Esra Kurt

Die Erbinnen des Zauberlehrlings

Sara stand vor der Tür von dem Haus ihrer Freundin Eleonora. Sie klopfte an die Tür. „Wer ist da?“, fragte Eleonora. „Ich bin es, Sara!“, antwortete Sara. „Ach so! Komm herein, Sara“, empfing Eleonora ihren Gast freundlich.
Sara kam herein. Sie erzählte ihrer Kameradin aus einem anderen Universum, dass sie die Ballade „Der Zauberlehrling“ von Goethe gelesen hatte. In der Ballade rief der Zauberlehrling einen Zauberspruch, mit dem er die Badewanne mit Besen füllen ließ.
Doch irgendwas ging schief. Die Badewanne lief über und auch das ganze Haus verwandelte sich in eine Sintflut-Katastrophe. Sara war von der Ballade beeindruckt und wollte den Zaubertrick nachmachen.
Mein Zaubertrick mit den Besen und der Badewanne wird garantiert nicht in die Hose gehen! Das schwöre ich, liebe Eleonora!“, prahlte Sara. Eleonora blickte skeptisch. Sie sagte: „Wie soll das gehen, Sara? Du bist die Hauptperson aus dem Computerspiel „Die Grabräuberin“ und keine blutige Zauberschülerin. Was hätte der Dichter Goethe gesagt, wenn du deinen Versuch ihm vorführen würdest? Bestimmt nichts Gutes!“
Trotz der skeptischen Aussage von Eleonora ließ sich Sara nicht unterkriegen. Sie wollte den Zaubertrick mit den Besen und der Badewanne trotzdem wagen. Doch Eleonora blieb dickköpfig. Sie wollte nicht, dass Sara ihre Badewanne von Besen auffüllen ließ. „Sara! Bitte! Ich möchte nicht, dass du meine Badewanne auffüllst. Wenn das ganze Haus überläuft wie beim Zauberlehrling, dann verspottet mich man in meinem ganzen Universum. Vor allem meine schadenfrohe Erzfeindin Emma macht sich dann über mich lustig. Das möchte ich nicht!“ Dann kann ich dir die Schuld auf das ganze Dilemma geben!“, flennte Eleonora.
Jetzt hör' doch auf zu heulen, Eleonora! Wenn du weiter heulst wie eine Heulsuse, dann deine Tränenbäche das Haus zum Überlaufen!“, schimpfte Sara.
Nach einer Weile kriegte sich Eleonora wieder ein. Um nicht noch mehr mit Sara zu zanken, gab sie nach und ließ sich von Freundin überreden. Sara erklärte Eleonora den Ablauf des Zaubertricks.
Dazu brauchte sie Eleonoras Zauberstab, ein bisschen Geduld und vor allem eines: Den Ausschnitt aus der Ballade von Goethe, in dem der Zauberlehrling den Zauberspruch aussagt. Also kramte Sara in ihrer Ledertasche, zückte den wichtigen Balladen-Ausschnitt und machte die Tasche wieder zu.
Danach Sara den Zauberstab, den sie brauchte, aus Eleonoras Händen. Aber vorher bat sie um Eleonoras Zauberstab, denn sonst wäre es unhöflich gewesen. „So, wir haben alles, Eleonora! Deinen Zauberstab, die kleine Portion Geduld und den wichtigen Text-Ausschnitt. Doch wir werden den wichtigen Ausschnitt aus der Ballade verändern, damit unser Vorhaben auch 100% idiotensicher ist!“, sprach Sara.
Also nahm Sara den wichtigen Ausschnitt von Goethes Ballade und Eleonoras Zauberstab und ging mit ihr ins Badezimmer. Im Badezimmer sagte Sara den Zauberspruch verändert auf: „Walle, Walle! Die Besen aus Eleonoras Besenkammer sollen kommen und die Badewanne auffüllen, prall bis zum Rande! Ihr dummen Besen sollt zum Leben erwachen, Eimer nehmen und die Wanne mit dem kostbaren Nass füllen! Walle!“
Eleonora und Sara sahen bei ihrem Zaubertrick gespannt zu. Es passierte erst einmal nichts. „Na Sara, was habe ich dir gesagt?“, sagte Eleonora zickig. „Warte erst einmal ab!“, antwortete Sara. Es dauerte nur eine kurze Weile und schon erwachten die Besen aus Eleonoras Besenkammer zum Leben. Die „Feger“ nahmen Eimer und füllten sie mit Wasser.
Danach marschierten die Besen und gingen ins Badezimmer herein. Im Badezimmer schütteten sie den Inhalt der Eimer in die Badewanne. Doch sie schütteten zu viel Wasser in die Badewanne. So lief die Wanne über und über.
Ich dachte, dein Plan wäre idiotensicher, Sara?“ , zickte Eleonora herum. „Irgendwas muss ich falsch gemacht haben, aber was?“, fragte sich Sara. All das Zicken und Fragen nützte nichts, denn die Besen füllten die Wanne weiter mit Wasser. So verwandelte sich das Haus langsam in eine Sintflut-Katastrophe. Der Fliesenboden war schon vollkommen unter Wasser und das Nass schwappte auch langsam in den anderen Räumen über. „Was sollen wir nur tun?“, flennte Eleonora verzweifelt.
Sara fluchtete derweil mit Eleonoras Zauberstab herum. Doch der Horror mit den Besen wollte nicht mehr aufhören. Mittlerweile stand von Eleonora unter Wasser. Als das ganze Haus zu einer Sintflut-Katastrophe wurde, riss sich Eleonora zusammen und hörte auf zu weinen.
Gib mir mal meinen Zauberstab zurück!“, befahl Eleonora Sara und riss ihr den Zauberstab aus ihren Händen.
Danach rief Eleonora: „In meinem Namen sollt ihr Besen wieder leblos werden und in der Besenkammer verweilen. Doch zuerst sollet ihr mit dem Befüllen der Badewanne aufhören und dann in die Besenkammer zurückkehren!“
Gesagt – getan. Im Gleichschritt marschierten die Besen wieder zurück zur Besenkammer und wurden wieder leblos. Was übrig blieb, war ein Haus unter Wasser und eine verärgerte Eleonora. „Zur Strafe wirst du die Überschwemmungen meines Hauses mit Mopp und Eimer wieder beseitigen, Sara!“, schimpfte Eleonora.
Sofort holte Eleonora einen Eimer und einen Mopp aus der Besenkammer und drückte die Putzsachen in Saras Händen. Sara büßte ihre Untat und versuchte, die Überschwemmungen in Eleonoras Haus zu beseitigen.
Da grinste Eleonora schadenfroh, während Sara nur seufzte. Tja, man sollte keine Zaubertricks auf eigener Faust wagen!

Esra Kurt 26.04.2008

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.05.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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