Andreas Rüdig
Der Sängerkrieg
Hey, Chef, das ist nicht richtig, nein, nun wirklich nicht. Du hättest diesen Sängerkrieg nun wirklich nicht in meine Kirche tragen müssen. Er macht mir meinen sonntäglichen Gottesdienst kaputt.
Was passiert zu Beginn des Gottesdienstes? Zunächst einmal nichts. Die Gemeinde betet, singt und lauscht meiner Predigt. Doch irgendwann ergreift sie selbst die Initiative! Und das zweisprachig. Die eine Hälfte der Gottesdienstbesucher sind Deutsche, müssen Sie wissen; der andere Teil besteht aus Engländern und Zuwanderern aus deren ehemaligen Kolonien in Afrika und der Karibik. Wie aus dem Nichts heraus beginnen sie, sich Kirchenlieder vorzusingen - abwechselnd auf Deutsch und Englisch. Anfangs fand ich das ja noch witzig; irgendwann begannen die Lieder aber, mir auf die Nerven zu gehen. Schließlich konnte ich den Gottesdienst ja nicht wie geplant fortsetzen. "Wir brauchen das. Die Lieder sind wichtig für unser Wohlbefinden," behaupteten die Engländer, als ich sie auf das Singen ansprach. "Wir möchten den Leuten doch nur unsere Kultur vermitteln," entgegneten die Deutschen. Was sollte ich also tun?
Das Abendmahl war meine letzte Rettung. Ein wenig K O - Tropfen in den Wein und schon waren die eifrigen Sänger in einen wohligen, seeligen Schlaf gesunken. Oh wie viel kann doch ein wenig Schnarchen bewirken, wenn ich so ganz nebenbei den Leuten unbemerkt eine Standpauke ob ihres schlechten Benehmens halten kann?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.04.2008.
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