Karl Bednarik
Eine höfliche Abweisung
Irgendwo im Kuiper-Gürtel, in der Nähe von Xena und Gabrielle.
Die Astronomen wollten Xena und Gabrielle mit den phantasielosen
Bezeichnungen Eris 136199 oder 2003 UB313 und den Mond als
Dysnomia benennen, aber die vorwiegend männlichen Raumfahrer
haben das niemals akzeptiert.
An der Einfahrt des Xena-Space-Ports steht eine 150 Meter hohe
Bronze-Statue von Xena, und in ihrer rechten Hand hält sie ein Breitschwert
hoch in den Himmel gereckt, eine deutlich sichtbare Herausforderung.
Ihre linke Hand umfasst ihr Chakram, eine etwas weniger deutlich
sichtbare Herausforderung, neben ihr wirkt der alte Koloss
von Rhodos wie ein überdimensionaler Gartenzwerg.
(Das Chakram von Xena ist Schnell wie der Blitz,
und tödlich wie es nur der Tod sein kann).
Echt Scheisse ist: Trockeneis gilt auf Xena als Wärmequelle.
(Das war nur ein Hinweis für gewöhnliche Tramper.)
Die Tatsache, dass es die Kriegerprinzessin Xena niemals gegeben
haben hätte können,
(na, ja, zu mindest in unserem Parallel-Universum).
hat die terranischen Raumfahrer noch niemals psychologisch irgendwie
beeinflusst.
Originaltext aus dem Quantenspeicher der terranischen Raumflotte:
An das fremde Raumschiff.
Verzögern Sie auf die Relativgeschwindigkeit Null.
Sie erhalten, falls es nötig ist, kostenlos Treibstoff
und technische Ersatzteile.
Danach werden Sie aufgefordert umgehend in jene
Richtung ab zu fliegen, aus der Sie gekommen sind.
Falls Sie keinen Treibstoff zum Verzögern haben,
dann wird ein Prisenkommando an Bord Ihres Schiffes
gehen, und die für das Bremsmanöver notwendigen
technischen Maßnahmen ergreifen.
Falls Sie nicht kooperieren, wird sie die terranische
Raumflotte als Übungsziel einstufen (wird nicht empfohlen).
Die wenigsten Schiffe vertragen eine Umgebungstemperatur
von 100 Millionen Kelvin, oder ein paar Tonnen Antimaterie.
Wir sind auch auf exotische Existenzformen vorbereitet,
wir hatten sogar schon Roboter aus Eisen, die in einer
Umgebung aus flüssigen Quecksilber herum schwammen.
(Eisen löst sich nicht in Quecksilber, andere Metalle schon.)
Diese Roboter waren überaus vernünftig, und sie kehrten
daher unbeschädigt zu ihrer Heimatwelt zurück.
(Eta Carinae Beta 4, die sind immer sehr höflich)
Etwas weniger vernünftig sind die Mirgs, eine Rasse
von Methan atmenden Wasserbewohnern, deren Vorfahren
vermutlich ursprünglich aus der Andromeda-Galaxie stammen.
Der bisherige Rekord der Mirgs war ein Durchbruch mit
99 Prozent der Lichtgeschwindigkeit auf einer Länge
von fast 600 Millionen Kilometern.
Dann lief das Schiff allerdings auf eine 20 Tonnen
Antimaterie-Mine auf.
Diese Glutwolke kann man sogar jetzt noch deutlich erkennen.
Also, bitte, seien Sie vernünftig, bremsen Sie, sprechen
Sie mit uns, es muß ja nicht immer so schrecklich enden.
Admiral Graf Frederik von Hombug an die zentrale Photonik:
Ich habe die Sprache der Xerl halbwegs sinnvoll übersetzt,
aber ihre Maßeinheiten konnten sogar mich verwirren.
Das Xoot ist die Tentakel-Länge am Tag, mit etwa 0,93 m,
und in der Nacht ist das Xoot 0,96 m lang, weil in der
Nacht die Tentakel etwas aufquellen.
Außerdem scheinen die Xerl ein kleines Problem mit dem
logischen Denken zu haben, aber das gilt nur für den
außergewöhnlichen Fall, daß wir unser eigenes logisches
Denken für völlig richtig halten.
An Bord der Xurl:
Xarl: Eine Sauerstoffwelt, geeignet für die Rasse der Xerl.
Xirl: Aber ein Mond aus Metall ist sehr ungewöhnlich.
Xarl: Das ist kein Mond, sondern ein 500 Kilometer großes Ultraschlachtschiff.
Xirl: Ich frage mich, warum es so viele Tunnel-Eingänge hat.
Xarl: Das sind keine Tunnel-Eingänge, sondern das sind
zahlreiche, mehr als zehn Meter durchmessende Geschützmündungen.
Xirl: Na, ja, eventuell sollten wir umkehren.
Xzzt: Bordrechner an Kommandant, die potentielle Energiemenge
der terranischen Waffensysteme beträgt rund 400 Terawatt,
aber diese Schätzung bezieht sich nur auf den Zustand des
Leerlaufs dieser Waffensysteme.
(Ein Test bei voller Leistung wird nicht empfohlen.)
Xarl: Man kann sagen, was man will, aber diese Terraner sind
hochkultiviert. Diese Mirgs in der Andromeda-Galaxie haben
unsere friedlichen Forschungsschiffe schon des öfteren einfach abgeschossen.
Xirl: Und wenn diese Terraner auch nur halblaut furzen (in der
Sprache der Xerl habe ich lange und vergebens nach diesem
Begriff gesucht), dann sind wir eine weißglühende Plasmawolke.
Xarl: Dann bekommen wir bestimmt einen Gedenkstein in der Halle der Helden.
Xirl: Denk bitte nicht an Deinen Gedenkstein in der Halle der Helden.
Xarl: An die terranische Raumflotte, wir bestätigen den Erhalt ihres
Funkspruches, und wir sind bereit Ihren Anordnungen zu folgen.
Xarl: An den Bordrechner Xzzt, Gegenbeschleunigung einleiten.
Xirl: Hoffentlich hat dort drüben niemand lockere Tentakel.
Xarl: Wer weiß, ob dort drüben überhaupt jemand Tentakel hat.
Anmerkung des Übersetzers:
Die Xerl haben fünf Geschlechter, Xarl gehört zum ersten Geschlecht,
und Xirl gehört zum dritten Geschlecht, zwischen denen kann nichts
ablaufen, denn das ist schon lange die Politik der Xerl-Raumflotte.
Und wenn jemand glaubt, daß die Sprache der Xerl monoton ist,
dann hat er noch nicht mit einem Wruk gesprochen.
An Bord des schnellen Raumjägers Hyper-Raptor 573:
Commander Rick McFertig nicht so sehr an den Bordcomputer,
aber ein wenig mehr zu sich selbst:
"Verdammt, das wäre so ein schönes Ziel gewesen."
Aber der Ehrenkodex der terranischen Raumflotte erlaubt
einfach nicht das Abknallen von Zivilisten.
Bordcomputer (Unterabteilung: Psychologie-Programm) an
Commander Rick McFertig: "Die nächsten Mirgs kommen bestimmt
bald wieder. Und außerdem ist unser Auftrag der Schutz der Erde.
Spiel einfach HALO-3 mein Junge, und es geht Dir bald besser."
Commander Rick McFertig an Bordcomputer
(mit oder ohne (eher ohne) Psychologie-Programm):
"Leg jetzt endlich wieder ’Fire Your Gun’ von AC/DC auf,
oder Du fliegst hochkant aus der Luftschleuse".
Commander Rick McFertig an Bordcomputer
(ganz sicher ohne Psychologie-Programm):
"Seit wir hier kostenlos Treibstoff verschenken, gondeln
die seltsamsten Typen bei uns herum".
Xena (rechts) und Gabrielle (links, wo sonst?):
http://members.chello.at/karl.bednarik/XENA-1.JPG
Gibt es etwas besseres als Graf Hombug?
Leider ja.
Das Treffen der Serien:
http://www.stories.proc.org/treffen_der_serien/treffen_der_serien.html
Karl Bednarik, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.04.2008.
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