Oliver Wehse

Der Lord und der unheimliche Heiler

Es war spät in dieser Nacht, oder früh am Morgen, wie der Lord fröhlich lachend sagte: Es käme auf den Blickwinkel an.
Seid dieses neue Medium, genannt MDSL (Märchenwald dümmliche Schnelle Leitung) im Schloss des Lord Einzug gehalten hatte, saß er öfter des Nachts vor seinem Aquarium, die Fische mussten solange zur besseren Sicht im Klo schwimmen.
Manchmal vergaß er das. Vor allem wenn er auf diversen Seiten unterwegs war wo viele nackte Elferinnen gegen eine kleine Gebühr als ideale Wichsvorlage taten was man möchte. Naja, wie dem auch am verwesen war, war er gerade mit einem Troll aus Frititanien dabei Kochrezepte auszutauschen, als ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief, gefolgt von einem und noch einem.
Das lag nicht an den Rezepten, wie Augenbrei auf Madensouffle oder auch Schweinemagen mit Baby Katzenfleisch gefüllt, nein das war etwas anderes.
Jetzt wurde er auch durchgeschüttelt. Es zuckte hier, es zwackte da.
„Irgendetwas war hier nicht am in Ordnung sein“, dachte er sich.
„Komisch ich glühe, aber mir ist Sauschweineschwanzkalt.“
„Was soll der Scheiß?“ Brüllte er im Schloss herum.
Vielleicht irgendeine Hexe, mit der ich noch eine Rechnung offen habe ? Oder der Zauberlehrling der mir irgendwas angehext hat, weil ich sowas sagte wie: „Wow einfach magisch“, dachte er.
Da die Verbindung schon wieder, wie so oft in dieser Nacht zusammenbrach, entschied er sich, die Fische wieder ins Aquarium zu setzen. Ach stopp fiel ihm ein, er war ja eben auf Toilette. Dann hatte er ein kleines Gebet gesprochen und einfach am Kabel gezogen.
Es rumorte nun auch in seinem Magen. Es grenzte schon an Lärmbelästigung, ein gezielter Schlag in die Region aus der die Geräusche kamen, brachte aber auch nicht den gewollten Effekt. Im Gegenteil, nun war ihm erst richtig schlecht.
Er überlegte woran das wohl liegen könnte und kam zu dem Entschluss: Er sollte vielleicht aufhören Grillanzünder zu trinken. Blind geworden ist er nicht als er ihn letzte Woche mal versuchte.
„Also warum nicht“, dachte er sich. Er stellte aber die fast leere Flasche nun zur Seite.
Aber auch dies half nichts. Es rumorte immer lauter. Ihm wurde immer kälter und das obwohl er sich mittlerweile die Winterrüstung angezogen hatte.
„Verdammt, was ist das“? Fragte er sich und die kleine Fliege, die vergnügt um ihn herum schwirrte. Naja manchmal wenn die Muschi nicht mehr frisch ist, juckt die Gurke hinterher, aber das konnte er nach einer kurzen Kontrollbesichtigung ausschließen.
Er erschlug die Fliege, die sich auf seinem Arm niederließ mit den Worte: „Komm wieder wenn ich Tod bin“ und das dies nicht geschah, aß er sie kurzerhand auf.
Besser ging es ihm dadurch nicht, also überlegte er, dass er doch mal ein Buch gesehen hatte, in der Bibliothek des Schlosses, worin etwas von Hausmitteln zur Besserung des Allgemeinbefindens stand und wie man „sie“ bewusst und willenlos bekam ohne das es toxikologisch nachweisbar war, aber das war im Moment uninteressant.
Der Weg in die Bibliothek erschien ihm heute länger als sonst. Es mochte daran liegen, dass zu allem Überfluss auch noch eine zähe gelbe Masse aus der Nase lief, welche langsam um die Mundwinkel verkrustete.
Als er angekommen war, fand er das Buch nach kurzem suchen auch, es war das einzige wo die Staubschicht noch sowas wie den Titel erahnen ließ.
Irgendwas mit Kunde und Eingeweihte, Kräuter und verschreibungspflichtige Plazebos lass er laut vor. Er setzte sich an einen Tisch und öffnete das Buch. Irgendwie fand er nichts von Kräutern. Nur seltsame Abbildungen von Dämonen, nackten Frauen, was er schon mal des Betrachtens wert fand, abgetrennte Gliedmaßen und viele viele andere Absonderlichkeiten. Kurz vor der letzten Seite, war ein Zettel eingefügt, auf dem stand etwas von nicht umblättern oder so, aber da er die Schrift nicht kannte, tat er es doch.
Eine große graue Klaue schoss aus dem Buch hervor, packte den Lord im Gesicht, zumindest was beide dafür hielten und rüttelte kräftig daran. Sie schien zu versuchen dem Lord den Kopf ab zu reißen.
Der Lord sprang auf, und merkte wie sich sein Kopf immer weiter und weiter in das Buch neigte. Was sollte er tun? Damit hat er nicht gerechnet und je heftiger er sich dagegen stemmte, desto heftiger wurde der Sog.
Oh verdammt, wenn ihm nun nichts mehr einfiel, würde er in das Buch gezogen. Noch während er anfing hektisch nach Luft zu schnappen, mußte er nießen.
Ein Schwall von gelbrotem Schleim ergoss sich auf die Hand und da diese im Gesicht des Lord fest gekrallt war, war auch selbiges verschleimt. Was für eine Sauerei! Die Hand aber ließ sofort los, endlich konnte er durchatmen.


Die Kralle verschwand im Buch, kehrte kurz mit einem Schild, auf dem stand: „Du spinnst wohl!“ wieder zurück und warf dieses nach dem Lord. Die Hand schleuderte und schüttelte sich wie eine Katze, die in der Klospülung gewesen ist und verschwand gänzlich.
Schnell klappte er das Buch zu und damit er nicht auf die Idee kommen könnte es nochmal zu öffnen, spießte er es mit dem Werbebanner, Pardon Protestschild an die Wand.
Müde und schlapp schleppte er sich in dieser Nacht ins Bett.


Am nächsten morgen, naja eigentlich war es früher Nachmittag, öffnete er seine verklebten Augen. Auch sie hatten sich entschlossen es der Nase gleich zu tun.
„Scheiße“, dachte er und kippte den Geschmack eines Kuhfladens mit einem halben Liter Wodka herunter.
Ich muss zum Heiler sagte er sich selbst, als er beim Morgenschiss erlebte wie weit Scheiße spritzen kann, wenn sie die Konsistenz wie Wasser hatte.
Erstmal einen Blick auf den Kalender werfen
„Scheiße es ist der 30.09. so eine verfickte Scheiße.“ Das heißt ich muss 10 Dukaten zahlen, da unser allseits geschätzter König Merkelingt der Erste ja so lustige Ideen hatte bzw. diese auch noch von seinem Amstvorgänger übernahm. „Scheiße!“
Ein Blick in seine Schatzschatulle ließ einen Besuch beim Heiler nicht mehr zu. Der Lord dachte,
dass am Ende des Geldes noch verdammit viel Monat übrig war, und trank den Rest Wodka.
Bei dieser Koboldbank wo er ein Konto eröffnete, als Ausgleich dafür, dass so ein pickeliger Junge mit kaputter Brille und Narbe am Koppe, ihn über eine seiner Freundinnen steigen ließ. Herminat oder so hieß die, war auch eine dumme Idee.
Zumal so toll wie der Typ, wie hieß der noch, irgendwas mit Totter oder so. jedenfalls so toll war die Bumsbiene nun auch nicht. Diese seltsamen Kobolde hatten die Angewohnheit über jeden Gold oder Silberdukaten, den man abheben wollte, zu diskutieren, ggf. sogar einem einen Fluch oder schlimmeres an den Hals hexten.
Überziehen war bei denen gar nicht drin, allein von den Zinsen die dann anfallen würden, könnte man Fort Knox kaufen, in Bar natürlich.

Dafür hatte der Lord diesen Trotter oder wie der hieß auch schon mehrere Male verprügelt, aber das brachte ihm im Moment auch kein Geld. Was soll's dachte er sich noch, als er dachte er schmilzt. Er hatte das Gefühl, dass ihm unglaublich heiß war, obwohl er fror.
Er suchte den Thermodildo für „ Rectales Vergnügen und Temperaturanzeige“. So stand es zumindest auf der Verpackung, die irgendwann eine der Maitressen anschleppte.
47,3° im Schatten, ok das war das letzte Zeichen, der Lord war krank.
Ins Dorf wollte er, doch in seinem Zustand? Er kippte schon mehrfach um, als er versuchte zum Barfach zu kommen, um eine neue Flasche Wodka zu besorgen, mag vielleicht auch damit zusammen hängen das die vorangegangene Flasche langsam Wirkung zeigte.
Es half alles nichts, ab ins Dorf. Vielleicht gab es da in diesem Zauberladen was, dass ihm half und nicht allzu teuer war, zum Heiler brauchte er nicht gehen, denn die würden ihn eher vor dem Eingang verrecken lassen, als dass sie ihn behandeln ohne dafür entlohnt worden zu sein.
Ja traurige Zeiten im Märchenwald.

Im Dorf angekommen. Es wurde langsam abend, da wankte der Lord vorbei an ein paar Arbeits- und Obdachlosen Söldnern welche ihn mit den Worten begrüßten
“Hey Du! Was hat Dich denn aus der Bahn geworfen?“ und ihm zum Aufwärmen einen Schluck einer widerlich aber dennoch vertraut gut nach Alkohol riechenden Flüssigkeit eintrichterten.
So gestärkt wankte er weiter in Richtung des Zauberladens. Was stand dort an der Türe...
TANTE SCHMIDTS PLAZEBOSHOP und darunter
Heute im Angebot
Kauf ein Placebo zum Preis von 5
Nur 3 Kreuzer
Nur solange der Vorrat reicht

Super lächelte der Lord, der mittlerweilen mehr als wacklig auf seinen fünf Beinen stand. Fünf? Unten unten unten, links , rechts, ok passt.
Wie dem auch am verwesen war, er ging hinein und wunderte sich: Von Außen sah der Laden so richtig schäbig aus. Vergilbte Fenster mit Spinnenweben an allen möglichen Nischen und ein heruntergekommener Lehmziegelbau, und hier drinnen?


Grelles und unangenehmes Leuchtstofflampenlicht, alles war weiß. Es roch nach etwas, das man auch trinken konnte. Aber es fiel dem Lord gerade nicht ein, wie das Zeug hieß.
Da war er wieder. So ein komischer Typ schlich schon seit geraumer Weile hinter dem Lord her. Der Lord schenkte ihm eigentlich keine erwähnenswerte Beachtung, doch hier war er auch: Er stand in der Schlange am einzigen geöffneten Thresen, genau vor ihm.
„Hey da!“, röchelte der Lord ihn an. Seine sonnst als unhöflich empfundene polternde Art blieb ihm einfach im Halse stecken. Der Hals, so hatte er das Gefühl, schwoll immer mehr an.
„Ja My Lord“, antwortete der Fremde.
„Wisst ihr, warum stellt ihr Euch hier an? Das was die hier verkaufen füllt nur deren Tasche, hat aber medizinisch gesehen keinen nennenswerten Sinn. Ich hingegen kann Euch helfen My Lord.“
Mehr konnte er nicht mehr sagen , da der Lord ihn mit vorletzter Kraft einen Schlag mit der Axt verpasste, den der Fremde jedoch parrierte, nur mit dem folgenden Tritt in die Eier hatte er nicht gerechnet, weshalb er sich krümmend von dannen machte.
„Oh? bin ich schon dran?“, fragte der Lord die freundlich lächelnden Hexe hinter dem Thresen.
„Ja My Lord“, sagte diese und bleckte sich die Zähne. Mal abgesehen davon, dass sie für eine Hexe einen echt geilen Vorbau hatte und das was man unter der Kutte vom Rest erahnen konnte. „Aber sorry Süße, dafür fehlt mir die Kraft“, dachte er sich, gab ihr aber vorsorglich seine Elfenphone Nummer.
„Ich bin krank“, sagte er dann entschlossen, sich selbst gegen den Kopf hämmernd, bis ihm einfiel:
„Scheiße hab ja schon Kopfschmerzen.“
Er schilderte kurz sein Ansinnen und entschied sich auf Rat der Hexe auch das Sonderangebot zu kaufen, welches deutlich günstiger war, als ein Besuch beim Heiler. Nur 12x täglich eingenommen, versprach ihm die Hexe und in spätestens 3 Tagen könnenn sie wieder ficken My Lord und kommen ganz sicher vorbei um erneut das Angebot zu kaufen.
„Hach hossa“, dachte sich der Lord, „Na wenn das keine Aussichten sind.“ Er verließ nach einem Besuch auf der Kundentoilette und der Klofrau unter den Rock greifen, fröhlich pfeifend Tante Schmidts Laden.
An einer Straßenecke tauchte dieser Typ wieder auf. Er kam direkt auf den Lord zu und quatschte ihn an:
„My Lord, ich hörte ihr braucht einen Heiler, könnt ihn Euch aber nicht Leisten?“
„Ach Kutte, du kommst zu spät, erwiederlichte der Lord wir waren doch eben beide in Ullas Laden!“
„Pardon ich meine in Tante Schmidts Laden und da hab ich mir für meine letzten Kreuzer ein Allheilmittel Placebo gekauft,das wird mir sicherlich gut tun.“
„Wenn Du Dich da mal nicht täuscht Lord“, dröhnte die Gestalt und Verschwand.

Nach 3 Tagen ging es dem Lord immer noch beschissen, er pisste aus dem Arsch und die Hals, Kopf und Gliederschmerzen, letzteres waren neu, gepaart mit dem ganzen anderen Scheiß machte ihm sichtlich zu schaffen!
Er mußte noch einmal zu Tante Schmidts Laden. Die letzten paar Kreuzer einsammelnd und ein paar Leergutflaschen, um sich wenigstens das Placebo Angebot kaufen zu können, machte er sich erneut auf den Weg in die Stadt.
Am Schlosstor, wobei er unendlich Mühe hatte es auf zu bekommen, er wollte es seit Jahren ölen, stand wieder dieser Typ und sprach:
„My Lord seid ihr nun gewillt mir zu zu hören?
Es geht Euch nicht besser und in dem Zustand schafft ihr es ohnehin nicht mehr zu Tante Schmidts Laden oder geschweige denn zum Heiler den ihr Zweifelsohne hättet aufsuchen sollen!“
Naja, dachte sich der Lord. Wo er Recht hat hat er Recht. Aber es dauerte noch rund 13 Tage bis der Lord wieder seinen Zehnt von den Bauern bekam und ohne Dukaten läuft nichts. Die paar Kreuzer, die er noch hatte, daraus würde nichts werden.
„Nun beruhigt Euch My Lord“, sagte der Typ.
„Kommt ich begleite Euch zurück ins Schloss. Ihr werdet sehen ich kann Euch helfen.“
Unfähig Widerstand zu leisten, ließ sich der Lord zurück ins Schloss tragen. Das letzte Mal als ihn ein Mann trug, da war er sturz besoffen auf einem Betriebsfest der jungen Unionisten oder wie die hießen, aber Schwamm drüber.
Der Fremde murmelte irgendwas als er den Lord zudeckte, und stellte sich neben das Bett.
Es dauerte nicht lange. Als der Lord langsam aber sicher in den Schlaf gleiten sollte. In diesem Augenblick wußte er warum ihm dieser Typ so bekannt vorkam. Er trug eine schwarze Kutte, hatte ziemlich bleiche Finger und eigentlich gar keine Haut mehr,über die Schulter hatte er lässig eine Sense hängen. Damit hatte er auch den halbherzigen Schlag mit der Axt abgewehrt. Er blickte noch einmal zu ihm um sich zu vergewissern, ja das war er.
Zu müde und zu schlapp sah er noch das der Tod anfing sich einen runter zu holen und began so was wie:
„Ach wie gut das Niemand weiß , das Gesundheitssystem ist der allergrößte Scheiß“ zu singen.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Oliver Wehse).
Der Beitrag wurde von Oliver Wehse auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.05.2008. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Oliver Wehse als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Wind und andere Gedichte von Margot S. Baumann



Lassen Sie sich vom Wind der Zeit durch die Gedichte Welt von Margot S. Baumann tragen. Ihre bildlichen Beobachtungen werden auch Sie berühren und noch lange in Ihren Herzen nachklingen.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Satire" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Oliver Wehse

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

+ KREUZ + WEISE + von Siegfried Fischer (Satire)
Sein letzter Brief von Rainer Tiemann (Freundschaft)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen