David Lebknecht

Helden werden nicht geboren


Die Grafschaft Bresenberg, eine der mächtigsten und ältesten Grafschaften des verischen Kaiserreiches, erstreckt sich beinahe rund um den gesamten Avenfester Meerbusen. Es ist ein schönes, ein fruchtbares Land und Kornfelder von beeindruckender Größe säumen die Reichsstraße auf der an jenem Tage ein verloren klein wirkender Reisender ritt.

 
Wulfen Amasov beschattete seine Augen mit der Hand und sah in die Ferne. „Gleich,“ so dachte er still, „gleich ist der Wald da, endlich! Diese dreckige Hitze hier macht mich noch wahnsinnig.“ Im Wald soll es eine Abzweigung Richtung einer Stadt namens Nivva geben, so hatte der Wanderer, mit dem Wulfen vor einiger Zeit gesprochen hatte, zumindest erzählt. „Eine Hafenstadt, gut, dort kann ich mir ein paar Biere oder Wein in den Schädel gießen und mir ein Zimmer nehmen.“ er musste bei dem Gedanken schmunzeln und seine Stimmung wurde ein wenig besser. Seit er seinen Dienst bei der kembrischen Armee quittiert hatte, hatte er sich als Schaukämpfer auf Jahrmärkten oder Dorffesten verdingt, sich treiben lassen, von Tag zu Tag gelebt. Wulfen kratzte sich an seiner bärtigen Backe. Sein Leben hatte nicht unbedingt den, eines Adligen würdigen, Verlauf genommen, deshalb ließ er sich nun in dem Sumpf seines Selbstmitleids versinken und warf sich vor, das Leben eines Bettlers zu führen. Endlich fiel der Schatten der ersten Bäume am Wegesrand auf ihn und er entspannte sich im Sattel. Sein dichter, hellbrauner Bart und seine langen Haare verbargen sein Gesicht und seine abgenutzte Kleidung trug das ihre dazu bei, dass er eher als Landstreicher, denn als kembrischer Prinz und Offizier durchging. Wulfen dachte an seinen letzten Schwertkampf auf dem Dorffest von Ropplitze und daran, wie er sich nicht einmal mehr bemüht hatte seine lächerliche Überlegenheit zu verbergen. Immerhin hatte er zur Elite der mächtigen Armee Kembrias gehört, was hatten ihm ein paar halbstarke Bauernjungen schon entgegenzusetzen?
Es raschelte im Gebüsch! – Wulfen wurde aus seinen Gedanken gerissen und packte sein Schwert, er hatte etwas metallisch glitzern gesehen und rutschte langsam, auf der dem Geräusch abgewandten Seite, aus dem Sattel und ging in die Hocke, um unter seiner Stute durchzusehen. „Idiot! Wieso fühlt du dich ständig verfolgt?“ schalt der junge Krieger sich selbst und wollte die Klinge wegpacken, als ihm das Glitzern wieder auffiel, diesmal etwas weiter links. Ein Bewaffneter, was treibt der im Wald? Wulfens Neugier war geweckt! Ein Ast brach unter dem Tritt der fremden Person. „Gebt euch zu erkennen!“ brüllte Wulfen und er rannte auf den Waldrand zu, um hinter einem Kastanienbaum in Deckung zu gehen. „Das Waffentragen ist hier verboten, außer ihr seid von Adel.“ Rief er noch in Richtung seines Verfolgers und pirschte sich an diesen heran. „Was ist los? Wollt ihr euch nicht zu erkennen geben? Dann können wir reden. Wildert ihr hier?“ Wulfen wartete einige Augenblicke, hinter einem umgestürzten Baum, ohne über die Sinnhaftigkeit seines Tuns, nachzudenken. „Reden ist eure einzige Möglichkeit zu überleben, Bursche.“ Da fiel ihm ein, dass er vielleicht schon in der Falle saß und ihn vielleicht eine Gruppe Meuchler oder Gesetzloser ihn hierher gelockt hatte, doch auch diesen Gedanken verbannte er aus seinem Kopf. Nun galt es, sich auf den anstehenden Kampf zu kontentrieren! Gerade als Wulfen zum Sprung aus seinem Versteck heraus ansetzte, sah er in der Ferne wieder ein Glitzern. Ein Pfeil raste an ihm vorbei, als er sich über den Baum warf und abrollte. „Nun gut.“ Eilig kam der Kembrier wieder auf die Beine und rannte, einen zornerfüllten Kampfschrei ausstoßend auf die Richtung, aus der der Pfeil kam, zu.

 
Alariel der Elf spannte seinen Bogen, um, nur wenige Wimpernschläge nach seinem ersten Schuß, ein zweites Mal, einen seiner todbringenden Pfeile in Richtung des Angreifers zu schießen. Er stand völlig regungslos auf einer kleinen Holzbrücke, die über ein flaches Bächlein gebaut war und zielte. Zum zweiten Mal, seit er hier in dieser Gegend der Welt war, war er völlig grundlos von einem Menschen attackiert worden, obwohl er sogar schon die großen Straßen mied und zumeist nachts, oder im Dickicht reiste. Er wollte sein Geschoß gerade loslassen, um den Fremden, der bereits bis auf wenige Schritte auf ihn zugestürmt war zu töten, dann zögerte er. Auch der anstürmende Schwertkämpfer hielt, die Klinge drohend erhoben, urplötzlich inne.
                                     
„Alariel, seid ihr es?“ Wulfen ließ sein Schwert zu Boden sinken, sein Gegenüber senkte seinerseits den Bogen. „Weißer Schwertkämpfer? Ihr – du - siehst so anders aus.“ Alariels Blick verriet, dass er die Welt nicht zu verstehen schien. „Ich habe ein, recht ... seltsames Jahr hinter mir. Der Allvater hat wohl beschlossen, sich einige Zeit lang nicht um mich zu kümmern.“ Er zog ein schiefes Grinsen auf und stützte sich auf seine Klinge wie auf einen Gehstock. „Was treibt ihr hier im Wald, abseits der Straße, versteckt ihr euch vor jemandem?“ „Vor den Menschen hier. Ihren Blicken. Ihrer Dummheit.“ Wulfen sah sich kurz um, setzte sich dann auf den kühlen Waldboden und legte sein Schwert neben sich. „Und wohin wolltet ihr Freund? Ich darf euch doch meinen Freund nennen?“ Alariel nickte langsam. „Habt ihr gejagd?“ Wieder nickte der schlanke Elf. „Das ist ein schweres Verbrechen hier. Wilderei wird schwer bestraft, das ist Raub am Grafen persönlich. Das wisst ihr doch?“ Der Elf hob seinen Blick und starrte ins Leere, in die Baumwipfel. „Ach was, lasst uns nicht über so etwas reden. Los erzählt! Wieso habt ihr eure Leute überhaupt verlassen und seid soweit herauf gewandert?“ fuhr Wulfen fort. „Ich weiß es nicht. Beides.“ „Ist eure Sippe nicht mehr im Krieg, ich meine an der Grenze?“ „Ich weiß nicht. Ich bin nicht keiner mehr von ihnen.“ Alariel fingerte an seiner Bogensehne herum und hängte sie aus, Wulfen seinerseits kramte an seinem Trinkschlauch und nahm einen kräftigen Schluck Branntwein. „Kommt, wir gehen zurück zu meinem Pferd und dann wollen wir uns eine Schänke suchen in der Stadt. Wollt ihr mich begleiten? Ich denke, wir haben uns einiges zu erzählen.“ „Hm.“ Nickte Alariel nicht sehr überzeugt und steckte noch den letzten Pfeil zurück in den Köcher, der an der Seite seines Gürtels baumelte. „Wir hätten uns wohl beinahe gegenseitig das Lichtlein ausgeblasen.“ Sagte Wulfen während er aufstand und seine Kleider abklopfte. Tatsächlich freute er sich aufrichtig, den Elfen zu sehen, den er in eben jenem endl! osen Kri eg kennen gelernt hatte, dem sie offenbar beide den Rücken gekehrt hatten. „Nein. Ich dir.“ Meinte Alariel und machte sich auf in Richtung Straße. Wulfen schüttelte lachend den Kopf und folgte dem Elfen.

 
Die kühle Distanziertheit Alariels war Wulfen nur recht, denn so konnte er seine Geschichte ungestört zum Besten geben und fühlte sich trotzdem nicht mehr so alleine. Alariel und er hatten nur ein paar Tage ihres Lebens in der dürren Öde der Grenzlande miteinander verbracht und waren beim entscheidenden Angriff auf eine Orkfestung dabei gewesen, doch eine gewisse Vertrautheit, wie Soldaten sie erleben, wenn sie, irgendwo in der Fremde gemeinsam ums Überleben ringen müssen, war geblieben. So taute auch Alariel, für Elfenverhältnisse, wie Wulfen für sich selbst feststellte, langsam auf und erzählte über seine bisherige Reise. Zum Ärgernis des Menschen wich er, selbst geschickt gestellten Fragen nach dem Grund seiner Reise, aus und Wulfen beschloss, das vorläufig ruhen zu lassen und seine Neugierde ein anderes Mal zu befriedigen. Nach einiger Zeit Reise, es war schon später Nachmittag geworden, sahen die beiden Wanderer die schwach befestigte Fischerstadt.

 
„Das wird Nivva sein.“ Stellte Wulfen fröhlich fest und sprang von seinem Pferd um es an den Zügeln zu führen. Er und Alariel spazierten auf die beiden Torwachen zu. Diese versuchten möglichst ausdruckslos zu bleiben, konnten sich aber aufgrund des ungewohnten Anblicks eines Elfen scheinbar nicht ganz beherrschen. Alariel hatte zwar eine Kapuze über seinen Kopf  gezogen, doch seine langen, schwarz gefärbten Haare und sein zierliches Gesicht verrieten alles. Die Wachleute trugen flache Helme, die wie Suppenteller in den feinen Häusern aussahen und an der Seite eine protzige blaue Feder befestigt hatten. Einer von ihnen trat, als die ihm Unbekannten nur noch etwa ein dutzend Schritte vom Tor entfernt waren, auf die beiden Fremden zu. „Halt, was soll das, ihr Zwei? Eure Waffen brauchen wir hier nicht und euresgleichen: ... “ Wulfen machte sich schon bereit, seinen exotischen Gefährten zu verteidigen, als er bemerkte, dass der Finger des Wachmannes auf ihn selbst zeigte. „ ... Bettlergesindel, wollen wir schon gar nicht. Warum reist ihr mit ihm, wo habt ihr den gefunden, Jägerin?“ „Ähm, draußen im Wald. Er reist mit mir.“ Verbeugte sich Alariel und wollte Wulfen durchs Tor schieben, als der zweite Wachmann sich räusperte: „Eure Waffen. Bitte.“ „Jägerin gebt mir euren Dolch und den Bogen, ich will sie für euch abgeben, seht euch derweilen nach einer Bleibe für uns und unser Pferd um.“ Warf Wulfen rasch ein, um zu verhindern, dass die Wachmänner sich die „Frau“ genauer ansahen. Alariel nickte knapp und eilte mit Wulfens Pferd durch das Tor der Stadt. Wulfen folgte dem älteren der beiden Wachen in die Wachstube. Diese war direkt an die Stadtmauer angebaut und er sah einen Abgang in einen Keller, wo er Kerkerzellen vermutete. Die Stadt war nicht sehr groß, Wulfen schätzte sie auf etwa vier- vielleicht fünfhundert Einwohner, dennoch schien sie wenngleich schwach befestigt, gut bewacht zu sein. „Wisst ihr, es ist der Steuereintreiber seiner kaiserlichen Majestät in der Stadt und mit ihm kommt einiges Gesindel hier! her. Au ßerdem ist Markt, also nichts für ungut, wenn ihr wiederkommt, könnt ihr eure Waffen zurückholen.“

 
Nachdem sich Wulfen und Alariel wiedergefunden, das Pferd einem Pferdewirten am Tor zum Versorgen dagelassen und sich in einer Taverne namens „Tollkirschhof“ eingemietet hatten, beschlossen sie, ihr Zimmer im oberen Stockwerk zu verlassen und sich ein wenig unter die Leute zu mischen. „Zum Glück haben wir nicht viel Gepäck wir beiden, ha?“ meinte Wulfen, während die Beiden die Treppe hinuntergingen und boxte dem Elfen auffordernd auf die Schulter. Alariel zog eine Braue hoch und ohrfeigte den Menschen mit einer blitzschnellen Bewegung. Einige Augenblicke Stille folgten. „Ich bin schnell, was?“ zwinkerte Alariel Wulfen zu und dieser klatschte ein-, zweimal langsam in die Hände. Die beiden schlenderten durch den, überraschend vollen, Schankraum und beschlossen, nach draußen in den Innenhof zu gehen um dort nach einem Tisch zu suchen. Die beiden schoben sich durch die stickige Hitze, tausende Gerüche drangen in ihre Nasen, Schweiß, der dampfige Geruch von Kohlsuppe und allerlei alkoholgeschwängerte Luft raubten Alariel fast die Sinne. Im Freien war es tatsächlich ein wenig leerer und außer einer angeregt diskutierenden Gruppe Leute war es auch ruhig und so nahmen die beiden Platz. Wulfen lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als ihm auffiel, dass der Ton des Gesprächs deutlich rauher wurde.

 
Caldrin wollte zornig aufspringen, doch sein Mentor hatte ihn zurückgehalten und war an seiner Statt aufgestanden. „Meine Herren,“ sagte er mit ruhiger Stimme und faltete, beschwörend seine Hände „beruhigen wir uns doch.“ Der in einfache Reisekleidung gewandete Uraner wollte seine Worte nachwirken lassen, wurde aber jäh unterbrochen „Häßlicher, arroganter Auraner! Ihr hurt alle mit Teufeln herum!“ brüllte Einer und „Wo wart ihr denn im Orkkrieg? Ihr und eure tolle Armee? Habt euch verkrochen wie?“ ein Anderer. „Freunde, bitte, das ist nicht notwendig, unsere beiden Länder leben in friedlicher Koexistenz und das schon seit vielen Jahren ...“

 
„Was ist dort los?“ fragte Wulfen höflich einen der Knechte, der ihm gerade einen Krug mit Wein befüllte. „Ach, die suchen Streit, am besten seht nicht hin. Der große ist Gerjall, der Sohn des Bürgermeisters und der neben ihm ist der Schwager des Hauptmannes der Stadtgarde. Die suchen ständig Ärger, denn ihnen kann niemand etwas anhaben“ Wulfen sah sich zu Alariel um, hob eine Braue und leerte dann seinen Wein mit einem Zug. Polternd stellte er den Krug auf den Tisch und wischte sich über das Gesicht und den Bart, in dem sich ein paar Tropfen verfangen hatten. Dann stand er auf und ging auf die Gruppe zu, während sich der Knecht, Übel herannahend sehend, aus dem Staub machte.

 
„Was ist das Problem dieser Herren?“ erkundigte sich Wulfen schroff, während er sich bemühte, sich so groß wie möglich aufzurichten. Einer der Männer, Gerjall, trat auf ihn zu und starrte in seine Augen, er überragte Wulfen um eine gute Handbreite. „Kembrier, euren ekelhaften Dialekt erkenne ich überall.“ Plötzlich wandte der Stänkerer seine Augen von Wulfens Blick ab und sah zu Alariel, der sich neben seinem Gefährten aufgebaut hatte. „Ein Elfenteufel?“ rief er voller Verachtung und die Stimmen der anderen Männer riefen warnend. Dolche wurden gezückt und Wulfen wollte gerade zum Schlag ausholen als der ältere der Gelehrten wieder zu sprechen anhob: „Halt! Hört auf! Werte Herren, es gibt keinen Grund für Hader, reichen wir einander die Hände in Frieden und alles kann wieder seinen gewohnten Gang gehen.“ „Feine Freunde seid ihr hier! Ein kembrischer Bettler, ein Elfenteufel und zwei Spießgesellen des Ketzerkönigs.“ Folgte eine abschätzige Bemerkung, die den jüngeren Uraner zum Reden veranlasste: „Rein technisch gesehen, sind wir keine Freunde.“ „Caldrin! Das ist nicht der richtige Zeitpunkt.“ rügte der Ältere seinen Schützling und streckte seine Hand einem der Männer entgegen, die hier offenbar die Stadtschläger waren. Dieser sah kurz zu seinen Freunden zurück und machte dann plötzlich einen Schritt nach vorne und stach seinen Dolch in die Brust des Uraners, welcher geschockt nach hinten taumelte und auf einem Hocker zum Sitzen kam. Blut quoll aus seiner Brust und färbte sein Hemd dunkelrot. Ein gewaltiger Faustschlag Wulfens fegte den großen Mann von vorhin von den Beinen und auch Alariel gelang ein geschickter Tritt aus der Drehung an den Hinterkopf eines der Freunde des Messerstechers. Der jüngere Uraner vergaß alles um sich herum und eilte geduckt zu seinem Lehrer.

 
„RUHE!“ der Ruf erfüllte sofort den Innenhof des Gasthofes und sechs Gerüstete zückten ihre Schwerter. „Der Knecht muss die gerufen haben, gut soweit.“ murmelte Wulfen Alariel zu. Doch der Messerstecher schien blitzschnell einen Plan gefasst zu haben und trat auf den Kommandanten der Truppe zu. „Diese Männer“ deutete er auf den Elfen und den Kembrier „haben diesem Burschen geholfen, seinen Lehrer zu erstechen, Jarvrid, wir haben versucht sie daran zu hindern.“ Bei den letzten Worten umfasste er sogar die Hand des Kommadanten, den er zu kennen schien und beugte sein Haupt verstellt demütig. „Ist dem so?“ donnerte einer der Gardisten. „Es war, völlig anders, es ...“ protestierte Wulfen erfolglos. „Schweigt! Ich kenne und vertraue Huared, sein Wort ist mir vorläufig Beweis genug. Festnehmen.“ Alariel hatte nicht ganz alles verstanden, was die Menschen hier geschwatzt hatten, aber was zu tun war, das wusste er. Er ließ sich nach vorn fallen, stützte sich mit den Händen am Boden ab und trat mit beiden Füßen nach hinten aus.Dann ris er seinen Jagddolch aus dem Stiefel und rammte ihm dem am Boden liegenden Mann in den Oberschenkel, drehte ihn und wich einem anderen Hieb aus. Auch Wulfen erkannte den Ernst der Lage und warf einen Stuhl nach den Gardisten um Deckung zu suchen. Alariel hatte gerade einen zweiten seiner Widersacher mit einem Schlag seiner Handkante an den Kehlkopf zu Boden gebracht, als er Wulfen an einem Dachvorsprung hängen sah. Einer der Gardisten schlug mit dem Schwert nach dessen Bein, doch der Kembrier konnte ihm dieses mit einem glücklichen Tritt aus der Hand schlagen. Dann zog er sich hoch und brach Holzschindeln aus dem Dach, mit denen er nach seinen Häschern warf. Alariel sprang einen der Soldaten von hinten an und drehte ihm sein Genick in jener einzigen, flüssigen Bewegung um, in der er ihm auch das Schwert entwand. Dnach machte er ein paar Hüpfer rückwärts und schlug nach dem Messerstecher, sodass sich alle von Wulfen abwandten und dem Elfen widmeten. Ein fataler Fehler, denn augenblic! klich sp rang Wulfen, einen verzerrten Schrei ausrufend, vom Dach auf den Anführer der Wache und traf ihn mit beiden Fäusten am – Helm. Wulfen kam zwar auf den Füßen auf, der Schmerz, der seine Hände durchfuhr ließ ihn aber dennoch wankend einen Schritt zurückweichen. Er blickte einige Augenblicke fassungslos auf seine Hände, ehe er erkannte, dass der Gardekommandant seine Klinge auf ihn gerichtet hatte.
Auch Alariels Schwertkampf war nur von kurzer Dauer gewesen, denn schon nach seiner ersten Attacke auf einen der Kämpfer hatte ihm ein Zweiter den Oberarm aufschlitzen können und er musste das Schwert fallen lassen und sich, wie Wulfen, ergeben.
„Fesselt sie, alle Drei. Werft sie ins Gefängnis, sie sollen wegen Doppelmord an dem Fremden und einem Mitglied der Stadtwache gehenkt werden.“ Zwei der Soldaten packten Wulfen und fesselten ihm die Hände hinter dem Rücken, als der Kommandant auf ihn zuging, um ihm ein paar Schläge mit der Faust ins Gesicht zu verpassen. „Na? Wo ist deine Frechheit jetzt, Bauer?“ Wulfen sah seinen Gegenüber zornerfüllt an, als ihn noch zwei Schläge mit dem Schwertknauf an Stirn und Wangenknochen trafen, dann wurden sie, wie befohlen durch die Straße getrieben und ins Gefängnis am Stadttor geworfen.

 
Den ersten Menschen, den Wulfen wieder richtig wahrnahm war der junge Uraner namens Caldrin, der sich über ihn gebeugt hatte und seine Platzwunden im Gesicht mit Kräuterchen belegte. „Was tut ihr – wer – wie? Gott Ehem mit uns, zum Donnerwetter.“ würgte er hervor und richtete sich auf. Er sah sich auf einer gemauerten Pritsche liegen, die mit Stroh belegt war. Am Boden standen zwei Krüge mit Wasser und durch ein kleines, vergittertes Fenster drang morgentliches Sonnenlicht in den Kerkerraum. Alariel saß neben der schweren Holztür bei den Wasserkrügen und strich über seinen Oberarm. „Scheiße.“ murrte der Mensch und stand auf.
„Zugegeben hoher Herr, ich war auch schon einmal in einer besseren Situation, trotzdem danke ich euch von Herzen, für euer mutiges und entschlossenes Einschreiten.“ meinte der uranische Mann und klopfte Wulfen auf die breiten Schultern, was dieser mit einem amüsiert fassungslosen Blick quittierte. „Naja, ähm, gerne geschehen, denke ich.“ „Richten die uns hin?“ unterbrach Alariel die Beiden. „Vermutlich. Ja. Wir sind hier im tiefsten Veria als Ausländer und Sagenmonster. Es wird sogar ein großes Publikum erscheinen, um uns sterben zu sehen. Mein Name ist Wulfen Ajturovic Amasov und ich stamme aus Tuflograd im fernen Kembria.“ wandte sich Wulfen wieder an den Uraner und verbeugte sich. „Mein Name ist Caldrin Isaius Minus Venecitius Flumen und es gibt immer einen Weg, hoher Herr, sagte mein Lehrmeister stets.“ „Das hat er euch gelehrt, euer Lehrer? Schöne Worte, aber wenig hilfreich, nicht? Sagt, ist er wirklich tot?“ „Sein Herz hat während des Kampfes aufgehört zu schlagen. Er ist nicht mehr unter den Lebenden.“ „Es tut mir leid für euch. Aber wenn diese Männer in dieser Stadt wirklich so gute Beziehungen haben, sieht es ein wenig düster aus.“ Diese Worte drückten die Stimmung wieder und Wulfen wollte gleich wieder ablenken. „Was für ein Gelehrter war er denn, oder was für einer wolltet ihr werden?“ „Er war ein universell gelehrter Mann, er beherrschte alle Sieben Künste und wollte mich zu seinem Nachfolger erziehen. Ich sollte vielleicht sogar einmal seine Akademie leiten, deshalb sind wir seit über einem Jahr durch die Lande gezogen. Pflanzenkunde, Sprachen erlernen, Geografie, Astologie, fremde Völker kennen lernen, wisst ihr?“ Caldrins Mine verfinsterte sich und er ließ den Kopf hängen. Er fühlte ein gräßliches Gefühl in sich hochsteigen, er fühlte sich verlassen, alleine und schwach. Zum Tode verurteilt und es gibt nichts, was du dagegen tun kannst, fiel es ihm ein und sein Herz wurde schwer. „Da reisen ihr und euer Herr die ganze Weltscheibe auf und ab und er wird in einer Wirtschaft in Veria erstoch! en ... D as Schicksal ist wahllos.“ setzte Wulfen nach. Es folgten einige Augenblicke drückender Stille.

 
„Die Nordmänner kommen!“, „Lauft um euer Leben!“, „Alle auf eure Posten, faules Pack!“, „Rägnarhelmer! Flieht!“, „Piraten!“ und ein langgezogenes „Kä-ämpft!“ drangen vom oberen Stockwerk und der Straße in die Zelle, draußen trampelten Stiefel, die Waffen wurden ergriffen und Rüstungen klapperten. Dann war es stiller, obwohl in weiter Ferne bereits die ersten Kampf- oder Entsetzensschreie anfingen und Flüchtende durch die Straßen zu drängen begannen. Alariel sprang hoch und sah durch das kleine Sichtfenster in der Kerkertür nach draußen. Es schien alles leer zu sein. „Ha! Eine klassische Situation für einen Ausbruch wie in einer Tragödia!“ freute sich Caldrin und machte ein paar Schritte in Richtung Tür. „Klar, wenn wir eine Armdicke Holztür aufbrechen können, sind wir schon fast draußen.“ kommentierte Wulfens mürrische Stimme die Situation. „Hm, ich kenne da, so denke ich, einen kleinen Trick.“ konterte Caldrin und noch bevor er Wulfens verständnislosen Ausdruck bemerkt hatte übernahm Alariel es, zu erklären. „Er ist magisch. Seht ihr Menschen das wirklich nicht?“ fragte er und schüttelte den Kopf über die Blindheit dieses Volkes. „Moment, heißt das, das ist wahr? Das sind keine Märchen, mit euren Zauberern auf den Schlachtfeldern und den Zauberschulen und alledem?“ „Jedermann und jede Frau mit diesem besonderen und göttlichen Geschenk kann dieses zu kontrollieren lernen. Ja, hoher Herr Kembrier, ich bin Caldrin Isaius Minus Venecitius Flumen, Magí Maius aus dem Imperium Uranum. Beeinflusst das unsere Freundschaft?“ „Ich dachte, wir sind rein technisch gesehen gar keine Freunde.“ lachte Wulfen, froh darüber, dass ihm dieser Witz eingefallen war und ließ sich nach hinten auf die Pritsche fallen. „Wenn der Allvater mir auf diesem Wege helfen will, warum nicht? Besser an eurer Seite auszubrechen, als an eurer Seite zu hängen. Los, zeigt mir euren Spuk.“ Klatschte Wulfen auffordernd in die Hände und Caldrin drehte sich zur Tür um, von zwei neugierigen Augenpaaren beobachtet.

 
Angus der jüngere Isenhömmar - der Nordmann, genoss den letzten Augenblick, bevor er vom Deck des Drachenbootes auf den festen Hafenboden sprang. Gleich würde das Gemetzel losgehen, das Schreien und Wehklagen, das Siegen und das Sterben. Angus holte tief Luft und setzte zum Sprung an, während Holzplanken krachend vom Schiff an Land aufschlugen. Sechs Schiffe der Rägnarhelmer hatten die Bucht erreicht und ihre todbringende Fracht, ein blutrünstiger Strom bewaffneter Männer und Frauen, ergoss sich über den Hafen in die kleine Stadt. Angus hob seine lange Axt und wirbelte sie über seinem Kopf, ehe er ihren handbreiten Bart einem feindlichen Speerträger in den Nacken trieb. Dieser fiel zu Boden und würgte Blut hervor, ehe er sein Leben aushauchte. Wild entschlossen brachen sich die Nordmänner Bahn und warfen die Verteidiger zurück.
Nach nur einer Stunde war der Kampfeswille der Stadt fast gebrochen, Flammen loderten und das Plündern begann. Angus hatte sich, nachdem er und seine Begleiter, Mardos der Söldner und Irra, die eigentlich Fischerin war, einen Trupp Soldaten zersprengt hatten, ein wenig verirrt. „Ich jage den Rest, bring Mardos zum Schiff. Er blutet heftig.“ Waren seine letzten Worte, bevor er sich alleine aufgemacht hatte, den letzten Widerstand der todgeweihten Stadt zu brechen.
Schwer beladen mit einem Sack voller Reichtum und Tand, war er auf dem Weg zum Hafen gewesen, als er beinahe von einem Speer getroffen worden war, der nun neben ihm lag. Er sah sich kurz um und erkannte dann, dass auf den Dächern eines der Lagerhäuser zwei Männer standen, die allen ernstes Speere auf die Horde der Invasoren warfen. Angus hob den Speer auf und steckte zwei Finger in den Mund, um zu peifen. Als die Beiden auf dem Dach auf ihn herabsahen, schleuderte er ihnen mit urgewaltiger Kraft den Speer entgegen, was Einen zum Abstürzen brachte, nicht weil er getroffen worden war, sondern weil er versucht hatte, auszuweichen. Kurz ruderte der Mann noch mit den Händen in der Luft, doch es war vorbei, er hatte das Gleichgewicht völlig verloren und stürzte rücklings vom Dach. Mit einem dumpfen Knall schlug er unweit von Angus auf und blieb regungslos mit verdrehten Gliedmaßen liegen. Der Zweite ging augenblicklich in Deckung und Angus setzte seinen Körper in Bewegung in Richtung Lagerhaus, wo er sogleich die Tür einschlug und die Treppe nach oben erklomm. Als er endlich bei einer Dachluke angekommen war und einen guten Kampf erwartete sah er seinen Gegner bereits Fersengeld geben. Mit einem wütenden Schnauben riss er die Luke heraus und kletterte aufs Dach, um die Verfolgung aufzunehmen.
Die vier hohen Lagerhäuser waren unglücklicherweise für Milron, der eigentlich gar nicht vorgehabt hatte, jemals an einer Schlacht teilzunehmen, die mit Abstand höchsten Häuser der Umgebung. Er sprang erst von einem zum Anderen, doch dann musste er das tun, wovor ihm ehrlich graute: Er hatte keine Wahl und musste auf eines der niedrigeren Häuser springen, vielleicht hatte er in den Gassen der Stadt eine Chance, dieses wutschnaubende Monster hinter sich abzuhängen. „Dämlicher Idiot, diese Stadt hat nichtmal genügend Gassen, sich zu verirren.“ sagte er zu sich selbst und sah in die Tiefe. Das nächste Haus, das Haus des Meisters der Tischlergilde war gute vier, fünf Schritte niedriger als das, auf dem Milron nun stand. Ein Brüllen hinter ihm nahm ihm allerdings die Entscheidung ab und er segelte durch die Luft und kam sehr unsanft auf. Als er sich aufrollen wollte, erkannte Milron, dass sein Verfolger schon so weit war, auch zu springen und humpelte weiter, kletterte das Dach bis zum Giebel hinauf und rutschte auf der anderen Seite hinunter. Der Nordmann tat ihm das gleich.
Obwohl er schon einen prachtvollen, geflochtenen Bart hatte, war er bedeutend jünger, als der Mann, den er gerade verfolte. So schätzte er zumindest, als er die Spitze des Dachs erreicht hatte und ebenfalls nach unten rutschte. Er federte bei seiner Landung geschickt ab und richtete sich auf. Zu seinem Entsetzen fand er sich von einer Gruppe Soldaten und vier nicht gerade zimperlich und unerfahren wirkenden Männern, in die Enge getrieben wieder. „Tötet ihn!“ brüllte Milron und sogar mit seinem geringen Wissen über die verische Sprache wusste Angus um die Bedeutung dieser Worte. Ein mächtiger Axthieb fraß sich in die Brust eines der Soldaten und ließ diesen laut ächzend auf die Knie sinken. Angus trat dem Sterbenden gegen den Kopf, um dessen Kameraden kurz aufzuhalten und versuchte rückwärts schreitend zu entkommen. Ein Schwertstreich verfehlte ihn nur knapp und Angus konnte seine Faust in den Bauch eines der Ungerüsteten rammen. Dieser erbrach sich und wollte sich gerade hochrappeln, als ein unvergleichbarer Schmerz seinen Nacken durchfuhr. Entsetzt blickte er auf und sah als letztes in seinem Leben den Mann, den er aus der Taverne kannte ... er und seine Freunde hatten gestern auf Kosten dieses Elfen und der drei Ausländer einen Heidenspaß gehabt, doch nun lagen sie weder in Ketten noch waren sie auf dem Weg zum Henker. Nein! Der Kembrier stand, breitbeinig da und schlug mit seinem Schwert um sich. Was war geschehen? Träumte er? Der Schmerz im Nacken durchzuckte seinen Körper noch ein letztes Mal. Dann wurde es dunkel.
Angus bemerkte, dass sich Leute dem Kampf angeschlossenen hatten und zwar, zu seinem völligen Erstaunen, auf seiner Seite. Er kramte in seinem Kopf nach den richtigen Worten und fragte dann in breitem nordischen Dialekt: „Seid ihr sicher, dass ihr nicht auf der falschen Seite prügelt?“ „Ganz sicher.“ murrte der Schwertkämpfer und wischte Blut von seinem Schwert. Einer der Männer, der Angus’ Unterstützer zu kennen schien, hielt zwei Schwerter in der Hand und trat auf Wulfen zu. „Hat euch der Abend nicht gereicht? Wie seid ihr aus eurer Gefangenschaft entschlüpft ihr Würmer? Nun gut, dann beenden wir es hier. Heute.“ „Ehrloser Mörder, Messerstecher.“ spuckte Wulfen aus, zu mehr kam er nicht, denn schon hagelten zahllose Hiebe auf ihn ein, die selbst er nur mühsam parieren konnte. Ein Streich reichte jedoch und Oberarm und Schulter seines Kontrahenten bluteten heftig. „Lauf.“ sagte Wulfen bestimmt mit ruhiger Stimme und drohte mit seinem Schwert. Der Mörder ließ augenblicklich seine Waffen fallen und rannte. „Das gilt auch für euch drei. Wir sind zu stark für euch. Geht.“ „Niemals.“ Brüllte einer der beiden Soldaten, ein weiterer Mann, der größere aus der Schlägerbande, folgte ihm und sie rannten auf den Kembrier zu. Wulfen presste die Lippen aufeinander und umklammerte sein Schwert, ein Ausfallschritt und eine Attacke warfen den Soldaten, laut schreiend, zu Boden. Der Zweite war gar nicht erst soweit gekommen, denn unmittelbar, nachdem dieser zum Schritt angesetzt hatte, hatte Angus seine Axt auf ihn geschleudert. Der Aufprall hatte Gerjall sofort von den Beinen gerissen. Dank seiner mächtigen Statur war er noch am Leben, riss sich die Waffe aus seiner, vor Schmerz pochenden, Schulter und wollte aufstehen, doch die unerbittliche Treffsicherheit des Elfen Alariel erstickten diesen Versuch im Keim. Nun endlich rannte noch einer, Milron, der Letzte der Angreifer fort.
Caldrin trat leichenblass aus seinem Versteck hervor. „Grausamkeit, oh Grausamkeit! Ihr seid alle Schlächter! Allesamt.“ „Krieg ist.“ zuckte Wulfen mit den Schultern und steckte seine Klinge in die Scheide zurück. „Kommt mit Hafen. Schiff.“ deutete Angus eilig in Richtung des Hafens und die vier Männer rannten los, erkannten aber schon nach wenigen Schritten, dass die Piratenschiffe, vermutlich vollbeladen mit den Schätzen der Stadt bereits wieder Segel gesetzt hatten. Angus blieb stehen und starrte ihnen fassungslos nach. Was konnte es schlimmeres geben, als im tiefsten Feindesland ausgesetzt zu sein. Alleine, ohne seine Brüder und Schwestern, fühlte Angus sich so einsam wie ein Fischerboot im wild tobenden Orkan der unbekannten Welt um ihn. „Das ist natürlich übel, aber zu allererst sollten wir uns hier aus dem Staub machen, vergesst nicht, dass wir ausgebrochene Verbrecher sind, die Piraten beim Plündern unterstützt haben.“ merkte Caldrin atemlos an. „Er hat Recht. Wir suchen dir wo anders eine Passage in die Heimat.“ meinte Wulfen zu Angus, der kein Wort zu verstehen schien. „Hafen. Insel Sneybegen.“ setzte Wulfen noch einmal an, als Caldrin ihm auf kembrisch erklärte, dass er auch Iallisch, die Sprache der Nordleute, spreche. „Pah! Soll ich dafür allen davon erzählen, dass wir nämlich doch die Türe aufbrechen mussten, weil ein gewisser jemand nicht so gut zaubern kann, wie prahlen?“ neckte Wulfen den Gelehrten. „Immerhin habe ich sie kurz in Brand stecken können, sonst hätten wir sie niemals ...“ setzte Caldrin gerade zum Protest an, als ihm klar wurde, dass er nur geärgert worden war, was er mit einer abschätzigen Geste abtat.

 
Die Vier eilten die menschenleeren Hauptstraße entlang zum Stadttor, um Wulfens Pferd zu holen und flohen, die Straße meidend durch den Wald in Richtung Westen. Hinter ihnen erloschen die Flammen langsam, kaum noch Nahrung findend und das Volk der Stadt verließ seine Verstecke wieder. Der Schaden, den die Nordmänner angerichtet hatten, war immens gewesen, die Zahl der Toten war nicht abzuschätzen. Wehklagen erklang und vermischte sich dem Gezeter der Verwundeten und Sterbenden.

 
„Ihr seht bedrückt aus, Caldrin.“ es war bereits Abend geworden und diese waren die ersten Worte, die wieder gewechselt wurden. Wulfen stieg ab und deutete Angus oder Alariel, das Pferd zu übernehmen. „Wieso haben wir das Gesetz mit Füßen getreten?“ antwortete Caldrin auf Wulfens Frage „Wir haben uns einer korrupten Bande von Schlägern und Soldaten widersetzt. Nicht dem Recht. Diese Männer haben diese Stadt als ihr Eigentum betrachtet und das ist nun in Flammen und Blut untergegangen. Das ist Recht! Es stimmt, es war vielleicht nicht gerade elegant, dem Alleinzigen gefällig oder eines Adligen würdig, wie wir gehandelt haben. Vermutlich werden wir dafür einst grausam bestraft. Doch so ist die Welt, mein Guter. Wir haben es geschafft zu überleben und das ziemlich heil, obendrein. Über den heutigen Tag wird wohl niemand ein Lied schreiben um uns zu huldigen, aber wir haben es geschafft, weitere Tage warten auf uns.“ Caldrin atmete tief durch und schloß die Augen. „Und immerhin ist die Stadt von diesem Gardekommandeur frei. Die Häuser werden wieder aufgebaut werden, die Stadt wird neu erstehen aus den Ruinen. Das ist der Lauf der Welt. Die Welt ist ein grausamer Ort, mein Freund, ja. Allein dass der Mörder eures Mentors fliehen konnte und als einziger von allen Beteiligten, einschließlich uns, vermutlich ungeschoren davonkommt, sagt doch Alles, oder?“ „Glaubt ihr das auch selbst, hoher Herr?“ Wulfen und Caldrin sahen einander an und Wulfen senkte seinen Blick.
„Nein.“

 
 - ENDE -

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.04.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Die goldene Bahre der Inkas von Peter Splitt



Eigentlich beabsichtigte Roger Peters, Inhaber einer Reiseagentur für Abenteuerreisen, ein paar ruhige Tage in Lima mit seiner peruanischen Freundin Liliana zu verbringen, bevor er zu abgelegenen Andenregionen zwecks Erkundigung neuer Reiserouten aufbrechen wollte. Das Auftauchen wertvoller antiker Kulturobjekte und das gleichzeitige mysteriöse Verschwinden eines befreundeten Kunsthändlers aus der Antikszene, stürzen Roger Peters jedoch in unvorhergesehene Abenteuer. Er begibt sich mit seinen Freunden auf die Suche nach alten Inkaschätzen und sieht sich schon bald mit einer international operierenden Hehlerbande für antike Kulturgüter konfrontiert

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