11. Mai 2008
Süsser Blütenduft lockt, begleitet von der feuchten Kühle, in diesen frühen Morgen. Erste wärmende Sonnestrahlen lassen eben diese feinen Düfte entstehen. Tautropfen zieren Wiesen, Blumen und Blüten. Der Frühling hat sich völlig entfaltet, gleich einem bunten, frisch geschlüpften Schmetterling. Weit öffnet er seine feuchten, in allen Farben bunt schimmernden Flügel - schaut, wie schön ich bin - hört man ihn sagen und die ganze Vogelschar stimmt in ein fröhlich Morgenlied an, denn wer will schon an diesem wunderschönen Frühlinsmorgen sich verstecken. Das wachsende Grün der Wiesen und Blätter in zartesten Farben. Aus dem nahen Wald ertönt der Ruf des Kuckuck, ein Ruf wie aus einer anderen Welt, so selten ist dieser Ruf zu hören. Begleitet vom klopfen eines Spechts, der krampfhaft an seiner Bruthöhle arbeitet.
Gemächlichen Schrittes gehe ich über den Feldweg, auf dessen Seiten noch vor wenigen Tagen sich Raps in golden leuchtenden Farben im seichten Windes bewegt haben. Nun zeigen sie sich frisch gepflügt in dunklem Braun. Krähenvölker beackern nun die frischen Furchen. Auch Störche, haben sich unter dieses laut schreiende Federvieh gemischt und laufen mit ihren langen Beinen gemächlich den Schollen entlang, recken ihre eben so langen Hälse und halten nach essbarem Ausschau, dass sie dann mit ihren eben so langen Schnäbel aufnehmen.
Das leicht abgedunkelte Sonnenlicht spielt mit den in leichten Wind vibrierenden Blättern ein perlendes Lichtspiel, mal glitzernd, mal funkelnd. Wieder ertönt in den Gesang der Vögel des Kuckuck dumpfer Ruf, auch der Specht ist unermüdlich am hämmern, das im Wald eher einem Rattern mit Echo als einem Klopfen gleicht. Vom Hof Maienbühl klingen Glocken und Glöckchen von Kühen herüber. Der feuchtmoderige Duft vermischt mit all den Geräuschen lässt mich immer wieder tief durchatmen. Wohltuend für Körper und Geist. Aus dem Tal von Inzlingen schwebet Glockenklang, der je nach Windstärke, mal lauter und dann wieder leiser wird, zu mir in den Wald hinauf. Dieser vermischt sich mit dem Glockenklang der Kühe vom Maienbühl. Keine Menschenseele ist mir begegnet.
Ein wunderbarer Sonntagmorgen. Die Gedanken genau so schweben lassen, wie die drei Milane, die hoch oben über der Waldlichtung sich von der Thermik in die Höhe treiben lassen. Hinaus in die weite Welt, in die Herzen all jener die man liebt und gern hat. Begleitet von all die vielen Düfte und Geräusche, die Milde der Luft, an diesem Morgen im Mai.
© 2008 bei Hans-Peter Zürcher