Inga Rothe

Die Rentner WG 2

 
Am nächsten Morgen erschien Hanna etwas später und Marianne hatte die Anderen schon eingeweiht.
Marie fragte auch sofort, was denn heute Nacht los gewesen sei.
“Nun gut, ihr Lieben, ich hab eine Überraschung, die ich euch nicht länger vorenthalten wollte.”
Sie stand auf und rief Uwe, der nun ins Zimmer trat.
Luise holte schnell noch ein weiteres Gedeck und alle hörten nun den Plänen Hannas zu.
“Da unser Fritz ja nicht mehr so kann, wie er möchte, zieht Uwe jetzt zu mir und er kümmert sich auch um Haus und Garten. Alles andere bleibt wie es war.”
Schnell merkte jeder, das Uwe ein ganz netter Kerl war und sie noch mehr Spaß zusammen hatten.
Nur Marianne war immer noch misstrauisch.
Hanna hatte schlecht geschlafen, denn Marianne hatte sie in der Nacht mehrmals geweckt, da es Fritz angeblich schlecht ging. Dennoch hatte Hanna das Gefühl, Marianne übertrieb maßlos und das sie einfach in ihrem Zimmer stürmte, fand sie auch nicht in Ordnung.
Am nächsten Morgen nahm sie Uwe zur Seite und fragte warum sie denn überhaupt Zimmer vermieten würde, sie hätte es doch gar nicht nötig. Er würde genug Geld für sie beide verdienen und sie könnten ein sorgenfreies Leben führen.
Hanna schluckte und gerade als sie antworten konnte, rief Marianne schon: “Schnell, Fritz geht es noch schlechter.”
Hanna überzeugte sich erst einmal, denn heute Nacht war es nun wirklich nicht schlimm. Fritz lag da und machte einen verwirrten Eindruck. Hanna holte den Notarzt und Fritz kam erneut ins Krankenhaus.
Marie sah besorgt Hanna an, die völlig bleich an der Wand gelehnt stand.
“Komm Hanna, lass und eine Runde spazieren gehen, das wird uns sicher gut tun.”
Hanna nickte und wie schon lange nicht mehr, marschierten die Beiden los.
“Ach Hanna, du tust mir so leid. Du könntest es so schön haben mit deinem Uwe, aber stattdessen plagst du dich mit uns herum.”
“Was soll das denn heißen, Marie, natürlich haben wir auch mal Probleme, aber das kommt in allen Familien vor. Ich habe es angefangen und werde es auch weiter machen. Ihr seid mir auch wichtig.”
Erleichtert nahm Marie Hanna in die Arme. “Und du meinst, dein Uwe macht das alles mit?”, fragte sie.
“Sicher, wenn er mich liebt, dann lebt er auch mein Leben und wenn nicht, muss er gehen.”

Zuhause angekommen, empfing sie so gleich Marianne.
“Wo ward ihr denn, der Fritz ist gestorben.”
Hanna und Marie waren geschockt, damit hatte nun keiner gerechnet.
Fritz war ein lieber Mensch, der immer zu trösten wusste und Arbeiten im Haus erledigte, als er noch dazu in der Lage war, ohne groß zu fragen.
Über sein Leben sprach er kaum, keiner wusste ob er noch Angehörige hatte.
Hanna übernahm die Beerdigungsvorbereitungen, das war sie ihm schuldig, dachte sie.
Langsam kehrte wieder Ruhe ein in der Rentner WG. Die Beerdigung lag Wochen zurück. Das Zimmer von Fritz war immer noch leer und Hanna fragte nach dem gemeinsamen Essen, wie es denn wäre, wieder einen neuen Mitbewohner zu suchen?
Marianne meinte erschrocken, sie könne sich noch nicht mit dem Gedanken abfinden, das Fritz nicht wieder kommt.
Luise dagegen war begeistert und schlug vor, eine Anzeige in der hiesigen Presse zu schalten.
Auch Marie fand die Idee gut. Uwe konnte nichts dazu sagen, er war mal wieder bei solchen Entscheidungen nicht dabei.
Sie einigten sich auf das kommende Wochenende.
Am nächsten Tag klingelte der Postbote und übergab Hanna ein Einschreiben.
Neugierig öffnete Hanna ihn sofort und erschrak.
Der Brief war von einem Notar, der sie zur Testamentseröffnung einlud.
Hanna überflog den Brief noch einmal und nun las sie erst den Namen von Fritz.
Sie hielt es für das Beste, erst einmal nichts zu sagen.
Am Wochenende erschien die Anzeige in der Zeitung und es meldeten sich nur Männer.
Am Sonntag wurden einige zum Kaffee und Kennenlernen eingeladen.
Johannes, ein 60jähriger Frührentner gefiel am Besten. Ein Bayer, wie er im Buche steht. Er erschien in Bayerntracht, die hier in der Gegend zwar nicht oft gesehen wurde, aber er hatte Selbstbewusstsein und mit seinem Charme eroberte er die Damen.
Er hatte zwar auch ziemlich kesse Sprüche auf Lager, aber das überhörte man.
Auch Handwerklich hatte er einiges drauf und so wollte niemand auf ihn verzichten.
In zwei Wochen sollte er einziehen.
Wenige Tage später hatte Hanna den Termin beim Notar. Sie hatte niemandem etwas davon gesagt, auch Uwe nicht.
Sie saß beim Notar und dachte, sie träumt. Fritz hatte ihr 500.000 Euro hinterlassen, damit sie die Rentner WG vergrößern konnte. Er hatte, bevor er bei ihr einzog, sein Haus verkauft, weil er auch nicht alleine bleiben wollte und fand die Idee mit der WG so gut, aber selber traute er es sich nicht zu.
Hanna kaufte Kuchen ein und beim Kaffeetrinken erzählte sie von dem Testament.
Alle waren begeistert, nur Marianne blickte grimmig zu Boden. “Was ist denn mit dir?”, fragte Luise.
“Nun, ich hab ihn gepflegt und das Essen gebracht, nächtelang aufgepasst und ich bekomme nichts?”
“Was heißt das, Marianne, ich koche hier auch und bekomme nichts, noch nicht einmal ein Dank.”
Nun wurde Hanna hellhörig.
“Also Marianne, hier hat jeder ein paar Pflichten und du wolltest Fritz mit pflegen. Der Krankendienst war ja auch noch da und wenn es dir zuviel geworden wäre, hättest du nur ein Ton sagen brauchen. Und du Luise, wolltest freiwillig das Kochen übernehmen und uns hat es immer geschmeckt, oder hat einer mal etwas gegenteiliges gesagt?”.
Marianne und Luise schwiegen betroffen.
“So, nun noch einmal, das Geld ist für ein größeres Haus, das heißt es kommt uns allen zugute.”
“Geld? Größeres Haus? Worum geht es hier?” , sagte Uwe, der gerade das Wohnzimmer betrat.
Hanna zog in am Arm und schlug vor, ihm alles in Ruhe zu erzählen.
Begeistert schien Uwe nicht zu sein, zumal er sich immer ausgeschlossen fühlte.
“Nun Uwe, ich stehe zu meiner Idee und ich werde ein größeres Haus kaufen. Aber du hast auch recht, ich müsste dich auch mehr einweihen. Nun, ich weiß aber nicht, was du überhaupt denkst und wie du dir das Leben mit uns vorstellst. Denn alleine bekommst du mich nicht, nur mit meiner Rentner WG:
Uwe bat um etwas Zeit, um sich entscheiden zu können.
Das machte Hanna misstrauisch, denn sie dachte immer, Uwe sei auf ihrer Seite.

[b]Johannes zieht ein[/b]
Heute war der Tag, das auch Johannes in die Rentner WG einzog. Neugierig ließ Marianne ihn nicht aus den Augen und stand öfters als nur einmal im Weg herum.
“Mensch Marianne, heb deinen Arsch und lass mich hier er einmal fertig werden.”
Völlig entsetzt und beleidig verzog sie sich, so eine Frechheit .
Johannes hatte einen Computer und nach kurzer Zeit auch Internetanschluss. Somit sah man ihm kaum und das war Marianne recht, denn sie ging ihm aus dem Weg. Überhaupt, Luise behandelte er nicht so.
Im Gegenteil, er nahm ihr so gar öfters das Kochen ab. An diesen Tagen aß Marianne nichts, denn man wusste ja nie, was der Bayer da kochte. Angeblich indische Kost, aber alles sah sehr merkwürdig aus und er ließ auch keinen zusehen.
Am nächsten Morgen wurde Marianne von einem kläglichen Miauen geweckt. Im Garten fand sie eine kleine Katze, die ziemlich abgemagert war. Von nun ab kümmerte sie sich um das kleine Tier und war überglücklich einen “Gefährten” gefunden zu haben.
Hanna wartete immer noch auf Uwes Entscheidung, erinnerte ihn aber vorerst nicht daran. Sie hatte einen Makler beauftragt, der sich um ein großes Haus kümmern sollte, aber das was sie bisher gesehen hatte, gefiel ihr gar nicht.
Gerade als sie in den Vorbereitungen für das zweite Jahr, seit dem Bestehen der Rentner WG war, klingelte das Telefon.
Es war der Makler mit einem Vorschlag, ein Haus zu besichtigen, es müsse aber schnell gehen.
Hanna ließ alles stehen und nahm Marie mit.
Als sie zu dem Haus kamen, stellten sie fest, es handelte sich um eine ehemaligen Pension.
“Ideal für ihr Vorhaben, gnädige Frau.”, meinte der Makler.
Hanna war auch sofort begeistert, aber der Preis! Sie müsste ihr altes Haus verkaufen und dann vielleicht noch einen Kredit aufnehmen, das musste überlegt werden.
Als sie das Haus besichtigt hatten und den großen Garten, konnte sie nicht widerstehen und sagte einfach zu. Marie war ebenfalls begeistert.
Diesmal wollte sie aber zuerst mit Uwe sprechen und bat Marie zu schweigen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.04.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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