam suchen.“ Doch beim gelben Beinwell war die Perle nicht. „Das gibt es nicht, “ rief Silvo laut, „Moment, das wird doch nicht, na klar, gleich haben wir den Bösewicht.“ Fort war der Jüngling und ließ eine verdutzte Ramina zurück.

Der Blumenelf flog geradewegs in den Wald. Vor einer mächtigen Fichte landete er und rief laut: „Buko, wo steckst du?“ Husch, von einer Astgabel schwang sich ein kleiner Kobold, seine braunen Haselnussaugen blitzten schalkhaft aus dem grünen Gesicht. Er hüpfte aufgeregt hin und her und der Fichtenzapfen auf seinem Kopf wippte auf und ab.
Silvo blickte streng und schimpfte: „Du weißt ganz genau,warum ich hier bin. Rück sie heraus, aber schnell!“ Buko jammerte: „Diese klitzekleine Blumenperle geht ihr gar nicht ab. Sie glitzert so herrlich und ist jetzt mein. Wild stampfte er mit den Beinen. Endlich führte er Silvo in die Baumhöhle, dort waren seine Schätze aufbewahrt: Du grüne Neune, was gab es da an Haarspangen, bunten Schleifen, Glaskugeln, Kaugummi-, Schokolade- und Zuckerlpapier. Sogar eine Rasierklinge und Stecknadeln mit bunten Köpfen lagen dazwischen.
Silvo lachte: „Das ist ja ein heilloses Durcheinander. Wie kommst du bloß zu diesem Müll?“ „Och….. in der Stadt, liegt dies alles auf den Straßen, Gehsteigen und Parks. Wie wundervoll das Zuckerlpapier riecht und manchmal ist auch noch ein Stückchen Schokolade in der Verpackung zu finden. Am Tollsten ist der Supermarkt, dort kann man getrost die Süßigkeiten aus den Regalen klauen.“ „Aber Buko, “ rief Silvo entsetzt, „wie kannst du nur!“ Der Kobold lachte spitzbübisch!
Silvo flatterte wütend mit seinen Flügeln und setzte sich auf den Moosboden. ,,Nun gut, ich mache dir einen Vorschlag. Du gibst mir die Blumenperle und ich komme wieder und höre mir an, was du in der Stadt so treibst. Einverstanden!"
Der Fichtenkobold blickte auf die Perle und dann wieder zu Silvo. Er brummte ein wenig und kratzte sich verlegen hinter dem linken Ohr.
Dann nickte er und gab Silvo das geraubte Diebsgut. ,,Du kommst wieder! Ich warte auf dich. Hier im Fichtenwald ist mir öfters langweilig, da wäre ein Besuch eine wunderbare Abwechslung!"

Das Elfenmädchen saß noch immer in der Glockenblume und schaukelte. Es war bereits dunkel geworden. Ein paar Leuchtkäfer und viele Elfenmütter mit müden, aber nicht einschlafen wollenden Babys warteten. Ramina hatte eine herrliche Stimme und abends sang sie die Elfenkinder in den Schlaf. Heute würden wohl die Mütter und die Kleinen umsonst warten. Ramina war traurig. Wenn man unglücklich ist, kann man auch nicht singen. Wo blieb wohl Silvo so lange? Hatte er die Perle gefunden?

,,Hier bin ich wieder und schau, was ich dir mitgebracht habe!" Silvos helle Stimme rieß Ramina aus ihrer Grübelei, sie starrte auf die Blumenperle in Silvos Hand und jubelte.
,,Und nun singen wir gemeinsam ein Schlaflied, die armen Kinder gehören doch schon längst in ihre Betten!"
Gesagt, getan und gleich stimmten beide Elfen ihren Gesang an:



Guten Abend, gut Nacht
hoppla, wer ist hier noch wach,
der Grillen Gezirp
ach horch, es klingt noch hier
ein Vogel auch singt
sein schönstes Lied,
doch horch,
jetzt ist auch er
ganz still
Drum schlaf ein mein Kind
und träume still
und draußen ja draußen
weht sacht
der Wind.

Die Grillen spielten die Laute , die Leuchtkäfer spendeten ihr Licht und von dem süßen und sanften Lied, da schliefen die Kinder fest und tief. Ein Lächeln lag auf ihren Gesichtern.
Ein Tag ging zu Ende und eine glückliche Ramina flog eilends zurück in den Elfenpalast, einer schönen und prächtigen Königsakelei!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.04.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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